Donnerstag, 5. Mai 2022

Scream (2022)

https://www.imdb.com/title/tt11245972/

Der Killer mit dem Ghostface kehrt zurück nach Woodsboro! Diesmal hat es der psychopathische Mörder auf eine Gruppe junger Menschen abgesehen, die in einer Verbindung zu den Opfern und Überlebenden der vorherigen Woodsboro-Attentate stehen. Ein Teenager nach dem anderen wird niedergemetzelt und die Geheimnisse der Kleinstadt rücken immer mehr ins Zentrum der Öffentlichkeit. Für die Überlebenden Sidney Prescott (Neve Campbell), Journalistin Gale Weathers (Courteney Cox) und Ex-Sheriff Dewey (David Arquette) ist die Rückkehr des Killers ein Auseinandersetzen mit der Vergangenheit. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als wieder miteinander in Kontakt zu treten und weitere Morde zu verhindern. Ob die Regeln zum Überleben, die ihnen zuvor das Leben gerettet haben, noch weiterhin gültig sind, müssen Sidney und ihre Freunde bald am eigenen Leib erfahren.

Die Skepsis war groß. Eine späte Fortsetzung, elf Jahre nach Teil 4, dazu ohne die Beteiligung des verstorbenen Wes Craven und dazu die langsam ermüdende Nostalgie-Welle – nicht gerade die idealen Voraussetzungen.  Als die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett auch noch verkündeten, den Metalevel deutlich runterzuschrauben und Kevin Williamson sagte, er liebe den neuen Ansatz, waren alle Fans und Berufsskeptiker hellhörig geworden. Doch es kann Entwarnung gegeben werden. Denn einiges an PR-Äußerungen stellt sich nach Betrachtung des Films als geschickte Nebelkerze dar. Natürlich machen es sich Bettinelli-Olpin und Gillett recht einfach, wenn sie ganz nach dem Vorbild Star Wars – Das Erwachen der Macht eine Art Remake des Originalfilms abliefern und alte Charaktere wohlig-nostalgische Gefühle bei den Zuschauern wecken.

Doch sie beherrschen das Spiel mit den Elementen des Slasher-Genres ebenso gut, wie es Craven im Original und direkten Sequel Scream 2 tat. Schon in der Eröffnungssequenz gelingt es dem Duo, die Erwartungen des Publikums zu befriedigen und Elemente aus dem Originalfilm aufzunehmen. Da dürfen schon einmal ganze Dialogszenen fast 1:1 übernommen werden. Die berühmten Jump-Scares dürfen ebenfalls nicht fehlen. Allerdings schaffen die Regisseure es besonders in einer Sequenz, das übliche Spiel aus plötzlich eintretendem Ereignis und überlaut einsetzenden Streichern derart auf die Spitze zu treiben, dass ein unheimlich unterhaltsamer Mix aus Anspannung, Erwartung und fast schon satirischer Überspitzung entsteht.


Und auch ihre Figuren dürfen das Spiel gekonnt mitmachen. So werden, wie es einst Randy Meeks tat, die Regeln für Prequels und Legacy-Filme erklärt und offen gelegt. Zudem sorgen die Referenzen zum Original sowie die außerordentlich bissigen Kommentare auf aktuellen Entwicklungen wie toxische Fanbases oder Horrorgenre-Varianten der letzten Jahre für Unterhaltung. Und wenn letztlich sogar die übliche Frage, wer unter der Ghostface-Maske steckt, ganz nonchalant frühzeitig und nicht nur ein einziges Mal angeteast wird, macht Scream einfach unheimlichen Spaß. Die Gefahr, die Nostalgie-Welle totzureiten, umschifft der Film dabei sehr geschickt.

Letztlich werden all die Erwartungen erfüllt, die Fans der Reihe haben dürften. Zugleich bietet das Skript von James Vanderbilt und Guy Busick alles, was wir an der Nostalgie-Welle langsam über haben. Nur geschieht dies in genau der richtigen Dosis. Wenn Reihen-Veteranen wie David Arquette oder Courtney Cox die Szenerie betreten, werden genau die richtigen Knöpfe gedrückt und die Deweys und Gales funktionieren fast selbstverständlich gut. Neve Campbell, die im Vorwege bekannt gab, dass eine Rückkehr nur bei einem sehr guten Drehbuch möglich sei, ist als Sidney so präsent und stark wie in Teil 1 und bildet das Tüpfelchen auf dem i der Legacy-Charaktere. Doch natürlich muss die Frage gestellt werden, wie die neu zu etablierenden Figuren in Scream in die Legacy-Requel-Sequel-Geschehnisse integriert werden.


