Ein mysteriöser Fremder (‘Blondie’ Clint Eastwood - der Gute), der skrupellose Setenza (Lee Van Cleef - der Böse) und der mexikanische Revolverschütze Tuco (Eli Wallach - der Hässliche) sind auf der Jagd nach einer Geldkassette. Inhalt: 200.000 Dollar. Die drei Desperados haben untereinander nichts gemeinsam - werden aber zu Komplizen, wenn es die Situation erfordert. Doch jeder verfolgt nur ein Ziel: Die Geldkassette. Und keiner von ihnen ist bereit zu teilen.
Ganze Bücher sind über diesen stilprägenden Western geschrieben worden. Und ebenso über die geniale Filmmusik. Sergio Leone und Ennio Morricone, eines der großen Dreamteams der Filmgeschichte. Mehr als bloße Arbeitskollegen, gab es eine tiefe Verbundenheit und innige Freundschaft zwischen den beiden italienischen Meistern. Auf dieser Basis entstanden so Werke von so symbolträchtiger Größe, dass man beim ersten Bild oder beim ersten Ton in einen ganzen Strudel von Erinnerungen gezogen wird.
Sergio Leones Klassiker von 1966 ist eines der Urgesteine schlechthin, das dem Genre Italo-Western, oder auch Spaghetti-Western, zum Durchbruch verhalf. Leone hatte es zwei Jahre zuvor mit dem ersten Teil seiner Dollar-Trilogie "Für eine Handvoll Dollar" begründet. "Zwei glorreiche Halunken", so der deutsche Titel, der Abschluss der Reihe, bietet all dievorher so sorgsam zurechtgelegten Zutaten nun in Perfektion, die hunderte Nachfolger mehr oder weniger erfolgreich wieder aufgriffen: Extrem-Close-Ups, Antihelden, auf den Kopf gestellte Westernwerte, ein Dreier statt Zweier-Finale und die illusionslose, brutale Filmsprache. Sie sorgten beim Publikum sofort für Riesenerfolg, während die Kritik die Nase rümpfte und den innovativen Stil nicht richtig einordnen konnte (oder wollte). Eine Filmrevolution, die an der Kinokasse stattfand und nicht in den Kritiken.
Clint Eastwood wurde dadurch zur Legende, seine Figuren des wortkargen namenlosen Fremden sind Kult und Kopierfolie bis heute. Ganz groß ist wieder einmal die akustische Begleitung aus der Feder von Ennio Morricone. Seine Stücke entwickelte er zusammen mit den beiden anderen Soundtracks der Trilogie nicht nur zu einem neuen Stil und prägte somit ein ganzes Genre, sondern brannte sich derart in die Popkultur ein, dass sie in den 70er und 80er Jahren sogar für Werbespots im Kino genutzt wurden. Eine derart unvergessliche Melodie mit gerade einmal zwei Noten zu bilden und bestimmte Instrumente den Figuren zuzuordnen grenzt fast schon an Wagnersche Ausmaße. Er kombinierte klassische mit folkloristischen Elementen und Soundschnipseln aus der Natur mit Tierlauten und Werkzeug-Geräuschen. Im Finale wird in enger Verbindung mit Leones Regie dadurch eine Spannung aufgebaut, die so faszinierend wie auf die Spitze getrieben ist. Herausragend an dem gesamten Soundtrack ist die große Intensität. Sie basiert auf der völligen Gleichberechtigung der Musik in Bezug zu Leones Bildern. Die Musik kündigt teilweise bereits an, was eine einzelne Figur spürt oder sagt und wird somit zum wichtigen Charakterisierungsmittel. Dies war ein völlig neuer Ansatz, den die beiden Ausnahmetalente zwei Jahre später in ihrem Jahrhundertwerk "Spiel mir das Lied vom Tod" in opernhafter Weise perfektioniert haben.
Der letzte Film der Dollar Trilogie ist mir vermutlich deshalb in Erinnerung geblieben, da die Charaktere auch endlich ein wenig Menschlichkeit einsehen lassen. Zu bemerken ist auch der spöttische Humor in der ganzen Geschichte, der einfach zu jeder Zeit unterhält. Dabei spielt sich niemand als Held auf und es ist dem Zuschauer überlassen mit welchen Halunken er jetzt mitfiebert, dabei ist die Geschichte von Tuco eine gelungene Abwechslung zu den Wortkargen Antihelden aus den vergangenen Filmen. Nicht nur die Handlungstränge sind ausgeklügelter auch der Western hat viele moderne Ansätze und traut sich einfach mehr als die wegweisenden Vorgänger. Die Gefühle werden endlich vom Film getragen, es ist einfach keine bloße Beseitigung von emotionslosen langweiligen Störenfrieden mehr.
Sergio Leone macht schon zu Beginn klar, wer die Hauptcharaktere sind. Clint Eastwood ist der Gute und damit der abgeklärteste und zynischste Typ im Wilden Westen. Eli Wallach ist der Hässliche, ein Schlitzohr ohne Gleichen, natürlich immer in einem mehr oder weniger lockeren Bündnis mit dem Guten oder wahlweise dem Bösen, der von Lee Van Cleef verkörpert wird und dessen Darstellung der deutsche Titel schon irgendwie verschweigt. Schließlich geht es im Endeffekt um drei Halunken, von denen einer weniger glorreich ist, den Titel aber verdient. Allesamt sind ausgekocht, stets auf den eigenen Vorteil aus und jagen nach den vergrabenen Dollars. Dieser Italo-Western, an dem sich alle anderen messen lassen müssen ist so legendär, wie die Darstellung von Clint Eastwood. Meine Lieblingsszenen im Film sind die letzten beiden, ab dem Moment, indem Eastwood zu dem jungen Soldaten geht und den Poncho entdeckt. Dann als Tuco über den Friedhof läuft und "L’estasi dell‘oro" erklingt, von da an erlebe ich Gänsehautfeeling pur. Diese Szene kombiniert mit dem finalen Duell in diesem kreisförmigen Arena-Gelände zählt für mich einfach zu den besten der Filmgeschichte. Hier zeigt Leone ganz großes Kino. Hierfür wurde Kino gemacht, das ist pure Kinomagie. Film in reinster Perfektion.
Ganz klar einer der besten Filme aller Zeiten, glänzt "Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo“ sowohl mit einem grandiosen Hauptdarsteller-Trio, als auch mit der phänomenalen Filmmusik. Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen: "Es gibt zwei Arten von Filmen in der Welt, solche die Meisterwerke sind, und solche die keine sind. Der Film ist eines."
10/10
Endlich, endlich... gibt es den legendären Director's Cut neu und in 4K abgetatstet und in nahezu perfekter Bild- und Tonqualität zu kaufen. Unsere Nachbarn in Großbritannien haben noch dazu eine "Limited Edition" im Steelbook herausgebracht:
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
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