https://www.imdb.com/title/tt0095647/
Im südlichen US-Bundesstaat Mississippi werden 1964 drei junge Männer,
ein schwarzer und zwei weiße Bürgerrechtler von einem Wagen mit
Blaulicht in einer abgelegenen Straße angehalten. Nachdem sich die drei
wüste, rassistische Beschimpfungen anhören müssen, werden sie
erschossen. Zur Aufklärung des Falls werden der idealistische
Nordstaatler Alan Ward (Willem Dafoe) und der erfahrene ehemalige
Südstaaten-Sheriff Rupert Anderson (Gene Hackman) als FBI-Ermittler nach
Jessup County geschickt. Dort haben die FBI-Agenten keine leichte
Aufgabe vor sich, sind die offen rassistischen Einwohner doch wenig
hilfreich bei der Aufklärung des Verbrechens. Als den Agenten klar wird,
dass die drei ermodert wurden, fordert Ward einen großen Trupp
FBI-Agenten und sogar das Militär an, um zu helfen. Unterdessen kommt
Anderson der Frau des Hilfssheriff, Mrs. Pell (Frances McDormand),
näher...
Zuerst ist da nur diese Stille. Eine Stille, trügerisch und dumpf, die den beiden FBI-Agenten Anderson und Ward weismachen soll, dass die Vorurteile über den tiefsten Süden der
Vereinigten Staaten keine Daseinsberechtigung genießen: Den Schwarzen
ginge es hier gut. Den Vorwürfen der Diskriminierung präsentiert man
sich krampfhaft irritiert. Natürlich bemerkt der Zuschauer, wie auch die
beiden Ermittler im Zentrum der Erzählung, sofort, dass die scheinbar
entspannte Klima nur verlogene Fassade ist. Der Hass lodert. Damals wie
heute. Und die drei verschwundenen Jugendlichen, zwei weiße Aktivisten
aus New York und ein Dunkelhäutiger, werden zum Katalysator einer im
Namen von J. Edgar Hoover
umfangreich initiierten Suchmaßnahme, die noch heute in der
amerikanischen Politik, den Medien und der Kultur selbst schäumende
Wellen schlägt.
Alan Parkers siebenfach oscarnominiertes Thriller-Drama lässt einen nur
Luft holen, um gleich danach die Kehle noch fester zuschnüren zu können.
Mit einer gehörigen Portion bitterer Wut im Bauch und dem Schrei nach
Gerechtigkeit auf den Lippen folgt man dem charakterlich völlig
verschiedenen FBI-Ermittler Duo Anderson (Gene Hackman) und Ward (Willem
Dafoe), die 1964 im Ku-Klux-Klan verseuchten Mississippi das
Verschwinden von drei jungen Bürgerrechtsaktivisten aufklären sollen.
Der Widerstand aller örtlichen Organe ist enorm, Hass steht über dem
Gesetz.
Moralisch lupenrein mag "Mississippi Burning" dementsprechend nicht sein, dafür beweist Alan Parker mal wieder, mit welcher Intensität er das inszenatorische Zepter schwingen kann und den Zuschauer für 120 Minuten wie gebannt vor dem Bildschirm sitzen lässt. Das verschlafene Nest, in das der Film sein Publikum entführt, offenbart sich bald als Schmelztiegel des (Rassen-)Hasses und Parker fängt den instrumentalisierenden (Gedanken-)Mechanismus des Rassismus hier in seiner ganzen ausbeuterischen und korrupten Strahlkraft ein. Alles ist hier verseucht von ihm, jedes Organ, vom Polizei- bis zum Justizapparat, vom Streifencop bis zum Richter. Alle hängen sie hier unter einer Decke, weil den Menschen der Hass anerzogen wurde. Er wurde ihnen von Kindertagen ins Gehirn gestanzt und gefangen im selbstgefälligen, falschen Stolz scheinen nur die wenigsten in der Lage, dieser rückständigen Ideologie zu entwachsen.
Stattdessen lebt man den Hass, atmet ihn, heiratet ihn, verleibt ihn sich ein, bis man glaubt, es würde sich um ein gesellschaftliches Ideal handeln. Wie packend sich "Mississippi Burning" aber wahrlich gestaltet, manifestiert sich auch an dem Umstand, dass die - eigentlich - simplistische Gegenüberstellung der beiden Hauptfiguren niemals banal wirkt. Rassismus ist ein ernstes Thema, und wird scheinbar niemals etwas von
seiner Aktualität verlieren. Auch "Mississippi Burning" basiert auf einer
leider wahren Geschichte, die zugunsten einer filmisch mitreißenden
Dramaturgie noch etwas zugespitzt wurde.
Dadurch funktioniert der Film hervorragend als spannender Thriller
sowie anspruchsvolles Drama, tadellos inszeniert und technisch
herausragend von Peter Biziou bebildert. Aber auch bissiger, fast schon zynischer Humor, blitzt hier und da im
Schatten brennender Kreuze und weißer Umhänge auf. Gene Hackmans Figur
haut einige so trockenen Dinger raus, dass man bei der schwere des
Stoffes schon fast ein wenig über das eigene erleichternde Lachen
erschrickt. Ward und Rupert repräsentieren zwei Formen der Erhaltung von Grundgesetz
und Rechtsstaatlichkeit: Willem Dafoe überzeugt als
liberal-akademischer Paragraphenreiter, Gene Hackman brilliert gar in
seiner markanten Performance, die formidabel zwischen
knurrend-hemdsärmelig und empathisch-sensibel changiert, aber auch Francis McDormand,
Brad Dourif und Michael Rooker bereichern Parkers Film in ihren
Nebenrollen ungemein. Über allem
thront aber der Eindruck, dass "Mississippi Burning" ein Film mit Wut im
Bauch ist. Er will nicht grundsätzlich mit dem Kopf durch die Wand,
aber wenn ihm jemand Betonklötze in den Weg stellen sollte, würde er sie
schlicht zerschlagen.
9/10
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