Wie schon in Williamsons Originalskript sind die Figuren zwar nicht allesamt bis ins letzte Detail aus erzählt, aber bekommen genug Vertiefung, sodass sie einem nicht egal sind. Im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern gelingt es somit auch dem 2022er- Scream, Charaktere zu schaffen, deren Tode nicht spurlos an den Zuschauern vorbeigehen. Die Besetzung von Jenna Ortega als Tara ist ein erster Coup der Produzenten. Ihrem Schicksal folgt man gebahnt, weil sie zum einen als Figur genug Fleisch bekommt, damit uns ihr Schicksal interessiert. Zum anderen ist sie trotz ihrer handlungsbedingten Begrenztheit geschickt in die Ereignisse eingebunden. Die Beziehung zu ihrer Schwester Sam, gespielt von Melissa Barrera, kann zudem ebenfalls überzeugen. Als ältere Schwester mit einer Backstory, die aus Spoilergründen hier unerwähnt bleiben soll, kann Barrera ebenso überzeugen wie als Final Girl.

Jack Quaids Richie bekommt als Sams Freund zwar weniger Charaktervertiefung, kann dafür allerdings seine ihm vom Skript zugedachte Funktion recht ordentlich erfüllen. Aus der Teenie-Clique können sich außerdem Jasmin Savoy Brown und Mason Gooding in den Vordergrund spielen. Die Zwillingsgeschwister Mindy und Chad übernehmen die Funktion von Jamie Kennedys Randy und auch dies wird geschickt in die Gesamthandlung eingebettet. Allerdings dürften Fans des Originals am Ende zu der Erkenntnis kommen, dass die Clique damals wesentlich griffiger und authentischer agieren durfte. Wo an dieser Stelle ein erster, kleinerer Kritikpunkt erwähnt wird, soll im folgenden Absatz noch ein Blick auf weitere Aspekte des Films erfolgen.

Einer der etwas größeren Kritikpunkte an der Reihe sind die Kills, denn schließlich zückt Ghostface fast ausschließlich das Messer und ist beim Töten wenig kreativ. Diese Schwäche schafft auch der fünfte Teil nicht aus der Welt. Allerdings sind die Kills ebenso blutig wie die in Scream 4, dabei allerdings noch eine deutliche Spur sadistischer und fieser. Die FSK kam zu einer Altersfreigabe ab 16 Jahren, die Genre-Fans nicht abschrecken darf. Viel eher verwundert diese Freigabe, die der Film vollends ausschöpft. Es wäre nicht zu hart gewesen, wenn lediglich Erwachsene in den „Genuss“ von Scream kommen dürften. Wer neben dieser leichten Neuerung noch weitere Innovationen erwarten sollte, könnte ein wenig enttäuscht werden. Den Vorwurf, der Film ruhe sich zu sehr auf den Stärken der Reihe, vor allem des Originals, aus, kann er nicht gänzlich ausräumen. Audio-visuell allerdings sind Kameramann Brett Jutkiewicz und Komponist Brian Tyler absolut auf hohem Niveau, denn der Film sieht wirklich gut aus und auch der Score bietet alt bekannte Motive sowie die Tyler-üblichen Kompositionen mit Wiedererkennungswert.

Unterm Strich können Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett dem Franchise einen sehr überzeugenden Eintrag hinzufügen. Von der Qualität reiht sich der 2022er Scream direkt hinter Teil 2 ein. Dafür verantwortlich sind das gekonnte Spiel mit Erwartungen an das Genre und die Tropen der Reihe. Ob einem die neue Clique nun weniger zusagt, als die um Sidney, Billy und Stu aus dem Original, muss jeder für sich selbst entscheiden. Als Horror-Slasher funktioniert der Film richtig gut und gehört somit zu den besten Beiträgen der immer noch anhaltenden Nostalgie-Revival-Welle.

7/10

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Quellen:
Inhaltsangabe
: Paramount Pictures

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