Mittwoch, 13. Juni 2018

Kalifornia (1993)

https://www.imdb.com/title/tt0107302/

Serienmörder üben eine starke Faszination auf den Journalisten Brian Kessler (David Duchovny) aus. Er und seine Freundin, die Fotografin Carrie (Michelle Forbes), unternehmen eine Reise durch die USA, klappern dabei die berüchtigsten Tatorte ab und sammeln so Material für ihr Buch. Eine Frage treibt sie im Speziellen an: "Was unterscheidet den Killer vom Normalo?" Um die Fahrtkosten zu teilen, annoncieren Brian und Carrie ihren Trip. Nur ein Pärchen meldet sich auf die Anzeige: Early Grayce (Brad Pitt) und Adele Corners (Juliette Lewis), White Trash, wie er im Buche steht, und somit das vollendete Gegenbild zu den yuppiesken Brian und Carrie. Die Fahrt beginnt und Brian versucht, den beiden Mitreisenden mit einem Höchstmaß an Toleranz und Offenheit zu begegnen. Carrie hingegen hat von Anfang an kein gutes Gefühl...

Die Kollision zweier Welten ergreift einen manchmal auf eine ganz besondere Weise. So auch in "Kalifornia", der ein Stück weit an den in Jahr später erschienenen "Natural Born Killers" erinnert - auch wenn er lange nicht so wahnsinnig ist. So extrem blutig ist "Kalifornia" auch nicht unbedingt, Gewalt aber bringt Brad Pitts Darstellung des Killers Early mehr als genug ins Leben der Hauptdarsteller. David Duchovny alias Brian Kessler und seine Freundin Carrie, suchen Mitfahrer für einen Road-Trip nach Kalifornien. Brian ist Autor und arbeitet an einem Buch über die bekanntesten Serienkiller Amerikas und will deshalb die Schauplätze dieser All-American-Murder aufsuchen. Da weder Brian als Autor noch Carrie als Fotografin genügend Geld verdienen, werden die Benzinkosten durch ihre Mitfahrer Early und Adele gedeckt.
Juliette Lewis als Adele wohnt diesmal kein Killer inne, vielmehr glänzt sie als die naive Freundin des White-Trash Prolls Brad Pitt alias Early Grayce. Early ist ein ekelhaft-fieser, verschwitzter Kerl mit Alkoholproblem und üblem texanischen Slang - nimmt man Brad Pitt nicht ab? Tut man, und wie man das tut! Die Chemie zwischen "Dummchen" Adele und dem rücksichtslosem Killer Early lässt selbst die (wenigen) langatmigen Momente von“Kalifornia“ wie im Flug vergehen.

Zentrum des Films ist nicht der Road-Trip oder die abgefahrene Musik, sondern die Kollision der beiden Welten. Die verkopften Möchtegern-Künstler und der heruntergekommene "Bodensatz" der amerikanischen Bevölkerung. Natürlich kommt es zur Eskalation. Aber hätte es dazu kommen müssen? Immer wieder zwingt der Film einen zu überlegen, ob der Konflikt nicht hätte verhindert werden können, wären die Vorurteile nicht so groß. Brian ist fasziniert und abgestoßen zugleich, er will sich mit Early verbrüdert fühlen – ist aber letztendlich nicht fähig Akzeptanz zu zeigen. Earlys Ausraster kommt daher überraschend, obwohl er in dieser Art Film ja obligatorisch zu sein scheint. Hätte die Handlung harmlos verlaufen können? Sicher.

"Kalifornia" ist hin und wieder unrythmisch und immer wieder tun sich klaffende Logiklücken auf oder ein Loch im Spannungsaufbau entsteht und will einfach nicht weg. Aber das kann einem herzlich egal sein, denn Pitts und Lewis Darstellungen packen einen an den Eiern und lassen so schnell nicht mehr los. Die beiden geben ihren Rollen eine naive Tragik von ungeahntem Ausmaß und haben am Ende fast mehr Tiefe als Publikums-Lieblinge Mickey und Mallory. "Kalifornia" ist nicht immer leicht goutierbar, macht auch nicht immer Spaß - zeigt aber viel mehr Menschlichkeit als manch anderer Killer-Pärchen Film und ist damit etwas ganz Besonderes.

„When you dream there are no rules. People can fly. Anything can happen. Sometimes there's a moment as you're waking and you become aware of the real world around you, but you are still dreaming. You may think you can fly but you better not try.“

8/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen