http://www.imdb.com/title/tt0314353/
Lieutenant A. K. Waters (Bruce Willis) soll mit seinem
Navy-Seals-Elitetrupp nach Nigeria, um die amerikanische Ärztin Dr. Lena
Kendricks (Monica Bellucci) sowie zwei Nonnen und einen katholischen
Priester aus dem Krisengebiet zu retten. Doch die Ärztin will ohne ihre
afrikanischen Schützlinge nicht abreisen. Waters muss die Ärztin
anlügen, um sie zum Helikopter zu bewegen. Er versichert ihr, dass die
Dorfbewohner mitfliegen könnten. Das stellt sich schnell als Lüge
heraus. Als sie auf dem Rückflug ein Massaker in einem Missionsdorf
entdecken, gibt Lieutenant Waters den Befehl zum Umkehren. Zusammen mit
den Flüchtlingen macht sich die US-Eliteeinheit zu Fuß auf den mehrere
Tage langen Marsch in Richtung des sicheren Kameruns. Als sie unterwegs
weitere Gräueltaten entdecken, entscheiden sich die US-Militärs zum
Eingreifen, obwohl das dem Befehl des Oberkommandos widerspricht...
Antoine Fuquas vierter abendfüllender Spielfilm "Tears Of The Sun" scheint ein reiner und actiongeladener Kriegsfilm zu sein. Ist er aber nicht. Er ist eher ein heute noch recht aktueller Kriegs-Thriller, der sich erst sehr spät mit blankem Gaballer abgibt. Aber hier, in diesen letzten paar Minuten, drückt Antoine Fuqua richtig aufs
Gas und liefert eine gigantisch gut inszinierte und musikalisch perfekt untermalte
Kampfsequenz ab. Doch ist diese - wie gesagt - nicht Hauptbestandteil oder gar Kernaussage des Films. Und damit unterscheidet sich dieser Film streckenweise sehr von vielen
Vertretern des Genres, da er zu großen Teilen ohne überbordernde Action
auskommt und somit nicht zur simplen Schießbude verkommt. Zum Glück.
Nein, "Tears Of The Sun" ist ein Anprangern afrikanischer Verhältnisse in Zeiten der Warlords und feindlicher Machtübernahmen durch Regimestürze, die billigend das Ableben tausender Menschen in Kauf nehmen. Und gerade weil sich Fuqua im Film insgesamt viel Zeit lässt, um eben über jene Menschen und deren Schicksal zu berichten, so Tunnelblickartig einem dies auch vorkommen mag, so spielt der Film in der einer der oberen Ligen der Kriegs-/Antikriegsfilme. Die Flucht
vor den Grausamkeiten der nigerianischen Rebellen durch den dichten Urwald ist packend aufgemacht und schafft es jederzeit, den Zuschauer beid er Stange zu halten. Der Streifen versucht die Grausamkeit des Krieges viel mehr mit
realistischen und gnadenlosen Szenen von zivilen Opfern, anstelle von
permanent umherfliegenden Kugeln darzustellen und das funktioniert eindrucksvoll, wenngleich man wohl angesichts dieser sehr realen Bilder bestürzt sein dürfte. Denn Bilder, in denen die einheimische Zivilbevölkerung wie
Vieh geschlachtet wird, gehen wirklich an die Substanz und hinterlassen
einen einen tiefen Eindruck.
Gerade deswegen ist "Tears Of The Sun" für sich ein kleines Meisterwerk. Dazu sind die Darsteller gut gewählt, auch wenn man dem eher wortkargen Bruce Willis den Teamleader nichtz hundertprozentig abkaufen will. Lediglich Monica Bellucci erscheint etwas fehlbesetzt. Ihr Engagement scheint zwar real, aber offenbar erkennt ihre Figur nicht große Zusammenhänge und lebt hier für den Augenblick, ohne auch nur einen Millimeter weiter zu denken. Das ist etwas schade und trübt neben dem gerade gegen Ende etwas zu sehr aufspielenden Patriotismus das Gesamtergebnis. Man könnte dem Streifen auch verwerfen, ein weiterer US-Army-Werbefilm zu sein, doch schaut man hinter die Kulissen, ist es eher umgekehrt. Klar sind die Helden cool gezeichnet und agieren taktisch wie auch im Team perfekt - so wie man es sich wünscht - aber dennoch neigt man als Zuschauer dann doch eher dazu sie als Mittel zum Zweck zu betrachten, welches jedoch angesichts der Entscheidungsgewalt keinesfalls erstrebenswert ist.
Der hier besprochene "Director's Extended Cut" ist satte 21 Minuten länger als die reguläre Kinofassung. Viele der neuen Szenen waren ursprügnlich bereits als Deleted Scenes vorhanden, sinnvoll ist die Integration für
den Film aber auf jeden Fall. Der Film wird dadurch besser, wenn
auch etwas behäbiger. Es wird nun genauer auf die Stammesfehden eingegangen und ein
realistischeres Bild solcher Konflikte gezeigt, in dem nicht Gut gegen Böse
kämpft, sondern eine Macht, die andere ablöst und beide Seiten die
andere ethnische unterdrückte und ermordet hat. Dadurch lässt sich die
neu hinzugekommene Freiheitsrede des Stammesfürsten für sein Volk der
Ibo am Ende auch anders interpretieren, als es den Anschein hat. Er
müsste durch Gewalt, die jetzige Herrscher entmachten und würde die
Belange anderer ethnischen Gruppierungen ignorieren oder sie sogar
verfolgen und vernichten, wie es sein Vater scheinbar getan hat und auch
die, die ihn jetzt aus seinem Land vertrieben haben.
Die USA werden jetzt auch dezent, aber für mitdenkende Zuschauer
erkennbar, als das dargestellt was sie sind: eine Supermacht, die sich
mit allem arrangieren kann, solange es für sie von Vorteil ist und kein
Problem damit hat, seine Maxime schnell zu ändern. Und in Nigeria, als
größter Erdölexporteur, sind Vorteile für das eigene Land nicht schwer
zu finden. Diese kritischen Untertöne fehlten in der Kinofassung noch
fast vollständig.
Die ewigen Nörgler, die in dem Film bisher nur eine erneute
Selbstbeweichräucherung amerikanischer Soldaten-Tugenden sehen, werden
damit aber sicher nicht zur Vernunft kommen. Warum aber soll man in
einem amerikanischen Film amerikanische Soldaten zeigen, die sich nicht
wie amerikanische Soldaten verhalten, nur damit überkritische Europäer
keine Gehirnwäsche vermuten?
8/10
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