Dienstag, 9. Juli 2019

Headless (2015)

https://www.imdb.com/title/tt3922350/

In diesem "verlorenen Slasher-Klassiker aus dem Jahr 1978" sticht, sägt und spaltet sich ein maskierter Mörder durch seine Opfer, bis er von seiner eigenen von Angst, Folter und Schmerz geprägten Vergangenheit eingeholt wird. Traumatische Erinnerungen zwingen ihn weiter zu töten und die Gier nach unschuldigem Fleisch wird unstillbar. Getrieben vom Wahnsinn enthauptet er junge Frauen und vergeht sich an ihren körperlichen Überresten. Sein Blutdurst führt ihn schließlich zu einer Rollschuhbahn - eine wahre Fundgrube für potenzielle Opfer...

Der Überraschungshit "Found", der nicht nur von Kritikern gelobt und auf Filmfestivals ausgezeichnet wurde erhielt 2012 reichlich Aufmerksamkeit vor allem wegen seiner drastischen Zurschaustellung von Gewalt, die in einigen Ländern dafür sorgte, dass "Found" nur geschnitten oder erst gar nicht veröffentlicht wurde. "Headless" heißt nun der Nachfolger, der gleichen Erfolg verbuchen soll und vermutlich weitaus mehr Zensurprobleme nach sich ziehen wird. Arthur Cullipher, der für die diversen Gore-Effekte in "Found" verantwortlich war, übernahm die Regie. Was hier mit einfachen Mitteln an Perversion auf Zelluloid gebracht wird, stellt die in "Found" zelebrierten Gewaltmomente deutlich in den Schatten. Treu dem Fortsetzungscredo "mehr Gewalt, mehr Blut, mehr Tote" wird in "Headless" ein Gorefest der Extraklasse verbraten, das dem eher unerfahrenen Teil des Publikums tüchtig auf den Magen schlagen dürfte.

"Headless" ist keine Fortsetzung im herkömmlichen Sinne. Culliper drehte hier jenen Streifen in Spielfilmlänge, den sich der kleine Marty mit seinem Klassenkameraden im Horrorfilm "Found" angesehen hat. Das Film-in-Film-Konzept ist nicht neu, aber er gaukelt dem Zuschauer zudem vor einen Film aus dem Jahr 1978 zu sehen in dem Gewalt und Sex eine wesentliche Rolle spielen. Neben nackter Haut und genügend Splatter hat "Headless" aber auch eine Geschichte zu erzählen. Die handelt von einem namenlosen Serienmörder, der es auf junge Frauen abgesehen hat. Mit Skelettmaske vermummt folgt er einem imaginären Alter-Ego, das ihn zu schrecklichen Taten anstiftet. So werden Frauen geköpft, ihre Augen verspeist und die abgetrennten Köpfe penetriert. Die Ursachen sind - wie so oft - in der Kindheit zu suchen und so wird in Flashbacks eine Art der Vergangenheitsbewältigung und Motivsuche betrieben. "Headless" ist schon damit kein Film für Mainstream-Zuschauer, denn die Produktion befindet sich auf gehobenem Amateur-Niveau und hatte kaum Budget zur Verfügung. Das kam teils per Crowdfunding zusammen und ließ wenig Spielraum für Experimente zu. Vor allem bei den schauspielerischen Leistungen fällt das magere Kapital negativ ins Gewicht. Das laienhafte Schauspiel sorgt nicht selten für unfreiwillige Komik, denn die Akteure kreischen und winseln derart übertrieben und situationsfremd, dass man sich an den kopf fassen möchte. Doch er erinnert er in seiner schonungslosen Gewaltverliebtheit an ruppigen B-Horror der späten 1970er und den frühen 1980er. Dennoch, trotz aller Liebe zur Old School besitzt "Headless" nur wenig Substanz. Der Film fokussiert sich all zu krampfhaft auf das Zeigen von Gewalt. Dabei war man offensichtlich bestrebt, die Gewaltschraube stetig fester zu ziehen, so dass der Film fast ausschließlich aus einer Aneinanderreihung drastischer Bilder besteht. Dass dem erfahrenen Zuschauer aufgrund mangelnder Abwechslung schnell die Augen schwer werden, ist da nur die logische Konsequenz. Schnell hat man sich an den immer gleichen Szenenabläufen sattgesehen.

Auch wenn sich die Macher hinsichtlich der Splatter-Einlagen richtig austoben konnten, enttäuscht "Headless" im direkten Vergleich zum Vorgängerfilm "Found" auf ganzer Linie. Der dreckige Retro-Mix macht nur bedingt Spaß, denn der Streifen wirkt lieblos und erzwungen. Fast schon möchte man meinen, dass man nach dem Überraschungserfolg von "Found" schnell noch die besten Szenen des Indies wiederverwerten und daraus krampfhaft einen Film machen musste, um erneut die Kassen klingeln zu lassen. "Headless" bietet aber gerade einmal Stoff für einen Kurzfilm. Wer also von "Found" begeistert war und demnach einen ähnlich guten Film erwartet, sei an dieser Stelle vorgewarnt, denn "Headless" ist alles andere als herausragende Horrorunterhaltung. Ein enttäuschendes Spin-Off und wie der Titel es hätte besser nicht umschreiben können: kopflos.

4,5/10

Von Illusions, Unltd. kam der Film in einem Mediabook, welches den Film in HD, natürlich ungeschnitten enthält.

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