Die Sullys finde weiterhin Unterschlupf beim Clan der Metkayina an der Küste Pandoras. Dennoch tun sie sich schwer, zu einer Art Normalität zu finden, denn der Tod von Neteyam (Jamie Flatters) während des Kampfes gegen die Resources Development Administration (RDA) der Menschen wiegt immer noch schwer. Jake (Sam Worthington), Neytiri (Zoe Saldaña), Lo’ak (Britain Dalton), Tuk (Trinity Jo-Li Bliss), Spider (Jack Champion) und Kiri (Sigourney Weaver) müssen alle ihren eigenen Weg finden, mit diesem bitteren Verlust umzugehen. Schließlich entscheiden die Sullys, dass es vor allem für Spider an diesem Ort nicht mehr sicher genug ist. Er soll zurück in die Festung der Omatikaya gebracht werden. Doch auf dem Weg dahin werden sie vom Mangkwan-Clan, dem Volk der Asche, angegriffen. Der Clan hat sich von der Lebensweise der Na'vi abgekehrt, seit ein Vulkanausbruch ihre Heimat in Schutt und Asche gelegt hat. Und auch die RDA hat noch nicht das letzte Wort gesprochen...
Der dritte Teil der "Avatar"-Saga von James Cameron, "Avatar: Fire & Ash", ist ein Triumph der Form und ein Symptom der Erschöpfung zugleich. Er zeigt ein Kino, das technisch immer weiter wächst, aber erzählerisch in seinem eigenen Ökosystem gefangen bleibt. Die Geschichte wird direkt an die Ereignisse in "Avatar: The Way Of Water" angeknüpft (ursprünglich waren beide Filme sogar als ein Teil geplant, erst beim Schreiben des Drehbuchs entschied James Cameron, die Story aufzuteilen, weswegen die Filme besonders eng verbunden sind). Im Verhältnis zu "Avatar" und "Avatar: The Way Of Water" wirkt "Avatar: Fire & Ash" wie der Moment, in dem eine ursprünglich einfache Parabel unter dem Gewicht ihrer eigenen Mythologie zu knirschen beginnt. Der erste Film war im Kern eine geradlinige Kolonialismus-Geschichte: eine "Pocahontas"-Variante im Weltraum, klar, archaisch, bewusst klischeehaft, getragen von der schieren Kraft der Weltentdeckung. "Avatar: The Way Of Water" hat dieses Muster nicht aufgelöst, sondern ausgedehnt: Ein Ortswechsel (Wald zu Ozean), neue Stämme, wieder Familienbedrohung, wieder militärische Präsenz, wieder ein großes Zerstörungsfinale - aber emotional geerdet durch das Familienmotiv und gestützt von einer noch reicheren audiovisuellen Palette. "Avatar: Fire & Ash" ist nun der erste Teil der Reihe, der spürbar unter der Last der Wiederholung steht. Die Welt ist etabliert, die Technik perfektioniert, das zentrale emotionale Thema - Familie als Heiligtum - längst eingeführt. Was fehlt, ist eine echte narrative Entwicklung dieser Prämissen: Stattdessen variiert der Film bekannte Konfliktarchitekturen, verlagert sie auf neue Stämme und Schauplätze und versucht, Intensität vor allem über Quantität zu steigern.
