Montag, 7. Juli 2025

A Minecraft Movie - Ein Minecraft Film (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt3566834/

Vier Außenseiter - Garrett "The Garbage Man" Garrison (Jason Momoa), Henry (Sebastian Eugene Hansen), Natalie (Emma Myers) und Dawn (Danielle Brooks) - werden aus ihrem Alltag gerissen, als sie durch ein mysteriöses Portal in eine fremde Welt gezogen werden: Die Oberwelt, ein seltsames, kubisches Land, das von schier grenzenloser Fantasie beherrscht wird. Um den Weg zurück in ihre Realität zu finden, müssen sie diese ungewöhnliche Welt meistern und sich gegen Bedrohungen wie etwa Zombies und wild gewordene Schweine verteidigen. Unterstützung erhalten sie dabei von Steve (Jack Black), einem erfahrenen Crafter, der die vier Abenteurer auf ihrer nicht ganz freiwilligen Reise begleitet. Während sie gemeinsam die vielen Herausforderungen meistern, entdecken sie, dass genau die kreativen Fähigkeiten, die sie auszeichnen, der Schlüssel zum Erfolg sind – sowohl in der Oberwelt als auch in ihrer eigenen...

"Ein Minecraft Film" ist ein merkwürdiger, teils bezaubernder, teils ziellos wirkender Versuch, aus einem Spiel ohne Story eine Geschichte zu machen, aus Blöcken Charaktere zu formen und aus endloser Freiheit einen linearen Film. Und seltsamerweise funktioniert das manchmal erstaunlich gut. Der Film, unter der Regie von Jared Hess, zeigt über weite Strecken einen angenehmen Sinn für Humor, Selbstironie und das Gefühl, dass hier nicht nur ein Franchise ausgeschlachtet, sondern auch ein wenig verstanden wurde. Hess bringt seine Handschrift mit: skurrile Charaktere, trockene Pointen, eine gewisse Lakonie in der Inszenierung – all das passt überraschend gut zu einer Welt, in der Schweine Karotten folgen und Menschen mit nackten Händen Berge abbauen.

Jason Momoa in der Hauptrolle als Steve - eine Figur, die eigentlich keine definierte Persönlichkeit hat - spielt mit einer überraschenden Leichtigkeit. Er wirkt weder wie der typische Actionheld noch wie ein Comedian, sondern wie jemand, der in dieser absurden Welt einfach seinen Platz sucht. Momoa hat die physische Präsenz, die man erwartet, aber er bringt auch etwas Kindliches in die Rolle, etwas Verspieltes. Daneben glänzen Danielle Brooks und Jack Black in Nebenrollen, wobei vor allem Black als überdrehter Dorfbewohner mit Verschwörungstheorien sichtlich Spaß an der ganzen Sache hat. Es ist dieses Ensemble aus charismatischen, leicht überzeichneten Figuren, das dem Film seine Wärme gibt.


Der Soundtrack von Mark Mothersbaugh (bekannt u.a. für "The LEGO Movie") ist ein kluger Schachzug. Mothersbaugh versteht es, das Elektronische mit dem Orchestralen zu verbinden, ohne sich anzubiedern. Die Musik zitiert gelegentlich die beruhigenden Ambient-Klänge des Originals, ohne in puren Fanservice abzurutschen. Es entsteht eine klangliche Welt, die mal verspielt, mal pathetisch, mal still wirkt – je nachdem, was die Szene verlangt. Keine Melodien, die man summen wird, aber ein atmosphärisches Grundrauschen, das stützt, ohne zu dominieren.

Kameraführung ist in einem Film wie diesem ein heikler Punkt - besonders, wenn digitale Welten nachgebaut werden, die aus einer First-Person-Perspektive bekannt sind. Der Film entscheidet sich klugerweise nicht für einen durchgehend stilisierten Minecraft-Look, sondern für eine visuelle Mischung: reale Schauspieler in digitalen Sets, die stilisiert, aber nicht vollständig kubisch sind. Kameramann Erik Wilson (bekannt für "Paddington") balanciert zwischen konventioneller Abenteuer-Ästhetik und surrealer Bildgestaltung. Manchmal fühlt sich das an wie ein Kindertraum, manchmal wie ein YouTube-Fanfilm mit höherem Budget. Einige Actionszenen sind überraschend elegant geschnitten, andere verlieren sich im visuell chaotischen Terrain zwischen Echtwelt und Voxel-Grafik. Das ist nicht immer schön, aber selten langweilig.


Die größte Schwäche des Films liegt im Drehbuch - oder genauer gesagt: im Versuch, einer offenen Welt ein geschlossenes Narrativ überzustülpen. Der Film will vieles gleichzeitig sein: Abenteuer, Komödie, Familienfilm, Satire und manchmal sogar Metakommentar. Nicht alles davon funktioniert. Manche Szenen wirken gezwungen, einige Dialoge wie aus einem anderen Film. Und doch: Immer wieder gelingen Momente, die berühren, zum Lachen bringen oder visuell faszinieren. Vielleicht, weil das Quellmaterial so eigen ist, dass selbst ein halb geglückter Film darüber irgendwie authentisch wirkt.

"Ein Minecraft Film" ist kein Meilenstein. Es ist kein Film, der uns das Kino neu entdecken lässt. Aber er ist – wie das Spiel selbst - ein Experiment mit Herz, Charme und gelegentlichen Glitches. Ein Film, der Kinder begeistert, Erwachsene nicht völlig unterfordert und Fans des Spiels zumindest nicht beleidigt. In einer Flut von uninspirierten Game-Adaptionen ist das bereits mehr, als man erwarten darf. Unterm Strich eben ein solider, oft unterhaltsamer Film, dessen beste Szenen den kreativen Geist von "Minecraft" einfangen - und dessen schlechteste uns daran erinnern, wie schwer es ist, das Unendliche in 100 Minuten zu pressen.

6/10

Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

Snow White - Schneewittchen (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt6208148/

Schneewittchen (Rachel Zegler) ist jung und schön. Deshalb wird ihre Stiefmutter, die böse Königin (Gal Gadot), regelrecht vom Neid zerfressen. Denn sie will um jeden Preis die schönste Frau im ganzen Land sein, doch wegen ihrer Stieftochter wird daraus eben nichts. Das lässt sie auch der magische Spiegel (Stimme im englischen Original: Patrick Page) regelmäßig wissen. Schneewittchens Leben bei der Königin wird deshalb immer unerträglicher. Also fasst sie sich eines Tages ein Herz und ergreift die Flucht. Ihr Weg führt sie tief in den Wald, wo sie schließlich auf ein Haus stößt und sich darin versteckt. Was sie jedoch nicht weiß: Dort leben die sieben Zwerge Pimpel (Stimme im englischen Original: Tituss Burgess), Chef (Jeremy Swift), Seppel (Andrew Barth Feldman), Brummbär (Martin Klebba), Happy (George Salazar), Schlafmütz (Andy Grotelueschen) und Hatschi (Jason Kravits).

Nach dem Zeichentrickklassiker "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (1937) bringt Disney die Geschichte um das junge, schöne Schneewittchen und die neidische Stiefmutter als Realfilm zurück ins Kino. Und es gibt so Filme, die mit einer gewissen Vorbelastung ins Kino kommen - "Schneewittchen" ist zweifellos einer davon. Seit Disney seine klassische Zeichentrickbibliothek in aufwendige Realverfilmungen umwandelt, ist jede Neuerscheinung sowohl ein nostalgisches Versprechen als auch ein Wagnis. Dieses Remake ist kein einfaches Reenactment des 1937er Klassikers, sondern eine radikale Neuinterpretation mit politischem Anspruch, visueller Ambition und fragiler Emotionalität. Was man bekommt, ist ein Film, der oft schöner aussieht, als er sich anfühlt - und der gelegentlich mehr auf seine Symbolkraft vertraut als auf seine filmische Substanz. 

Rachel Zegler ist in der Titelrolle der klare Mittelpunkt. Sie besitzt jene schlichte Anmut, die Disney‑Prinzessinnen traditionell auszeichnet, aber kombiniert diese mit einer jungenhaften Entschlossenheit und wachsendem Selbstbewusstsein, das eher aus modernen Coming-of-Age-Dramen stammt. Ihr Schneewittchen ist keine Träumerin mehr, sondern eine junge Frau mit klarem Ziel: Die Rückgewinnung ihres Königreichs, das unter der Herrschaft einer machtgierigen Königin leidet - gespielt von Gal Gadot, die ihre Rolle mit einem überzeichneten Glamour versieht, der zugleich faszinierend und unterentwickelt bleibt. Gadots Königin lebt mehr von Kostüm, Maske und Blicken als von innerem Konflikt oder psychologischer Tiefe. Es ist ein schöner Auftritt - aber keiner, der haften bleibt. Zeglers Performance hingegen trägt den Film über viele seiner dramaturgischen Schwächen hinweg. Ihre Stimme, besonders in Songs wie dem melancholischen "Good Things Grow" oder dem optimistischen "Rise Above", verleiht Schneewittchens Reise eine emotionale Note, die der Film sonst oft schuldig bleibt. Man merkt, dass Zegler Erfahrung auf der Musical-Bühne hat - sie singt nicht nur, sie erzählt währenddessen. Ihre Augen sprechen in den leisen Momenten Bände, auch wenn das Drehbuch sie manchmal mit plakativen Sätzen alleine lässt.

Die eigentliche Heldinnenreise ist eine Neuerung, mit der Disney bewusst bricht mit der alten Formel vom "Gerettetwerden". Hier rettet Schneewittchen sich selbst - und damit auch ihr Volk. Dabei wird die Figur aber weniger durch innere Zweifel als vielmehr durch äußere Prophezeiung motiviert. Dieser narrative Kniff erzeugt ein modernes Empowerment-Motiv, bleibt aber bis zum Schluss eher Behauptung als tief empfundene Wandlung. Visuell ist "Schneewittchen" eine zweischneidige Angelegenheit. Mandy Walkers Kameraarbeit liefert einige eindrucksvolle Kompositionen - insbesondere die Szenen im verzauberten Wald, wo das Licht wie durch flüssiges Glas fällt und Farben sich beinahe körperlich anfühlen. Doch diese Schönheit wird konterkariert von einer CGI-Ästhetik, die zwar gewollt märchenhaft sein will, aber letztlich fremd und künstlich wirkt. Und ironischerweise singt der König von Realität, während eineindeutig computeranimierter Vogel auf seiner ausgestreckten Hand landet. Die sieben Zwerge, ersetzt durch digital animierte Figuren unterschiedlichster ethnischer Herkunft, erscheinen weniger wie Charaktere und mehr wie Artefakte eines Designprozesses. Es ist eine Entscheidung, die technisch nachvollziehbar ist - politisch sensibel, aber filmisch unbefriedigend. 

Der Film ist außerdem musikalisch nicht so mitreißend, wie er sein müsste. Die neuen Songs stammen aus der Feder von Benj Pasek und Justin Paul, doch keiner von ihnen bleibt wirklich im Ohr. Vielmehr wirken sie wie elegante Zwischenspiele, stilvoll, aber wenig einprägsam. Nur in den letzten zehn Minuten - wenn Handlung, Musik und Bild endlich eine echte Einheit bilden - gelingt dem Film eine emotionale Pointe, die man sich früher gewünscht hätte.

