Freitag, 7. November 2025

Predator: Badlands (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt31227572/

Ein noch junger Predator namens Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi) wird von seinem eigenen Clan verstoßen. Die anderen sehen in ihm keinen starken, furchtlosen Krieger heranwachsen. Damit ist er für die Gemeinschaft wertlos, da niemand glaubt, dass Dek eine glorreiche Zukunft bei der Jagd bevorsteht. Fortan muss er also alleine auf einem abgelegenen Planeten klarkommen. Doch dort bleibt er nicht lange alleine. Dek stößt auf die Androidin Thia (Elle Fanning), mit der er eine unverhoffte Verbündete findet. Von nun an gehen die beiden also gemeinsam auf die Jagd und müssen sich schließlich auch einer scheinbar übermächtigen Bedrohung stellen...

Nachdem Regisseur Dan Trachtenberg mit "Prey" einen Riesenhit landete (mit dem nach "Predator: Upgrade" von Shane Black, dem vierten Eintrag im "Predator"-Franchise wohl keiner mehr gerechnet hätte), übernahm er nicht nur das Ruder für den animierten Eintrag "Predator: Killer Of Killers", sondern durfte gleich noch mit "Predator: Badlands" völlig neues Terrain betreten. "Predator: Badlands" ist nicht nur der neueste Eintrag in einem Franchise voller ikonischer Actionfilme und cooler Effekte - er ist die vielleicht sogar erfrischendste Variation, die der Trophäenjäger jemals durchgemacht hat. Mit Trachtenberg am Steuer wagt sich der Film als erstes überhaupt in der Reihe an die Geschichte eines jugendlichen Predators namens Dek, dessen emotionale Reise dem Werk eine neue Tiefe verleiht, ohne die ureigenen Reize des Originals von 1987 zu verspielen.

Dimitri Schuster-Koloamatangi als der Predator Dek ist bemerkenswert: Trotz aufwendiger Masken versteht er es, Facetten wie Verletzlichkeit und Stolz in die Figur zu integrieren, die bisher kein Predator-Protagonist erreichte. Doch die wahre Entdeckung ist Elle Fanning - sie überzeugt in einer Doppelrolle als charmante Androidin Thia und deren kaltblütige "Zwillingsschwester" Tessa mit großer darstellerischer Bandbreite. Fannings Performance ist das emotionale Herz des Films, und sie schafft es, eine fast schon liebevolle Chemie mit Dek zu entwickeln. Trachtenberg startet mit einem Survival-Abenteuer, das an Science-Fiction-Versionen von "Robinson Crusoe" oder, ja, "Cast Away" erinnert, doch schon bald wächst daraus ein pures Buddy-Drama zwischen dem jungen Predator und der Androidin - eine Dynamik, die dem Franchise bisher fremd war. Die Regieführung und insbesondere die Kameraführung profitieren von kühnen Ideen: Die Welt des Planeten Genna ist ein tödlicher Mikrokosmos, in dem Flora und Fauna als clevere Kreaturen stilisiert werden. Die Kamera fängt nicht nur die spektakulären Actionsequenzen ein, sondern auch die Details im mimischen Spiel der Protagonisten. Beeindruckend ist, wie der Film trotz digitaler Effekte nie steril wirkt, sondern haptisch bleibt.

Der Einsatz von Effekten ist kreativ und differenziert: Von organischem Napalm bis hin zur inszenierten Jagd auf den Kalisk, einen scheinbar unbesiegbaren Monstergegner, zeigen sich sowohl die praktischen als auch die digitalen Tricks in ihrer besten Form. Die Effektarbeit hebt sich von der Genre-Konkurrenz ab und scheut nicht vor mutigen Ideen, etwa wenn die Bedrohungen von Tieren durch clevere Interaktionen und einfallsreiches Design geprägt werden. Der Showdown bleibt weniger bombastisch als vergleichbare Monsterfilme der letzten Jahre und konzentriert sich auf die intime und kreative Konfrontation zwischen den Figuren. Die Filmmusik unterstreicht diese Atmosphäre subtil, bleibt aber zurückhaltend genug, niemals die Bilder zu übertönen. Sie greift das Predator-Thema der 80er mit modernen Motiven wieder auf und öffnet dabei auch neue emotionale Fenster - ein gelungener Brückenschlag zwischen Nostalgie und Innovation.

Im Vergleich zum Originalfilm von John McTiernan aus dem Jahr 1987 markiert "Predator: Badlands" einen mutigen Richtungswechsel: Wo einst knallharte Männlichkeit und Survival-Horror dominierten, stehen jetzt Themen wie Zusammenhalt, Empathie und Selbstfindung im Vordergrund - und das auf eine Weise, die, trotz des altbekannten Motivs, nie aufgesetzt wirkt. Die Dynamik zwischen Dek und Thia ist ein starker Kontrapunkt zum Duell Schwarzenegger vs. Predator, und gerade deshalb gelingen neue emotionale Höhepunkte und ein smarterer Umgang mit dem Mythos der "Yautja". "Predator: Badlands" ist damit so viel mehr als nur ein weiterer Predator-Film: Er nimmt die Franchise-Geschichte ernst, kreiert liebevoll Neues und zeigt, dass Weiterentwicklung und Herz auch im Blockbuster-Kino möglich sind. Für Fans des Franchise, wie für Neulinge ist dies der unterhaltsamste und gefühlvollste Ausflug seit dem Original - und vielleicht der erste, der dem Mythos wahrhaftig gerecht wird.

8,5/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: Twentieth Century Studios

Dienstag, 4. November 2025

Ballad Of A Small Player (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt32063098/

Lord Doyle (Collin Farrell) ist in Macau untergetaucht. Er lebt praktisch in Casinos, betäubt sich dort rund um die Uhr mit jeder Menge Alkohol und gräbt sich immer tiefer ins Schuldenloch, weil er das Spielen einfach nicht lassen kann. Doch dann schlägt ihm die Casinoangestellte Dao Ming (Fala Chen) einen Deal vor, den Doyle als Weg aus seiner Misere begreift. Mittlerweile dicht auf den Fersen ist ihm die mit allen Wassern gewaschene Privatermittlerin Cynthia Blithe (Tilda Swinton), die mit dem Grund zusammenhängt, aus dem Doyle eigentlich nach Macau geflohen ist. Er scheint sich nicht mehr lange davor verstecken zu können...

Edward Bergers "Ballad Of A Small Player" ist ein visuell beeindruckendes Drama, das zwischen stilistischer Eleganz und erzählerischer Sperrigkeit pendelt. Die opulente Kulisse Macaus wird von der Kamera meisterhaft eingefangen: Neonlichter, reflektierende Nässe und enge Gassen erzeugen eine dichte Atmosphäre, die das Glücksspielmilieu als sowaohl glamourös als auch erstickend zeigt. Colin Farrell gibt eine solide, wenn auch nicht durchgehend überzeugende Performance als Lord Doyle, ein vom Pech verfolgter britischer Glücksspieler, dessen Absturz und Suche nach Erlösung den Fokus des Films bilden. Tilda Swinton und Fala Chen ergänzen das Ensemble mit starken, wenn auch etwas distanzierten Nebenrollen. Berger liefert eine detailreiche Inszenierung mit einem anspruchsvollen Blick für Bildkomposition und Sounddesign, doch wirkt das Werk inhaltlich überfrachtet mit Symbolik und Metaphern, die nicht immer greifbar bleiben. Der Score unterstützt die emotionale Tragödie stimmungsvoll, wird aber gelegentlich zu dominierend. Im Vergleich zu anderen Glücksspiel-Filmen wie "Leaving Las Vegas" oder "Casino" fehlt "Ballad Of A Small Player“ die erzählerische Tiefe und menschliche Nähe, um wirklich zu fesseln, und die Geschichte bleibt eher abstrahierend und kühl. Trotz seiner Hitchcock-artigen Versuchungen wirkt der Film eher als kunstvolles, aber distanziertes Porträt eines gescheiterten Mannes, das eher Bewunderung als echte emotionale Anteilnahme hervorruft. Insgesamt ist der Film ein technisch beeindruckendes, aber dramaturgisch ambivalentes Werk, das für Liebhaber experimenteller Erzählweise interessant sein kann, für ein breiteres Publikum jedoch zu sperrig bleibt.

6/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/ArtworkGood Chaos/Nine Hours/Stigma Films

Montag, 3. November 2025

Vermines - Spiders: Ihr Biss ist der Tod (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt26744289/

Kaleb (Théo Christine) wird bald 30 und war noch nie in seinem Leben so einsam wie heute. Er streitet sich mit seiner Schwester um eine Erbschaftsangelegenheit und das Verhältnis zu seinem besten Freund scheint irreparabel zerrüttet. Da er sich obendrein leidenschaftlich für exotische Tiere aller Art interessiert, kommt er eines Tages mit einer äußerst giftigen Spinne nach Hause, lässt sie jedoch versehentlich entwischen. Schnell tobt im ganzen Haus ein Kampf um Leben und Tod, denn die Spinne vermehrt sich und hat es mitsamt der frischgeschlüpften achtbeinigen Sippe auf die Bewohner*innen abgesehen…

