Sonntag, 30. Juli 2017

The Big Short (2015)

http://www.imdb.com/title/tt1596363/

Wir schreiben das Jahr 2005. Tag für Tag werden an der Wall Street neue, waghalsige Börsengeschäfte getätigt und die Wirtschaft boomt. Vor diesem Hintergrund werden sogar Arbeitslose mit hervorragenden Renditen und minimalen Risiko zu Villenbesitzern. In der beseelten Atmosphäre des allgemeinen Wohlstands sieht nur der eigenwillige Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale) voraus, dass die Finanzwelt unmittelbar vor einem gigantischen Crash steht. Als er mit seinen Prognosen bei den führenden Bankenbossen kein Gehör findet, fasst er einen perfiden Plan, mit dem er die großen Banken aufgrund ihres Mangels an Weitsicht und ihrer Gier vorführen will: Den „Big Short“. Mit anderen risikofreudigen Spekulanten wie dem Trader Steve Eisman (Steve Carell), dem Deutsche-Bank-Makler Greg Lippman (Ryan Gosling) und dem einstigen Star-Investor Ben Rickert (Brad Pitt) wettet er gegen das Finanzsystem, indem er Leerkäufe von Aktien großer Investmentbanken tätigt. Im Gegenzug winkt das große Geld...

Was könnte langweiliger und trockener sein als ein Film über die Anfänge der Finanzkrise 2007/2008 und eine Handvoll Hedgefond-Manager und Trader, die den Braten vor allen anderen gerochen und sich entsprechend zu positionieren versucht haben, im Endeffekt aber auf Kosten der breiten Bevölkerung und eines sprichwörtlich blind und korrupt gewordenen Systems die große Kohle machen? Eine ähnliche Frage dürfte sich auch Regisseur und Mit-Drehbuchautor Adam McKay bei seiner Verfilmung des gleichnamigen Sachbuches von Michael Lewis gestellt haben und so präsentiert er dem geneigten Zuschauer - in Vertretung durch Erzählerfigur Jared Vennett (Ryan Gosling) - nach guten zwanzig Minuten Margot Robbie im Schaumbad, um in direkter Ansprache an den Zuschauer einige Aspekte des amerikanischen Finanzwesens verständlich zu machen. Ein Kniff, der aufgeht, denn allein diese Einsprengsel lassen den satirischen Unterton erkennen, von dem "The Big Short" in seiner Gänze durchzogen zu sein scheint, während das Thema an sich ja eigentlich eine ernste Sache ist.

Der Film ist ein großes Stück wie eine Dokumentation aufgebaut, was natürlich gut zu dem Thema der Aufdeckung der großen Immobilienblase und Finanzkrise passt. Schauspieltechnisch hochklassig besetzt, mit einer spannenden, wenn auch bedrückenden Geschichte und wenn man es so recht bedenkt auch mit keinem zufriedenstellenden Ausgang. Seine wahren Stärken entfaltet er durch die Charakterdarstellung seiner Protagonisten mit all deren Stärken und Schwächen. Er zeigt damit, dass selbst Leute an der Wall Street normale Menschen sein können, die letztendlich nur ihr Wissen einsetzen um mit dem vom System gegebenen Mitteln ihr Geld zu verdienen."The Big Short" zeigt eindringlich, dass selbst die Leute, die das Ganze haben kommen sehen, ein enormes Risiko eingehen mussten um überhaupt daraus ihren Profit zu schlagen und zu diesem Ruhm zu gelangen. Klar, dieses Mitgefühl für Leute zu haben, die jährlich mehrere Millionen verdienen, kommt aus Sicht eines normalen Menschen nicht in Frage, das verstehe ich auch. das liegt oft daran, dass es für den Normalo auch nicht einfach nachzuvollziehen ist, welchem Risiko sich die Händler dabei aussetzen. Denn, für die Bank ist es womöglich ein Nullsummenspiel, weil sie am Ende gerettet wird, für den einzelnen Händler aber eben nicht. Wenn er nichts anderes gelernt hat, kann es für ihn das Ende seiner Existenz bedeuten.

Dass es besonders in dieser Branche viele schwarze Schafe gibt, ist nicht wirklich etwas neues, schade ist nur, dass diese schwarzen Schafe auf Kosten anderer eben so viel mehr verdienen als es in anderen Branchen möglich ist. Es wäre dennoch viel zu einfach sich einer simplen Kapitalismuskritik hinzugeben nach dem Motto: Die da an der Wall Street sind alle böse, da sie die Bauern ausnehmen. Der Film geht diesen Weg glücklicherweise nicht und stellt Gut und Böse innerhalb der Branche dar. Er bombardiert einen zu Anfang mit fachbegriffen, die man als Outsider nicht kennen kann und braucht damit etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen. Und trotz dieser kurzen Überforderung schafft er es, interessant zu bleiben, auch gerade weil man weiß, wie sehr die beschriebenen Inhalte der Wahrheit entsprechen und man so auch nicht drumherum kommt, immer wieder mit dem Kopf zu schütteln. Und das ist in jeder einzelnen Sekunde genial.

8,5/10

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