Donnerstag, 30. Juni 2016
Jerry Maguire - Jerry Maguire: Spiel des Lebens (1996)
Sportagenten bewegen sich in einem knallharten Geschäft. Es herrscht der reine Kapitalismus, nur die Stärksten überleben. Jerry Maguire (Tom Cruise) hat sich ganz nach oben aufs Treppchen geboxt. Neben ihm steht seine Freundin Avery Bishop (Kelly Preston), die selbst beim Sex zu Höhenflügen à la Leistungssport neigt, und Bob Sugar (Jay Mohr). Der jagt Jerry fast alle Kunden ab, als der Zweifel an den Methoden des Geschäfts in einem „Wegweiser“ zu Papier bringt. Er heißt "The Things We Think and Do Not Say: The Future of Our Business" und bedeutet Jerrys Kündigung, weil da zu viel die Rede ist von Moral und Emotion. Jetzt kann sich Jerry nur noch an Footballer Rod (Cuba Gooding, Jr.) und die Ex-Buchhalterin Dorothy (Renée Zellweger) halten - und mit ihrer Unterstützung unverdrossen daran arbeiten, wieder nach oben zu kommen...
Das "Spiel des Lebens" gleicht eigentlich einer Runde Monopoly: hart umkämpft, kapitalistisch und manchmal eben auch unfair. Nicht jeder kann auf "Frei Parken" kommen und den Jackpot in der Mitte abkassieren. Am Ende, da gewinnt vielleicht nicht der beste, sondern der Spieler mit dem glücklicheren Händchen. Und das Sportgeschäft kann dafür als Paradebeispiel herhalten. Es geht um Millionendeals, um Sponsorenverträge, um die Versorgung der Familie, um Ehrgeiz, Respekt, Ruhm, aber letztlich und eigentlich doch nur um Geld. Ein Mikrokosmos, in dem mit harten Bandagen gekämpft werden muss, in dem Kleinigkeiten über Triumph oder Misserfolg entscheiden und in der schlichtweg kein Platz ist für dünnheutige Menschen und ihre privaten Probleme. Sportagent Jerry Maguire scheint auf den ersten Blick perfekt in dieses Business zu passen. Mit Kalkül und Profitgier hat er es in seinem Beruf weit gebracht, über 70 Klienten aus den Top-Ligen der USA an Land gezogen. Doch auch er merkt, dass der Kunde Wärme, Zuneigung und vor Vertrauen benötigt. Er braucht das, was Maguire selbst immer gefehlt hat: ein offenes Ohr und Mitmenschen, die sich für einen interessieren.
Die Prämisse von Cameron Crowes mehrfach oscarnominiertem Sportdrama ist mehr als brauchbar, stellenweise herzerwärmend umgesetzt, dramatisch und tragisch auf der einen und dann wieder humorvoll auf der anderen Seite, doch fehlen "Jerry Maguire" mindestens 30 Yards, um als wirklicher Ausnahmefilm betrachtet zu werden. Crowe verfällt mit der Zeit schnell dem Kitsch, bauscht die Romanze des Films zu sehr auf (obwohl ihre Existenz natürlich notwendig ist, um den geistigen Wandel von Maguire darzulegen) und gibt am Ende nur einen rudimentären Einblick in das Leben eines Sportagenten. Es ist mehr eine Tragikomödie im Sportlermilieu als ein echtes Sportdrama, das Crowe hier präsentiert und das Ganze breitgewalzt auf nicht immer kurzweilige 133 Minuten.
Mit einer anderen Erwartungshaltung hätte "Jerry Maguire" vielleicht einen Touchdown landen können. Tom Cruise, der eigentlich immer überzeugt, spielt großartig, aber auch Cuba Gooding jr. und Renée Zellweger überzeugen auf ganzer Linie. Der Film hat das Herz einfach am rechten Fleck, ist mit seiner Botschaft und dem Appell an die Menschlichkeit, die Liebe in den Menschen und die kritische Haltung der kapitalistischen Leistungssportgesellschaft gegenüber äußerst charmant, schließlich dann aber doch zu klischeehaft, zu unspektakulär in seiner Handlung und zu weit weg von einem aufschlussreichen Portrait einer Branche, in der der Mensch eine Marke, ein Objekt und somit nicht viel mehr als das ist, was er anstrebt und was er seiner Familie, seinem Agenten und seinem Verein einbringen soll: Geld.
6,5/10
Mittwoch, 29. Juni 2016
Lucky # Slevin - Lucky Number Slevin (2006)
Slevin (Josh Hartnett) hat wahrlich keinen Glückstag erwischt. Kaum steigt er in einer für ihn noch unbekannten Stadt aus dem Zug, nehmen ihm Gangster Geld und Papiere ab. Sein Freund - den er besuchen wollte - ist nicht in seiner Wohnung, dafür aber eine Gruppe Ganoven. Und die wollen einfach nicht glauben, dass sie mit Slevin den falschen Mann erwischt haben. Sie schleifen Slevin vor die lokale Mobster-Größe, den "Boss" (Morgan Freeman). Dieser erinnert ihn freundlich, aber extrem bestimmt an seine Spielschulden (die eigentlich die Spielschulden seines Freundes sind) und besteht darauf, dass Slevin sie abarbeitet - durch einen Mord, begangen am Sohn seines Konkurrenten und Intimfeindes, dem "Rabbi" (Ben Kingsley). Doch damit nicht genug. Kaum aus den Klauen des Bosses entkommen, wird Slevin abermals gekidnapped, diesmal von einer Band hochgerüsteter orthodoxer jüdischer Gangster, die ihn ihrerseits vor den "Rabbi" zerren, der genau auf der anderen Straßenseite vom "Boss" residiert. Auch hier hat Slevins Freund Schulden - und das Geld braucht der Rabbi ziemlich dringend, da sonst seine Vereinbarung mit dem Killer Goodkat (Bruce Willis) gefährdet ist...
Auch wenn man es auf den ersten Blick glauben könnte, so ist Paul McGuigans "Lucky # Slevin" kein gewöhnlicher Action-Thriller und mit Morgan Freeman, Sir Ben Kingsley oder Josh Hartnett hat man mindestens schon drei Gründe, ihn zu sehen. Besonders hervorzuheben ist aber Bruce Willis, der es wunderbar schafft, den gnadenlosen und unberechenbaren Killer darzustellen. Neben den grandiosen namhaften Schauspielern glänzt der Film auch noch durch einen ziemlich tollen End-Twist und eine nicht gerade vorhersehbare Story. "Lucky # Slevin" fängt etwas verwirrend an und man weiß nicht ganz genau, wohin der Weg gehen soll. Der Anfang ist verdammt wichtig. Mann sollte nichts verpassen, denn von hier an wird ein unsichtbares Netz der Verwirrung gesponnen. Reichlich Leichen stapeln sich übereinander und der Zuschauer weiss irgendwann nicht mehr wo hinten und vorne ist. Nachdem sich dann die ganze Rafinesse des 'Kansas City Shuffle' offenbart, ziehen ein paar unsichtbare Fäden mit Hilfe der Gravitationskraft die Kinnlade des Zuschauers bis zum Anschlag nach unten. Leider ist dieser Moment nur einmalig. So raffiniert wie die Auflösung auch ist; die irre Wendung ist trotzdem nur dem Umstand geschuldet, dass man dem Zuschauer allerlei Informationen vorenthält. Dadurch ist es quasi unmöglich den Storyverlauf zu erahnen.
Bei wiederholter Sichtung verliert die Handlung aufgrund der langen Auflösung ein wenig an Reiz. Umso größer ist der Reiz aber, die irrwitzigen Dialoge noch einmal zu genießen. Teilweise - und das ist nicht einmal übertrieben erahnt man Tarantino-eske Rafinesse in den beiläufigen, wenngleich oft zum Handlungsverlauf beitragenden Texten. Allerdings sind auch Parallelen zu seinen Filmen und auch zu "Die üblichen Verdächtigen" unübersehbar. "Lucky # Slevin" ist ein kleines und relativ unbekanntes Beinahe-Meisterwerk, welches beim ersten Mal sehen ein ganz besonderen Charme versprüht. Zwischen den Sichtungen sollte definitiv etwas Zeit vergehen, aber all die Elemente (Dialog, Handlung, Figuren, Action, Twist) machen "Lucky # Slevin" zu einem grandiosen und unvorhersehbaren Film, der durch und durch überzeugen kann.
7,5/10
Dienstag, 28. Juni 2016
Uno Sceriffo Extraterrestre... Poco Extra E Molto Terrestre - Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen (1979)
Newman ist ein verschlafenes Provinzstädtchen in Georgia. Dies ändert sich an dem Tag, als mehrere Bewohner glauben, ein Ufo gesehen zu haben. Sheriff Craft (Bud Spencer) versteht die Aufregung nicht. Er glaubt nicht an Außerirdische – zumindest bis er dem Kleinen H7-25 (Cary Guffey) begegnet. Der sieht zwar aus wie ein kleiner Junge, verfügt aber über äußerst ungewöhnliche und ganz und gar nicht irdische Fähigkeiten. Für den außergewöhnlichen Jungen interessiert sich auch schon bald die militärische Abwehr unter Führung von Captain Briggs (Raimund Harmstorf). Nun muss der Große wieder zu seinen schlagkräftigen Argumenten greifen, um seinen kleinen Freund vom anderen Stern zu beschützen...
