Mittwoch, 31. Mai 2017
[KINO] King Arthur: Legend Of The Sword (2017)
Arthur (Charlie Hunnam) wuchs in der Londoner Gosse unter Prostituierten auf, die sich um ihn kümmerten. Von seiner königlichen Herkunft ahnt er nichts, bis er eines Tages das magische Schwert Excalibur aus einem Stein zieht – eine Tat, zur der laut Legende nur der rechtmäßige König Englands fähig ist. Durch Visionen wird Arthur klar, dass der Tyrann Vortigern (Jude Law) die Macht an sich riss, nachdem er den rechtmäßigen König Uther Pendragon (Eric Bana) hatte ermorden lassen, seinen eigenen Bruder – und Arthurs Vater. Der Sohn schließt sich der Rebellion gegen Vortigern an, für die auch die geheimnisvolle Magierin Mage (Àstrid Bergès-Frisbey) kämpft. Es geht um die Befreiung der Bevölkerung von ihrem Unterdrücker, aber Arthur hat außerdem ein ganz persönliches Motiv, um Vortigern vom Thron zu stoßen...
Menschen, Monster, Magier. Das alles in cool, stylisch und irgendwie anders. Style-over-Substance. Guy Ritchie eben, wie man ihn kennt. Aber wie das sagenumwobene Schwert Excalibur ist "King Arthur: Legend Of The Sword" ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite überzeugt die spektakuläre Action, der tolle (und vor allem gewagte, aber nie unpassende) Soundtrack und Charlie Hunnam in der Hauptrolle, auf der anderen Seite bleibt die Story um König Arthur zu flach, klischeebelastet und uninteressant, wodurch sich etliche Längen in die Erzählung einschleichen.
Erwähnenswert sind zudem die herrlichen Dialoge, untermalt von rückblendenartigen Bildern, wie man es aus Ritchies Heist-Movies kennt und die "Vorspulszenen", die stakkatoartig die Weiterentwicklung der Geschichte zeigen, damit man - wenn der Zeitsprung sein Ziel erreicht hat, nicht völlig im Regen steht.
Und selbst das 3D hat hier mal eine Nennung verdient, denn "King Arthur: Legend Of The Sword" ist seit langer Zeit der erste 3D-Realfilm, der nicht nur auf Tiefenschärfe setzt, sondern in passenden Szenen auch mit Pop-Outs arbeitet. Untermalt von dem schnellen, temporeichen aber auch interessantem Soundtrack, besitzen diese Sequenzen eine ganz spannende Dynamik, die den Zuschauer fesseln kann. Und genau hier werden sich die Meinungen spalten, da es sich dabei um einen schon sehr speziellen Stil handelt.
Kurz und gut: "King Arthur: Legend Of The Sword" hat den Flop nicht verdient und nach dieser Einführung sowie Etablierung der Ritter der Tafelrunde würde eine Fortsetzung durchaus ihre Daseinsberechtigung habe. Denn - trotz aller kritik - ist aus "King Arthur: Legend Of The Sword" am Ende eine unterhaltsame und solide Neuinterpretation des bekannten Stoffes geworden, die vor allem für Fantasy-Fans interessant sein dürfte. Vielleicht könnte Guy Ritchie, der bereits für die Realverfilmung für Disney's "Aladdin" vorgesehen ist, durch den unfertigen Tisch einen Wink bezüglich der Zukunftshoffnungen für das angedachte "King Arthur"-Universum geben, das Warner Brothers mit sagenhaften 175 Millionen US-Dollar ins Rollen zu bringen gedachte.
8/10
Von WARNER BROS. Home Entertainment kommt der Film auch als "Limited 2-Disc-Edition" mit Blu-ray 3D und Blu-ray im Steelbook, amazon.de-exklusiv.
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Dienstag, 30. Mai 2017
The Void (2016)
Sherrif Carter (Aaron Poole) verbringt eine gemütliche Nachtschicht in seinem Streifenwagen. Doch plötzlich rennt ein verwundeter Mann aus dem Wald ihm direkt vor die Motorhaube. Hilfsbereit wie er ist bringt Carter den blutenden Mann in das nahegelegene Krankenhaus, ohne zu wissen, was diese Geste für Folgen haben wird. Denn kurze Zeit später tauchen zwei geheimnisvolle Jäger auf, die dem Verletzten den Garaus machen wollen. Das ist aber erst der Anfang dieser unheilvollen Nacht: Schon bald können die Patienten und Angestellten nämlich kein Fuß mehr vor das Krankenhaus setzen, weil eine Schar in weiß gekleideter Gestalten mit scharfen Messern herumfuchtelt und jeden Fluchtversuch unterbindet. Als dann auch noch die ersten Menschen sich in gruselige Monster verwandeln, wird klar, dass die Hölle auf Erden ausbricht...