Thematisch bleibt der Film in seiner feministischen Neuausrichtung recht ambivalent. Zwar spricht Schneewittchen von Selbstbestimmung und Verantwortung, doch oft scheint diese Botschaft mehr behauptet als wirklich durchdrungen. Man hat nie das Gefühl, dass die Figur einen inneren Konflikt durchlebt oder an sich selbst wächst - vielmehr wirkt sie von Anfang an wie eine "fertige Heldin". Die Spannung, die aus Widersprüchen entsteht, bleibt aus. Damit fehlt Schneewittchen jener innere Puls, der etwa "Cinderella" oder "Maleficent" gelegentlich beflügelte. Was bleibt, ist ein Film, der mit edlen Absichten, großer Ausstattung und sympathischer Hauptdarstellerin aufwartet, aber sich letztlich selbst im Wege steht. Die Modernisierungen sind mutig, aber inkonsequent. Die Bildsprache ist stark, aber nicht kohärent. Und der emotionale Kern - so wichtig für jedes Märchen - bleibt zu oft hinter Glas. "Schneewittchen" ist nicht das Desaster, zu welchem er in der Presse gemacht wurde - er ist aber auch keine Krönung. Es ist ein Film, der sich zu oft damit begnügt, bedeutungsvoll zu wirken, statt Bedeutung zu entwickeln. Und vielleicht ist das die größte Ironie: Dass ein Film, der ausgerechnet von Wahrhaftigkeit, Mut und Aufbruch erzählt, sich nicht traut, wirklich zu fühlen. Oder kurz gesprochen: Ein schöner Versuch - aber der Spiegel zeigt uns nur eine Projektion, keine Wahrheit.

4,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Disney
Poster/Artwork: Disney

Samstag, 5. Juli 2025

Jurassic World: Rebirth - Jurassic World: Die Wiedergeburt (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt31036941/

Fünf Jahre nach den Ereignissen auf Isla Nublar leben Dinosaurier und Menschen in einer fragilen Koexistenz. Doch die drastischen ökologischen Veränderungen des Planeten zwingen die urzeitlichen Kreaturen zunehmend in isolierte äquatoriale Gebiete zurück. Ein Team aus Experten – darunter Zora Bennett (Scarlett Johansson), Duncan Kincaid (Mahershala Ali), Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey), Martin Krebs (Rupert Friend) und Reuben Delgado (Manuel Garcia-Rulfo) begibt sich in geheimer Mission auf eine abgelegene Insel, um genetisches Material von den größten Dinosauriern zu Land, zu Wasser und in der Luft zu gewinnen – ein entscheidender Schritt zur Entwicklung eines revolutionären Heilmittels. Doch die Mission nimmt eine unerwartete Wendung, als sie auf eine gestrandete Familie treffen, deren Boot von Wassersauriern zerstört wurde. Gemeinsam finden sie sich auf einer verbotenen Insel wieder, die einst als geheime Jurassic-Park-Forschungseinrichtung diente. Hier lauern nicht nur einige der gefährlichsten Dinosaurier, sondern auch ein finsteres Geheimnis, das tief unter der Oberfläche der Insel verborgen liegt. Während sie ums Überleben kämpfen, decken sie eine Wahrheit auf, die die Geschichte der Dinosaurier und ihre Beziehung zur Menschheit für immer verändern könnte.

Wenn ein totgeglaubtes Franchise wie "Jurassic Park" zu neuem Leben erweckt wird, geschieht dies meist mit knirschender Nostalgie, hohem Budget – und niedrigem Anspruch. Doch "Jurassic World: Die Wiedergeburt" widerlegt dieses Klischee auf beinahe elegante Weise. Was Regisseur Gareth Edwards hier abliefert, ist mehr als ein weiterer Aufguss vergangener Dino-Größe. Es ist ein bewusst gesetzter, atmosphärisch dichter Neustart, der die Essenz des Originals aufgreift (ihn an vielen Stellen nicht ganz subtil zitiert) und zugleich mutig eigene Wege beschreitet.

Edwards - ohnehin ein Regisseur, der das große Bild zu inszenieren versteht, ohne das Menschliche aus den Augen zu verlieren - wählt einen Weg, der den Zuschauer nicht sofort mit actiongeladenem Bombast überfordert. Stattdessen erlaubt er der Geschichte, sich zu entfalten. Es ist der klassische Aufbau: Eine abgelegene Insel, geheimnisvolle Ziele einer mächtigen Pharmafirma, eine Crew mit unterschiedlichen Interessen - doch die Art, wie Spannung aufgebaut wird, erinnert deutlich an Spielbergs Original von 1993. Edwards spielt mit Licht, Schatten und Geräuschen. Er lässt die Kamera verweilen, hört dem Wind zu, bevor er den Boden beben lässt. Und wenn das erste Brüllen ertönt, ist es nicht Lärm - es ist ein Ereignis.

Das Drehbuch von David Koepp, der bereits das Original mitverfasst hatte, überrascht dabei mit erzählerischer Stringenz und pointiertem Dialog. Koepp schafft es, eine neue Generation von Figuren glaubwürdig zu zeichnen - ohne die Alten einfach zu kopieren. Zora Bennett, verkörpert von Scarlett Johansson, ist keine unnahbare Superheldin, sondern eine Figur mit Brüchen, klaren Zielen und einem inneren Konflikt, der dem Film emotionale Tiefe gibt. Jonathan Bailey als Paläontologe Dr. Henry Loomis bringt eine Mischung aus Neugier, Ehrfurcht und Wissenschaftsromantik mit, wie sie einst Sam Neill verkörperte - aber ohne in Imitation zu verfallen. Ihr Zusammenspiel trägt den Film über weite Strecken, weil sie nicht nur funktionieren, sondern ein echtes emotionales Zentrum bilden. 

