Es ist noch nicht allzu lange her, da befreite der Cop Will Loren (Eric Olson) drei Mädchen aus den Klauen einer mörderischen Sekte. Kurz darauf startete er allerdings aus bis heute unbekannten Motiven einen Amoklauf mit vielen Toten auf der Wache, auf der er stationiert war. Als ihm die Munition auszugehen drohte, nahm er sich selbst das Leben. Nun steht seine erwachsene Tochter Jessica (Jessica Sula) vor ihrem ersten Tag als Polizistin. Sie wird allein sein, wenn sie die letzte Schicht in dem mittlerweile stillgelegten Gebäude übernimmt, in dem das Leben ihres Dads endete. Schon bevor sie die Wache erreicht, verläuft ihr Tag alles andere als reibungslos. Ein Besuch an Wills Grab endet in einer unschönen Konfrontation mit ihrer entfremdeten Mutter (Candice Coke). Nachdem sie auf dem Weg zum Revier dann von Sektenmitgliedern angefeindet wird und der Beamte, den sie ablöst, ebenfalls feindselig reagiert, beginnen die Dinge erst richtig seltsam zu werden. Jessica hatte sich freiwillig für diese Schicht gemeldet, da sie hoffte, so mehr über ihren Vater und seine letzten Stunden in Erfahrung zu bringen. Doch schon bald wird sie viel mehr herausfinden, als sie eigentlich wissen wollte …
"Malum" wirkt wie ein Film, der sich in seinem eigenen Alptraum-Gebäude eingeschlossen hat: eine Polizistin, eine Nacht, ein verfluchtes Revier - und die Frage, ob hier ein Ort heimgesucht wird oder ein Erbe. Die Grundidee ist schlicht, aber wirkungsvoll: Jessica Loren tritt ihren Dienst in einer fast aufgegebenen Polizeiwache an, um den letzten Nachtdienst zu schieben und gleichzeitig dem Rätsel um ihren Vater, einen gescheiterten Cop mit Kult-Vergangenheit, näherzukommen. Damit verschiebt das Remake von Anthony DiBlasis "Last Shift" den Fokus stärker auf familiäre Schuld und Trauma - die Wache ist nicht nur Spukort, sondern Tatort einer Geschichte, die Jessica persönlich betrifft.
Der Film entfaltet seine Spannung weniger über Handlung als über Eskalationsstufen der Wahrnehmung: Zuerst sind es nur merkwürdige Geräusche, gestörte Funkdurchsagen, verunsichernde Begegnungen, dann tauchen immer stärker körperlich präsente Manifestationen des Paymon-Kults und der Opfer des vergangenen Massakers auf. "Malum" baut das zu einer Art Geisterbahn in Polizeiuniform aus - mit praktischen Masken, derben Effekten und einem zunehmend surrealen Raumgefühl, das Kritiker teils als intensiver, teils als überladen empfinden. Der Horror sitzt dabei oft am Bildrand, im Halbdunkel der Gänge, bis der Film im letzten Drittel die Zurückhaltung aufgibt und in offenen Kult- und Monsterbildern kulminiert. Im Vergleich zu "Last Shift" setzt "Malum" auf mehr von allem: mehr erklärtes Kult-Lore, mehr Blut, mehr Visionen, ein deutlicherer Einblick in den satanischen Familienzirkel rund um Paymon. Das macht den Film zugänglicher als klassischen Spuk - das Böse hat ein Gesicht, eine Geschichte - nimmt ihm aber ein Stück der verstörenden Unklarheit, die das Original auszeichnete. Jessica ist stärker als tragische Heldin im Zentrum platziert, bleibt laut vielen Kritiken zugleich zu schematisch: Ihre Motivation ist klar, ihre inneren Widersprüche bleiben eher angedeutet als wirklich durchgespielt.Handwerklich liegt "Malum" solide im gehobenen Independent-Bereich: Die reale, labyrinthartige Location verleiht der Wache Schwere und Textur, das Sounddesign - entfernte Schreie, hallende Schritte, verstörte Funksprüche - trägt viel zur Atmosphäre bei, auch wenn sich der Film spürbar auf konventionelle Jump Scares verlässt. Dichte und Intensität sind lobenswert, leider gibt es Redundanzen im Mittelteil und ein Finale, das eher Effektversprechen als thematische Zuspitzung einlöst. "Malum" ist damit ein noch sehenswertes, aber nicht essentielles Stück Genre-Kino - interessanter als viele Fließbandproduktionen, ohne den eigenen Stoff so radikal zu erneuern, dass die Existenz als Remake völlig gerechtfertigt wirkt.


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