In praktisch jedem Review zu "The Void" fallen die Namen John Carpenter und Clive Barker. Und das passt ganz gut. Mal surreal, mal ziemlich widerlich ist "The Void" eine im Grundsatz sympathische Hommage an den Body-Horror aus den 80ern und wirkt wie eine gelungene Mischung aus "Hellraiser" und "Das Ding aus einer anderen Welt", gewürzt mit Kreaturen aus "Doom". Simpel und vorhersehbar am Anfang, um dann gegen Ende quasi gleich ganz am Rad zu drehen. Aber immerhin schafft es das multi-instrumentale Regie-Duo Steven Kostanski und Jeremy Gillespie (die zusätzlich noch beim Drehbuch, dem Soundtrack und den Effekten mitwirkten), die Story ordentlich durchzurütteln und die fast schon schläfrige Gewohnheit der Dramaturgie in einem Wirbelsturm des okkulten Irrwitz und der grässlichen Mutanten-Sideshow untergehen zu lassen.
Offensichtlich wurde bei "The Void" wenig gekleckert, sondern viel, sehr viel geklotzt. Von unheimlichen Kuttenträgern mit Messern, einer verrückt gewordenen Krankenschwester, aus der auch noch ein Menschenfresser-Monster platzt, fährt der Film einiges auf. Daher ist "The Void" fast schon so etwas wie ein 5-Gänge-Menü für Genre-Freunde. Von der Ausgangs-Lage, der Atmosphäre bis hin zu den Effekt-Entwürfen versammelt "The Void" nämlich ein Best-of des Horror-Kinos.
Was da nur noch fehlt, wäre eine bessere Geschichte gewesen, nicht bloß eine Aneinanderreihung von Schock-Momenten und Figuren, die im frühen Entwicklungs-Stadium verharren. Schließlich ist dies die elementarste Schwachstelle von "The Void": grob umrissene Charaktere, die beinahe alle irgendwelche Fehler verpasst bekommen haben. Und bei denen alle paar Minuten ein weiteres Gesicht plötzlich durchdreht oder sich als totaler Spinner entpuppt.
Und wenn es das nicht ist, dann platzen eben wieder ein paar krass gestaltete Monster ins Bild. Aber am Lob kommt man nicht vorbei. Bei den Creature-Effekten und dem digitalen Trick-Zauber kennt "The Void" keine halben Sachen. Gillespie und Kostanski legen einen sehr überzeugend gemachten Low-Budget-Film vor, der auch mit Crowdfunding-Unterstützung gestemmt wurde. Was aus "The Void" nicht gerade den neuen Meilenstein im Horror-Genre macht, aber ein immerhin noch vergnüglicher Gore-Streifen, der bei Fans Begeisterungsstürme auslösen dürfte. Fragen nach einem eigenständigerem, strukturierterem Drehbuch oder höherem Budget, könnten da immer noch aufkommen. Diese könnten aber auch durch den schieren Willen von "The Void", einfach mal auszuflippen und zu übertreiben, etwas besänftigt werden. Einschalten und genießen wäre hier wohl die beste Devise, nicht das Fragen nach der Neu-Erfindung des Rads oder zumindest der des Horror-Kinos. Super.
7,5/10
[KINO] Pirates Of The Caribbean: Dead Men Tell No Tales - Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache 3D (2017)
Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) stolpert unversehens in ein neues Abenteuer, als eine Truppe Geisterpiraten unter der Führung von Sparrows erklärtem Todfeind Captain Salazar (Javier Bardem) das Teufelsdreieck verlässt, in dem sie bislang festgehalten wurde. Salazar und seine Crew sinnen auf Rache an allen lebenden Piraten und wollen sie töten, allen voran Captain Jack. Diesem bleibt nur eine Möglichkeit, sich aus der brenzligen Situation herauszuwinden: Er muss Poseidons magischen Dreizack finden, der ihm die Herrschaft über die Weltmeere verleiht und mit dem er Salazar in die Schranken weisen kann. Auf der Suche danach trifft er zum einen auf die junge Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario), die ebenfalls den Dreizack finden will, um sich in der von Männern dominierten Welt der Wissenschaft beweisen zu können, sowie auf den jungen Seemann Henry Turner (Brenton Thwaites), der versucht, seinen Vater zu finden. Dieser ist allerdings mit einem Fluch belegt, der ein solches Zusammentreffen verhindert - und Captain Jack kennt Henrys Vater nur zu gut...
Der Vater Keith Richards, der Onkel Paul McCartney. Jack Sparrow müsste man sein. Die beiden Regisseure Joachim Rønning und Espen Sandberg scheinen jedenfalls verstanden zu haben, worauf es bei einem "Fluch der Karibik"-Film ankommt. Dementsprechend im Vordergrund stehen flottes Abenteuer, purer Spaß, Action und vor allem das Gefühl der Freiheit. Tatsächlich mit am besten ist nämlich der fünfte Ableger der erfolgreichen Piratenreihe dann, wenn er wunderbar verträumt das Leben als Freibeuter auf hoher See romantisiert, wenn er sich wünscht, vom öden Landleben aufs Meer zu entfliehen. Dann nämlich träumt man selbst auch von der großen Freiheit, wird vom Abenteuerpathos des Films mitgerissen. Abseits davon erlaubt der fünfte Ableger des Franchise sich durchaus aber einige grobe Schnitzer. So spielt Javier Bardem zwar ganz hervorragend, seine Rolle ist aber leider furchtbar schwach geschrieben. Brenton Thwaites als großer Newcomer gibt zwar sein bestes (und das auch gut), geht aber neben Johnny Depp und Geoffrey Rush völlig unter und Kaya Scodelario überzeugt zwar schauspielerisch, ihre Rolle ist aber, wie Bardems, eher Drehbuchtechnisch schwach gehalten. Die Story ist nach rund zwei Dritteln des Films nicht mehr existent und 'Pacing' scheint den Autoren ein Fremdwort gewesen zu sein.
Aber wenn das Regie-Duo es dann endlich zu Eskalation kommen lässt und ihrem Wahnsinn freien Lauf lassen, dann erschlägt "Pirates Of The Caribbean: Dead Men Tell No Tales" das Publikum in großartigen Bildern, perfektem CGI und einem großartigen (Tiefenschärfe-priorisiertem) 3D. Mit einigen guten Einfällen und viel Detail plätschert "Salazars Rache" vor sich hin ohne aber jemals langweilig zu werden. Im Gegenteil. Man erwartet das hier Gezeigte ja in irgendeiner Form auch und freut sich über jede Variation.
Nach dem etwas mageren vierten Teil der Reihe ist der neue Streifen damit ein etwas mehr fesselndes und kreativ inszeniertes Abenteuer, dass mit allerlei Bonmots und mit, zugebenermaßen plumper aber dafür aufrichtiger, Romantik und Kitsch, der sich stellenweise hart an der Grenze bewegt, aber alles in allem durchaus begeistert. Johnny Depp kaspert zwar in bewährten Manier durch die Geschichte und übertreibt es dabei ab und zu auch mit dem Klamauk. Insofern, dass neueste Piratenabenteuer mag zwar inhaltlich ein wirres Kuddelmuddel sein, dessen Stroy immer ganz knapp an der Grenze zum Totalausfall wandert, ist aber inszenatorisch erneut aus einem Guss. Anfänglich zwar nopch verfangen in den Niveaugestaden des Vorgängers, spätestens gegen Ende aber auf dem Stand der Originaltrilogie. Rønning und Sandberg schlagen zudem sehr geschickt und bei dem einen oder anderen sogar sicher tränenreich einen recht ordentlichen Bogen zu "Pirates Of The Caribbean: At World's End", was so gar nicht zu erwarten und daher umso schöner ist.