Mahershala Ali als Kapitän Duncan Kincaid ist eine ruhige Kraft inmitten des Chaos - kontrolliert, erfahren, uneitel. Sein Spiel bringt Würde in eine Rolle, die in anderen Händen leicht zur bloßen Funktion hätte verkommen können. Auch Rupert Friend als skrupelloser Unternehmenschef liefert genau die Mischung aus Zynismus und kontrollierter Arroganz, die einen glaubwürdigen Antagonisten ausmacht. Dabei bleibt die Geschichte stets fokussiert - ein klares Ziel: genetisches Material von drei verschiedenen Dinosaurierarten zu sichern, bevor die Insel unwiederbringlich verloren ist. Es ist eine klassische Abenteuermission, doch sie funktioniert, weil sie mit Dringlichkeit, Klarheit und innerer Logik erzählt wird - obwohl sich viele offensichtliche Filmfehler eingeschlichen haben. Visuell ist "Jurassic World: Die Wiedergeburt" ein Meisterstück. Kameramann John Mathieson, der bereits für Ridley Scotts "Gladiator" die Bilder einfing, setzt auf analoge Eleganz. Große Panoramen wechseln sich mit intimen, beinahe dokumentarischen Close-ups ab. Wenn ein Titanosaurus in einem von Grasland bedeckten Tal gemächlich den Kopf hebt, dann geschieht das nicht als visuelle Machtdemonstration, sondern als ehrfürchtiger Moment. Hier lebt die Magie wieder auf, die Spielberg einst mit dem ersten Blick auf den Brachiosaurus erschuf. Die Dinos wirken physisch - teils durch exzellentes Animatronic-Design, teils durch gezielt eingesetzten CGI, das eben nicht alles zeigt, sondern andeutet. Ein Highlight ist eine nächtliche Szene mit Flugsauriern, die ein gestrandetes Forschungsschiff umkreisen - choreografiert wie ein Tanz zwischen Bedrohung und Schönheit.

Der Score von Alexandre Desplat vermeidet das allzu Offensichtliche. Er zitiert John Williams’ ikonische Themen nur spärlich, setzt vielmehr auf eine neue klangliche Identität, die unterschwellig arbeitet - atmosphärisch, emotional, aber nie aufdringlich. Die Musik dient der Geschichte, nicht der Marke. Besonders in den ruhigeren Szenen entfaltet sich Desplats Gespür für musikalische Subtilität.

Was diesen Film wirklich besonders macht, ist seine Balance. Es ist kein naiver Nostalgie-Trip, sondern ein klug gebautes Abenteuer mit Herz, Charakter und Maß. Edwards schafft es, die Gefahr der Dinos wieder spürbar zu machen, ohne in reinen Survival-Horror abzurutschen. Gleichzeitig verankert er das Geschehen fest in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gibt überraschend stille, nachdenkliche Momente - etwa wenn Dr. Loomis mit einem jungen Mädchen spricht, das seine Eltern verloren hat, und ihr erklärt, warum Dinosaurier nie wirklich ausstarben - ein Monolog, der ebenso poetisch wie wissenschaftlich fundiert ist.

"Jurassic World: Die Wiedergeburt" ist nicht nur die Rückkehr der Dinosaurier, sondern auch die Wiedergeburt einer Erzählweise, die in Hollywood selten geworden ist: Spannung durch Aufbau, Wirkung durch Zurückhaltung, Emotion durch Figuren. Der Film hat Tempo, aber auch Atem. Er respektiert das Publikum, seine Intelligenz und seine Erinnerung an das, was Kino bedeuten kann. Nun kann man durchaus der Ansicht sein, dass der Film lediglich kopiert und neu einfügt, hier und da eine Nuance verändetr und auch übertreibt, dich letztlich: was will man anderes machen? Eine Fahrt einer Familie durch einen Park, auf dem die Zuschauer die Dinos sehen und auf der nichts weiteres passiert? Nee. Es ist ein Film, der nicht nur dem Franchise, sondern auch dem Abenteuerfilm insgesamt neues Leben einhaucht. Und er tut es mit Stil, Herz und einem beeindruckenden Gespür für das, was Kino groß machen kann. Die Dinos sind zurück - und sie waren selten so lebendig.

7/10

Inhaltsangabe:Universal Pictures
Poster/ArtworkUniversal Pictures

Donnerstag, 3. Juli 2025

오징어게임 - Ojingeo Game - Squid Game, Season 03 (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt10919420/

In der dritten und letzten Staffel muss Gi-hun (Lee Jung-jae) schwierige Entscheidungen treffen, während ihn die Verzweiflung immer mehr erdrückt. Währenddessen verfolgt der Frontmann (Lee Byung-hun) weiterhin seine finsteren Pläne, während die verbliebenen Spieler erkennen, dass jede neue Runde des tödlichen Spiels noch gravierendere Konsequenzen nach sich zieht. Gi-hun, der seine engsten Verbündeten während der Spiele verloren hat, ist entschlossener denn je, das brutale Spiel ein für alle Mal zu beenden. Doch der Frontmann, der sich mit einer falschen Identität in das Spiel eingeschleust hat, bringt ihn an den Rand der Verzweiflung. Der Ausgang der letzten Spiele stellt nicht nur das Leben der überlebenden Spieler auf die Probe, sondern auch ihre Menschlichkeit.

