Donnerstag, 25. Juli 2019

Mississippi Burning - Mississippi Burning: Die Wurzel des Hasses (1988)

https://www.imdb.com/title/tt0095647/

Im südlichen US-Bundesstaat Mississippi werden 1964 drei junge Männer, ein schwarzer und zwei weiße Bürgerrechtler von einem Wagen mit Blaulicht in einer abgelegenen Straße angehalten. Nachdem sich die drei wüste, rassistische Beschimpfungen anhören müssen, werden sie erschossen. Zur Aufklärung des Falls werden der idealistische Nordstaatler Alan Ward (Willem Dafoe) und der erfahrene ehemalige Südstaaten-Sheriff Rupert Anderson (Gene Hackman) als FBI-Ermittler nach Jessup County geschickt. Dort haben die FBI-Agenten keine leichte Aufgabe vor sich, sind die offen rassistischen Einwohner doch wenig hilfreich bei der Aufklärung des Verbrechens. Als den Agenten klar wird, dass die drei ermodert wurden, fordert Ward einen großen Trupp FBI-Agenten und sogar das Militär an, um zu helfen. Unterdessen kommt Anderson der Frau des Hilfssheriff, Mrs. Pell (Frances McDormand), näher...

Zuerst ist da nur diese Stille. Eine Stille, trügerisch und dumpf, die den beiden FBI-Agenten Anderson und Ward weismachen soll, dass die Vorurteile über den tiefsten Süden der Vereinigten Staaten keine Daseinsberechtigung genießen: Den Schwarzen ginge es hier gut. Den Vorwürfen der Diskriminierung präsentiert man sich krampfhaft irritiert. Natürlich bemerkt der Zuschauer, wie auch die beiden Ermittler im Zentrum der Erzählung, sofort, dass die scheinbar entspannte Klima nur verlogene Fassade ist. Der Hass lodert. Damals wie heute. Und die drei verschwundenen Jugendlichen, zwei weiße Aktivisten aus New York und ein Dunkelhäutiger, werden zum Katalysator einer im Namen von J. Edgar Hoover umfangreich initiierten Suchmaßnahme, die noch heute in der amerikanischen Politik, den Medien und der Kultur selbst schäumende Wellen schlägt.

Alan Parkers siebenfach oscarnominiertes Thriller-Drama lässt einen nur Luft holen, um gleich danach die Kehle noch fester zuschnüren zu können. Mit einer gehörigen Portion bitterer Wut im Bauch und dem Schrei nach Gerechtigkeit auf den Lippen folgt man dem charakterlich völlig verschiedenen FBI-Ermittler Duo Anderson (Gene Hackman) und Ward (Willem Dafoe), die 1964 im Ku-Klux-Klan verseuchten Mississippi das Verschwinden von drei jungen Bürgerrechtsaktivisten aufklären sollen. Der Widerstand aller örtlichen Organe ist enorm, Hass steht über dem Gesetz.

Moralisch lupenrein mag "Mississippi Burning" dementsprechend nicht sein, dafür beweist Alan Parker mal wieder, mit welcher Intensität er das inszenatorische Zepter schwingen kann und den Zuschauer für 120 Minuten wie gebannt vor dem Bildschirm sitzen lässt. Das verschlafene Nest, in das der Film sein Publikum entführt, offenbart sich bald als Schmelztiegel des (Rassen-)Hasses und Parker fängt den instrumentalisierenden (Gedanken-)Mechanismus des Rassismus hier in seiner ganzen ausbeuterischen und korrupten Strahlkraft ein. Alles ist hier verseucht von ihm, jedes Organ, vom Polizei- bis zum Justizapparat, vom Streifencop bis zum Richter. Alle hängen sie hier unter einer Decke, weil den Menschen der Hass anerzogen wurde. Er wurde ihnen von Kindertagen ins Gehirn gestanzt und gefangen im selbstgefälligen, falschen Stolz scheinen nur die wenigsten in der Lage, dieser rückständigen Ideologie zu entwachsen.

Stattdessen lebt man den Hass, atmet ihn, heiratet ihn, verleibt ihn sich ein, bis man glaubt, es würde sich um ein gesellschaftliches Ideal handeln. Wie packend sich "Mississippi Burning" aber wahrlich gestaltet, manifestiert sich auch an dem Umstand, dass die - eigentlich - simplistische Gegenüberstellung der beiden Hauptfiguren niemals banal wirkt. Rassismus ist ein ernstes Thema, und wird scheinbar niemals etwas von seiner Aktualität verlieren. Auch "Mississippi Burning" basiert auf einer leider wahren Geschichte, die zugunsten einer filmisch mitreißenden Dramaturgie noch etwas zugespitzt wurde. Dadurch funktioniert der Film hervorragend als spannender Thriller sowie anspruchsvolles Drama, tadellos inszeniert und technisch herausragend von Peter Biziou bebildert. Aber auch bissiger, fast schon zynischer Humor, blitzt hier und da im Schatten brennender Kreuze und weißer Umhänge auf. Gene Hackmans Figur haut einige so trockenen Dinger raus, dass man bei der schwere des Stoffes schon fast ein wenig über das eigene erleichternde Lachen erschrickt. Ward und Rupert repräsentieren zwei Formen der Erhaltung von Grundgesetz und Rechtsstaatlichkeit: Willem Dafoe überzeugt als liberal-akademischer Paragraphenreiter, Gene Hackman brilliert gar in seiner markanten Performance, die formidabel zwischen knurrend-hemdsärmelig und empathisch-sensibel changiert, aber auch Francis McDormand, Brad Dourif und Michael Rooker bereichern Parkers Film in ihren Nebenrollen ungemein. Über allem thront aber der Eindruck, dass "Mississippi Burning" ein Film mit Wut im Bauch ist. Er will nicht grundsätzlich mit dem Kopf durch die Wand, aber wenn ihm jemand Betonklötze in den Weg stellen sollte, würde er sie schlicht zerschlagen.

9/10

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