Und auch wenn man Depp und Rush inzwischen bereits das Alter etwas ansieht - die beiden haben immer noch ganz offensichtlich Spaß an ihrer Rolle. Geoff Zanellis Soundtrack bedient sich - natürlich - im großen Stil
von Hans Zimmers Soundtrack und sorgt damit für ein heimeliges Gefühl bei allen Freuden des wohl berühmtesten Piraten aller Zeiten. Er hat zwar nicht mehr die brachiale Gewalt und ist längst nicht so atmosphärisch wie in den
Vorgängerteilen, die klassischen Themen sorgen aber weiterhin für
Gänsehautmomente. Selbst wenn man das Gefühl hat, die Geschichte
so oder so ähnlich bereits schon erzählt bekommen zu haben, macht auch dieser "Fluch der
Karibik" immer noch Spaß, ja, entführt einen regelrecht immer noch auf hohe See. Braucht man dazu aber ein Sequel? Nein, wahrscheinlich nicht. Im
Bereich des Piratenfilms gibt es aber nahezu keine Alternative. "Salazars Rache" ist ein witziger, turbulenter und kurzweiliger Spaß, bei
dem man echte Spannung oder Originalität jedoch vergeblich sucht. Also
wird "Fluch der Karibik" wohl oder übel zurückkehren müssen. Aber wenn wieder mehr Fokus auf Mythen und Story an sich gelegt wird - warum nicht? Das Ende gibt jedenfalls noch etwas her.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Disney
Sonntag, 28. Mai 2017
Passengers (2016)
Ein Raumschiff transportiert Tausende von Menschen quer durchs Weltall. Es befindet sich auf einer Jahrzehnte andauernden Reise zu einer Kolonie auf einem fernen Planeten. Die Passagiere an Bord bleiben jedoch von der verstreichenden Zeit unberührt, denn erst bei der Ankunft sollen sie aus ihrem Kälteschlaf erwachen. Aber es kommt zu einer Fehlfunktion, wodurch der Mechaniker Jim Preston (Chris Pratt) und die Journalistin Aurora Lane (Jennifer Lawrence) lange vor allen anderen geweckt werden - 90 Jahre zu früh. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, aber außer ihrem Flirt beschäftigt sie noch eine ganz andere Frage: Warum sind sie aufgewacht? Als dann die gesamte Schiffstechnik zusammenzubrechen droht, scheinen Aurora und Jim die einzige Hoffnung für alle noch schlafenden Passagiere zu sein...
Futuristisch, schlicht und beeindruckend. Keine unnötigen Dialoge, zwei talentierte und sehr glaubwürdige Schauspieler und eine sehr interessante psychologische Entwicklung. Wäre dieser Film mit ähnlich gearteter Story in der bekannten Banalität der heutigen Welt angesiedelt gewesen, er wäre richtig schlecht gewesen. Das Drehbuch zum Film befand sich tatsächlich schon seit zehn Jahren in der Mache, konnte aber letztlich erst in den letzten zwei verfilmt werden, hauptsächlich wegen des erforderlichen sehr hohen Budgets.
Beim Casting gelang der Glücksgriff, mit Chris Pratt und Jennifer Lawrence zwei der angesagtesten Schauspieler Hollywoods zu verpflichten, die hier nun, nachdem sie in den Superhelden-Franchises von konkurrierenden Studios die Hauptrollen spielten, erstmals vor der Kamera aufeinandertreffen. Und idealer hätte die Wahl nur schwer ausfallen können: die Chemie zwischen beiden stimmt perfekt und vor allem Lawrence stellt in den nicht gerade wenigen emotionalen Szenen ihr Ausnahmetalent unter Beweis. Da "Passengers" wegen des begrenzten Handlungsraums hauptsächlich als Kammerspiel daherkommt, gehören die meisten Szenen einem oder beiden Hauptdarstellern. Zum sehr überschaubaren Cast zählt außerdem aber noch Michael Sheen als Roboterkellner, der für ein wenig Humor sorgt. Hier fasziniert vor allem die Grundidee: was wäre, wenn man auf einem Raumschiff Jahrzehnte zu früh aus dem Kälteschlaf aufwachen würde und den Rest seines Lebens alleine verbringen müsste? Ab wann würde man die Einsamkeit nicht mehr aushalten? Und würde man, wenn sich einem die Möglichkeit böte, jemand anderen ebenfalls in seine Lage versetzen, um wieder Gesellschaft zu haben, auch wenn man dessen Leben damit unwiderruflich ebenfalls besiegelt?