https://www.imdb.com/de/title/tt33056155/
3.1 Schlüssel und Messer (열쇠와 칼) (Keys and Knives)
Nach dem gescheiterten Aufstand erschießt Kang No-eul Spieler 246, Gyeong-seok, ohne tödliche Folgen. Er gibt vor, mit den Organhändlern zu kooperieren und erhält dafür Zugang zu deren Operationssaal. Seong Gi-hun wird lebend in den Schlafsaal zurückgebracht und erfährt später, dass alle anderen Rebellen außer Cho Hyun-ju und Kang Dae-ho hingerichtet wurden. Es wird erneut darüber abgestimmt, ob die Spiele beendet werden sollen; das Ergebnis ist, dass sie fortgesetzt werden. Gi-hun, immer noch unter Schock, gibt Dae-ho die Schuld am Scheitern des Aufstands. Nachdem die Spieler an den Leichen der gehängten Rebellen vorbeigeführt wurden, werden ihnen Rollen für eine tödliche Version von Versteckspiel zugeteilt. Bewaffnete Fänger müssen die Versteckten jagen und versuchen, Ausgänge mit drei verschiedenen Schlüsseln zu finden und zu öffnen. Vor dem Spiel konfrontiert Dae-ho Gi-hun und macht dessen Plan für den Tod der Rebellen verantwortlich. Geum-ja und Jun-hee tauschen die Rollen mit Myung-gi und Yong-sik und werden zu Untergetauchten. Myung-gi schließt sich widerwillig Nam-gyu als Tagger an. Im Operationssaal tötet No-eul die Menschenhändler und zwingt den Arzt mit vorgehaltener Waffe, Gyeong-seok zu stabilisieren. Währenddessen setzt Hwang Jun-hos Team die Suche nach der Insel mit einem neuen Drohnenpiloten fort, während Woo-seok auf eigene Faust gegen Captain Park ermittelt. Der Strohmann Hwang In-ho befiehlt Park, sie notfalls zu eliminieren. - 8/10


https://www.imdb.com/de/title/tt35643632/
3.2 Sternennacht (별이 빛나는 밤에) (The Starry Night)
No-eul tötet den Arzt, nachdem Gyeong-seok sich erholt hat. Im Labyrinth des Spiels verbünden sich Hyun-ju, Geum-ja und Jun-hee. Myung-gi tut sich widerwillig mit Nam-gyu zusammen und hilft dabei, mehrere Versteckte zu töten. Er erkennt, dass die Reduzierung der Ziele für andere Tagger auch diese eliminieren und so den Preispool erhöhen wird. An anderer Stelle findet Seon-nyeo einen Ausgang, wird aber von Spieler 100, Jeong-dae, verraten, der ihr den Ausgang versperrt. Sie wird dann von Min-su getötet, die Nam-gyu und Se-mi unter dem Einfluss von Thanos' Drogen, die Nam-gyu fallen gelassen hat, halluziniert. Jun-hee verstaucht sich bei einem Sturz die Treppe schwer den Knöchel und bekommt bald Wehen, während Hyun-ju mehrere Tagger tötet, die versuchen, die Gruppe anzugreifen. Hyun-ju wird in einen Kampf verwickelt, tötet den Spieler jedoch erfolgreich. Als sie aufblickt und den Raum sieht, in dem sie sich befindet, entdeckt sie bald, dass sie den Ausgang gefunden hat. Mit Geum-jas Hilfe bringt Jun-hee ein gesundes Mädchen zur Welt, doch Hyun-ju wird, kurz nachdem sie den Ausgang geöffnet hat, von Myung-gi unwissentlich in den Rücken gestochen. Beim Anblick von Jun-hee und dem Neugeborenen wird Myung-gi von Schuldgefühlen überwältigt und geht weg. Unterdessen verfolgt der rachsüchtige Gi-hun, der als Markierer eingesetzt wurde, Dae-ho, der gesteht, über seinen militärischen Hintergrund gelogen und sich aus Angst vor dem Aufstand gedrückt zu haben. Dae-ho greift auch Gi-hun an und gibt ihm die Schuld am gescheiterten Aufstand. Wütend erwürgt Gi-hun ihn. Geum-ja, Jun-hee und das Baby erreichen einen Ausgang, treffen dort aber auf Yong-sik. Als das Spiel fast vorbei ist, greift Yong-sik Jun-hee an, nachdem es ihm nicht gelungen ist, alle Versteckten auszuschalten. Geum-ja ist nun gezwungen, einzugreifen und ihn zu erstechen. Sie umarmen sich, bevor die Wachen eintreffen und Yong-sik hinrichten, was Geum-ja erschüttert. Gi-hun gibt sich selbst die Schuld an den durch die Rebellion verursachten Todesfällen und versucht, Selbstmord zu begehen, wird jedoch von den Wachen davon abgehalten. - 9/10

https://www.imdb.com/de/title/tt37427768/
3.3 Es ist nicht deine Schuld (당신의 탓이 아니다) (It's Not Your Fault)
VIPs treffen ein und geben sich als Soldaten aus, um die ausgeschiedenen Spieler persönlich hinzurichten. Während der Abstimmung bittet Geum-ja die „O"-Spieler, mit „X" zu stimmen, wird jedoch ignoriert. Sie drängt Gi-hun, Jun-hee und ihre neugeborene Tochter zu beschützen, doch nachdem er sich zunächst weigert, erhängt sie sich aus Schuldgefühlen am Tod ihres Sohnes. Jun-ho findet unterdessen die Klippe, wo In-ho ihn erschossen hat, und beginnt eine intensive Suche auf der Insel. Im Haus von Kapitän Park findet Woo-seok einen Geldvorrat, eine Wachuniform und ein Foto von Park mit dem Anwerber. Ihm wird klar, dass der Kapitän an den Spielen beteiligt ist. Er wird jedoch verhaftet, bevor er gehen kann. Bewegt von Geum-jas Tod, erklärt sich Gi-hun bereit, Jun-hee und ihrer neugeborenen Tochter im nächsten Spiel zu helfen: Seilspringen, bei dem die Spieler eine riesige Brücke überqueren müssen, ohne vom schwingenden Seil getroffen zu werden. Zunächst rührt sich niemand, bis Min-su Thanos' Halskette auf die Brücke wirft. Nam-gyu, der unter Entzugserscheinungen leidet, springt, um sie zu fangen, wird jedoch vom Seil getroffen und in den Tod geschleudert. Die VIPs beschließen, dass Jun-hees Baby als Spieler zählt. Gi-hun, der schwört, für Jun-hee zurückzukehren, überquert die Brücke erfolgreich mit dem Baby im Arm. Ermutigt folgt Spieler 096, schubst aber sofort andere Spieler, um den Preispool zu erhöhen. Währenddessen entdeckt der maskierte Offizier, der von No-eul bedroht wird, ihr bei der Flucht zu helfen, Gyeong-seok, der sich als Soldat ausgibt. - 8/10

