https://www.imdb.com/title/tt4881806/
Drei Jahre, nachdem der Themenpark Jurassic World vor marodierenden
Dinosauriern zerstört wurde, haben die Urzeitechsen die Isla Nublar
komplett für sich zurückerobert. Dort leben sie ungestört von den
Menschen, sehen jedoch bald einer ganz neuen Bedrohung ins Auge: Auf der
Insel befindet sich ein aktiver Vulkan, der auszubrechen und die
gesamte Gegend unter Feuer und Asche zu begraben droht.
Dinosaurierflüsterer Owen (Chris Pratt) und die ehemalige Parkmanagerin
Claire (Bryce Dallas Howard) möchten das erneute Aussterben der Dinos um
jeden Preis verhindern und kehren zur Rettung der Tiere auf die Insel
zurück. Vor allem um seinen Saurier-Schützling Blue ist Owen besorgt.
Der Raptor ist scheinbar unauffindbar in der Wildnis verschollen.
Während Owen sich auf die Suche begibt, kommen die anderen Mitglieder
seiner Expedition einer Verschwörung auf die Spur...
In dem gleichnamigen Neustart des Franchise war der Ort namens
"Jurassic World" nur eine "Welt" im Sinne von Disney World: ein größerer
Park mit immer größer werdenden Attraktionen und zahllosen Möglichkeiten für
Familien, um ihr Geld auszugeben. Und natürlich folgte man auch 2015 dem altbekannten Schema und lies, nachdem der Park ausführlich mit allen Attraktionen vorgestellt worden war, sehr bald einen besonders bösen (und noch dazu selbsterdachten) Dino auf die Parkbesucher los. Im Prinzip war dies nur eine weitere Abwandlung vom ursprünglichen "Jurassic Park", der 1993 so gut funktionierte. Warum auch Konzepte ändern, die doch das Publikum in die Lichtspielhäuser ziehen? Mit "Jurassic World: Das gefallene Königreich" bricht aber letztlich der spanische Regisseur J.A. Bayonas mit dieser Tradition, verabschiedet sich endgültig vom Park und
bringt nicht nur die Dinos von der Insel, sondern befreit
sich von den Genre-Insignien der vorherigen vier Filme.
Nach einem Drehbuch von Derek Connolly und Colin Trevorrow, die bereits am Vorgänger beteiligt waren, bewegt sich Bayona nicht nur in Gefilden klassischer Monsterfilme und hommagiert Spielbergs Vermächtnis, er bringt auch eigene Ideen ein, behandelt die hiesigen Monster wie Charaktere und hält den Zuschauer so gefangen, wie einst in seinem großartigen Streifen "Das Waisenhaus" von 2007. Zuschauer, die im letzten Film durch einige dumme
Charakterisierungen beleidigt waren, haben hier damit sicher weniger zu meckern,
während diejenigen, die nur einige spektakuläre Raubtiere und aufregende
Verfolgungsjagden benötigen, diesen Ausflug genauso herzlich begrüßen
sollten wie beim Vorgänger, denn Action gibt es wieder reichlich. Drei Jahre, nachdem auf der kleinen
Insel Isla Nublar die Hölle los war, droht ein neuer aktiver Vulkan, die
überlebenden Dinosaurier dort zu verschlingen. In Amerika drängen Aktivisten
auf eine Rettungsmission, denn nachdem diese Arten wieder zum Leben
erweckt wurden, sind sie der Ansicht, dass die Menschheit ihnen etwas schuldig ist. Ein Ausschuss holt einen Sachverständigen heran, dessen zwar nicht so ausgesprochene aber darauf abzielende Phrasen wie "Der Geist ist aus der Flasche" und "Das Leben findet einen Weg" jedem mittlerweile bekannt vorkommen dürften, denn es handelt sich um niemand geringeren als Jeff Goldblums Dr. Ian Malcolm, dessen Beteiligung am Film
sich auf dieses Zeugnis beschränkt, aber beim nächsten Mal vielleicht eine größere Rolle nach sich zieht.