Diese ethischen Fragestellungen dominieren vor allem die erste Hälfte des Films, in der Pratts Charakter durch die Isolation schleichend verzweifelter wird. Nachdem er Lawrence aufgeweckt hat, dominiert erstmal die Liebesgeschichte, bis im letzten Drittel, in dem eine Katastrophe abgewendet werden muss, hauptsächlich die Actionschiene gefahren wird. Sicher lässt sich kritisieren, dass für den ethischen Konflikt letztlich eine hollywoodtypisch simple Lösung gefunden wird. Es wäre wohl interessanter gewesen, einen Film allein darauf aufzubauen, anstatt am Ende wieder alles im Getöse untergehen zu lassen. Allerdings ist auch dieser Teil des Films hervorragend inszeniert und spart definitiv nicht an Emotionen und visuellen Attraktionen. Davon hat "Passengers" ohnehin viel zu bieten. Die beeindruckenden Sets (vor allem die nicht von ungefähr an "The Shining" - in dem ja auch Isolation eines der Hauptthemen ist - erinnernde Bar) und wunderschönen Weltraumbilder ziehen einen von Anfang an in ihren Bann. Von optischer Wucht ist definitiv auch Lawrence' unfreiwilliges Bad in der Schwerelosigkeit. Wobei es aber auch etwas kontraproduktiv ist, dass die schönsten Bilder von Galaxien und Sternen erst in der Abspannsequenz zu sehen sind.
Negativpunkte wären außerdem, dass am Geschäftemachen mit Weltraumreisen keine tiefergehende Kritik geübt wird und der Schluss ziemlich kitschig geraten ist. Aber die Schauspielleistungen sind großartig, visuell ist der Film eine Wucht und auch die Musik von Thomas Newman sorgt mit mehreren schönen, eingängigen Themen dafür, dass man sich in der Geschichte verlieren kann. Und zuletzt wird hier auch eine für Hollywoodverhältnisse durchaus realistische Version von der Kolonisation des Weltraums gezeigt, die eben über lange Zeiträume stattfindet. Die subjektive Erzählweise in Verbindung mit den beeindruckenden Bildern vermittelt einem dazu auch annähernd das Gefühl, sich im Weltraum zu befinden. Dies wiegt die erzählerischen Versäumnisse im letzten Drittel mehr als auf.
"Passengers" ist zwar nicht perfekt, aber inszenatorisch und schauspielerisch mehr als überdurchschnittlich. Hiermit ist Regisseur Morten Tyldum durchaus ein kleines Meisterwerk gelungen. Eine sehr gefühlvolle Liebesgeschichte, eingebettet in einen spannenden, ideenreichen und intelligenten Science Fiction Film mit großartiger Besetzung. Toll.
7,5/10
Von SONY Pictures Home Entertainment kam der Film auch im limitierten und beidseitig geprägtem Steelbook. Dieses war bereits vor dem Tag der Veröffentlichung ausverkauft:
Samstag, 27. Mai 2017
Sully (2016)
Am 15. Januar 2009 wird der Pilot Chesley B. Sullenberger (Tom Hanks) zum absoluten Helden in den USA, aber auch auf der ganzen Welt, weil „Sully“, so sein Spitzname, mit seinem Airbus A320 eine Notwasserung auf dem Hudson River in New York durchführen muss und diese wie durch ein Wunder auch schafft. Zur Seite steht ihm dabei sein Co-Pilot Jeff Skiles (Aaron Eckhart). Das Drama nahm seinen Lauf, als nur kurz nach dem Start vom LaGuardia Flughafen ein Schwarm Vögel in das Triebwerk des Fliegers geriet und für deren Ausfall sorgte, sodass die Maschine abzustürzen drohte. Alle 155 Personen überleben die Notlandung nahezu unverletzt und trotzdem muss Sullenberger bei den nachfolgenden Untersuchungen zu dem Unfall und der Notlandung um seinen guten Ruf als erfahrener Pilot fürchten, den er sich mit mehr als 20.000 Flugstunden hart erarbeitet hat.