Bud Spencer. Man muss zu diesem Mann nicht viel mehr sagen, ist er doch für viele noch immer ein Kindheitsidol. Und auch heute noch, wenn man dem Kinderdasein entwachsen ist, kann man ihm und seinen Filmen immer wieder was abgewinnen. Auch wenn die "Extraterrestre"-Reihe etwas gewöhnungsbedürftig ist, so ist der Film genau das, was er sein will: gepflegte Familienunterhaltung mit einigen netten Hau-drauf-Elementen und dürftigen Kalauern am Fließband. Bud Spencer ist, wie so häufig, der nette Typ von nebenan, der kinderlieb ist und die Welt retten will. Das kommt sympathisch rüber, versprüht aber keine wirkliche Freude am sehen. "Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen" ist eben bewusst familientauglich und klischéetriefend.
Neben der kindlichen Handlung mit Fantasytouch und den typischen Bud Spencer'schen Hieben fällt mal wieder ganz besonders der Soundtrack von Oliver Onions auf, der einen fast mehr noch als der Film an sich in diese Zeit versetzt. Auch wenn es ein ganz netter Seitenhieb auf die spielbergschen Filme ist Gary Cuffey (der kleine Sohn von Melinda Dillon aus Spielbergs "Unheimliche Begegnung der dritten Art") als ausserirdischen Ziehsohn zu casten, so packt einem doch das Gefühl, hier ist alles zu sehr auf Liebkosungen getrimmt wurde und unbedingt ein kleiner Erfolg produziert werden sollte. Aber dazu ist er zu einfach konstruiert und versprüht etwas zu wenig Charme. Aber für eine ordentliche Prügelei reicht es immerhin.
6,5/10
Montag, 27. Juni 2016
Superman Returns (2006)
Fünf lange Jahre ist Superman alias Clark Kent (Brandon Routh) nicht mehr auf der Erde gewesen, sondern hat stattdessen im All die Trümmer seines Heimtatplaneten Krypton untersucht. Als er zurückkehrt, merkt er, wie sehr sich die Dinge verändert haben. Seine große Liebe Lois Lane (Kate Bosworth) hat mit dem kleinen Jason (Tristan Lake Leabu) mittlerweile einen Ableger in die Welt gesetzt und ist ein Verlöbnis mit Richard White (James Marsden), dem Neffen des Daily-Planet-Chefredakteurs Perry White (Frank Langella), eingegangen. Als ob dies nicht schon genug Herzschmerz wäre, hat Lois ausgerechnet für einen Artikel mit dem Titel "Warum die Welt Superman nicht braucht" den Pulitzer-Preis bekommen. Und zu allem Überfluss ist auch noch Supermans Erzfeind Lex Luthor (Kevin Spacey) dabei, finstere Pläne in die Tat umzusetzen...
Warner hatte jahrelang versucht "Superman" irgendwie wieder auf die Leinwand zu bringen, doch jeglicher Versuch scheiterte bereits im Keim kläglich. Doch nachdem sich Bryan Singer mit "X-Men" und "X-Men 2" erste Lorbeeren im Superheldengenre verdiente und Warner in dieser neuen Erfolgswelle mit "Batman Begins" einen Achtungserfolg verzeichnen konnte, welcher DC Comics' anderer großen Superheldenikone zu einem erfolgreichen Neuanfang verhalf, kehrte nun auch der Urvater und ehemalige Messlatte des Genres nach sage und schreibe 19 Jahren Kinoabstinenz wieder auf die große Leinwand zurück.
Als Singer die Chance erhielt "Superman Returns" zu drehen, verliess er dafür sogar die Produktion des dritten geplanten "X-Men" Filmes. Genaugenommen war der Regisseur von "X-Men 3: The Last Stand", Brett Ratner ursprünglich als Regisseur für "Superman Returns" vorgesehen, doch nur wenige Wochen vor Drehbeginn kam es zum Tausch der Regisseure, da sich Ratner als nicht allzu ideale Wahl für "Superman Returns" herausstellte. Für Singer war das ganze ein Traumprojekt, da dieser seit Jahrzehnten ein Riesenfan von "Superman" und insbesondere Richard Donners "Superman" aus dem Jahre 1978 war (Singer bezeichnet den Film bis heute als seinen allergrößten Einfluss und Lieblingsfilm) und bis heute bereut er es nicht diese Chance wahrgenommen zu haben auch wenn dies für ihn bedeutete sein "Baby" "X-Men" vorübergehend zu verlassen. Die Fans wiederum sind sich heute ziemlich darüber einig das es weitaus besser gewesen wäre wenn Singer Regisseur von "X-Men: The Last Stand" geblieben wäre, da die Arbeit von Brett Ratner als deutlich schlechter angesehen wurde und Singers Abgang für viele ein Hauptgrund dafür war das der dritte Ableger des "X-Men"-Franchise qualitativ nicht an die Vorgänger anschliessen konnte.
Für Singer jedoch war die Verlockung "Superman Returns" zu machen zu groß und er nahm obendrein gleich noch seinen langjährigen Editor und Komponisten John Ottman und sein Autorenteam von "X-Men 2" mit. Auch James Marsden (welcher in den "X-Men" Filmen Cyclops spielte) wurde verpflichtet, was eines der Gründe war warum er im dritten "X-Men" im Grunde nur noch einen Gastauftritt hatte. Singers Verpflichtung änderte zudem die gesamte Richtung des "Superman"-Projektes. Während ursprünglich ein Reboot, ähnlich wie ein Jahr zuvor bei "Batman Begins" geplant war, so entschied sich Singer stattdessen einen Film zu machen der an die ersten beiden "Superman"-Filme anschliesst (die schlechteren Teile III und IV aber ignoriert - sicherlich eine gute Entscheidung) und im Grunde einen einzigen großen Liebesbrief an Donners "Superman" darstellt. Inklusive CGI-Wiederauferstehung von Marlon Brando, einem Superman der auf den Silver Age-Comics der 60er Jahre basiert und zahlreichen Themes des legendären John Williams Soundtracks des Originalfilms von Donner. Und wenn man "Superman Returns" als das betrachtet, was Singer erschaffen wollte (nämlich eine Huldigung an Donners "Superman"), dann ist der Film sogar zu großen Teilen ein Erfolg.
Das Ganze wird nur äusserst problematisch wenn man mehr erwartet als ein Liebesbekenntnis an Donners "Superman". Zwar badet der Film regelrecht in Nostalgie und ist handwerklich auch Singer-typisch erstklassig (und hat einen der absolut besten Musik Scores im ganzen Genre), nur leider wirkt sein Film wie ein Anachronismus. Singers "Superman Returns" ist schlicht und ergreifend zu altbacken. Das Jahr 2006 war nun einmal nicht mehr die Zeit der 80er und in der modernen Zeit, zwischen Filmen wie "X-Men", "Spider-Man" und "Batman Begins" funktioniert der alte Superman nicht mehr. Singers "Superman Returns" und die Struktur des Filmes hätte perfekt in die 80er Jahre gepasst und als direktes Sequel zu "Superman II" funktioniert der Film sogar zum Großteil wunderbar - er funktioniert nur nicht als moderner Superheldenfilm. Die Charakterisierungen sind sehr Silver Age-artig und oft recht eindimensional und seltsam altmodisch. Mit einem jungen Christopher Reeve in der Hauptrolle hätte das sogar sehr gut gepasst, nur leider ist eines der größten Probleme des Films das der Cast so ziemlich zum schlechtesten gehört was je in einer Superman-Live-Action-Inkarnation zu sehen war. Brandon Routh sieht zwar Reeve enorm ähnlich, ist aber der schlechteste Clark/Superman den man je gesehen hat. Seinerzeit war Tom Welling in der TV-Serie "Smallville" im Jahre 2006 bereits die weitaus bessere und getreuere Darstellung des Charakters.
Ganz besonders schlecht ist Kate Bosworth als Lois Lane, die nun absolut Nichts von dem Feuer, welches Lois in den Comics auszeichnet, hatte und im Vergleich mit Erica Durance (Lois Lane in "Smallville") oder Teri Hatcher (Lois Lane in der 90er TV-Serie "Lois & Clark"), welche die beiden perfekten Umsetzungen dieses Charakters waren, wirkt Bosworth wie ein schlechter Witz. Routh und Bosworth hatten zudem keine wirkliche Chemie was für einen "Superman"-Film schon fast tödlich ist, denn die Beziehung zwischen Lois und Clark ist das Herz und Seele Supermans und die größte Quelle seiner Kraft. Der einzige der wirklich überzeugen konnte war Kevin Spacey als Lex Luthor der eine großartige Weiterentwicklung von Gene Hackmans Lex aus den 80ern war.
Der größte Kapitalfehler in "Superman Returns", war, Superman einen Sohn zu geben der von Lois mit einem anderen Mann (wtf?!) großgezogen wurde. Das Lois nicht einmal mehr wusste das Clark Superman ist (und auch bei dem typischen Silver Age-Dreieck Lois/Clark/Superman geblieben wird, ohne das sich da irgendwas weiterentwickelt) macht das ganze Konstrukt nur umso schlimmer. In den Comics hatten Lois und Clark auch mal einen Sohn (in der großartigen Story "Last Son Of Krypton", welche übrigens von DC Starautor Geoff Johns und Richard Donner persönlich geschrieben wurde) aber dort wurde dies mit viel mehr Respekt behandelt: Lois und Clark fanden ein kryptonisches Kind, welches sie adoptierten (absichtlich ein Spiegelbild von Martha und Jonathan Kent und wie diese einst Kal gefunden und adoptiert hatten) und nannten ihn Chris Kent (benannt nach Christopher Reeve). Chris stellte sich später allerdings als der leibliche Sohn von General Zod und seiner Gefährtin Ursa heraus und Zod und Co. folgten Chris später auf die Erde und eroberten diese und sperrten Superman in die Phantom Zone (dieses Story-Element wurde später auch für das fünfte Seasonfinale in "Smallville" verwendet). Superman entkam der Zone und schloss sich notgedrungen mit seinen Feinden Lex, Bizarro, Metallo und Parasite zusammen, um Zod und sein Gefolge zu besiegen. Während des finalen Kampfes wendete sich Chris gegen seinen Vater Zod um seine neue Mutter Lois zu beschützen und opfert sich am Ende um Zod mitsamt seinen Schergen wieder in die Phantom Zone zu sperren.
Eine
wirklich großartige Story mit genialen Charakteren, viel Herz und Action
und einer sehr respektvollen Umsetzung der Story. Im Grunde all das, was "Superman Returns" hätte sein können aber
leider nicht ist. Dennoch ist "Superman Returns" kein vollständig
verhunzter Film. Er ist definitiv besser als "Superman III" und "Superman IV", hat
einen großartigen, emotionalen und nostalgischen Score, sowie
einige der besten Actionsequenzen des Genres (allen voran die nach wie
vor geniale Flugzeugsequenz). Und als nostalgische Huldigung an Donners
"Superman" funktioniert der Film auch größtenteils ganz gut, vor allem wegen
Singers Inszenierung und Liebe zur Nostalgie.
Nur leider ist der
Cast (bis auf Spacey) ein einziger Reinfall und die Story wird in der
zweiten Hälfte des Films nicht nur extrem unglaubwürdig (Superman hebt
einen Kryptonite-Kontinenten ins Weltall ohne zu sterben?) sondern auch
zu einer Beleidigung für Lois/Clark Fans durch die katastrophale
Umsetzung der "Supermans Sohn"-Story. Auch hat der Film einige
schmerzhafte Längen, die in einem 80er Jahre "Superman"-Film nicht so ins
Gewicht fallen würden, in einem modernem "Superman"-Film zu einem
großen Ärgernis werden.
Am Ende bleibt ein Streifen, der ein
sehr zweischneidiges Schwert ist. Kein Reinfall wie "Superman IV", aber er
schafft es auch nicht "Superman" wieder zu einem großem Kinohelden zu
machen, welcher dem Status des "Man Of Steel" würdig ist. Viel Nostalgie,
tolle Musik, einige großartige Actionszenen aber zu altbacken, zu flach
und zu sehr in die Länge gezogen. So bleibt ein Abschluss für die
klassische "Superman"-Reihe die weder schlecht noch super ist und am
Ende so ziemlich der Film ist den Singer machen wollte - der in der
heutigen Zeit aber etwas seltsam wirkt.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.
Sonntag, 26. Juni 2016
The Voices (2014)
Jerry Hickfang (Ryan Reynolds) ist ein liebenswürdiger, aber schizophrener Angestellter in einer Fabrik, die Badewannen herstellt. Aufgrund seiner psychischen Krankheit wurde von einem Gericht angeordnet, dass er psychologisch betreut wird. Auf der Arbeit kämpft er schon länger um die Aufmerksamkeit seiner Kollegin Fiona (Gemma Arterton) aus der Buchhaltung. Als er sie dann endlich zu einem Date überreden kann, lässt sie ihn jedoch sitzen. Doch in ihrer Kleinstadt laufen sich die beiden am selben Abend trotzdem noch über den Weg, woraufhin Jerry Fiona anbietet, sie nach Hause zu fahren. Auf dem Weg kommt es allerdings zu einem tragischen Zwischenfall, der Jerrys Leben völlig außer Kontrolle geraten lässt. Dazu tragen auch die fragwürdigen Ratschläge seines gutherzigen Hundes Bosco und seines bösartigen Katers Mr. Whiskers bei, die zu ihm sprechen seit Jerry ohne Zustimmung seiner Ärztin (Jacki Weaver) die ihm verordneten Medikamente abgesetzt hat.
"The Voices" liefert eindrucksvoll, etwas krank und ganz schön makaber Einblicke in das Innenleben eines pyschopathischen Killers, glaubhaft verkörpert von Ryan Reynolds. Zunächst bekommt man den Eindruck eines Dr. Doolittle-Films: Reynolds spricht mit seinen Haustieren, aber es wird schnell klar, dass das nur Ausdruck einer Art Schizophrenie ist, in der er seinen Tieren erfundene Charaktere zuweist und glaubt mit ihnen zu kommunizieren. Er ist in Behandlung, in welcher sein Gefahrenpotential aber nicht erkannt wird, und auch nicht mit dem nötigen Nachdruck dafür gesorgt, dass er seine Pillen nimmt. Das rächt sich natürlich und soll wohl als Seitenhieb auf die Psychiatrie verstanden werden, die immer wieder Psychopathen in selbstgerechter Fehleinschätzung auf die Gesellschaft loslässt.
Die Kommunikation mit seinen projizierten Charakteren ist in einem grotesk-zynischen Stil angelegt, der so etwas wie Lockerheit oder Humor in diesen Plot bringen soll. Das etwas überrissen-albern und leider nicht ganz so witzig, wie die Vorschau versprach. Das Thema klingt interessant, aber die Umsetzung ist es kaum, denn es wird recht schnell klar wie Reynolds tickt und was er machen wird. Dementsprechend ist der Plot kaum spannend und hat auch nur wenige Überraschungsmomente, ganz zu schweigen von Twists. "The Voices" ist einer dieser Crossover-Filme, die Psycho-Thriller und Komödie auf einmal sein wollen, aber auf der einen Seite viel zu harmlos sind, auf der anderen kaum einen Lacher hervorbringen. Allerdings muss man dem Film eine gewisse Innovativkraft zugestehen - die Art und Weise, wie das Thema hier angepackt wird, ist tatsächlich mal etwas ganz Neues.
6,5/10
Von BIRNENBLATT in Kooperation mit ASCOT ELITE kommt der Film im limitierten Mediabook.
The Blob - Der Blob (1988)
Arborville liegt mitten in der amerikanischen Provinz, in der normalerweise überhaupt nichts los ist. Deswegen können sich die Jugendlich ganz auf ihre Vorlieben konzentrieren. Kevin (Michael Kenworthy) und Eddie (Douglas Emerson) schleichen sich gerne heimlich ins Kino, während die älteren Paul (Donovan Leitch) und Scott (Ricky Paull Goldin) schon einen Schritt weiter und vor allem hinter Mädchen her sind. Brian (Kevin Dillon) liebt sein Motorrad über alles, mit dem er gerne auf den Straßen der ländlichen Gegend unterwegs ist. Aber dann ändert sich das beschauliche Leben in dem kleinen Kaff, denn in der Nacht kommt eine Lebensform aus dem All unvermitelt in der Nähe von Arborville auf die Erde. Das schleimige Etwas aus dem Raumschiff erweist sich als Bedrohung für die Bewohner des kleinen Städtchens, denn es verschlingt alles, was sich ihm in den Weg stellt. Das erste Opfer des Blobs ist ein Landstreicher, den Paul, Meg (Shawnee Smith) und Brian ins Krankenhaus bringen, bevor der Kampf gegen den Blob richtig beginnt.
1958 kam ein Film mit Namen "The Blob" in die Lichtspielhäuser, in dem sich Steve McQueen seiner Haut gegen die schleimige Kreatur aus dem All wehren musste. Das 1988er Remake von Chuck Russell nimmt dieselbe Prämisse auf, ändert hier und da ein paar Details, macht das ganze Teil etwas zeitgemäßer und schafft etwas, was Remakes nur selten schaffen: das Original übertreffen. Russell, der mit seinem recht brauchbaren Sequel "A Nightmare On Elm Street: Dream Warriors" gerade ein Jahr zuvor auf sich aufmerksam machte, gelang hier ein Kunststück, das mit einer sehr gut abgestimmten Mischung aus Humor, Action, Effekt und natürlich Horror auch heute noch für tolle Monster-Unterhaltung sorgt.