https://www.imdb.com/de/title/tt37427772/
3.4 222 (222) (222)
Während des Spiels blockiert Spieler 096 den Weg, aber Gi-hun drängt ihn, zur Seite zu gehen, bevor er 096 in Selbstverteidigung tötet. Währenddessen nähert sich Myung-gi Jun-hee, die ihn wegen des Mordes an Hyun-ju zurückweist und ihre Fußverletzung offenbart. Als die Zeit abläuft, vertraut Jun-hee ihr Baby Gi-hun an und opfert sich selbst, was sowohl Gi-hun als auch Myung-gi erschüttert. Die VIPs stimmen dafür, das Baby als Spieler 222 im Spiel zu lassen. Außerhalb der Insel gelingt Gyeong-seok und No-eul die Flucht, sie werden jedoch von Wachen verfolgt, die vom maskierten Offizier geschickt wurden. Nachdem im Schlafsaal bekannt gegeben wurde, dass Jun-hees Baby ihre Mutter als Spieler 222 ersetzen wird, versuchen einige Spieler, insbesondere Jeong-daes Gruppe, wütend, dem Kind Schaden zuzufügen, werden jedoch von Wachen aufgehalten. Ab dieser Runde dürfen sich die Spieler außerhalb eines Spiels nicht mehr gegenseitig angreifen oder töten. Jeong-daes Gruppe plant, Gi-hun, das Baby und Min-su im nächsten Spiel zu eliminieren. Myung-gi gibt vor, sich ihnen anzuschließen. Vor der letzten Runde wird Gi-hun von In-ho gerufen, der ihm einen geheimen Deal vorschlägt: Er soll die verbleibenden Spieler aus dem Spiel nehmen, um sein und das Überleben des Babys zu sichern. In-ho enthüllt daraufhin, dass er in Wirklichkeit „Oh Young-il" war, was Gi-hun schockiert und wütend macht. Woo-seok gelingt es, Jun-ho zu informieren, dass Captain Park auf In-hos Befehl gehandelt hat. Park, der während ihrer Konfrontation tödlich verwundet wurde, gesteht in seinem letzten Atemzug die Wahrheit und bestärkt Jun-ho in seinem Entschluss, die Wahrheit aufzudecken und seinen Bruder zu finden. Unterdessen drängt der maskierte Offizier No-eul zur Rückkehr auf die Insel, indem er droht, Gyeong-seok und seiner Tochter nachzujagen. Sie willigt ein, sorgt für seine Flucht und kehrt selbst zurück.

https://www.imdb.com/de/title/tt37427776/
3.5 ○△□ (○△□) (○△□)
Gi-hun überlegt, ob er In-hos Angebot, die verbleibenden Spieler zu töten, annehmen soll, lehnt jedoch letztendlich ab, nachdem ihm die Erinnerung an Kang Sae-byeok sagt, dass dieser im Grunde seines Herzens ein guter Mensch ist. Gleichzeitig erinnert sich In-ho daran, wie er während der Spiele 2015 unter Oh Il-nams Anweisung andere Spieler getötet hat. Am nächsten Tag gelangen Gi-hun, Myung-gi und der Rest der Finalisten – einschließlich des Babys – ins letzte Spiel. No-eul kehrt auf die Insel zurück, konfrontiert den Offizier mit vorgehaltener Waffe und zwingt ihn, alle digitalen Aufzeichnungen von Gyeong-seoks Teilnahme zu löschen. Es kommt zu einem gewalttätigen Kampf, der damit endet, dass No-eul den Offizier tötet und alle verbleibenden physischen Aufzeichnungen der Spieler verbrennt. Im letzten Spiel, „Sky Squid Game", müssen die Spieler in drei Runden mindestens drei Gegner von drei erhöhten Plattformen stoßen. Ein halluzinierender Min-su wird in der ersten Runde heruntergestoßen; Myung-gi tötet Spieler 336 im zweiten und entpuppt sich als der leibliche Vater des Babys. Gi-hun tötet Spieler 203 in Notwehr, während Myung-gi Spieler 353 schubst. Jeong-dae fleht um Gnade, doch Myung-gi schubst ihn ebenfalls. Spieler 039 begeht Selbstmord durch einen Sprung. Außerhalb der Insel rettet Jun-ho erfolgreich Gyeong-seok und exekutiert die Wachen, die ihn gefangen nehmen sollten. - 8/10

https://www.imdb.com/de/title/tt37427778/
3.6 Menschen... (사람은…) (Humans Are...)
Da nur noch Myung-gi und Gi-hun übrig sind, plant Myung-gi, sich von Gi-hun das Baby vor der letzten Runde geben zu lassen, damit er es über die Kante werfen und Gi-hun am Überqueren hindern kann, um so den gesamten Preis zu gewinnen, aber Gi-hun trickst ihn aus und überquert die Kante. Ein Kampf führt dazu, dass Myung-gi in den Tod stürzt und Gi-hun und das Baby am Leben bleiben, obwohl dies nicht als Opfer zählt. Gi-hun drückt dann den Knopf, um die letzte Runde zu beginnen, und beschließt, sich selbst zu opfern. Er erklärt, die Spieler seien „Menschen, keine Pferde", und stürzt sich über die Kante. Sein Tod schockiert die VIPs und bewegt In-ho dazu, das Baby zu retten und zu fliehen, da die Insel kurz vor der Selbstzerstörung steht. Auch Jun-ho, die VIPs und No-eul können vor der Explosion entkommen. Sechs Monate später trifft Gyeong-seok seine Tochter wieder und trifft No-eul; No-eul bereitet sich auf eine Reise nach China vor, wo ihre Tochter möglicherweise ist. Und Sae-byeoks Bruder Cheol trifft seine Mutter wieder. Woo-seok wird aus dem Gefängnis entlassen und plant, Gi-huns befestigtes Hotel zu renovieren und zu eröffnen. In-ho hinterlässt Jun-ho das Baby und das Preisgeld. Er besucht auch Gi-huns Tochter in Los Angeles, um sie über seinen Tod zu informieren und ihr seine Spieler-456-Uniform und den Gewinn zu überreichen. Nach seiner Abreise bemerkt In-ho einen amerikanischen Anwerber, der mit einem Mann Ddakji spielt, und enthüllt die Existenz der Spiele im Ausland. - 8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

Ironheart (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt13623126/

Nach den Ereignissen von "Black Panther: Wakanda Forever" (2022) kehrt die MIT-Studentin Riri Williams (Dominique Thorne) nach Chicago zurück. Dort gelingt ihr etwas Unglaubliches: Sie baut eine Rüstung, die der von Tony Stark alias Iron Man ebenbürtig ist. Mit dieser Technologie wird sie zu Ironheart und tritt fortan in große Fußstapfen. Ist sie das Erbe der Avengers und der Anfang einer neuen Ära? Parker Robbins (Anthony Ramos) kann ihr bei diesem Dilemma nicht helfen, doch seine dunkle Magie könnte sie auf einen neuen Weg führen. Doch was tun, mit so viel Verantwortung und Macht? Als sich die Wege mit dem geheimnisvollen Mystery Man (Sacha Baron Cohen) kreuzen, wird die Situation noch komplizierter...

https://www.imdb.com/de/title/tt13820446/
1.1 Nächster Halt: Chicago (Take Me Home)
Riri Williams' Antrag auf Verlängerung ihres Stipendiums um ein weiteres Jahr am MIT wird abgelehnt, und sie wird von der Hochschule verwiesen, nachdem Dekan Choi und Professor Wilkes bemerken, dass sie anderen Studierenden und Hochschulen gegen Geld beim Plagiieren ihrer Arbeiten hilft. Riri bricht in ihrer neuen Rüstung in ihre Heimatstadt Chicago auf, wo sie noch immer um den Tod ihrer besten Freundin Natalie Washington und ihres Stiefvaters Gary bei einer Schießerei aus einem vorbeifahrenden Auto trauert. Riri erzählt Natalies Bruder Xavier, wie sehr sie sich wünscht, dass ihre Talente ernst genommen werden. John rekrutiert sie für die Gang seines Cousins ​​Parker Robbins, auch bekannt als "The Hood". Als sie Robbins' Versteck besucht, stellt er Riri auf die Probe, indem er sie in einem gasgefüllten Aufzug gefangen hält, dem sie nur knapp entkommt. Zunächst lehnt sie sein Angebot ab, bei ihren nächsten drei Raubüberfällen mitzumachen, gibt aber nach, als Robbins ihr eine finanzielle Entschädigung anbietet. Zu Hause greift Riri ihre Mutter Ronnie wegen des Verlusts ihrer Lieben an, und Ronnie erzählt ihr, dass sie mit unverarbeiteter Trauer zu kämpfen hat. Riris Trauer während der Gehirnkartierung ihrer künstlichen Intelligenz (KI) führt dazu, dass diese zu einer digitalen Nachbildung von Natalie wird. - 6,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt14538992/
1.2 Natalie, bist du's? (Will The Real Natalie Please Stand Up?)
Riri trifft Robbins' Gang, als diese eine Demonstration der TNNL ins Visier nimmt, die darauf abzielt, Chicagos Gütertunnel auf Kosten der Anwohner in eine Privatstraße umzuwandeln. Mit unvollständiger Rüstung macht sich Riri auf den Weg nach Evanston, um Joe McGillicuddy zu suchen, einen Schwarzmarkt-Waffenhändler, der von ihrer KI vorgeschlagen wurde. Er wählt den Namen N.A.T.A.L.I.E. und zeigt ein an Natalie erinnerndes Verhalten. N.A.T.A.L.I.E. flieht in Riris Heimgeräte und wird von Ronnie entdeckt, der Riri bittet, eine weitere KI nach Garys Vorbild zu bauen. Riri lehnt jedoch ab, da sie sich über N.A.T.A.L.I.E.s wahre Herkunft nicht sicher ist. Der Raub verläuft wie geplant, bis N.A.T.A.L.I.E. Riri unterbricht und sie dazu bringt, das für die Sabotage benötigte Virus abzugeben. N.A.T.A.L.I.E. kann Riri jedoch weiterhin helfen, ihre Mission zu erfüllen. Robbins erpresst daraufhin TNNL-Geschäftsführerin Sheila Zarate, sie anzuheuern, um weiteren Schaden zu verhindern. Riri wird von einem Wachmann in die Enge getrieben und kann sich aufgrund der Fehlfunktion von N.A.T.A.L.I.E. nicht bewegen, bis Robbins mit einer seiner Kugeln eingreift. N.A.T.A.L.I.E. gibt zu, dass die Begegnung mit dem Wachmann Erinnerungen an Natalies Tod ausgelöst hat, und äußert Zweifel an Robbins' Macht. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt14539390/
1.3 Süße, wir sind in Gefahr (We In Danger, Girl)