Clint Eastwoods neuer Film "Sully" über die geglückte Notwasserlandung im Hudson River vom 15. Januar 2009 ist deshalb so gut, weil er sowohl von Menschlichkeit im allgemeinen Sinne erzählt, als auch seine Figuren menschlich agieren lässt. Letzteres äußert sich insofern, als dass die Trennung zwischen Helden (Captain Chesley "Sully" Sullenberger, gespielt von Tom Hanks sowie Copilot Jeffrey Skiles, gespielt von Aaron Eckhardt) und Antagonisten (die Flugsicherheitsbehörde) zum Ende hin überraschend aufgebrochen wird. Spannend ist sein Flugzeug-Film zudem, da er das Geschehen dieses turbulenten Januarnachmittags aus mehreren Blickwinkeln wieder und wieder zeigt und sich daraus nach und nach neue Details ergeben.
Am verblüffendsten ist dabei die Sichtweise der Büroarbeiter in umliegenden Hochhäusern, die an die Bilder der Gebrüder Naudet vom 11. September 2001 erinnert. Die emotionale Verbindung zwischen Zuschauer und den unmittelbar betroffenen Passagieren wird von Eastwood erfolgreich mit kleinen Momenten aufgeladen, sodass das Geschehen dem Betrachter tatsächlich nahe geht. Die Regie-Legende zeigt eine präzise Beobachtung einfacher Menschen und tut gut daran, nichts zu überdramatisieren. So endet "Sully" auch nicht mit großer Musik, wortlosen Blicken und peinlichen Applaus-Orgien, sondern einfach mit einem netten Satz und einer Abblende zu Schwarz. Und das ist erneut einfach nur klasse.
"It wasn't just me, it was all of us. Jeff, Donna, Shila and Dureene. And all passengers, rescue workers. And traffic control, helicopter crews and scuba Cops. We all did it! We survived."
8,5/10
Von WARNER BROS. kommt der Film auch als "Limited Edition" im Steelbook, amazon.de-exklusiv.
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Mittwoch, 24. Mai 2017
[KINO] Alien: Covenant (2017)
Der fremde Planet, den die Crew des Kolonisationsraumschiffs Covenant erforscht, wirkt paradiesisch: Doch als die Terraforming-Spezialistin Daniels (Katherine Waterston) und ihre Kollegen, darunter der Android Walter (Michael Fassbender), Christopher (Billy Crudup) und Tennessee (Danny McBride), durch die bergige, bewaldete Landschaft laufen, fällt ihnen vor allem die merkwürdige, beunruhigende Stille auf: Kein Vogel ist zu hören – und auch kein anderes Tier. Bald schon merken die Entdecker, dass sie auf einem Planeten gelandet sind, der lebensfeindlicher kaum sein könnte. Blitzschnelle, hochintelligente und Säure-spritzende Aliens überfallen die Covenant-Crew, töten ein Mitglied nach dem anderen. Und dem Rest der Gruppe wird klar: So weit weg von der Heimat sind sie komplett auf sich allein gestellt...
Nach Ridley Scotts einflussreichen cineastischen Meilenstein "Alien", in dem der Regisseur durch die Verschmelzung von Science-Fiction und kammerspielartigen Horror eine völlig neue Dimension des Terrors schuf, war es in der Vergangenheit faszinierend zu beobachten, wie sich das Franchise unter der Führung wechselnder Regisseure verformte. Während die sieben Jahre später erschienene Fortsetzung "Aliens" von James Cameron mit seinem Fokus auf explosive Action einen ähnlich hohen Status in der Filmgeschichte erzielen konnte wie Scotts Ursprung der Reihe, brachte Regisseur David Fincher mit "Alien³" den ersten Sorgenbringer ins Kino. Infolge der problematischen Produktion und der kontroversen Umstände bei der Veröffentlichung wurde "Alien³" immer mehr zu einer Kuriosität unter den Hardlinern der "Alien"-Fans. Der damalige Regiedebütant David Fincher ist heute nicht nur einer der gefragtesten Regisseure Hollywoods, auch sein Erstlingswerk hat heute aufgrund aufgeheizter Gerüchte über kreative Einmischung, verschollene Szenen und sogar einer vollkommen unterschiedlichen Schnittfassung, die angeblich die ursprüngliche Vision Finchers wiederherstellen sollte, Kultstatus erreicht. Viele waren allerdings der Meinung, dass Finchers Werk ernsthaften Schaden davongetragen hatte und erst in der "Director's Cut Version" seine volle Wirkung entfaltet. Mit "Alien: Resurrection", dem vierten Teil der Reihe übernahm der Franzose Jean-Pierre Jeunet, doch er scheiterte, trotz eigenständiger, markanter Ansätze in den Augen vieler daran, dem Todeskampf in den Weiten des Weltalls noch gelungene Facetten abzuringen.