Der Cast, in dem selbst die Nebenrollen zu wichtigen Details beitragen, ist ausgezeichnet. Zu nennen sind da vor allem Shawnee Smith, die vielen vielleicht ein Begriff aus den "SAW"-Teilen ist und Kevon Dillon, dessen Gesicht man ebenso kennt. Die Charaktere sind zwar leicht klischeehaft und stereotypisch, aber darüber kann man angesichts der Leistungen großzügig hinweg sehen. Denn den Darstellern macht das Spiel sichtlich Spaß und damit unterstützen sie die tolle Atmosphäre dieses Films hervorragend. Und gerade letztere ist beachtlich. Dank der toll eingespielter (Schock)-Effekte und einem wirklich gelungenen Spannungsaufbau sorgt "The Blob" auch nach mehreren Sichtungen immer wieder für beeindruckende Horror-/Gruselstimmung. Die Effekte, die gerade im ersten Teil des Films noch vollauf überzeugen, wirken im letzten Abschnitt dann leider etwas überholt. Wirklich schaden tut es dem Film jedoch nicht. Man möchte sogar behaupten, das der angereicherte Trashfaktor sogar noch mehr Spass in die Handlung einbringt, wodurch sich wiederum der Spannungsbogen merklich glättet.
Mit "The Blob" ist also Chuck Russell ein Remake gelungen, das sich bis heute in der oberen Tabellenhälfte aller Genrebeiträge festgesetzt hat und sich da auch noch eine ganze Weile breit machen dürfte, denn atmosphärisch betrachtet ist dieser Film eine ganz grosse Nummer, der die Messlatte für folgende Vertreter ordentlich nach oben gelegt hat und nur zu überspringen ist, wenn man mit soviel Liebe zum Detail zu Werke geht, wie es Russell getan hat.
8/10
Von METEOR|Film kommt der Film endlich uncut und in HD im todschicken Mediabook. Und das ist jeden Cent wert.
Quellen:
Inhaltsangabe: Meteor Film
Freitag, 24. Juni 2016
Jaws 2 - Der weiße Hai 2 (1978)
Vier Jahre sind vergangen, seit der mörderische Hai den kleinen Ferienort Amity heimsuchte und terrorisierte, bevor Polizeichef Brody (Roy Scheider) ihn nach langer Jagd erlegen konnte. Aber er war nicht der einzige Killer-Hai im Ozean. Gerade als Bürgermeister Vaughn (Murray Hamilton) den bedeutenden Bauunternehmer Peterson (Joseph Mascolo) willkommen heißt und darauf hofft, das angeschlagene Image seiner Gemeinde aufzupolieren, häufen sich erneut die Zwischenfälle. Zuerst werden zwei Taucher auf offener See angegriffen und getötet, dann eine Wasserski-Fahrerin. Als ein Killerwal mit tiefen Bisswunden an den Strand gespült wird, steht für Brody endgültig fest: Erneut bedroht ein großer Weißer Hai das Küstenstädtchen. Doch das ist das genau die Art von Presse, die der Bürgermeister nicht brauchen kann. Die Todesfälle werden als Unfälle abgetan, Brody schließlich sogar gefeuert. Aber dann taucht der Hai wieder auf und greift eine Flotte von Segelbooten an, auf denen sich auch Brodys Söhne Mike (Mark Gruner) und Sean (Marc Gilpin) befinden. Für den leidgeprüften Polizisten beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...
Die Fortsetzung zu Spielbergs Megahit "Jaws" sollte ursprünglich von John P. Hankcock inszeniert werden, der gleichzeitig auch das Drehbuch dazu schrieb. Seine angedachte Version eines verfallenen Örtchens Namens Amity und einem abgehalfterten Polizeichefs mit seelischen Problemen nach den Hai-Attacken ließ sich wohl schlecht für die Produzenten verkaufen. Das Ergebnis war das die Produktion eingestampft wurde und eine andere Idee fortgeführt wurde. Dabei rausgekommen ist eine relative simple Version einer Neuauflage des Erstlings, die jedoch bei weitem nicht an dessen Intensität heranreicht und zu keinem Zeitpunkt eine ähnlich bedrohliche Grundstimmung aufbauen kann. Diesmal sind es segelnde Kinder die auf den Weiten des Ozeans von einem weißen Hai angegriffen werden und durch den allzeit guten und übervorsichtigen Polizeichefs gerettet werden. Trotzdem geht der Film nicht vollends baden.
Verantwortlich dafür ist die ansprechende Umsetzung und die Tatsache, dass Roy Scheider und somit seine Figur wieder an Bord ist. Darauf stützt sich der gesamte Film, Scheider trägt ihn über weite Strecken im Alleingang. Ohne ihn hätte ein Niemand das Szenario des Erstlings komplett nachspielen müssen, so baut das Sequel auf die Erfahrungen seiner Person auf. Wieder taucht ein Hai auf und Brody wittert sofort die Gefahr, nur will ihn keiner ernst nehmen. Diese, später oft und gerne genutzte, Konstellation funktioniert gut, gerade da Brody als Charakter und seine Vergangenheit bekannt sind. Somit ist der Mittelpart, der lange ohne den großen Weißen auskommen muss, interessant und kann unterhalten. Den grandiosen Spannungsbogen des Vorgängers kann "Jaws 2", nicht nur dadurch, eben nicht halten, dazu fehlen einfach die wirklich prägnanten Momente. Die Hai-Attacken sind aber durchaus effektvoll inszeniert und durch John Williams erneute Mitarbeit ist auch der wunderbare Score wieder am Start.
Dem Film fehlt es unter Strich leicht am nötigen Biss und den ungemeinen Bedrohlichkeit, die Spielbergs Variante bis heute so zeitlos und packend macht. Es ist eben ein aufgewärmter, netter aber selten furchteinflößender Film der über seiner gesamten Laufzeit zu unterhalten weiß, aber eben eindeutig eine typische Fortsetzung eines Genreklassikers ist. Die Konzepte von Arthur C. Clarke oder dem gefeuerten Regisseur John Hancock zu verwerfen, war eine furchtbare Entscheidung. Dennoch kann der zweite Teil der Reihe mit einiger Spannung punkten und ja, das kann ich mich nicht verneinen, es schwingt eine große Menge Nostalgiebonus mit.
6,5/10
Von UNIVERSAL PICTURES erschien der Film auch im limitierten Mediabook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
Poster/Artwork: Universal Pictures
Donnerstag, 23. Juni 2016
The Boy (2016)
Die junge Amerikanerin Greta (Lauren Cohan) will ihre Vergangenheit endlich hinter sich lassen, als sie einen Job als Kindermädchen bei einem älteren, vermögenden Paar in einem abgelegenen englischen Dorf annimmt. Solange Mr. und Mrs. Heelshire (Jim Norton und Diana Hardcastle) verreist sind, soll sie sich um deren achtjährigen Sohn Brahms kümmern. Doch kaum in Übersee angekommen, stellt Greta Sonderbares fest. Denn nicht nur überreichen die Heelshires ihr eine ganze Liste an Dingen, die im Umgang mit Brahms zu beachten sind, auch erweist sich der kleine Junge als lebensgroße Porzellanpuppe. Nach Abreise des Seniorenpaares bricht Greta, allein auf dem großen Anwesen, eine Regel nach der anderen. Jede Übertretung bewirkt ein merkwürdiges, unheimliches Vorkommnis. Greta nimmt sich vor, das Geheimnis hinter Brahms aufzudecken. Sie bittet dazu Malcolm (Rupert Evans) um Hilfe, der das Anwesen mit Essen beliefert. Bald schweben beide in Lebensgefahr...
"The Boy" ist kein Horrorfilm auch wenn die Trailer dies suggerierten. Eher ein Gruselfilm der Moderne, ein kleiner Thriller wenn man so will.Und "The Boy" erfindet das Rad nicht gerade neu. Eher besann man sich auf altbekannte, gut funktionierende Elemente um ein wenig Stimmung aufzubauen, dazu eine etwas mystische Geschichte, fertig. Damit ist schon klar, dass das Thema des Filmes nicht jedem liegen mag. Gerade das Thema Puppen und Geister ist sehr ausgelutscht, aber dennoch kann "The Boy" hier un da punkten.
Viele kennen Maggie Greene aus "The Walking Dead", kampferprobt, treffsicher im Umgang mit einer Waffe, durch und durch eine Kämpfernatur. Nun ist es interessant, Lauren Cohan in einer anderen Rolle zu sehen und man muss feststellen das ihr die Rolle der Greta ebenso gut steht wie die der Maggie. Sie spielt ihre Rolle solide und vor allem glaubwürdig aus und reagiert wie man es sich wünscht. Anfangs panisch, versucht sie sich selbst zur Ruhe zu zwingen und für die Ereignisse rund um die Puppe eine Erklärung zu finden, ohne dabei den typischen Mustern zu entsprechen, wie in etwa hysterisch kreischend durch die Gegend laufen. Unterstützt wird sie dabei durch Rupert Evans, der Retter in letzter Sekunde, denn wie in jedem Film braucht man eben auch einen Helden.
Die düstere Atmosphäre hält den Spannungsbogen aufrecht und obwohl der Film harmlos beginnt endet er mit einem gut durchdachten Twist, der einen wohligen Schauer verursachen kann. Leider (und das hätte man eigentlich wissen können) ist dieser Twist nur geklaut und wurde so (zumindest ansatzweise) schon vor gut zwei Jahren in (Spoiler) einem anderen Film verwurstet. Insgesamt ist "The Boy" aber optisch schick, atmosphärisch und spannend und kann sich als guter Grusel durchaus sehen lassen.