"Spiders" ist ein herrlich frischer Beitrag zum Spinnenhorror-Genre, der trotz einiger Klischees durch seinen ungewöhnlichen Schauplatz und eine gelungene Balance zwischen Horror und Sozialkritik überzeugt. Regisseur Sébastien Vaniček, der hier mit seinem Langfilmdebüt überzeugt, verlegt die Handlung in ein französisches Armenviertel und nutzt die Situation als Metapher für soziale Ausgrenzung, was in der Genre-Konkurrenz wie "Arachnophobia" oder in dem neueren "Sting" selten so durchdacht umgesetzt wird. Im Gegensatz zu "Arachnophobia", das auf die Bedrohung durch wenige übergroße Spinnen setzt, oder "Sting", wo die Gefahr vor allem in der Größe der Räuberin liegt, bleibt "Spiders" den (halbwegs) realistischeren Dimensionen treu. Die Gefahr entsteht durch eine rapide Vermehrung vieler Spinnen, was handwerklich durch eine Mischung aus echten Spinnen und CGI-Effekten überzeugend dargestellt wird. 


Die Kameraarbeit fängt mit gekonnt eingesetztem Licht und Schatten die klaustrophobische Atmosphäre eines heruntergekommenen Wohnblocks ein, dessen soziale Dynamik eng mit der Bedrohung verflochten ist. Die Figurenzeichnung ist differenzierter als üblich: Théo Christine als Kleinkrimineller Kaleb ist ein ambivalenter Protagonist, der trotz eigener Fehler Empathie hervorruft, und das Ensemble bringt eine authentische Mischung aus Konflikt und Zusammenhalt. Zwar gibt es einige überflüssige Nebenstränge und die Dramatik wird gelegentlich übertrieben, doch insgesamt wirkt das Charakter-Setup nicht beliebig, sondern trägt das Geschehen. 

Vaničeks Inszenierung erzeugt gezielt Spannung und beklemmende Momente, unterstützt von einem atmosphärischen Score und einem hip-hop-lastigen Soundtrack, der das urbane Setting unterstreicht. Anders als bei manchen Tierhorroren verzichtet der Film auf übertriebene Gore-Effekte und nutzt stattdessen das Spiel mit Licht, Dunkelheit und echten Tieren, um den Schrecken glaubwürdig zu vermitteln - das Resultat ist effektvoll, ohne billig zu wirken. 

Die Inszenierung steigert sich bis zum packenden Finale, das mit einer hohen Bodycount-Rate aufwartet, dabei jedoch niemals in Slapstick verfällt. Im Vergleich zu "Arachnophobia" fehlt "Spiders" zwar die klassische Nervenkitzel-Struktur des Kultfilms, und gegenüber "Sting" fehlen einige handwerkliche Highlights, doch die sozialkritische Dimension und das Setting machen den Film besonders. "Spiders: Ihr Biss ist der Tod" bietet somit einen gelungenen, wenn auch nicht revolutionären Vertreter des Spinnenhorrors, der dank gelungener Figuren und geschickter Atmosphäre nicht nur Fans des Genres anspricht, sondern auch mit seiner unterschwelligen Metaphorik Punkte sammelt - kein Meisterwerk, aber eine spannende, unterhaltsame und stellenweise beklemmende Erfahrung, die zeigt, dass das Biest auch im urbanen Raum sein Grauen verbreiten kann.

7/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: My Box Productions/Tandem/Netflix

Samstag, 1. November 2025

F1 - F1: The Movie (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt16311594/

In den 1990er Jahren galt Sonny Hayes (Brad Pitt) noch als die nächste große Nummer im Rennsport und der höchsten Klasse, der Formel 1. Doch auch als Rennfahrer legt man seinen Körper in die Waagschale und muss letztlich mit dem Schlimmsten rechnen. Für Sonny Hayes bedeutet das das Ende seiner Karriere als Formel-1-Profi nach einem folgenschweren Unfall auf der Rennstrecke. Fortan dümpelt er in niedrigeren Rennklassen herum und hält sich drei Jahrzehnte nach seinem schicksalsträchtigen Unfall noch als Gelegenheitsrennfahrer über Wasser und versucht dabei, von seinem alten Formel-1-Ruf zu zehren. Sein damaliger Teamkollege Ruben Cervantes (Javier Bardem) weiß das. Der ist mittlerweile Chef des Teams APXGP, das scheinbar hoffnungs- und punktlos am untersten Ende der Formel-1-Tabelle verweilt. Weil Cervantes damit also fast nichts mehr zu verlieren hat, will er Hayes zurück in die Königsklasse holen und ihn zusammen mit dem Rookie Noah genannten Joshua Pearce (Damson Idris) einen Rettungsanker für den Rennstall formen lassen.

"F1" ist ein wuchtiges Motorsportdrama aus dem Jahr 2025 und Joseph Kosinski gelingt mit seinem Regieprojekt ein atmosphärisch dichtes, technisch außergewöhnliches Portrait der Formel 1, das sich gezielt mit Klassikern wie "Rush", der Dokumentation "Senna" oder "Driven" messen lässt, ohne diese als direkte Vorgänger, sondern als Referenzpunkte für das Genre zu betrachten. Wobei man zugeben muss, dass "Driven" keine Meisterleistung des Genres war. Die Handlung folgt Sonny Hayes, gespielt von Brad Pitt, einem ehemaligen Formel-1-Talent mit tragischer Vergangenheit, der nach über 30 Jahren und mehreren persönlichen Rückschlägen von seinem alten Freund und Teamchef Ruben Cervantes (Javier Bardem) gebeten wird, das erfolglose Team APXGP aus der Krise zu führen und einem jungen Fahrer Joshua Pearce (Damson Idris) als Mentor zur Seite zu stehen. Während "Rush" mit psychologischer Tiefe und Rivalität brilliert und "Senna" das echte Leben einfängt, setzt "F1" ganz auf cineastische Größe und Authentizität: Viele Szenen wurden direkt während echter Grand Prix-Wochenenden mit modifizierten Formel-Fahrzeugen gedreht, die Kameraarbeit von Claudio Miranda fängt mit IMAX-Aufnahmen und spektakulären POV-Perspektiven die Geschwindigkeit und Intensität der Rennen ein. 

In puncto Ausstattung und Technik ist "F1" kompromisslos; das eigens gegründete Team APXGP, die originalen Fahrzeuge und die detailreiche Kulissengestaltung bieten immersive Nähe zum Formel 1-Zirkus und lassen Rivalitäten, Teamarbeit und Mechanik greifbar werden - ein Mut zur Realität, der den Film deutlich von "Driven", dessen CGI-lastiges Spektakel und melodramatische Zwischentöne weniger überzeugen, absetzt. Schauspielerisch liefert Brad Pitt routinierte Klasse, kann dem abgekämpften Sonny Hayes aber auch Momente echter Verletzlichkeit abgewinnen, während Damson Idris als Joshua Pearce mit energiegeladenem, jugendlichem Ehrgeiz überzeugt. Kerry Condon bringt als Teammanagerin eine nüchterne Frauenperspektive in die Männerwelt; Javier Bardem gibt dem Film mit seinem Spiel als alternder Teamchef die nötige Gravitas. Die Inszenierung lebt von Tempo, Adrenalin und dem Soundtrack von Hans Zimmer, dessen Score zwischen wuchtigen Basslinien und hymnischen Melodien oszilliert und die Spannung jeder Kurve emotional auflädt - dem Komponisten Hans Zimmer gelingt es, den Sound der Motoren und die Anspannung auf der Strecke musikalisch so umzusetzen, dass das Publikum zwischen Getöse und Stille emotional gefangen ist. 

Besonders bemerkenswert ist die nahezu vollständige Vermeidung von CGI bei den Rennszenen; der Film vertraut auf praktische Effekte und echte Rennautos, was ihm eine Authentizität und visuelle Qualität verleiht, die im Genre selten sind. Einzelne Kritiker bemängeln jedoch, dass das Drehbuch konventionell bleibt und die Figurenentwicklung in bekannten Bahnen verläuft; es fehlt die erzählerische Tiefe von "Rush" und die dokumentarische Wucht von "Senna", stattdessen setzt "F1" auf Kinogröße, Pathos und Starpower, was das Werk eher zu einem nostalgischen, aber klassisch konstruierten Sportfilm macht. Die Effekte sind state of the art, die Ausstattung und die Kameraarbeit auf höchstem technischen Niveau - und Zimmers Musik treibt die Dramaturgie an, ohne je kitschig zu wirken. "F1" ist damit für Fans des Genres und Liebhaber großer Kinobilder ein absolutes Muss, inhaltlich und erzählerisch aber eher Stadium als Tiefstapelei: ein sehenswerter, opulenter, aber weniger innovativer Beitrag zum Renndrama, der Motorsport im Kino neu zelebriert, aber nicht neu erfindet.