2012 kehrte Scott schließlich persönlich auf den Regiestuhl zurück, um das Franchise nicht nur zu seinen Anfängen zurückzuführen, sondern noch weiter in die Vergangenheit. "Prometheus" entpuppte sich als Prequel, das die Meinungen der Zuschauer massiv spaltete. Es war ein Werk, das neben der eigentlichen Bedrohung durch die Xenomorphs viel mehr um einen umfassenden Schöpfungsmythos bemüht war, bei dem die Entstehung der Menschheit mit fremdartigen Mysterien und philosophischen Denkansätzen unterfüttert wurde. Scotts Film wurde dabei jedoch von rauen Widersprüchen durchzogen, bei dem die faszinierenden, tiefgründigen Elemente um jegliche Form von Antworten beraubt wurden und der kopflastige Ansatz von der Simplizität der Figuren unterwandert wurde, die zu sehr nach klischeehaften, stupiden Strickmustern geschrieben wurden und sich zeitweise nicht wie die Charaktere verhielten, die sie darstellen sollten. Dennoch war "Prometheus" ein beeindruckendes, faszinierendes Werk, über dem die ganze Zeit über die Wolke des "unheimlichen Wesens aus einer fremden Welt" schwebte und das lediglich von seiner kuriosen Endsequenz zu Boden gerungen wurde. "Prometheus" bleibt in seiner interessanten Fragestellung so eben leider nur (auf eine seltsame Art) eine Episode.
Mit "Alien: Covenant" inszeniert Scott nun die rachsüchtige und verstörende, filmische Antwort, die sich auf höchst bizarre Weise zwischen sämtliche Stühle setzt. Vorsorgliche Bedenken, bei dem Film handele es sich um puren Fanservice, der vor allem auf Anhänger von "Alien" abzielen sollte, verwirft der Regisseur bereits mit einem Prolog, der Michael Fassbenders Figur aus "Prometheus", Android David, gewidmet ist. Mit einer Diskussion zwischen ihm und seinem menschlichen Schöpfer greift Scott die Schöpfungsthematik seines Vorgängers unmittelbar auf, um sie in diesem 10 Jahre später angesiedelten Nachfolger wiederum auf andere Weise weiterzuspinnen. Und handwerklich ist dies auch richtig gut gemacht und in einer Düsternis gestaltet, die stellenweise schon satanische Züge annimmt.
Doch die eigentliche Mission der titelgebenden 'USS Covenant', einen 7 Jahre entfernten Planeten zu kolonisieren, um die Menschheit vor dem Aussterben auf der Erde zu bewahren, erweist sich in der Geschichte als wesentlicher Stolperstein, der den eigentlichen Ambitionen von Scotts Film massiv im Weg steht. Die Besetzung des neuen Raumschiffs besteht erneut aus dürftig gezeichneten, überwiegend austauschbaren Figuren. Abgesehen von Michael Fassbender, der mit dem Androiden Walter eine weiterentwickelte Version seiner Figur aus dem Vorgänger verkörpert, soll der Zuschauer in einer überlangen Einleitung hauptsächlich durch den Umstand, dass die Männer und Frauen der Crew Pärchen sind, emotional an die Charaktere gebunden werden. Nachdem die Besatzung einem zufällig abgefangenen Funkspruch von einem nähergelegenen, unbekannten Planeten folgt und nach rund 40 Minuten der Laufzeit eine Expedition unternimmt, um eine mögliche Kolonisierung dieses Planeten in Erwägung zu ziehen, entwickelt "Alien: Covenant" eine kuriose Eigendynamik. Hin- und hergerissen zwischen Überresten aus "Prometheus", bei denen einer bedeutenden Figur des Vorgängers eine besondere Bedeutung zugemessen wird, der absonderlichen Vision einer pervertierten Schöpfungs- und Allmachtsfantasie und Konventionen eines geradlinigen "Alien"-Schockers pendelt das zweite Drittel dieses Films zwischen eindringlichen Schauwerten, beeindruckenden Gedankengängen und konventionellen Horrormomenten, die letztendlich aber so nicht zusammenpassen wollen und einen etwas faden Geschmack hinterlassen. Auch, wenn der Soundtrack von Jed Kurzel so herrlich passend ist und mehr als nur einmal an den düsteren Erstling erinnert.