Was allerdings fragwürdig erscheint ist die Freigabe "FSK 12". Auch wenn hier weniger mit Blut gearbeitet wurde ist es doch fraglich, ob dieser Art des Grusels mit seinem teils verstörenden Bildern und Begebenheiten (gerade gegen Ende) für Kinder ab 12 geeignet ist. Aber vielleicht bin ich auch einfach zu alt für diesen Scheiß.
6,5/10
Von CAPELIGHT PICTURES in Kooperation mit KOCH Films kommt der Film im limitierten Mediabook. Dieses ist in der Beschriftung mit einem silber Finnish versehen und in Leinen gebunden. Äusserst schick.
Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight/Koch Films
Montag, 20. Juni 2016
Maverick - Maverick: Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel (1994)
Bret Maverick (Mel Gibson) ist ein professioneller Pokerspieler und wittert bei einem Tunier auf einem Mississippi-Dampfer in St. Louis seine große Chance. Das Preisgeld von einer halben Million Dollar kann der charmante Zocker gut gebrauchen, allerdings braucht er zunächst dringend 3000 Dollar um überhaupt teilnehmen zu dürfen. Maverick bleiben nur noch ein paar Tage Zeit, aber schließlich kann er die fehlenden Moneten zusammenkratzten und das Spiel seines Lebens scheint zum Greifen nah. Doch es liegen noch zahlreiche Hindernisse auf seinem Weg: Marshall Zane Cooper (James Garner), der das Spiel beaufsichtigt, lässt Maverick nicht aus den Augen und die unwiderstehliche Trickbetrügerin Annabelle Bransford (Jodie Foster) stiehlt ihm nicht nur das Herz, sondern auch gleich noch die Brieftasche...
Ehrlich: in den 90er Jahren war das Western-Genre im Kino so gut wie tot. Es ist ein kleines Wunder, dass sich trotzdem wenige Regisseure noch an dieses Ödland wagten. So auch Richard Donner, der 1994 "Maverick", eine Kinoadaption der gleichnamigen Serie, vorlegte, die aber mit dieser Serie eben nicht mehr sehr viel gemein hat. Geschadet hat dass dem Film sicher nicht. Donner inszenierte hier eine kluge und rasante Westernkomödie, die mit Ideenreichtum und verblüffend vielen Wendung in der Geschichte nicht geizt. Zu kurz kommt natürlich auch nicht die Action, die in dieses umwerfend tolle Westernsetting gut intigriert wurde. Sehen lassen kann sich auch die Besetzung. Mel Gibson, James Garner, Jodie Foster, James Coburn oder Alfred Molina zeigen sich hier in größter Spiellaune und sind durch die Bank weg einfach grandios. Und auch wenn "Maverick" ein wirklich erheiternder Film ist, der hier ein Gagfeuerwerk nach dem anderen abbrennt, so gelingt es dem Streifen doch gut die Balance zwischen Witz und leichter Ernsthaftigkeit zu halten. Langeweile gibt es hier 2 Stunden lang sicher nicht und mit dem absolut passenden Score von Randy Newman macht dieser Western-Road-Trip doppelt so viel Spaß. Nicht unerwähnt lassen sollte man die vielen Cameos, wobei einer ganz besonders hervorsticht. Als ein Bandit die Bank ausraubt und Mel Gibson tatsächlich unter der Gesichtsmaske Danny Glover erkennt, sich beide ungläubig anstarren und ganz kurz (aber prägnant) die Titelmelodie von "Lethal Weapon" eingespielt wird. Das ist was für die Fans. Das fetzt. Das macht einfach nur Laune.
8,5/10
Tears Of The Sun - Tränen der Sonne (Director's Extended Cut) (2003)
Lieutenant A. K. Waters (Bruce Willis) soll mit seinem Navy-Seals-Elitetrupp nach Nigeria, um die amerikanische Ärztin Dr. Lena Kendricks (Monica Bellucci) sowie zwei Nonnen und einen katholischen Priester aus dem Krisengebiet zu retten. Doch die Ärztin will ohne ihre afrikanischen Schützlinge nicht abreisen. Waters muss die Ärztin anlügen, um sie zum Helikopter zu bewegen. Er versichert ihr, dass die Dorfbewohner mitfliegen könnten. Das stellt sich schnell als Lüge heraus. Als sie auf dem Rückflug ein Massaker in einem Missionsdorf entdecken, gibt Lieutenant Waters den Befehl zum Umkehren. Zusammen mit den Flüchtlingen macht sich die US-Eliteeinheit zu Fuß auf den mehrere Tage langen Marsch in Richtung des sicheren Kameruns. Als sie unterwegs weitere Gräueltaten entdecken, entscheiden sich die US-Militärs zum Eingreifen, obwohl das dem Befehl des Oberkommandos widerspricht...
Antoine Fuquas vierter abendfüllender Spielfilm "Tears Of The Sun" scheint ein reiner und actiongeladener Kriegsfilm zu sein. Ist er aber nicht. Er ist eher ein heute noch recht aktueller Kriegs-Thriller, der sich erst sehr spät mit blankem Gaballer abgibt. Aber hier, in diesen letzten paar Minuten, drückt Antoine Fuqua richtig aufs Gas und liefert eine gigantisch gut inszinierte und musikalisch perfekt untermalte Kampfsequenz ab. Doch ist diese - wie gesagt - nicht Hauptbestandteil oder gar Kernaussage des Films. Und damit unterscheidet sich dieser Film streckenweise sehr von vielen Vertretern des Genres, da er zu großen Teilen ohne überbordernde Action auskommt und somit nicht zur simplen Schießbude verkommt. Zum Glück.
Nein, "Tears Of The Sun" ist ein Anprangern afrikanischer Verhältnisse in Zeiten der Warlords und feindlicher Machtübernahmen durch Regimestürze, die billigend das Ableben tausender Menschen in Kauf nehmen. Und gerade weil sich Fuqua im Film insgesamt viel Zeit lässt, um eben über jene Menschen und deren Schicksal zu berichten, so Tunnelblickartig einem dies auch vorkommen mag, so spielt der Film in der einer der oberen Ligen der Kriegs-/Antikriegsfilme. Die Flucht vor den Grausamkeiten der nigerianischen Rebellen durch den dichten Urwald ist packend aufgemacht und schafft es jederzeit, den Zuschauer beid er Stange zu halten. Der Streifen versucht die Grausamkeit des Krieges viel mehr mit realistischen und gnadenlosen Szenen von zivilen Opfern, anstelle von permanent umherfliegenden Kugeln darzustellen und das funktioniert eindrucksvoll, wenngleich man wohl angesichts dieser sehr realen Bilder bestürzt sein dürfte. Denn Bilder, in denen die einheimische Zivilbevölkerung wie Vieh geschlachtet wird, gehen wirklich an die Substanz und hinterlassen einen einen tiefen Eindruck.
Gerade deswegen ist "Tears Of The Sun" für sich ein kleines Meisterwerk. Dazu sind die Darsteller gut gewählt, auch wenn man dem eher wortkargen Bruce Willis den Teamleader nichtz hundertprozentig abkaufen will. Lediglich Monica Bellucci erscheint etwas fehlbesetzt. Ihr Engagement scheint zwar real, aber offenbar erkennt ihre Figur nicht große Zusammenhänge und lebt hier für den Augenblick, ohne auch nur einen Millimeter weiter zu denken. Das ist etwas schade und trübt neben dem gerade gegen Ende etwas zu sehr aufspielenden Patriotismus das Gesamtergebnis. Man könnte dem Streifen auch verwerfen, ein weiterer US-Army-Werbefilm zu sein, doch schaut man hinter die Kulissen, ist es eher umgekehrt. Klar sind die Helden cool gezeichnet und agieren taktisch wie auch im Team perfekt - so wie man es sich wünscht - aber dennoch neigt man als Zuschauer dann doch eher dazu sie als Mittel zum Zweck zu betrachten, welches jedoch angesichts der Entscheidungsgewalt keinesfalls erstrebenswert ist.
Der hier besprochene "Director's Extended Cut" ist satte 21 Minuten länger als die reguläre Kinofassung. Viele der neuen Szenen waren ursprügnlich bereits als Deleted Scenes vorhanden, sinnvoll ist die Integration für den Film aber auf jeden Fall. Der Film wird dadurch besser, wenn auch etwas behäbiger. Es wird nun genauer auf die Stammesfehden eingegangen und ein realistischeres Bild solcher Konflikte gezeigt, in dem nicht Gut gegen Böse kämpft, sondern eine Macht, die andere ablöst und beide Seiten die andere ethnische unterdrückte und ermordet hat. Dadurch lässt sich die neu hinzugekommene Freiheitsrede des Stammesfürsten für sein Volk der Ibo am Ende auch anders interpretieren, als es den Anschein hat. Er müsste durch Gewalt, die jetzige Herrscher entmachten und würde die Belange anderer ethnischen Gruppierungen ignorieren oder sie sogar verfolgen und vernichten, wie es sein Vater scheinbar getan hat und auch die, die ihn jetzt aus seinem Land vertrieben haben.