7,5/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts/Warner Bros.
Poster/Artwork: appleTV/Warner Bros.

Videoteka - Videotheque (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt8112188/

Ein Kleinkrimineller versteckt sich auf der Flucht vor der Polizei in einer verlassenen Videothek und verbringt die Nacht damit, drei bizarre Horrorfilme auf VHS zu schauen. Jede Episode entfaltet dabei eine eigene, schräge Geschichte und zieht den Protagonisten immer tiefer in eine groteske und bedrohliche Parallelwelt, in der Realität und Fiktion zunehmend verschwimmen. Die Rahmenhandlung verbindet die drei episodenhaften Geschichten und verleiht dem Film eine düster-nostalgische Atmosphäre im Retro-Setting der Videothek...

Der serbische Episodenhorror "Videoteka" versucht sich eindeutig als Hommage an die "V/H/S"-Reihe und verbindet eine visuell auffällige Rahmenhandlung mit drei voneinander unabhängigen Episoden. Gleich die erste Episode sticht positiv hervor und erinnert in ihrer rauen Machart an eine wilde, surreale Variante von "The Revenant". Sie besitzt einen dreckigen, körnigen VHS-Look, mit einer fast halluzinatorischen Stimmung und ruppigem, übersteigertem Tonfall, der sich von den anderen Teilen abhebt. Leider bleibt sie trotz dieses Einfalls innerhalb des Konzepts seltsam oberflächlich, bietet wenig erzählerische Tiefe - aber visuell zieht sie den Zuschauer dennoch in ihren Bann. Die zweite Episode schlägt einen klassischeren Horrorton an und bleibt solide, aber sie wirkt wie routinierte Genrekost: Der Spannungsbogen ist konventionell, die Charaktere funktionieren als Archetypen, und statt wirklich zu überraschen, verlässt sich das Segment auf bekannte Muster. Ihr handwerkliches Niveau ist ordentlich, doch Tempo und Dramaturgie gehen kaum Risiko ein - ein durchschnittlicher Beitrag, der Fans des Genres nicht enttäuscht, aber auch kaum begeistern wird. 

Die dritte und letzte Episode wagt erzählerisch am meisten, kreiert eine vielschichtige Geschichte mit zahlreichen Nebenfiguren und einer undurchsichtigen, unheimlichen Hauptfigur, doch das narrative Gewicht und die Länge führen bald zu Verzettelung; die Handlung gerät ins Stocken, verliert die innere Spannung und wirkt am Ende in ihrer Komplexität unnötig aufgebläht und weniger fokussiert als die Vorgänger. Gerade sie hätte von einer strafferen Führung und einem stärkeren Bezug zum Videothek-Konzept profitiert. Als Bindeglied dient die Rahmenhandlung um den Dieb, die mit einer coolen 80s-Neon-Ästhetik punkten kann - das Setting, die Beleuchtung und die stylische Kameraarbeit von Lazar Bogdanović schaffen die ikonischen Bilder eines Retro-Kulturschocks, doch auch hier bleibt das Potenzial der Videothek als mythischer Erinnerungsort nur angedeutet und ungenutzt. Statt das Szenario wirklich zu erforschen, dient es als bloße Kulisse für die Anthologie. Die Darsteller geben sich Mühe, besonders Relja Popović bleibt im Gedächtnis, dennoch überragen die einzelnen Episoden das Ensemble, und der Humor schwankt zwischen gelungenem Genre-Zitat und unfreiwilligem Cringe. Insgesamt besitzt "Videoteka" Charme und einige starke Momente, aber erzählerisch bleibt vieles disparat, die Geschichten wirken weder ganz abgeschlossen noch provozieren sie echte Spannung - ein Film, der als Gesamtkonzept unterhaltsam und visuell stimmig ist, aber in der Ausführung wie ein Sammelsurium unfertiger Ideen erscheint. Die Wertung der Episoden fällt gemischt aus: Die erste ist wild und atmosphärisch, die zweite routiniert und solide, die dritte ambitioniert, aber überfrachtet; die Rahmenhandlung etabliert Atmosphäre, aber bleibt unter ihren Möglichkeiten - ein kritischer, aber nicht uninteressanter Beitrag zum Horror-Anthologie-Genre.

5,5/10

Quellen:
Inhaltsangabeamazon Video
Poster/Artwork: amazon Video

Dienstag, 28. Oktober 2025

Monster - Monster: Die Geschichte von Ed Gein (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt13207736/

In den 1950er Jahren lebt Eddie Gein (Charlie Hunnam) als stiller Einsiedler auf einer abgeschiedenen Farm in Wisconsin. Nach außen hin wirkt er freundlich und harmlos, doch in seinem Haus verbirgt sich ein grausamer Abgrund. Geprägt von Isolation, psychischer Instabilität und einer krankhaften Fixierung auf seine Mutter begeht er Taten, die die USA schockieren und den Begriff des Schreckens neu definieren. Die Entdeckung seiner Verbrechen offenbart ein „Haus des Grauens“, das zur Vorlage für zahlreiche filmische Monsterfiguren wird. Von "Psycho" über "Blutgericht in Texas" bis "Das Schweigen der Lämmer" – Geins Vermächtnis reicht weit über seine Zeit hinaus und formt ein kulturelles Bild des Bösen, das den modernen Horror entscheidend prägt.

https://www.imdb.com/de/title/tt31858291/
1. Mutter! (Mother)
Im Jahr 1945 bewirtschaftet Ed Gein mit seiner streng religiösen Mutter Augusta eine kleine Farm in Wisconsin. Der verhaltensauffällige Sonderling ist mit der deutlich jüngeren Adeline Watkins befreundet, die ihn beeindrucken möchte, indem sie ihm Holocaust-Fotos und ein Pulp-Magazin schenkt, in dem die Kriegsverbrecherin Ilse Koch verherrlicht wird. Bei einer Auseinandersetzung mit seinem älteren Bruder Henry erschlägt Ed ihn mit einem Stück Brennholz. Er legt ein Feuer, um den Tod seines Bruders zu vertuschen. Nachdem seine dominante Mutter an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben ist, ist sie als Stimme in Eds Kopf weiterhin anwesend. Die Stimme verlangt von ihm eine Leiche auszugraben, um sie "zurückzubringen". - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt37827389/
2. Krank wie deine Geheimnisse (Sick As Your Secrets)
Ed lebt nun allein, wobei er von akustischen und optischen Halluzinationen heimgesucht wird, in denen flüchtende KZ-Insassen versuchen, in das Haus einzudringen. Inspiriert von Ilse Koch, in deren Besitz sich Gegenstände aus Menschenhaut befanden, experimentiert auch er mit Schalen aus Schädeln und mit Haut bezogenen Möbeln. Er nimmt Adeline mit zu sich nach Hause, die fluchtartig das Haus verlässt, nachdem er sie der "Mutter" vorstellen wollte, die jedoch auf keine Ansprache reagiert. Ed fährt daraufhin in den Ort, wo er in einer Kneipe die Inhaberin Mary Hogan erschießt, nachdem es zuvor zu einer verbalen Auseinandersetzung kam. Auf einer zweiten Zeitebene trifft Alfred Hitchcock 1959 auf Robert Bloch, den Autor des Romans "Psycho", der Vorlage des gleichnamigen Films. Hitchcock erklärt seinem Hauptdarsteller Anthony Perkins, warum er gerade ihn für die Hauptrolle ausgewählt hat. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt38050252/
3. Babysitten (The Babysitter)
Der Sheriff befragt Ed ergebnislos zu Marys Tod. Ed bemüht sich um Adeline, führt sie zum Essen aus und macht ihr einen Heiratsantrag. Um seine Vorbehalte gegenüber einer eigenen Familie zu zerstreuen, vermittelt sie Ed einen Job als Babysitter. Er erweist sich als völlig ungeeignet im Umgang mit den Kindern, die er mit sich zu Hause nimmt. Die wütenden Eltern verjagen ihn. Uneinsichtig stellt er später der aus dem Krankenhaus zurückgekehrten Babysitterin Evelyn nach und beschuldigt sie, sie habe ihm den Job weggenommen. Auf weiteren Zeitebenen werden Perkins und Hitchcock gezeigt. Erstmals tritt auch Tobe Hooper auf, der Gein 1974 als Vorbild für seinen Charakter "Leatherface" auswählte. - 7/10


