http://www.imdb.com/title/tt0116695/
Sportagenten bewegen sich in einem knallharten Geschäft. Es herrscht der
reine Kapitalismus, nur die Stärksten überleben. Jerry Maguire (Tom
Cruise) hat sich ganz nach oben aufs Treppchen geboxt. Neben ihm steht
seine Freundin Avery Bishop (Kelly Preston), die selbst beim Sex zu
Höhenflügen à la Leistungssport neigt, und Bob Sugar (Jay Mohr). Der
jagt Jerry fast alle Kunden ab, als der Zweifel an den Methoden des
Geschäfts in einem „Wegweiser“ zu Papier bringt. Er heißt "The Things We
Think and Do Not Say: The Future of Our Business" und bedeutet Jerrys
Kündigung, weil da zu viel die Rede ist von Moral und Emotion. Jetzt
kann sich Jerry nur noch an Footballer Rod (Cuba Gooding, Jr.) und die
Ex-Buchhalterin Dorothy (Renée Zellweger) halten - und mit ihrer
Unterstützung unverdrossen daran arbeiten, wieder nach oben zu kommen...
Das "Spiel des Lebens" gleicht eigentlich einer Runde Monopoly: hart
umkämpft, kapitalistisch und manchmal eben
auch unfair. Nicht jeder kann auf "Frei Parken" kommen und den Jackpot
in der Mitte abkassieren. Am Ende, da gewinnt vielleicht nicht der
beste, sondern der Spieler mit dem glücklicheren Händchen. Und das Sportgeschäft kann dafür
als Paradebeispiel herhalten. Es geht um Millionendeals, um
Sponsorenverträge, um die Versorgung der Familie, um Ehrgeiz, Respekt,
Ruhm, aber letztlich und eigentlich doch nur um Geld. Ein Mikrokosmos, in dem mit
harten Bandagen gekämpft werden muss, in dem Kleinigkeiten über Triumph
oder Misserfolg entscheiden und in der schlichtweg kein Platz ist für
dünnheutige Menschen und ihre privaten Probleme. Sportagent Jerry
Maguire scheint auf den ersten Blick perfekt in dieses Business zu
passen. Mit Kalkül und Profitgier hat er es in seinem Beruf weit
gebracht, über 70 Klienten aus den Top-Ligen der USA an Land gezogen.
Doch auch er merkt, dass der Kunde Wärme, Zuneigung und vor Vertrauen benötigt. Er
braucht das, was Maguire selbst immer gefehlt hat: ein offenes Ohr und
Mitmenschen, die sich für einen interessieren.
Die Prämisse von
Cameron Crowes mehrfach oscarnominiertem Sportdrama ist mehr als
brauchbar, stellenweise herzerwärmend umgesetzt, dramatisch und tragisch
auf der einen und dann wieder humorvoll auf der anderen Seite, doch
fehlen "Jerry Maguire" mindestens 30 Yards, um als
wirklicher Ausnahmefilm betrachtet zu werden. Crowe verfällt mit der
Zeit schnell dem Kitsch, bauscht die Romanze des Films zu sehr auf (obwohl ihre Existenz natürlich notwendig ist, um den geistigen Wandel
von Maguire darzulegen) und gibt am Ende nur einen rudimentären Einblick
in das Leben eines Sportagenten. Es ist mehr eine Tragikomödie im Sportlermilieu als ein echtes Sportdrama, das Crowe hier präsentiert und das Ganze breitgewalzt auf nicht immer
kurzweilige 133 Minuten.
Mit einer anderen Erwartungshaltung
hätte "Jerry Maguire" vielleicht einen Touchdown landen können.
Tom Cruise, der eigentlich immer überzeugt, spielt
großartig, aber auch Cuba Gooding jr. und Renée Zellweger überzeugen auf
ganzer Linie. Der Film hat das Herz einfach am rechten Fleck, ist mit
seiner Botschaft und dem Appell an die Menschlichkeit, die Liebe in den Menschen
und die kritische Haltung der kapitalistischen
Leistungssportgesellschaft gegenüber äußerst charmant, schließlich dann
aber doch zu klischeehaft, zu unspektakulär in seiner Handlung und zu
weit weg von einem aufschlussreichen Portrait einer Branche, in der der
Mensch eine Marke, ein Objekt und somit nicht viel mehr als das ist, was
er anstrebt und was er seiner Familie, seinem Agenten und seinem Verein
einbringen soll: Geld.
6,5/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen