https://www.imdb.com/title/tt5027774/
Die Tochter von Mildred Hayes (Frances McDormand) wurde vor Monaten ganz
in der Nähe ihres Zuhauses vergewaltigt und ermordet, aber noch immer
tut sich in dem Fall nichts. Von einem Hauptverdächtigen fehlt
jedenfalls noch jede Spur und so langsam glaubt Mildred, dass die
örtliche Polizei einfach ihre Arbeit nicht richtig macht. Und ganz
anders als ihr Sohn Robbie (Lucas Hedges), der einfach nur sein Leben
weiterleben möchte, kann sie das nicht akzeptieren. Darum lässt sie
eines Tages an der Straße, die in ihren Heimatort Ebbing, Missouri
führt, drei Werbetafeln mit provokanten Sprüchen aufstellen, die sich an
Polizeichef William Willoughby (Woody Harrelson) richten. Klar, dass
die Situation nicht lange friedlich bleibt. Als sich dann noch Officer
Dixon (Sam Rockwell) einmischt, ein unreifes und gewalttätiges
Muttersöhnchen, eskaliert die Lage...
Mit seinem neuesten Werk hat Regisseur Martin McDonagh den
Finger ganz dicht am Puls der Zeit. Die Figuren der Kleinstadt Ebbing
repräsentieren jene Gruppe Amerikas, die sich abgehängt fühlt in einer
Welt der stetigen Veränderungen und die sich sehnsüchtig an alte Werte
klammert. Vor der Einreise in das konservative Missouri wird
ausdrücklich gewarnt, da dort rassistische Diskriminierung weit
verbreitet ist. Der Bundesstaat, der als einer der letzten die Sklaverei
abschaffte und bis heute an der Todesstrafe festhält, gilt als Hochburg
der Republikaner. Die Protagonistin Mildred Hayes verkörpert in gewisser Weise ein
altes Amerika, wie es etwa in den Westernklassikern anzutreffen ist. Als
eine weibliche Variante John Waynes nimmt sie das Gesetz selbst in die
Hand, nachdem die örtliche Polizei bei der Aufklärung des Mordes an
ihrer Tochter versagt hat. Ihr Vorgehen erscheint dabei zunächst wie ein
plumper Rachefeldzug, doch mehr und mehr wird deutlich, dass sie
Polizeichef Willoughby und seinen Kollegen nicht persönlich ans Leder
will. Vielmehr zielt Mildred auf etwas Übergeordnetes ab. Sie will
einerseits Gerechtigkeit für ihre ermordete Tochter und gleichzeitig
Buße tun, da sie mit dieser im Streit auseinander gegangen ist und sich
seither eine Mitschuld an ihrem Tod gibt. Die Gewalt gegenüber ihren
Mitmenschen funktioniert dabei wie ein Ventil, durch welches sie den
erlittenen Schmerz und die Selbstvorwürfe in die Welt hinauslassen kann.
Dementsprechend ist "Three Billboards" auch kein konventioneller
Rachethriller, sondern eher ein berührendes Drama, welches von seinen
vielschichtigen wie skurrilen Figuren lebt. Denn ebenso präzise wie
Mildred sind auch die anderen Charaktere des Films ausgearbeitet. Der
tumbe Polizeichef offenbart nach und nach den ausgeprägten Wunsch um
eine diplomatische Lösung und selbst der rassistische Officer Dixon
zeigt sich zunehmend als ungeahnt facettenreich.
Es sind besonders die feinen Nuancen, die "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" so
sehenswert machen. Der tiefschwarze Humor existiert hier nicht um der
bloßen Belustigung willen, sondern fügt sich stets organisch in die
Handlung ein. Jeder Witz sagt hier etwas über Denjenigen aus, der ihn
erzählt. Das Wechselspiel zwischen humorvollen und melancholischen
Momenten gelingt hier auf absolut herausragende Weise. Mit dem
Feingefühl eines Artisten, der über ein Seil balanciert, bewegt sich der
Film über diese beiden Ebenen zwischen Freude und Schmerz. Möglich wird
dies auch durch den ausgezeichneten Cast. Frances McDormand gibt
Mildred als die nach außen hin schroffe Powerfrau mit einer inneren
Verletzlichkeit, die die Identifikation nie schwer fallen lässt. Neben
ihr darf Sam Rockwell als von Hass gegenüber allem Andersartigen
zerfressener Officer, der von seiner Mutter zu immer neuen Schandtaten
getrieben wird, so richtig aufdrehen. Und auch Woody Harrelson, Caleb L.
Jones, Peter Dinklage u.v.m. bringen hier jede Menge Schauspieltalent
mit ein.
Doch nicht nur die ungemein lebendigen Figuren und ihre starken
Darsteller machen "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" zu einem Erlebnis. Auch die
Handlung ist unverbrauchter und wendungsreicher, als es vielleicht nach einem ersten Aufmerksamkeitswerden den Eindruck macht. Das liegt auch daran, dass sich der Film
durchgängig ein gewisses Krimielement beibehält und immer auch ein
bisschen die klassische "Whodunit" Frage über allem schwebt. Ganz
nebenbei wartet der Film auch mit einigen wirklich starken Bildern auf
und hat ausschließlich realistisch wirkende Effekte zu bieten. McDonagh ist somit insgesamt ein Film gelungen, der geschickt
Komisches mit Tragischem verbindet. "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" stimmt
nachdenklich, lässt bisweilen das Lachen im Halse stecken und hat ganz
viel über unsere heutige Gesellschaft zu erzählen.
9/10
Von TWENTIETH CENTURY FOX erschien der Film exklusiv bei zavvi UK auch im limitierten Steelbook in 4K Ultra-HD:
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Es sind besonders die feinen Nuancen, die "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" so sehenswert machen. Der tiefschwarze Humor existiert hier nicht um der bloßen Belustigung willen, sondern fügt sich stets organisch in die Handlung ein. Jeder Witz sagt hier etwas über Denjenigen aus, der ihn erzählt. Das Wechselspiel zwischen humorvollen und melancholischen Momenten gelingt hier auf absolut herausragende Weise. Mit dem Feingefühl eines Artisten, der über ein Seil balanciert, bewegt sich der Film über diese beiden Ebenen zwischen Freude und Schmerz. Möglich wird dies auch durch den ausgezeichneten Cast. Frances McDormand gibt Mildred als die nach außen hin schroffe Powerfrau mit einer inneren Verletzlichkeit, die die Identifikation nie schwer fallen lässt. Neben ihr darf Sam Rockwell als von Hass gegenüber allem Andersartigen zerfressener Officer, der von seiner Mutter zu immer neuen Schandtaten getrieben wird, so richtig aufdrehen. Und auch Woody Harrelson, Caleb L. Jones, Peter Dinklage u.v.m. bringen hier jede Menge Schauspieltalent mit ein.
9/10