Samstag, 12. Januar 2019

Hostiles - Feinde: Hostiles (2017)

https://www.imdb.com/title/tt5478478/

Im Jahr 1892 nimmt der hochgeachtete Armee-Offizier Joseph J. Blocker (Christian Bale) widerwillig die Aufgabe an, gemeinsam mit ein paar Soldaten den im Sterben liegenden Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) sowie dessen Familie quer durch das Land in dessen Heimat im Bundesstaat Montana zu bringen. Den Indianer-Häuptling und den Offizier verbindet eine gemeinsame, unschöne Vergangenheit, doch die Gefahren der Reise durch unwegsames Land schweißen die Zweckgemeinschaft mit der Zeit zusammen und die ehemaligen Feinde müssen endgültig am selben Strang ziehen, als sie über die traumatisierte Witwe Rosalie Quaid (Rosamund Pike) stolpern, deren gesamte Familie gerade brutal von Komantschen ermordet wurde. Rosalie schließt sich der Gruppe an. Damit aber werden auch Rosalies neue Reisegefährten zum Ziel der Komantschen...

Nach "Crazy Heart", "Out Of The Furnace" und "Black Mass" ist Scott Cooper mit "Hostiles" sein vierter und zugleich auch bester Film gelungen. "Hostiles" ist ein überragend besetzter, emotionaler und brutaler Western, der mit fantastischen Landschaftsaufnahmen und einem einprägsamen Score von Max Richter glänzt.

Als anklagendes Plädoyer gegen Unmenschlichkeit, Rassismus und die scheinbar nie zu bändigende latente Gewaltbereitschaft ist "Hostiles" geradezu ein Paradebeispiel für das Unvermögen, in friedlicher Koexistenz miteinander auszukommen. Vermutlich wird sich das auch niemals ändern. Auch wenn im Film durch gemeinsam überstandene Gefahren so etwas wie Völkerverständigung stattfindet, darf man bei aller Dramatik nicht dabei vergessen, dass der Schaden schon nachhaltig angerichtet wurde. An dieser Stelle fragt man sich, wie viele Beweise und monumentale Mahnmale es noch braucht, bis die Menschen endlich die Waffen niederlegen und sich den entsetzlichen Gräueltaten verweigern, die Kriege und militante Aktionen mit sich bringen. Unendlich viel Leid wurde schon in der Vergangenheit verursacht, und das Morden hört dennoch nicht auf.

"Hostiles" ist eine eindringliche Botschaft der Unvernunft und vermittelt einmal mehr in suggestiven Bildern, dass das gewalttätige Treiben von uns Menschen hochgradig egoistisch und dumm ist. Als Western im klassischen Sinne würde ich den Film nicht unbedingt bezeichnen. Denn er widersetzt sich standhaft allen Klischees, die ansonsten mit dem Genre einher gehen. Auch wenn das schwergewichtige, mitunter nicht leicht zu ertragende Drama in eine knapp bemessene Laufzeit von etwas über zwei Stunden gepresst wurde, gelingt Regisseur Scott Cooper ein eindrucksvolles und nachhaltiges Lehrstück in Sachen Menschlichkeit. In rauen und nahezu ungeschönten Bildern, eingebettet in fantastische Landschaftsaufnahmen und einem fast schon hypnotischen Score, spult ein Nerven aufreibendes Geschehen über die Leinwand, das noch lange im Gedächtnis haften bleibt. Bleibt nur zu hoffen, dass wir irgendwann tatsächlich dazu imstande sind, etwas daraus lernen.

"Hostiles" ist kein Film zum Nebenbei gucken, mit seinen fast zweieinhalb Stunden Laufzeit ist er schon ein ziemlicher Brocken, auf den man sich einlassen muss. Wenn man dazu bereit ist, wird man mit einem herausragend gespielten, ruhigen, aber kraftvollen Western - Epos über Schuld und Vergebung belohnt. 

8/10

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