Spätestens hier ist klar, dass sich Scott und seine Drehbuchautoren In "Alien: Covenant" sehr tief in die Mythologie der Xenomorphs graben, was sicher nicht jedem zusagen wird. Die Hintergründe der ikonischen Alien-Rasse, die sich zunächst im menschlichen Körper einnistet, um auf überaus brutal-blutige Art und Weise aus ihm hervorzubrechen, ist eng mit dem gelungensten Handlungsstrang von "Alien: Covenant" verbunden. Für viele Zuschauer, die sich nicht auf den ambitionierten, gewagten, aber eben auch extrem erklärenden Erzählansatz einlassen wollen, könnte dies eine enttäuschende Entmystifizierung eines bisher effektiv gehüteten Geheimnisses zur Folge haben. Im letzten Drittel, in dem Scott Horror und Spannung mit aggressivem Tempo und unnötigem Spektakel verwechselt, bricht dann aber das interessante Potential des Streifens schließlich endgültig in sich zusammen. Die beunruhigenden, langsamen Kamerafahrten, mit denen "Alien" damals durch die dunklen Gänge des Raumschiffs geschlichen ist und an jeder Ecke pures Grauen versprach, weichen gehetzter, wirkungsloser und blutiger Gewalt, einem abstrusen Plottwist, der lange im Voraus ersichtlich ist und zahlreichen Gedächtnismomenten, die nicht ansatzweise an die eindringliche Atmosphäre vergangener Glanzzeiten anknüpfen können.
"Alien: Covenant" sabotiert hierdurch seine eigenen Ambitionen einer innovativen Schreckensvision, indem der Xenomorph-Aspekt nachträglich eingefügt wirkt und etwas zu lieblos abgehandelt wird. Michael Fassbender und die Geschichte(n) seiner Figur(en) sind das einzige, das diesem Film einige Szenen beschert, die wohlig unter die Haut gehen und großen Horror andeuten, der fernab des eigentlichen Alien-Terrors nie aus sich selbst hervorbrechen darf. Der Film ist in jedem Fall aber sehenswert, wenngleich man die Ansprüche etwas herunterschrauben sollte.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Poster/Artwork: Twentieth Century Fox
Lieber bedient sich Ritchie aus der gesamten Kiste an Effekt und Coolness, die man in so einem Film eben auffahren kann. Riesige Kampfelefanten, Schlangen und Adler sind da nur eine der vielen Zutaten, die er in seinen großen Zauberkessel wirft. Die Schauspieler machen allesamt einen hervorragenden Job, allen voran der bereits erwähnte Charlie Hunnam, der sehr charismatisch und prädestiniert für die Rolle des Arthur zu sein scheint. Aber auch Jude Law und Djimon Hounsou, Astrid Bergès-Frisbey und Eric Bana sind großartig und überzeugen voll und ganz.
Was neben diesem hervorragendem Schauspieler-Ensemble, den manchmal etwas zu CGI-überladenen Actionszenen und Guy Ritchies Humor besonders zu gefallen weiß, ist die Tatsache, dass man die Hauptcharaktere nicht komplett schwarz-weiß zeichnete. Arthur ist ein Held, der erst reifen und lernen muss, was es heißt, Macht zu besitzen und Verantwortung zu tragen. Dementsprechend fällt er einige Male und muss die Konsequenzen tragen, bevor er sich letztendlich zu einem besseren König als sein böser Onkel entwickelt. Konsequenzen muss dieser böse Onkel ebenfalls tragen, denn ultimative Macht/Magie resultiert (analog zu "Game Of Thrones") nur aus einem ultimativen Opfer. Macht ist nicht selbstverständlich in dieser Fantasywelt, die beiden Hauptcharaktere wirken dementsprechend glaubhafter und greifbarer, sie treten aus ihren Charakterschablonen heraus. Und obwohl dies alles so oder so ähnlich schon gefühlte Hundert Mal verfilmt wurde, so macht es auch dieses Mal wieder Laune. Längen im Mittelteil hin oder her.