https://www.imdb.com/de/title/tt38050258/
4. Grün (Green)
Ed hat mittlerweile die Babysitterin Evelyn umgebracht und sie in seiner Scheune gebracht, wo er nach ihr sieht, während Adeline zu Besuch ist. Als sie feststellt, dass es sich bei der Mutter von Ed um eine bereits mumifizierte Tote handelt, verlässt sie fluchtartig das Haus, wobei es ihm icht gelingt sie aufzuhalten. Sie distanziert sich daraufhin etwas von Ed, versucht aber dennoch seine Motivation zu ergründen. Während Adeline auf Abstand geht, trifft Ed auf die alleinstehende Eisenwarenhändlerin Bernice Worden, mit der er eine Affäre hat. Nachdem "Mutter" ihm wütend vorwirft, er habe sich mit einer geschlechtskranken Hure eingelassen, die bereits mit dem halben Dorf im Bett war, erschießt er Bernice in ihrem Laden. Er nimmt nicht nur ihre Leiche mit, sodern auch die Kasse. Als zwei Männer in dem Schuppen Unterschlupf suchen, wo er ihren geköpften Körper aufgehängt hat, ermordet er sie mit einer Motorsäge. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt38050253/
5. Eis (Ice)
Adeline wird von ihrer Mutter zum Hauswirtschaftsunterricht geschickt, um sich auf ihr Leben als Ehefrau vorzubereiten. Sie hat nicht nur absolut kein Interesse an dem üppigen Buffet, sondern beleidigt die Gastgeberin Eleanor Addams, die daraufhin einen Herzschlag erleidet und stirbt. Bevor sie nach New York aufbricht, wo sie auf eine Assistenzstelle bei dem berühmten Fotografen "Weegee" hofft, überreicht sie Ed ein Buch über die Transfrau Christine Jorgensen und unterstützt ihn dabei, sich Zugang zu der noch frischen Leiche von Eleanor Addams zu verschaffen. Nachdem ihre Zeit in New York eine einzige Enttäuschung war und ihre Mutter sich nicht über ihre Rückkehr freut, packt sie ihre Sachen und geht zu Ed. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt37899362/
6. Truthahn (Buxom Bird)
Frank Worden betritt mit dem Sheriff Arthur Schley den Eisenwarenladen, wo sie die fehlende Kasse bemerken und Blutspritzer an der Wand entdecken, jedoch keine Spur von Franks Mutter Bernice. Durch die an Ed adressierte Geschenkbox kommen sie ihm auf die Spur. Als sie bei Ed eintreffen, entdecken sie inmitten der Unordnung zahlreiche menschliche Körperteile und auf dem Herd steht ein Kochtopf mit einem menschlichen Herz. Im Schuppen findet Frank die verstümmelte Leiche von seiner Mutter Bernice. Bei der polizeilichen Befragung behauptet Ed später, er habe niemanden getötet, sondern alle Körperteile, die bei ihm gefunden wurden, seien von Leichen, die er auf dem Friedhof ausgegraben. Nach Eds Verhaftung behauptet Adeline gegenüber der Presse, sie und Ed seien nur oberflächlich miteinander bekannt gewesen und versucht das öffentliche Interesse an ihrer Person zu nutzen, um selbst über den Fall zu berichten. Die Folge endet mit einem Thanksgivingessen, zu dem der Sheriff Frank Worden eingeladen hat. Während das neue, elektrische Tranchiermesser zum Einsatz kommt, wird Frank übel, da er an die kopflose Leiche seiner Mutter denken muss. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt38110403/
7. Funkgerät (Ham Radio)
Ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter erreicht Frank Worden vor Gericht, dass Geins Haus versteigert wird, da er im Namen seiner Mutter eine Stiftung gründen möchte. Das öffentliche Interesse ist groß, jedoch brennt einige Tage vor der Auktion das Haus vollständig ab. Ed ist in der Zwischenzeit in der Psychiatrie, wo er Schwester Salty bittet, drei Funkgeräte für ihn zu kaufen. Er kommuniziert per Funk mit Ilse Koch, mit der er sich darüber austauscht, wie es ist als Monster betrachtet zu werden. Später spricht er auch mit Christine Jorgensen, mit der er über seinen Anzug aus weiblicher Haut und seine Vermutung er könne transsexuell sein spricht - die nicht von Christine geteilt wird. Nachdem sie ihm verkündet hat, er würde von nun an überwiegend eingeschlossen, tötet Ed die neue Krankenschwester Roz Mahoney auf der Damentoilette. Als sie am nächsten Morgen wie gewohnt zur Arbeit erscheint, erleidet er einen Zusammenbruch. Sein Arzt, teil ihm mit, dass sein Funkgerät nie angeschlossen war und die beiden anderen nie ausgeliefert wurden. Ed, hatte somit mit sich selbst gesprochen und seine Halluzinationen sind in seiner Schizophrenie begründet, gegen die er nun neue Medikamente erhält. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt38110408/
8. Der Pate (The Godfather)
Jahre später rücken Ted Bundy und seine Verbrechen in den Fokus der Geschichte. Der Profiler Robert Ressler beginnt Serienmörder zu interviewen und beginnt mit Jerry Brudos, der ihn an Ed verweist. Die Polizei erhält von ihm einen Hinweis zu der Beschaffenheit der Waffe, mit der Bundy die Köpfe seiner Opfer abgetrennt haben könnte. Zudem erhält Ed Post von Richard Speck, der ihm einen Brief von Ted Bundy übermittelt. Durch die Hinweise der beiden Verurteilten kann Bundy gefasst werden. Kurz darauf erhält Ed eine Lungenkrebsdiagnose. Bevor er stirbt besucht Adeline ihn noch im Central State Hospital, bevor er wenig später verstirbt. In einer traumartigen Halluzination befindet er sich in einem Haus voller Krankenschwestern, eine Reihe anderer Mörder, darunter Charles Manson, Richard Speck und Edmund Kemper, bevor er auf seine Mutter trifft, die ihn bereits zu erwarten scheint. - 7/10

