http://www.imdb.com/title/tt0947798/
Ernsthafte Hoffnungen macht sich Nina (Natalie Portman) nicht auf die
Hauptrolle als zugleich weißer und schwarzer Schwan in der
ambitionierten Neuauslegung von Tchaikovskys "Schwanensee". Als ihr
exzentrischer Ballett-Regisseur Thomas (Vincent Cassel) ihr den Part
trotzdem anbietet, ist sie ganz fassungslos vor Glück. Doch bald merkt
Nina, dass professioneller und privater Druck Tag für Tag rapide
ansteigen. Zuhause steht sie ständig unter der Aufsicht ihrer herrischen
Mutter (Barbara Hershey), die ihr eigenes Scheitern als Tänzerin mit
der Karriere ihrer Tochter kompensiert wissen will. Und dann ist da noch
Thomas’ neuer Ensemble-Darling Lily (Mila Kunis), die wie ein düsterer
Gegenentwurf zur eingeschüchterten Hauptdarstellerin auftritt. Die
Premiere naht – und Nina entwickelt zunehmend paranoide Züge...
Wenn Daren Aronofsky am Werk ist, dann kommt dabei eigentlich immer etwas ganz
Besonderes dabei heraus. Mit "Black Swan" gelingt ihm eine nahezu perfekte Mischung aus
Horror und Psychothriller. In ästhetischen Bildern schickt er Natalie
Portman durch einen fiebrigen Alptraum ihrer eigenen Begierde und wird dabei von Sekunde zu
Sekunde immer faszinierender.
Nina Sayers (Natalie
Portman) ist eine talentierte, jedoch schüchterne
Ballett-Tänzerin an der New York Ballett Company. Ihren Traum von der
Hauptbesetzung als Schwanenkönigin in Tschaikowskis "Schwanensee" ordnet
sie alles unter. So lernen wir sie in den ersten Minuten des Films als
unreifes, aber eifriges Mädchen kennen, die von ihrer Mutter auf
manische Weise angeleitet wird, offensichtlich ihren eigenen Traum als
Tänzerin auszuleben. Bei den Proben zu "Schwanensee" macht sie sich allerdings wenig
Hoffnung auf die Rolle, da der Regisseur des Stücks Thomas (grandios:
Vincent Cassel) immer wieder betont, dass sie zwar perfekt für die Rolle
des 'Weißen Schwans' sei, ihr jedoch die Düsternis und das Verlangen
des 'Schwarzen Schwans' fehle. Als sie zu ihrer Überraschung doch
nominiert wird, beginnt der albtraumhafte mentale Absturz der jungen
Tänzerin.
Ein Wandel, der sowohl durch Drehbuch wie auch Bildsprache
perfekt erzählt und verdeutlicht.
Ohne die Handlung vorweg nehmen zu wollen, erlebt der Zuschauer nun
die Transformation der unschuldigen Nina, die eigentlich sinnblidlich
für die unglückliche weiße 'Schwanenkönigin' steht, in den 'Schwarzen
Schwan'. Dabei wird der Zuschauer von Aronofsky brilliant in Ninas,
zuerst verunsicherte und leicht verzerrte, anschließend paranoide und
surreale Gedankenwelt entführt. Das Ganze geschieht mit einer Eleganz,
die einem Ballettstück gleich kommt. Eine Geschichte, die sich in 3 Akte einteilen lässt. Wie bei einem
echten und wahrhaftigen Drama. 1. Intro 2. Erste Auswirkungen und
Wahnvorstellungen bis hin zu 3. Höhepunkt, Wendung und Schluss. Der Film
verliert nie seinen Ton und geht keinerlei Kompromisse ein. Schnitt und
Kameratechnik sind brilliant. Das ist das Ende einer unglaublich stilvoll erzählten Geschichte über
Liebe, Sehnsucht, Verzeiflung und Wahnsinn. Einzigartig in Szene
gesetzt, unglaublich gespielt und Konsequent eingefangen und beendet.
Auch "Schwanensee" selbst ist nicht etwa einfach nur ein Ballett-Stück, es verbindet
Trauer, Glück und Wahnsinn zugleich. Besonders die Musik von
Tschaikowski entfacht dabei eine psychodramatische und zugleich in die
tiefsten Abgründe des Menschen gleitende Musik. Natalie Portmann spielt hier die Rolle ihres Lebens. Ihre
Metamorphose in den 'Schwarzen Schwan' hätte ein Overacting-Desaster
werden können. Stattdessen gelingt es ihr perfekt die Verwandlung der
Tänzerin in ihr dunkles laszives Ebenbild zu vollziehen. Portmanns
Hingabe ist in jedem Moment des Films zu spüren. Sie schafft die
Gratwanderung zwischen den beiden Extremen spielend in die Handlung
einzuflechten und hat ihren Oscar mehr als verdient gewonnen. Auch sämtliche Nebencharaktere sind
durchweg gut geschrieben und besetzt und zusammen mit der opernhaften Musik, die nur an einer sehr wirkungsvollen Stelle durch neumodisches Techno-Gewummer unterbrochen wird, beginnt ein albtraumhafter Abstieg in ästhetischer Schönheit. Kurzum: "Black Swan" ist ein weiterer Beweis
dafür, dass Aronofsky einfach sein Handwerk versteht. Eine klare Empfehlung.
8/10
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