Sonntag, 28. Mai 2017

Passengers (2016)

http://www.imdb.com/title/tt1355644/

Ein Raumschiff transportiert Tausende von Menschen quer durchs Weltall. Es befindet sich auf einer Jahrzehnte andauernden Reise zu einer Kolonie auf einem fernen Planeten. Die Passagiere an Bord bleiben jedoch von der verstreichenden Zeit unberührt, denn erst bei der Ankunft sollen sie aus ihrem Kälteschlaf erwachen. Aber es kommt zu einer Fehlfunktion, wodurch der Mechaniker Jim Preston (Chris Pratt) und die Journalistin Aurora Lane (Jennifer Lawrence) lange vor allen anderen geweckt werden - 90 Jahre zu früh. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, aber außer ihrem Flirt beschäftigt sie noch eine ganz andere Frage: Warum sind sie aufgewacht? Als dann die gesamte Schiffstechnik zusammenzubrechen droht, scheinen Aurora und Jim die einzige Hoffnung für alle noch schlafenden Passagiere zu sein...

Futuristisch, schlicht und beeindruckend. Keine unnötigen Dialoge, zwei talentierte und sehr glaubwürdige Schauspieler und eine sehr interessante psychologische Entwicklung. Wäre dieser Film mit ähnlich gearteter Story in der bekannten Banalität der heutigen Welt angesiedelt gewesen, er wäre richtig schlecht gewesen. Das Drehbuch zum Film befand sich tatsächlich schon seit zehn Jahren in der Mache, konnte aber letztlich erst in den letzten zwei verfilmt werden, hauptsächlich wegen des erforderlichen sehr hohen Budgets.

Beim Casting gelang der Glücksgriff, mit Chris Pratt und Jennifer Lawrence zwei der angesagtesten Schauspieler Hollywoods zu verpflichten, die hier nun, nachdem sie in den Superhelden-Franchises von konkurrierenden Studios die Hauptrollen spielten, erstmals vor der Kamera aufeinandertreffen. Und idealer hätte die Wahl nur schwer ausfallen können: die Chemie zwischen beiden stimmt perfekt und vor allem Lawrence stellt in den nicht gerade wenigen emotionalen Szenen ihr Ausnahmetalent unter Beweis. Da "Passengers" wegen des begrenzten Handlungsraums hauptsächlich als Kammerspiel daherkommt, gehören die meisten Szenen einem oder beiden Hauptdarstellern. Zum sehr überschaubaren Cast zählt außerdem aber noch Michael Sheen als Roboterkellner, der für ein wenig Humor sorgt. Hier fasziniert vor allem die Grundidee: was wäre, wenn man auf einem Raumschiff Jahrzehnte zu früh aus dem Kälteschlaf aufwachen würde und den Rest seines Lebens alleine verbringen müsste? Ab wann würde man die Einsamkeit nicht mehr aushalten? Und würde man, wenn sich einem die Möglichkeit böte, jemand anderen ebenfalls in seine Lage versetzen, um wieder Gesellschaft zu haben, auch wenn man dessen Leben damit unwiderruflich ebenfalls besiegelt?

Diese ethischen Fragestellungen dominieren vor allem die erste Hälfte des Films, in der Pratts Charakter durch die Isolation schleichend verzweifelter wird. Nachdem er Lawrence aufgeweckt hat, dominiert erstmal die Liebesgeschichte, bis im letzten Drittel, in dem eine Katastrophe abgewendet werden muss, hauptsächlich die Actionschiene gefahren wird. Sicher lässt sich kritisieren, dass für den ethischen Konflikt letztlich eine hollywoodtypisch simple Lösung gefunden wird. Es wäre wohl interessanter gewesen, einen Film allein darauf aufzubauen, anstatt am Ende wieder alles im Getöse untergehen zu lassen. Allerdings ist auch dieser Teil des Films hervorragend inszeniert und spart definitiv nicht an Emotionen und visuellen Attraktionen. Davon hat "Passengers" ohnehin viel zu bieten. Die beeindruckenden Sets (vor allem die nicht von ungefähr an "The Shining" - in dem ja auch Isolation eines der Hauptthemen ist - erinnernde Bar) und wunderschönen Weltraumbilder ziehen einen von Anfang an in ihren Bann. Von optischer Wucht ist definitiv auch Lawrence' unfreiwilliges Bad in der Schwerelosigkeit. Wobei es aber auch etwas kontraproduktiv ist, dass die schönsten Bilder von Galaxien und Sternen erst in der Abspannsequenz zu sehen sind.

Negativpunkte wären außerdem, dass am Geschäftemachen mit Weltraumreisen keine tiefergehende Kritik geübt wird und der Schluss ziemlich kitschig geraten ist. Aber die Schauspielleistungen sind großartig, visuell ist der Film eine Wucht und auch die Musik von Thomas Newman sorgt mit mehreren schönen, eingängigen Themen dafür, dass man sich in der Geschichte verlieren kann. Und zuletzt wird hier auch eine für Hollywoodverhältnisse durchaus realistische Version von der Kolonisation des Weltraums gezeigt, die eben über lange Zeiträume stattfindet. Die subjektive Erzählweise in Verbindung mit den beeindruckenden Bildern vermittelt einem dazu auch annähernd das Gefühl, sich im Weltraum zu befinden. Dies wiegt die erzählerischen Versäumnisse im letzten Drittel mehr als auf.

"Passengers" ist zwar nicht perfekt, aber inszenatorisch und schauspielerisch mehr als überdurchschnittlich. Hiermit ist Regisseur Morten Tyldum durchaus ein kleines Meisterwerk gelungen. Eine sehr gefühlvolle Liebesgeschichte, eingebettet in einen spannenden, ideenreichen und intelligenten Science Fiction Film mit großartiger Besetzung. Toll.

7,5/10

Von SONY Pictures Home Entertainment kam der Film auch im limitierten und beidseitig geprägtem Steelbook. Dieses war bereits vor dem Tag der Veröffentlichung ausverkauft:

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