Dienstag, 4. Juni 2024

보호자 - Bohoja - A Man Of Reason (2022)

https://www.imdb.com/title/tt21387514/

Nach zehn Jahren Haft, die er anstelle seines Bosses Woo-Jin (Nam-Gil Kim) abgesessen hat, wünscht sich Su-Hyuk (Woo-Sung Jung) nichts sehnlicher, als von nun an ein normales Leben führen zu können. In dieses möchte er möglichst seine ehemalige Lebensgefährtin Min-Seo (Elijah Lee) und die gemeinsame Tochter, die er noch gar nicht kennengelernt hat, mit einbeziehen. Doch wenn man wie er erst einmal Teil der Unterwelt war, ist es alles andere als einfach, sich ein solches „normales“ Leben aufzubauen. Während er eingesessen hatte, ist es Woo-Jin irgendwann gelungen, sich einen Anschein von Legitimität zu erarbeiten. Heutzutage stiehlt und mordet die alte Bande nicht mehr auf der Straße, sondern nur noch im Namen der Stadtentwicklung. Und dabei wollen sie Su-Hyuk unbedingt wieder mit an Bord haben. Als er zögert, schicken sie einen Killer hinter ihm her...

"A Man Of Reason" ist ein visuell inspirierender, dramatisch träger Actionthriller unter der Regie von Jung Woo-sung, , der zusätzlich auch noch sein Subgenre missversteht. Statt das Publikum mit einem betörenden Antihelden zu fesseln - einem, dessen Unbehagen Angst weckt - bietet der Film einen Protagonisten, der so langweilig und unscheinbar ist, dass der Film um ihn herum oft aus eigenen Gründen in Schwierigkeiten gerät. Trotzdem packt "A Man Of Reason" einen schon in der Eröffnungsszene. Er ähnelt oft Nicolas Winding Refns "Drive". Ähnlich wie Ryan Goslings stoischer Charakter am Steuer wirft Su-hyuk nicht nur einen Schatten als niedergeschlagener Typ, der sich in einer Welt bewegt, die von toxischer Männlichkeit geleitet wird. Er nutzt sein Auto als hochoktanige Waffe: In einer wirklich spannenden Szene rast Su-hyuk mit seinem Fahrzeug in eine Hotellobby und wirbelt potenzielle Schläger darauf herum wie ein Autoscooter in einem Porzellanladen. Jungs Actionfilm enthält so viele dieser präzise inszenierten Konfrontationen, gemischt mit liebenswerten Action-Eskapaden, dass er auf dem Papier, wie "Drive", unendlich unterhaltsam sein und in mancher Hinsicht sogar das Genre übertreffen sollte.

Jungs Regie ist hier auch nicht das Problem: Er entlockt seinem großartigen Ensemble breit angelegte, aber spannungsgeladene Darbietungen. Die zahlreichen Nahaufnahmen und eleganten Kompositionen von ihm und Go Rak-sun, vor dem Hintergrund der blauen und violetten Beleuchtung, sorgen für die nötige Drapierung dieser düsteren, intensiven Welt. Auch die Stuntarbeit und Choreographie, gemischt mit abgehacktem Schnitt, verleihen den Kampfsequenzen eine ballettartige Form, die in koreanischen Genrefilmen zum Standard geworden ist. Aber das Drehbuch verlässt sich zu oft auf nackte Archetypen statt auf tief verwurzelte Charaktere. Ohne weitere Begründung verpufft die blutige, unerbittliche Rivalität zwischen Kang und Su-hyuk, die den Film eigentlich vorantreiben sollte. Den beiden durchgeknallten Attentätern fehlt es ebenso an Witz wie an dürftigen Parodien des Joker-Harley-Quinn-Paares. Der Titel deutet natürlich auf die Unvernunft dieser Charaktere angesichts eines veränderten, zielstrebigen Mannes hin, der nichts anderes will, als weiterzumachen. Aber der Geist des Titels kann die Defizite von Su-hyuk als Protagonist nicht völlig überdecken. Su-hyuk hält sich so eng an das Klischee des ruhigen, nachdenklichen Mannes in Schwarz, bei dem die Fäuste anstelle eines leeren Blicks für sich sprechen, dass er keinerlei Elan besitzt. Das liegt zum Teil daran, dass das Drehbuch vergisst, ihm eine Aura zu verleihen. Wenn man Filme wie "John Wick" oder "Kill Bill" sieht, eilt ihnen der Ruf des geläuterten Killers immer voraus. "A Man Of Reason" lässt diese Einbildung außer Acht und Su-hyuk ist deshalb umso langweiliger. Abgesehen vom Vorsitzenden sieht ihn jeder als ganz normalen Typen. Obwohl es ein bisschen lustig ist, ihn lediglich als "verrückten Vater" zu beschreiben, ein bekannter Humor in diesem Genre, schmälert es die unauslöschliche Mythologie der Figur und macht ihn generisch. 

5,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Splendid
Poster/Artwork: Splendid

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