Stärker als seine Vorgänger rückt "Avatar: Fire & Ash" die Perspektive von Spider in den Vordergrund - der menschliche Sohn zwischen den Welten, zerrissen zwischen der Na’vi-Familie, die ihn großgezogen hat, und dem Vater, der in ihm eher ein Werkzeug als ein Kind sieht. Diese Entscheidung ist klug: Sie gibt dem gigantischen Spektakel eine menschliche, verletzliche Mitte und macht einen Konflikt spürbar, der über die einfache Dichotomie "Der Mensch ist böse / die Na’vi sind gut" hinausgeht. Die Frage, was Loyalität bedeutet, wenn Herkunft und Erziehung auseinanderfallen, ist im Keim deutlich komplexer als alles, was der erste "Avatar" sich erzählerisch zugemutet hat. Doch der Film traut dieser Figur nicht immer genug. Wie schon bei Kiri im zweiten Teil wird eine interessante innere Spannung zwar eingeführt, aber selten so konsequent in dramatische Entscheidungen übersetzt, dass der Zuschauer das Gefühl hat: Ohne Spider würde die Geschichte eine andere Richtung nehmen. Stattdessen fällt der Film wieder und wieder auf vertraute Muster zurück - Entführungen, moralische Zwickmühlen, Opfergesten im Finale -, die Spiders Konflikt eher illustrieren, als ihn strukturell zu tragen. Die emotionale Achse ist da, aber sie wird nach dem Lehrbuch belastet, nicht wirklich erforscht.James Cameron ist ein Regisseur der Klarheit: Seine besten Filme - "Aliens", "The Abyss", "Terminator 2: Tag der Abrechnung", "Titanic" - leben von einer fast brutalen Simplizität in der Dramaturgie, die in der Inszenierung zu opernhafter Größe aufgeladen wird. In "Avatar: Fire & Ash" bleibt diese Klarheit formal erhalten, doch sie kippt zunehmend in Monotonie. Der Film arbeitet wieder mit einer lang vorbereiteten Eskalationsspirale: Ein erster Angriff, ein Rückzug, ein erneuter Vorstoß, eine persönliche Geiselnahme, ein ausgedehntes Finale, das mehrfach scheinbar endet und dann noch eine Steigerungsstufe findet. Was bei "Avatar" noch wie eine klassische, fast altmodische Abenteuergeschichte wirkte und bei "Avatar: The Way Of Water" durch das Meer-Setting und die Einführung der Kinder emotional aufgefrischt wurde, fühlt sich im dritten Anlauf weniger wie Struktur als wie noch mehr Schablone an. Der Zuschauer erkennt die Mechanik: Eine Figur wird isoliert, bedroht, gerettet; ein Clan wird in die Knie gezwungen, sammelt sich, schlägt zurück; Natur und Spiritualität liefern den bildmächtigen, moralischen Unterbau. Die Dramaturgie ist effektiv, aber man spürt, dass sie sich seit Teil Eins kaum verändert hat - sie wurde nur größer, lauter, dichter.
Die größte Stärke der "Avatar"-Reihe war immer das Gefühl, in eine glaubwürdige, sinnlich überladene Welt einzutauchen, in der jedes Biolumineszenz-Partikel, jede Kreatur, jeder Stamm Teil eines konsistenten Ökosystems ist. "Avatar: Fire & Ash" erweitert diese Welt erneut - der Asche-Clan bringt eine visuelle und kulturelle Variante der Na’vi ein, die bedrohlicher, härter, roher wirkt als die bisher bekannten Stämme. Feuer, Ruß, karge Landschaften: Die Bilder stellen eine Art apokalyptisches Spiegelbild der üppigen, wasserreichen Paradiese der Vorgänger dar. Doch genau hier macht der Film seine zentrale Schwäche sichtbar: Das Worldbuilding überragt die Geschichte. Die neuen kulturellen und politischen Spannungen innerhalb der Na’vi bieten enormes Potenzial - eine Abkehr vom einfachen Kolonialismus-Schema hin zu inneren Konflikten, zu Machtverschiebungen, zu der Frage, wie eine bedrohte Kultur selbst Gewalt ausübt. Statt diese Linien konsequent durchzuziehen, nutzt der Film sie oft als Hintergrundtextur für ein vertrautes Grundmuster: Äußerer Feind, innerer Zwist, großes Bündnis im Angesicht der Vernichtung. Es entsteht der Eindruck, dass Pandora immer reicher, die Handlung aber immer dünner wird.
Darstellerisch bleibt die Reihe auf ihrem Niveau, was fast paradoxerweise die erzählerischen Defizite unterstreicht. Zoe Saldañas Neytiri ist weiterhin emotionaler Kern: Wut, Trauer, Schutzinstinkt - alles schlägt direkt durch die digitale Maske, so dass der Zuschauer kaum je vergisst, dass hier echte Körper und Gesichter performen. Stephen Langs Quaritch wird im Verlauf der Trilogie zur tragischeren, innerlich zerrissenen Figur, ohne je komplett seine Funktion als personifizierter Rachetrieb zu verlieren. Oona Chaplin als Varang bringt eine neue, kalte Intensität ins Ensemble; ihr Clan wirkt glaubhaft als Macht, die nicht nur Opfer, sondern auch Täter ist. Der Widerspruch liegt darin, dass diese komplexeren Figurenkonstellationen oft auf relativ simplen Motivketten beruhen: Rache, verletzter Stolz, Loyalität zur Familie, Misstrauen gegenüber dem Fremden. Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes - große Mythen funktionieren seit Jahrhunderten nach solchen Schemata -, aber "Avatar: Fire & Ash" suggeriert mit seiner epischen Laufzeit und Weltfülle eine psychologische Tiefenschärfe, die das Drehbuch nicht konsequent einlöst. Man spürt, wie oft Figuren nicht handeln, weil ihre innere Logik sie dazu zwingt, sondern weil der Plot eine bestimmte Konstellation benötigt.
Camerons spätes Werk ist vom Motiv der Familie besessen. Schon in "Avatar: The Way Of Water" wurde das Mantra "Die Sullys halten zusammen" zum emotionalen Leitmotiv, und "Avatar: Fire & Ash" führt diese Linie fort und verschärft sie. Familie ist hier zugleich Schutzraum, moralischer Kompass und Achillesferse: Fast jeder dramatische Höhepunkt entsteht aus einer Bedrohung für Kinder, Partner oder Wahlverwandte. Das verleiht dem Spektakel Bodenhaftung, macht aber auch deutlich, wie eng der thematische Rahmen geworden ist. Während "Avatar" noch eine klassische Reise vom Ich zum Wir war und "Avatar: The Way Of Water" die Verantwortung des Elternseins in einer feindlichen Welt thematisierte, wirkt "Avatar: Fire & Ash" stellenweise wie eine Wiederholung derselben Lektion: Familie ist alles, die äußere Welt ist gefährlich, Loyalität wird im Blut bezahlt. Was fehlt, ist der nächste gedankliche Schritt - etwa die Frage, wann familiäre Loyalität selbst zu einem blinden Fleck wird, der kollektive Verantwortung verhindert. Der Film deutet solche Ambivalenzen an, wenn innerna’vianische Konflikte eskalieren, zieht aber selten die Konsequenz, sie auch moralisch wirklich unbequem zu machen.Formal bleibt Cameron immerhin auf einem Niveau, das die meisten Blockbuster schlicht alt aussehen lässt: Die Organisation der Action, die räumliche Klarheit, der Einsatz von IMAX, 3D und High Frame Rate, die Präzision des Schnitts - all das ist technisch nahezu makellos. "Avatar: Fire & Ash" bietet Bilder, für die das Kino erfunden worden zu sein scheint: infernalisch leuchtende Schlachtfelder, glühende Asche über schimmernden Körpern, das Nebeneinander von Naturidylle und Kriegstrauma in einer einzigen Einstellung. Doch je weiter die Reihe fortschreitet, desto deutlicher stellt sich eine Frage: Wozu dient das alles? Beim ersten "Avatar" war die Antwort einfach: Wir schauen einem Mann zu, der eine neue Welt entdeckt und dadurch ein besserer Mensch wird. Im zweiten Film lernt eine Familie zu überleben, indem sie sich anpasst und ihre Schwächen eingesteht. Beim dritten Film ist die Antwort weniger klar. Das Spektakel ist atemberaubend, aber es erzählt zunehmend Variationen desselben Konflikts. Der Eindruck entsteht, dass die formale Innovation schneller vorankommt als die Ideen, die sie tragen sollen.
Im Kontext der ersten beiden Filme lässt sich "Avatar: Fire & Ash" als Wendepunkt lesen: Es ist der Moment, in dem die "Avatar"-Reihe endgültig zur eigenen Mythologie wird - reich an Symbolen, Stämmen, Ritualen, bedeutungsschweren Visionen -, ohne sich gleichermaßen um die innere Notwendigkeit jeder neuen Wendung zu kümmern. Die Geschichte entwickelt sich weniger organisch aus den Figuren und mehr aus der Notwendigkeit, eine übergeordnete Saga über mehrere Teile zu spannen. Das Ergebnis ist ein Film, der gleichzeitig beeindruckt und ermüdet. Er demonstriert, wie weit Blockbuster-Kino technisch gediehen ist, und erinnert doch daran, dass selbst die beeindruckendste Welt irgendwann nach einer Geschichte schreit, die mehr ist als eine weitere, wenngleich sehr kunstvoll arrangierte Belagerung. "Avatar: Fire & Ash" ist ein Film, den man sich mit offenem Mund ansieht - und dabei spürt, dass die Augen voller Wunder sind, während der Kopf sich wünscht, das Herz bekäme etwas riskanteres, unerwarteteres zu tun. Dennoch wieder visuell eine Wucht und der Gedanke, dass genau für solche Filme IMAX 3D existiert.