Die USA werden jetzt auch dezent, aber für mitdenkende Zuschauer erkennbar, als das dargestellt was sie sind: eine Supermacht, die sich mit allem arrangieren kann, solange es für sie von Vorteil ist und kein Problem damit hat, seine Maxime schnell zu ändern. Und in Nigeria, als größter Erdölexporteur, sind Vorteile für das eigene Land nicht schwer zu finden. Diese kritischen Untertöne fehlten in der Kinofassung noch fast vollständig. Die ewigen Nörgler, die in dem Film bisher nur eine erneute Selbstbeweichräucherung amerikanischer Soldaten-Tugenden sehen, werden damit aber sicher nicht zur Vernunft kommen. Warum aber soll man in einem amerikanischen Film amerikanische Soldaten zeigen, die sich nicht wie amerikanische Soldaten verhalten, nur damit überkritische Europäer keine Gehirnwäsche vermuten?
8/10
Samstag, 18. Juni 2016
Natural Born Killers (Unrated Director's Cut) (1994)
Mickey (Woody Harrelson) und Mallory Knox (Juliette Lewis) sind ein Liebespaar, das eine Blutspur durch die USA zieht. Innerhalb weniger Wochen haben sie über 50 Menschen auf dem Gewissen. Die Polizei ist ihnen auf den Fersen, die Öffentlichkeit stilisiert sich zu Helden und der sadistische Polizist Jack Scagnetti (Tom Sizemore) ist fanatisch besessen davon, die Serientäter endlich zur Strecke zu bringen. Als die beiden Liebenden in der Wüste bei einem Indianer während eines Drogentrips von Klapperschlangen gebissen werden, machen sie sich auf den Weg, um eine Apotheke zu überfallen und das Gegengift zu entwenden. Doch der Raubzug geht schief und das Killerpärchen wird geschnappt. Im Gefängnis stehen sie unter der Aufsicht des passionierten Anstaltsleiter Dwight McClusky (Tommy Lee Jones), der ein Fernsehinterview mit dem TV-Reporter Wayner Gale (Robert Downey jr.) zulässt. Während der Aufnahmen bricht eine Revolte aus, die blutige Ausmaße annimmt.
Oliver Stones Skandal-Film aus dem Jahr 1994, der auf einem Drehbuch von Quentin Tarantino basiert, ist wahrlich kein leichtes Stück Filmkunst. Es ist eine Art Trip. Zwischen stakkatoartigen Schnitten, ständig wechselndem Stil von schwarz-weiß zu Found Fottage zu Realfilm zu Trickfilm. Selten verweilt der Streifen in einer vordefinierten Art. Durch das Vermischen der Handlung mit Sitcom- und Comicelementen, wirkt er viel mehr wie eine popkulturelle Hommage, denn als das, was er wirklich ist. "Natural Born Killers" ist ohne Zweifel ein Streifen bei dem sich die Geschmäcker scheiden. Die einen lieben Stones Kultfilm und die anderen können aufgrund seiner harschen, schonungslosen Gewalt so gut wie nichts mit diesem Werk anfangen. Auch meine Ansicht spaltete "Natural Born Killers" sehr lange, was wahrscheinlich vordergründig an seiner verdammt verstörenden und oft grenzwertigen Inszenierung lag. "Natural Born Killers" ist zudem, so plump es klingen mag, wirklich oft zu hart und unzugänglich, sodass es sehr lange dauern kann bis man in irgendeiner Weise einen Zugang zu dem Streifen findet. Wenn sich Mickey und Mallory auf ihrem abgefahrenen Trip irgendwo in den Staaten heillos durch die Gegend schnetzeln, hilflose Zivilisten ohne mit der Wimper zu zucken ins Jenseits befördern und dabei aussehen als wären sie auf einem gestörten Drogentrip, dann kann man als Zuschauer nur auf der einen oder der anderen Seite stehen.
Was "Natural Born Killers" aber zu einem ordentlichen Streifen macht, sind die sehr starken Schauspieler, der perfekt passende Soundtrack und die gelungene Medienkritik vermischt mit einem gesellschaftlichen Seitenhieb. Woody Harrelson und Juliette Lewis geben als Killerpärchen eine wirklich grandiose (und völlig absurd-übertriebene) Performance ab und wirken in ihrem Rollen, so makaber es klingt, auch noch recht glaubwürdig. Harrelson überzeugt als vom Töten besessener, durch Nichts zu bremsender Mickey und Juliette Lewis brilliert als psychopathische und durchgeknallte Mallory. Tom Sizemore überzeugt hier als der etwas andere Polizist, Robert Downey Jr. als vom Ruhm und Erfolg beeinflusster Journalist und Tommy Lee Jones tut das was er am besten kann, nämlich einfach nur eine verdammt coole Figur abgeben. Was dann aber letztlich und wirklich funktioniert, ist die Tatsache, dass der Film (trotz seiner makaberen Art) sehr gut verdeutlicht wie leicht die breite Masse durch die Medien und ihr Gehabe, ihrer Sucht nach steigenden Einschaltquoten und Macht zu beeinflussen bzw. zu blenden ist und Verbrecher, hier am Beispiel von Mickey und Mallory, auch noch "verehren" und bewundern.
Man sieht, der Film hatte es so schon nicht leicht gehabt, doch die Kinofassung musste dann auch noch für ein gewünschtes R-Rating so stark gekürzt werden, dass am Ende über 100 Schnitte herauskamen, bis die MPAA endlich zufrieden war. Die Kinofassung wurde in Deutschland von Warner veröffentlicht. Auch der hier besprochene ungekürzte "Unrated Director's Cut" erschien in Deutschland - entweder ungeprüft oder mit SPIO/JK-Freigabe. Oft wurden Einstellungen nicht komplett gekürzt, sondern nur um ein paar Frames erleichtert und die Unterschiede zur Kinofassung liegen so über den ganzen Film verteilt bei gerade mal 88 Sekunden. Diese verändern den Film nicht essentiell, zeigen aber doch mehr von Stones urspünglich gedachter Version, einer noch brutaleren Art der Mediensatire, welche bis heute wohl unerreicht und einzigartig ist. Ein wahnwitziger Streifen, der eine makabre und zynische Geschichte, im Gewand einer Groteske, zu einer Perversion des amerikanischen Traums destilliert. Selbst heute, über 20 Jahre nach seiner Premiere, wirkt der Film erstaunlich aktuell.
8/10
Freitag, 17. Juni 2016
The Amityville Horror - Amityville Horror (1979)
Die Familie Lutz hat keine Ahnung, was sich in dem Haus im Örtchen Amityville abgespielt hat, das sie gerade gekauft hat. Denn die grausamen Ereignisse hätten möglicherweise dazu geführt, dass sie vom Erwerb Abstand genommen hätten. Der jugendliche Ronald hat dort eines Nachts seine ganze Familie mit einem Schrotgewehr ins Jenseits befördert und anschließend behauptet, von Geistern dazu angestiftet worden zu sein. Was nach dem Hirngespinst eines wahnsinnigen Mörders klingt, könnte sich aber ereignet haben, denn George (James Brolin) und Kathy Lutz (Margot Kidder) erleben mit ihren Kindern nach dem Einzug in das Haus merkwürdige Dinge. Die unerklärlichen Erscheinungen nehmen immer weiter zu und Vater George legt ein immer aggressiveres Verhalten an den Tag, das schließlich für die restlichen Familienmitglieder bedrohlich wird.
"The Amityville Horror" ist ein altmodischer Gespensterhaus-Grusel, bei dem das Wort Klassiker auch über 30 Jahre nach seiner Entstehung nicht so recht passen will. 7 Fortsetzungen und ein Remake (welches ich persönlich wesentlich ansprechender fand) sollten in den kommenden Jahrzehnten folgen und es stellt sich unweigerlich die Frage, ob die Handlung tatsächlich all diese Nachfolger rechtfertigt, denn im Grunde hat schon dieser Erstling storytechnisch betrachtet den ein oder anderen Durchhänger. Fakt ist jedoch, dass der Film als eine der erfolgreichsten Independence-Produktionen aller Zeiten Kinogeschichte schrieb. Alleine in den USA spielte der Film 86 Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine Familie bezieht ein Haus, in dem vor nicht allzu langer Zeit eine Familie ermordet wurde. Bald schon geschehen merkwürdige Dinge, denn das Haus scheint ein Eigenleben zu besitzen. Dies ist im Grunde schon die ganze Story von "The Amityville Horror", der in Deutschland lange Zeit nur in einer um knapp 20 Minuten gekürzten Fassung zu sehen war. Wer jetzt allerdings glaubt, die nunmehr für einen Horrorfilm mit knapp 119 Minuten ungewöhnlich lange Laufzeit würde die Charaktere vertiefen oder gar einige heftige blutige Szenen mehr enthalten, wird enttäuscht. Der ohnehin schon zähe Erzählfluss gerät nur noch weiter ins Stocken und Spannung kommt selten auf.
