http://www.imdb.com/title/tt4954522/
Justine (Garance Marillier) ist noch 16 junge Jahre alt und wächst in
einer ziemlich eigenwilligen Familie auf. Denn in ihrem Umfeld befinden
sich ausschließlich Tierärzte, die zudem auch noch allesamt Vegetarier
sind. Von daher scheint es jetzt schon klar zu sein, dass auch die
Teenagerin den gleichen Weg einschlägt. Doch als sie ihr Studium an
einer tierärztlichen Hochschule aufnimmt, wird sie in eine ganz andere
Welt gezogen, die pervers und ziemlich verführerisch ist. Gleich zu
Beginn muss sie an kranken Aufnahmeritualen teilnehmen, damit sie den
Anschluss an ihre Kommilitonen findet – und dabei isst sie das erste Mal
Fleisch. Und der Verzehr dieser für sie neuen Köstlichkeit hat
unerwartete Folgen. Denn auf einmal entwickelt Justine einen
unkontrollierbaren Hunger nach Blut, der auch vor Menschen nicht halten
macht...
Es ist ein beeindruckender Debüt-Film, der eine Rezension schwer macht. "RAW" hebt sich nämlich als jugendlich-ungestümer Debütfilm schnell von so manchem Bodyhorror-Drama ab. Man sollte bei "RAW" (oder im Original "Grave") somit auch nicht den Kannibalen-Horror erwarten, der vielerorts so derbe angepriesen wird. Bei "RAW" handelt es sich vielmehr um
ein höchst interessantes Jugenddrama mit einigen Horrorelementen, sowie
visuell-bizarren Aufnahmen und einem geradezu InstantClassic-Themesong. Die französisch-belgische Produktion gestaltet sich besonders durch all
die befremdlichen Plot-Komponenten durchweg interessant und birgt neben
so einigen derben Bildern, welche Einem, vor allem auch wegen der
vorbildlichen Effekte, das Hinsehen nicht immer einfach machen, auch
einen superb auftretenden Cast. Insbesondere Garance Marillier weiß
sich in den Kopf des Zuschauers zu fressen, bedenkt man zudem, dass sie
mit "RAW" ihr filmisches Leinwand-Debüt ablieferte.
"RAW" ist eine bluttriefende Märchenversion des Frauwerdens inklusive düsterer
Pointe am Ende. Ein pulsierender Trip durch die wilden Gefühle von
Teenagern, die sich das erste Mal außerhalb des Nests beweisen müssen
und zwischen Erfolgsdruck, Drogen, Sexualtrieb und unersättlicher
Neugierde stehen. Eine grelle, von Körperflüssigkeiten und einer
Wahnsinnsschauspielerin begleitete Charakterstudie, welche Verlangen
und Lust so darstellt, wie der Titel verspricht: roh. Neben der schnell unausweichlichen Kannibalenkomponente ist die volle
Gefühlspalette mitsamt Liebe, Wut und triefender Geilheit Bestandteil
des kantigen Genrecocktails, der nicht selten auch in schwarzhumorige
Bereiche abdriftet. Was den Film aber ganz besonders auszeichnet ist seine Atmosphäre, die den Zuschauer einlullt, ihn in sich aufsaugt und bis zum Ende nicht mehr gehen lässt. Eine halbe Stunde mehr, um einige Inhalte etwas ausgiebiger zu
beleuchten, wäre wünschenswert gewesen, nichtsdestotrotz ist der
krasse Campus-Trip lohnenswert. Dafür findet der Film immer wieder skurrile bis ekstatische Bilder, die
in ihren impulsivsten Momenten an die rohe Neonatmosphäre des
wesensverwandten "Der Nachtmahr" erinnern. In beiden Fällen ist das
Monster am Leben, macht sein Ding und genauso deshalb verkörpert "RAW"
in jeder Hinsicht das, was sein Titel bereits verspricht.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
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