Spätestens auf der Insel stellt sich das nostalgische "Jurassic Park"-Feeling ein, denn wenn einer von Claires Arbeiterinnen "Ich will das sehen!", und dem Jeep klettert und fasziniert einen Brachiosaurus anstarrt, erinnert das schon sehr an "Jurassic Park" und an den Moment, als die beiden Archäologen Dr. Alan Grant (Sam Neill) und Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) zum ersten Mal einen Dino sahen. Natürlich gibt es auch viele emotionsgeladene Szenen, wenn zum Beispiel Owen (Chris Pratt) benommen aufwacht und von der triefenden Zunge eines Triceratops abgeleckt wird. An einem Punkt ziehen Owen und Claire (Bryce Dallas Howard) Blut von einem eingesperrten und schlafenden T-Rex, als dieser plötzlich erwacht. Und an anderer Stelle wird geradezu mitleiderregend ein augenscheinlich verängstigter Brachiosaurus von einer Wolke aus Asche und Glut verschlungen. Es muss jedoch auch gesagt werden, dass keiner dieser Momente einen Hinweis auf die Ehrfurcht, das gigantische Märchenwunder und die Überraschung, hervorbringt, die das Franchise "Jurassic Park" seit 25 Jahren aufrecht erhält. Spielbergs ursprünglicher "Jurassic Park" hatte eine eher funktionale als inspirierte Handlung, die aber als Rahmen diente, an dem der Regisseur seine brillant vorgestellte, atemlos choreographierte Dino-Magie aufhängen konnte.
Denn alle Filme, die nach "Jurassic Park" kamen, erreichten nie wieder die Klasse des Originals. "Jurassic World" war eine Orgie tödlichen Overkills, alles Prosa und kaum eine Spur von Monster-Fantasy-Poesie - und so ergibt es in gewisser Weise Sinn, dass "Das gefallene Königreich "sich in eine neue Strategie verabschiedet. "Jurassic World: Fallen Kingdom" ist ein liberaler Pulp-Message-Film, der sich selbst mit noch mehr Nüchternheit behandelt. Die Dinosaurier, so stellt sich heraus, wurden von Mills ins Visier genommen, um an den Meistbietenden verkauft zu werden - und zieht damit Parallelen zu heutigen Wilderern, die sich an seltenen Tieren bereichern. Das reicht offenbar als Aufhänger, denn tiefgreifendere Fragen lässt der Film dann fallen. Nichts davon nimmt den Zuschauer wirklich auf eine nachdenkliche Art mit, obwohl die Darsteller das politische / genetische / soziale Futter sicherlich so behandeln, als ob es etwas bedeuten würde. Pratt spielt den kumpelhaften Typ, der immer einen frechen Spruchauf den Lippen hat, wie immer perfekt und strahlt eine schlanke und ehrliche Aufrichtigkeit aus. Bryce Dallas Howard projiziert eine geradezu leuchtende Sorge um Gottes alte wiederbelebte Kreaturen. Justice Smith, ein IT-Freak, der fast schon eine lächerlich-seltsame Angst davor hat, sich im selben Raum wie ein T-Rex zu befinden, kommt wie eine Nerd-Version von Will Smith, ist aber dennoch äußerst ansprechend.
Der Film gipfelt in einer Dinosaurierauktions-Szene, die Anleihen von "King Kong" in sich trägt. An diesem Punkt benutzt dieser "Jurassic Park"-Film seine Dinosaurier sowohl als unschuldige Opfer als auch als Raubtier mit riesigen Zähnen, und es gibt etwas abgedroschenes und opportunistisches über den leichten (wenn nicht sinnlosen) Weg, auf dem "Fallen Kingdom" hin und her hüpft. Während der Film nahtlos durch verschiedene Modi läuft, bleibt es in der Abhandlung der Charaktere altmodisch.
Der Film braucht eine lange Zeit, um sich seinem ultimativen Kampf mit
einem (erneut aus verschiedenstem Genmaterial erschaffenen) Indoraptor zu stellen. Dieser ist an sich effektiv, aber es ist
nichts, was man nicht schon vorher gesehen hat - und wenn man dann in
dieser Szenen angelangt ist, weiß man wieder, worum es bei einem solchen
Film geht, nämlich nicht um soziale oder genetische Verantwortung,
sondern um große, Viecher mit riesigen Zähnen, die uns essen wollen. Dies
soll der zweite Film in einer neuen Trilogie sein. Aber die Schlussszene von
"Jurassic World: Fallen Kingdom" scheint auf etwas viel Größeres zu zielen, wie eine
"Planet Of The Apes"-artige Saga, die gerade erst begonnen hat. Aber so ist das eben: man melkt die Kuh, bis sie tot von der Weide kippt und das Publikum weiter Kinokarten kauft. War der erste "Jurassic World" einfach nur eine wieder aufgewärmte
Brühe des Originalkonzepts, so ist "Fallen Kingdom" in dieser Beziehung
und in Anbetracht der Story eine Verbesserung, aber es ist der erste
"Jurassic Park" -Film, der beinahe vergisst, wo er eigentlich herkommt und avanciert damit schon beinahe zum schlechtesten Teil der Reihe.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
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