Rod Steiger als Priester spielt ein Weichei sondergleichen und kann seiner Rolle kaum Profil abringen und auch die anderen Darsteller kommen kaum über Durchschnittsleistungen hinaus. So hofft man bis zum Ende, dass die Spannungsschraube noch einmal angezogen wird, aber letztlich enttäuscht selbst der angebliche Höhepunkt auf ganzer Linie. "The Amityville Horror", der damit wirbt, auf wahren Ereignissen zu beruhen, ist zweifellos ein handwerklich solider Film, der aber mit den Klassikern des Genre nicht mithalten kann. "The Amityville Horror" arbeitet einfach mit zu vielen Klischees und einem Spannungsaufbau, der sehr behäbig daherkommt. Insgesamt und retrospektiv wirkt der Film harmlos wie ein Kindergeburtstag, obwohl vorstellbar ist, dass sich ein Zuschauer Ende der siebziger Jahre hier durchaus gruseln konnte.
5,5/10
Von NSM Records kommt der Film endlich hierzulande ungeschnitten und in HD im auf 555 Stück limitierten und nummerierten "Limited Collector's Edition" Mediabook:
Quellen:
Inhaltsangabe: NSM
Midnight Run - Midnight Run: 5 Tage bis Mitternacht (1988)
Der Ex-Cop Jack Walsh (Robert De Niro) verdient sich seinen meist eher gering ausfallenden Lebensunterhalt als Kopfgeldjäger, dabei will er sich lieber zur Ruhe setzen. Mit dem nächsten Auftrag könnte ihm das sogar gelingen. Für 100.000 Dollar soll er den flüchtigen Mafiabuchhalter Jonathan Mardukas (Charles Grodin) von New York nach Los Angeles bringen und das innerhalb der nächsten fünf Tage. Einfacher gesagt, als getan, denn schon bald sind den beiden nicht nur der Mafiaboss Jimmy Serrano (Dennis Farina), sondern auch das FBI unter Führung von Agent Alonzo Mosely (Yaphet Kotto) und der Kopfgeldjäger Marvin Dorfler (John Ashton) auf den Fersen.
Kultiger 80ger Action-Comedy-Spaß von "Beverly Hills Cop"-Regisseur Martin Brest. Im Vordergrund steht Robert DeNiro als Kopfgeldjäger, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen trägt und seine Verfolger trickreich mit all seinen Assen im Ärmel auszuschalten weiß. Dazu sehnt er sich mit diesem Coup endlich den schmierigen Job loszuwerden und mit dem wohlverdienten Geld ein anderes, besseres Leben zu führen.
Der Film hat einen wahnsinnig sympathischen Flair, weil er einerseits ausschließlich an Originalschauplätzen gedreht wurde und dank Danny Elfmanns poppig, rockigen Soundtrack viele verschiedene Stimmungen auf einem einzigartigen Trip quer durch Amerika einfangen kann. Auch wird diese anmutende "Reise", wie könnte es anders sein, eine Selbstfindung für den Kopfgeldjäger, indem ihn sein quassliger Gefährte, und gleichzeitig seine "Lebensversicherung" Charles Grodin, über seine Vergangenheit ausquetscht und ihm einzureden versucht, seine Einstellungen zu überdenken. Doch DeNiro ist eher genervt über die ganze sinnige Plauderei und möchte ihm am liebsten ein dickes Pflaster auf seinen Mund kleben (wenn er nur eines dagehabt hätte).
Deswegen erfährt man gerade witzige Dialoggefechte, gepaart mit teilweise ein wenig zu viel Sentimentalität. Trotzdem merkt man von Minute zu Minute, dass gerade diese beiden unterschiedlichen Figuren, sich mehr und mehr zusammenraufen. Natürlich gibt es wieder die obligatorischen Gangster, die in Las Vegas unter Millionen von Dollar hausen und sich, wenn es was zu tun gibt, kurzerhand die Stadt verlassen, um dann pünktlich und unvorhergesehen am passenden Ort erscheinen. Das FBI ist selbstverständlich auch mit von der Partie. Es gibt die typischen Personen mit Regenmäntel, Hüten und coolen Sonnenbrillen.
Vor allem aber nimmt sich der Film nicht allzu ernst, was ihm sehr gut tut. Er ist eben leicht, locker, witzig und mag vor allem bei Nostalgikern richtig gut ankommen. Der Streifen wirkt eben so, als wenn man noch einmal in die 80ger zurück katapultiert wird und bei einer nie endenden schnittigen Verfolgsjagd quer über den Kontinent dabei ist und ihn am eigenen Leibe miterleben darf. Fetzt.
7,5/10
Montag, 13. Juni 2016
Zootopia - Zoomania (2016)
Zoomania, eine gigantische Stadt voller Möglichkeiten: Hier leben die unterschiedlichsten Tierarten Seite an Seite, sei es in Sahara-Wolkenkratzern oder Iglu-Appartements. Für jede Vorliebe findet sich der passende Wohnraum. Mitten in den Trubel dieser Großstadt wird die junge Polizistin Judy Hopps (Stimme im Original: Ginnifer Goodwin / deutsche Fassung: Josefine Preuß) versetzt, die hofft, nun endlich einmal einen großen Fall lösen zu dürfen. Aber als kleiner Nager zwischen lauter großgewachsenen Kollegen wird sie nur belächelt und so darf Judy lediglich Parksündern nachjagen. Als ihr Chef sie endlich mit einem spannenden Auftrag betraut, stellt die clevere Häsin schnell fest, dass sie Hilfe braucht, um die mysteriöse Verschwörung aufzudecken, die die Bewohner von Zoomania in Atem hält. Notgedrungen lässt sie sich auf eine Zusammenarbeit mit dem vorlauten Fuchs und Trickbetrüger Nick Wilde (Jason Bateman) ein.
"Zoomania", oder im Original "Zootopia" (mal ganz ehrlich, warum immer diese unsinnigen Namensänderungen?) ist der neue Streich aus der Disney-Animationsschmiede, der irgendwie als kleiner Bruder der Pixar Animation Studios mittlerweile doch schon ein wenig heraussticht. Ein Krimi mit Herz, Message und etwas Anspruch, viel kuriosem Humor, teilweise quietschbunt und niedlich, wie man das eben von Disney gewohnt ist. Kindgerecht, obgleich teilweise etwas keck.
Die sich über den Streifen ziehende Aussage korrespondiert dabei natürlich auch mit den aktuellen Debatten in der ganzen, hier aber vorrangig anglophoben Welt, wenn es um die Schlagworte/(-sätze) "Jedes Leben zählt", "Kein Mensch ist illegal" und sogar Feminismus geht. Dies kommt mehr als nur einmal zum Tragen und durch Metaphern und viele, manches Mal im Hintergrund gehaltene, aber zugleich prägnante Szenen setzt der Film hier ein sehr deutliches Zeichen. Gegen Rassismus, gegen Vorurteil, gegen Bevormundung. Zwar imemr noch irgendwie kindgerecht, aber eben auch mit der großben Keule. Ob ein Kleinkind diese Aussage zu deuten weiß, ist indes fraglich. Ein Erwachsener wird unter Umständen mehr darüber nachdenken.
"Zoomania" übertreibt es also an einigen Stellen mit den Anspielungen, insbesondere der Anfang des Films ist auch eher untypisch für Disney. Hinzu kommt der eher schwache Titelsong von Shakira. "Try Everything" ist zwar alles andere als falsch (und korreliert mit der Aussage) aber selbst für einen Kinderfilm ist er zu platt. Gerade weil Musik eigentlich eine Stärke Disneys ist, ist dies eine kleine Enttäuschung. Zum Glück ist der Song nicht omnipräsent. Zu den Stärken des Films zählt es, eben um die vorgannte Message einen spannenden Handlungsfaden zu stricken. Wirkt das "Glaub an Dich selbst" am Anfang noch etwas zu offensichtlich, so wird es im Laufe der recht komplexen Handlung subtiler und damit glaubwürdiger. Die Rolle des Fuchses als "Rassenminderheit" verursacht vielleicht anfänglich ein Augenrollen, kann aber zum Ende hin doch noch überzeugen, denn wenn man darüber hinwegsieht ist er nämlich, auch ohne diesen Vorteil, ein gut geschriebener Charakter. Völlig überzeugt hat dann die "Mafia"-Szene - für alle Kenner von "Der Pate" ist die Stelle zum Brüllen. Die Falluntersuchung ansich ist von Anfang bis Ende spannend, zwar ab einer gewissen Stelle vorhersehbar, aber insgesamt toll inszeniert. Die verschiedenen Schauplätze und Gruppierungen sind abwechslungsreich und die Anspielungen auf andere Filme gut platziert. Die Technik überzeugt auf voller Linie, da die Stadt und auch die die gewaltige Vielfalt der Tiere wirklich beeindruckend ist.
Insgesamt ist "Zootopia" ein weiteres Meisterwerk aus dem Hause Disney. Ein sehr ambitionierter Streifen, der seine Stärken im Humor, dem roten Faden, der die vielen Erzählstränge zusammenhält, und dem Faultier besitzt. Leider kannte man besagte Szene bereits fast zur Gänze aus dem Trailer.
8,5/10
In der Schweiz gibt es den Film schon jetzt auf Disney 3D-BD, und während wir hierzulande noch knapp 2 Monate warten müssen kann man das schicke und limitierte Steelbook jetzt schon in den Händen halten.