Quellen:
InhaltsangabeNetflix
Poster/Artwork:  Netflix

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Abadi Nan Jaya - The Elixir (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt32643830/

Der reiche Eigentümer eines Unternehmens für pflanzliche Medizin auf der indonesischen Hauptinsel Java glaubt, ein Elixier erfunden zu haben, mit dem den Menschen der uralte Traum von der ewigen Jugend erfüllt werden kann – und durch das sich seine Konten noch weiter füllen werden. Als er Besuch von seiner erwachsenen Tochter, seinem Schwiegersohn, seinem Enkel und anderen Verwandten bekommt, wird schnell klar, dass es sich hier um eine höchst dysfunktionale Familie handelt, in der so einiges im Argen liegt. Doch das alles tritt bald in den Hintergrund, als der Patriarch sich nach Einnahme seines vermeintlichen Wundermittels in ein mordlüsternes Wesen verwandelt. Schnell gibt es weitere Infizierte und während die Seuche sich weiter ausbreitet, müssen die zerstrittenen Familienmitglieder sich zusammenraufen, wenn sie überleben wollen.

Der indonesische "The Elixir" ist ein klassischer, eher durchschnittlicher Vertreter des modernen Zombie-Genres und bietet solide, aber kaum neuartige Kost. Regisseur Kimo Stamboel konzentriert sich auf die Geschichte einer dysfunktionalen indonesischen Familie, deren interner Zwist vor dem Hintergrund einer sich ausbreitenden Zombie-Epidemie durch ein verpatztes Jungbrunnen-Experiment einer Kräuterfirma eskaliert. 

Die Prämisse ist vertraut: Ein Problempatriarch, eine zerrüttete Familie, ein fehlgeschlagenes medizinisches Wundermittel - und schon bricht das Chaos aus, doch weder die Zombies selbst noch die emotionale Familien-Dynamik bringen spürbar frischen Wind ins Genre, weil der Film bekannte Versatzstücke lediglich in neuer, ländlicher Kulisse arrangiert und dabei wenig über das Offensichtliche hinaus anbietet. Wo das Drehbuch kaum eigene Akzente setzt und die Effekte nach bewährtem Muster auf praktische Umsetzung und blutiges Spektakel setzen, punkten die Actionszenen immerhin mit Tempo und der Verzicht auf CGI verleiht den Attacken einen gewissen Realismus; lobenswert bleibt auch der Einsatz der tropisch-grünen Landschaften als visuellem Kontrast zum Splatter. Schauspielerisch bleibt das Ensemble weitgehend blass, die Konflikte - etwa zwischen Exfrau und der neuen Partnerin des Familienoberhaupts - sind vorhersehbar und werden eher als Vorwand für die diversen Survival-Szenarien genutzt als wirklich vertieft. Formal gelingt Stamboel zwar das Kunststück, das Zombie-Chaos mit pointierten, oft atemlosen Kamerafahrten und effektvoll eingesetzten Drohnenaufnahmen zu würzen, aber die stilistische Handschrift bleibt ansonsten konventionell. Actionszenen wie der Fluchtversuch einer Gruppe in Riot-Gear oder der Einsatz von Regengüssen, die die Untoten kurzzeitig lethargisch machen, sorgen für Schwung, doch wirken wie lose Versatzstücke bekannter Genretropen. In Summe liefert "The Elixir" solide Unterhaltungsware, deren handwerkliches Niveau über dem Genre-Durchschnitt rangiert, am Ende aber kaum neue Impulse setzt: ein routiniert gemachter, in Ansätzen spannender Zombiefilm, dem ein wenig mehr Mut zur Innovation und stärker gezeichnete Figuren gutgetan hätten - gut anzusehen, aber schnell wieder vergessen.

5,5/10

Quellen:
InhaltsangabeNetflix
Poster/Artwork: Netflix