http://www.imdb.com/title/tt1065073/
Das Leben des sechsjährigen Mason Jr. (Ellar Coltrane) wird auf den Kopf
gestellt, als seine Mutter Olivia (Patricia Arquette) mit ihm und
seiner Schwester Samantha (Lorelei Linklater) in ihre Heimat Texas
zurückkehrt, um noch einmal das College zu besuchen. Dort bekommen die
Kinder immerhin auch ihren Vater Mason Sr. (Ethan Hawke), der seit der
Scheidung kaum für sie da gewesen ist, wieder öfter zu Gesicht. Mason
Jr. muss sich mit seiner neuen Lebenssituation arrangieren – und
durchlebt so die zwölf Jahre, die aus einem kleinen Jungen einen Mann
machen: Es stehen Campingausflüge mit dem Vater an, es wird das erste
Bier getrunken, der erste Joint geraucht und auch die erste große Liebe
erlebt. Doch die Männergeschichten von Olivia sorgen immer wieder für
Probleme...
"Boyhood" ist ein bemerkenswertes Stück Film. Die Idee Richard Linklaters, die Jugend
eines Jungen abzubilden, verwarf er schnell zugunsten einer anderen
Vision. Das Zeigen des Heranwachsens dieses Jungens - gestreckt auf
ganze zwölf Jahre. Und damit sind zwölf tatsächliche Jahre gemeint. Die
Darsteller blieben über den gesamten Zeitraum die gleichen. Etwaige
Komplikationen mit dem Filmstudio oder den Darstellern wurden durch
flexible Verträge aus dem Weg geräumt, sodass sich alle Darsteller jedes
Jahr für drei bis vier Tage trafen, um so jeweils einen Kurzfilm von
etwa 15 Minuten zu drehen, welcher anschließend sofort nahtlos an den
letzten angefügt wurde. Das ging ganze zwölf Jahre so. Das Drehbuch
wurde zwar von Linklater entworfen, doch die Dialoge wurden größtenteils
von den Darstellern selbst (und indirekt vom Leben) geschrieben.
Herausgekommen ist dabei ein filmisches Experiment, das so vielleicht
nur in langlebigen Fernsehserien (man denke hier an so manche Soap) zu sehen ist.
Als zehnjähriger Junge wird Ellar Coltrane eingeführt, drei Stunden
später wird man den gleichen Jungen erleben, wie er seinen
Highschool-Abschluss in den Händen hält. Doch im Gegensatz zu manch
einer über Jahrzehnte gestreckten Serie wird die gesamte Zeit hier auf
drei Stunden gestrafft, sodass sich Linklater mit "Boyhood" auch
sämtlichen (geschriebenen wie ungeschriebenen) Filmgesetzen entzieht. Es
gibt keinen übergeordneten dramaturgischen roten Faden (außer eben das
Leben an sich), keine Klimax, keine Pointe zum Schluss. Viele kleine
Weisheiten wurden jedoch in dem Film versteckt. Gesprochen und
unausgesprochen. Und zu sehen, wie dieser Junge heranwächst und seine
Ansichten, sein Äußeres, verändert, ist schon einzigartig und bildet das
Leben so ab, wie es sonst vermutlich noch nie ein Film geschafft hat. Aber "Boyhood" nimmt sich auch zu viel Zeit für das was er zu bieten hat, denn der Film weiß ab irgendeinem Punkt nicht was er sein will.
Einmal Coming Of Age, dann wieder Familiendrama, dann wieder etwas
Coming Of Age, dann ein Liebesfilm.
Dazu kommt, dass der Film nur sehr wenige Highlights hat, teilweise
sehr kitschig ist und ein quasi nicht-existierendes Ende
hat. Man erwartet also etwas zu sehen, was man nie bekommt. Das hat auch etwas, reicht aber eben insgesamt nicht für den Titel "Meisterwerk".
8/10
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