Quellen:
Inhaltsangabe: Disney
Sonntag, 12. Juni 2016
Lifeforce - Lifeforce: Die tödliche Bedrohung (1985)
Eine britische Raummission zur Erforschung des Halley'schen Kometen entdeckt in seinem Schweif ein geheimnisvolles Flugobjekt. An Bord findet die Crew Leichen, zwei unbekannte Männer und eine verführerisch-schöne Frau im Tiefschlaf. Sie beginnt mit der Bergung und löst damit eine Katastrophe aus. Als das Raumschiff wieder auf der Erde landet, ist es ausgebrannt und die Besatzung bis auf Kommandant Carlsen (Steve Railsback) tot. Die drei Passagiere stürzen als blutsaugende Aliens London in ein apokalyptisches Chaos. Carlsen nimmt als einziger Überlebender der Forschungsmission den Kampf gegen die Vernichtung der Menschheit auf - und gegen Mathilda May, die den Zuschauern als erotische und furchterregende Außerirdische den Atem raubt.
Der Film basiert auf der Sci-Fi-Novelle "The Space Vampires" von Colin Wilson, doch weil die Produzenten Menahem Golan and Yoram Globus von Cannon Films davon träumten einen Mega-Blockbuster zu kreieren, änderten die beiden den Filmtitel zum massentauglicheren "Lifeforce". Nebst der Änderung des Filmtitels zog das Filmstudio ein weiteres vermeintliches Ass aus dem Ärmel: Regisseur Tobe Hooper ("Poltergeist", "The Texas Chainsaw Massacre"). Zum Zeitpunkt des Drehbeginns jedoch war 'Cannon-Films' bereits nahe am bevorstehenden Zerfall und somit auch jenseits der nötigen Liquidität. Da Hooper aber bereits unterschrieben hatte, blieb ihm nichts anders übrig, als das ehrgeizige Filmprojekt mit einem Bruchteil des angestrebten Produktionsbudgets zu realisieren.
Trotz Namensänderung und Star-Regisseur: wo Cannon draufsteht ist auch Cannon drin. Horror, Action, nackte Brüste. Gepaart mit einem absurden Skript und limitiertem Budget sind das optimale Grundlagen für eine cineastische Bruchlandung und gleichzeitig genauso köstliche Unterhaltung. Denn es macht Freude, dem nackten Alienmädchen zuzusehen, wie es planlos irgendwelche Menschen mit ihren optischen Reizen bezirzt, um ihnen anschliessend die Seele aus dem Körper zu saugen. Wie sich dann die seelenlosen Zombiehüllen wiederum über andere Opfer hermachen, ist ebenso grnadios anzusehen. Die Alienopfer sehen großartig aus und da 1985 meilenweit noch kein geeignetes CGI in Sicht war, glänzt "Lifeforce" mit handgemachten Special Effects und manuell gesteuerten Puppen.
Einigermassen bekannt ist keiner der involvierten Schauspieler, einzig Patrick Stewart sollte dem einen oder anderen Cineasten ein Begriff sein. Leider bekommt er nur ganze 18 Minuten Screentime. Der Mix zwischen Vampir- und Sci-Fi-Horror kann sich somit durchaus sehen lassen: das Aussauge-Prozedere, das "zu-Staub-zerfallen" oder auch die unfreiwillig spassigen Szenen in der Schwerelosigkeit lassen Trash- und Hororofans gleichermaßen aufblicken. Ein schickes Artdesign, einige recht kreative Kamerafahrten, das ansprechende Erzähltempo und viel nackte Haut runden das audiovisuelle Erlebnis ab. Natürlich ist all dies grober Unsinn und weder die Geschichte noch einzelne Charaktere haben Tiefgang, aber als trashiger Horror funktioniert "Lifeforce" wunderbar.
7/10
Von NSM Records kommt der Film endlich hierzulande ungeschnitten und in HD im auf 333 Stück limitierten und nummerierten "Limited Collector's Edition" Mediabook:
Samstag, 11. Juni 2016
The Peanuts Movie - Die Peanuts: Der Film (2015)
Es ist ein schicksalhafter Tag im Leben von Charlie Brown (Stimme im Original: Noah Schnapp), als das kleine rothaarige Mädchen (Francesca Capaldi) durch die Klassentür schreitet und sein Herz höher schlagen lässt. Sofort ist es um den Jungen geschehen! Dabei hat sich sein Leben doch bislang als eine Aneinanderreihung von Pannen dargestellt, dabei ist Charlie doch so unsicher, woran auch die langjährige Konkurrentin Lucy (Hadley Belle Miller) nicht unschuldig ist – aber von seinen Gefühlen beschwingt beschließt der Pechvogel, das Lager zu wechseln und endlich auf die Seite der Gewinner zu treten. Nun kann ihn nichts mehr stoppen, erst recht nicht mit einem so treuen Gefährten wie Snoopy (Bill Melendez) an seiner Seite. Der Beagle hat derweil ganz andere Probleme, da er seine Fähigkeiten als Fliegerass unter Beweis stellen muss, um in seiner Fantasie die Verfolgung seines erklärten Erzfeindes aufzunehmen, die Verfolgung des Roten Barons. Und außerdem gilt es, die schöne Pudel-Fliegerin Fifi (Kristin Chenoweth) zu erobern...
Charlie Brown ist bestimmt der beliebteste Looser der amerikanischen Filmgeschichte. Charles M. Schulz hatte ihn und seine Freunde, die Peanuts, 1947 mit wenigen Strichen skizziert. Genau darin bestand ihre Wirkung: Eierkopf, Knopfaugen, ein paar gekräuselte Haare oben drauf. Das soll nun im 3D Format funktionieren? Die wunderbare Reduktion der Original Figuren computeranimiert? Ja, das funktioniert. Bei Animationsverfilmungen von alten Zeichentrickklassiker geht ja desöfteren sehr viel verloren von dem, was diese Klassiker damals ausgemacht hat, aber bei den "Peanuts" ist dies überhaupt nicht der Fall. Denn auf die Technik kommt es heir nicht besonders an. Dafür hat man das Gefühl und den Humor auf den Punkt getroffen und der Film strahlt so viel Charme, Herz und Nostalgie (einige Szenen wie etwa Charlie's Tagträume sind weiterhin in schwarz/weiß gezeichnet) aus, dass man gar nicht anders kann, als durchgehend ein Grinsen im Gesicht zu haben.
Dies mag einerseits daran liegen, weil man es zudem geschafft hat, keinerlei zu albernen oder zu kindischen Humor anbringen zu müssen, sondern sich einfach auf das besonnen hat, was humortechnisch damals schon bei Charlie Brown und allen seinen Freunden funktionierte. Die Story indess ist nicht allzu neu. Den liebenswerten Loser auf dem Weg zu begleiten, ein Mädchen endlich ansprechen zu können, nebenbei mal noch eben vom Außenseiter zum Held der Schule werden - wenn auch ungewollt - und Snoopy bei seinen großen Träumereien zu beobachten... das hat schon einen gewissen Reiz, den damals auch die Zeichentrickserie und die Comicstrips ausmachten. Sicher ist der Humor und das ganze Drumherum sehr kindgerecht und das soll es auch sein. Obwohl es einige Stellen gibt, an denen auch ein Erwachsener sicher schmunzeln kann. Leider wirkt die ganze Geschichte etwas zu episodenhaft als aus einem Guss. Die ständigen Unterbrechungen durch Snoopys Jagd auf den "Roten Baron" sind zwar fetzig, aber nicht mehr als Lückenfüller und daher prinzipiell überflüsig. Aber so war das eben schon immer und warum sollte man jetzt das ganze Konzept über den Haufen werfen? Immerhin ist das Wiedersehen mit der Truppe aber kurzweilig und spaßig aber leiderauch nicht besonders anspruchvoll für einen Kinofilm.
Es hilft zweifelsohne, wenn sich der Zuschauer bereits im Vorhinein für die "Peanuts" begeistern konnte, doch bekommen sowohl Alt- als auch Neulinge eigentlich zwei Geschichten geboten. Die Charaktere der Figuren werden natürlich beibehalten, aber hier irgendwie viel zu oberflächlich. Charlie Brown ist tatsächlich nur ein Loser und Lucy einfach gefühlskalt, Schröder hängt an seinen Tasten und Peppermint Patty schleppt sich durch den Tag. Was dahinter stecken könnte bekommt man als Zuschauer nicht zu spüren. Die existenzielle Melancholie nämlich, die die "Peanuts" beseelte und ihren Charme, gerade für Erwachsene, ausmachte, blieb im Film ein Stück weit auf der Strecke. Den Figuren wird zu wenig Raum gelassen für ihre Gedanken, Träume, Zweifel. Und das ist etwas schade, trübt das Gesamtvergnügen aber nur wenig. Der peppig-poppige Soundtrack trägt nämlich dann wieder zum Gelingen dieses Animations-Spaßes aus der Feder der Söhne des Erfinders Charles M. Schulz bei und hinterlässt einen positiven Eindruck. Gar nicht schlecht.
7/10