Riri und Gangmitglied Clown berühren Robbins' Tarnhaube, woraufhin John sie tadelt. Robbins verkündet ihr nächstes Ziel: Heirlum, ein Biotechnologieunternehmen, dessen Innovationen Kleinbauern schaden. Nach dem Tod des ehemaligen Gangmitglieds Stuart Clarke wird Riri misstrauisch gegenüber Robbins' Tarnhaube und besucht Joe, der sich als Zeke Stane, Sohn von Obadiah Stane, entpuppt. Zeke warnt Riri davor, Obadiahs Fehler zu wiederholen, und gibt ihr eine Probe Biomesh-Haut, um Verbesserungen zu verbergen. Während des Raubüberfalls setzt Riri N.A.T.A.L.I.E. in ihrem Anzug ein und versucht, Robbins' Tarnhaube während einer Verhandlung mit CEO Hunter Mason unauffällig aufzuschneiden. Riris Cutter wird jedoch entdeckt und löst ein Gasspülsystem aus. Robbins tötet Mason und die Sicherheitskräfte in der Umgebung, während Riri mit N.A.T.A.L.I.E.s Hilfe die Crew rettet. John glaubt fälschlicherweise, Riri habe Robbins getötet, gesteht den Mord an Clarke und kämpft gegen Riri. Riri überlebt dank N.A.T.A.L.I.E. knapp, verliert aber das Biomesh. John erstickt, nachdem er in einem der Räume eingeschlossen wurde, während Riri Robbins über das Geschehene informiert. Bestürzt über Johns Tod, verzichtet Robbins beinahe auf die Kapuze, während er jemandem zuruft, dass er ihm vertraut, hat jedoch eine Vision, die Riri belastet. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt14539394/
1.4 Schlechte Magie (Bad Magic)
Da Riri weiß, dass Robbins ihr auf der Spur ist, analysiert sie das Kapuzenstück, das sie gefunden hat, und entdeckt, dass es eine Energiequelle für ihn ist. Zeke wurde wegen des Raubüberfalls der Crew verhaftet, nachdem er durch das zurückgelassene Bionetz belastet wurde, und hegt deswegen einen Groll gegen Riri. Aus Sorge um ihre Tochter und um zu helfen, bringt Ronnie Riri zu ihrer Freundin Madeline Stanton, einer ehemaligen Kamar-Taj-Auszubildenden, und ihrer Tochter Zelma. Die Stantons helfen bei der Untersuchung des Kapuzenfragments und stellen fest, dass es aus einer dunklen Dimension stammt, die wahrscheinlich Robbins beeinflusst, bevor sie Riri und Ronnie abrupt aus dem Laden führen. Ronnie teilt ihre Frustration darüber, dass Riri sich ihr nie öffnet, und Riri geht, nachdem sie sich gewehrt hat. Frustriert über ihre mangelnden Erkenntnisse zum Anzug trifft sich Riri mit Xavier, der entsetzt darüber ist, dass N.A.T.A.L.I.E. das Bild seiner verstorbenen Schwester nachahmt. N.A.T.A.L.I.E. ist beleidigt und geht, als Riri über Xaviers Forderung nach Löschung nachdenkt. Robbins befreit Zeke aus dem Gefängnis, um ihn als Riris Ersatz zu rekrutieren, und die Crew unterstützt ihn bei seinen Bemühungen, bionische Verbesserungen in seinen Körper zu implantieren, obwohl Slug Robbins heimlich die Kontrolle überlässt. Robbins schickt die Crew los, um Riri zu töten, die er für Johns Tod verantwortlich macht. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt14539406/
1.5 Karma ist'n Glitch (Karma's A Glitch)
Slug nimmt N.A.T.A.L.I.E. und Riris Anzug gefangen. Riri trifft sich mit Zelma, die glaubt, die Kapuze stamme von Dormammu. Die Crew kommt, um Riri zu töten, und sie wehrt sie ab, nachdem sie Zelma weggeschickt hat. Im Kampf gegen Clown erzählt Riri ihr, dass Robbins Clarke töten ließ, bevor N.A.T.A.L.I.E. Riri mit dem Anzug zur Flucht verhalf. Immer noch verbittert schaltet sich N.A.T.A.L.I.E. ab. Riri wird von Zeke angegriffen, der nun mit bionischen Implantaten ausgestattet ist, die Elektrizität abgeben. Er zerlegt Riris Anzug und will sie gerade töten, ändert aber seine Meinung und verschont sie. Stattdessen rät er ihr, die Stadt zu verlassen. Riri bittet ihre Mutter um Hilfe, doch Ronnie stellt sie wegen ihrer Besessenheit von ihrem Anzug zur Rede. Riri gibt zu, dass sie den Anzug hergestellt hat, der Natalie und Gary hätte retten können, als sie getötet wurden. Ronnie und die zurückgekehrte N.A.T.A.L.I.E. beschließen, Riri dabei zu helfen, in Garys Garage einen neuen Anzug zu bauen. Dabei verwenden sie das alte Auto, an dem er und Riri vor Garys Tod gearbeitet haben. Zeke und Clown belügen Robbins über Riris Tod; Zeke lehnt Robbins' Vorschlag ab, sich der Crew Vollzeit anzuschließen. Clown hilft der Crew, die gefälschte Autopsie von Clarke zu entdecken, und sie beschuldigen Robbins, ihn getötet zu haben. Robbins feuert sie alle im Zorn, woraufhin die Verderbtheit des Gangsters durch geschwärzte Adern in seinem Körper zunimmt. Parker zwingt Zeke, ihm beim Einbruch in das Haus seines Vaters Arthur Robbins zu helfen, der CEO von Artworks ist und eine Mehrheitsbeteiligung an allen Unternehmen besitzt, die er und die Crew ausgeraubt haben. Arthur weigert sich zunächst, seine Verträge zu unterschreiben, und Parker stellt ihn zur Rede, weil er ihn als Kind im Stich gelassen hat, bevor er ihn zur Unterzeichnung der Verträge zwingt. Riri, Ronnie, N.A.T.A.L.I.E. und Xavier helfen dabei, den neuen Anzug herzustellen, während Zelma ihm hilft, ihn mit Magie zu stärken, damit er Robbins‘ Kräften widerstehen kann. Dies geschieht jedoch auf Kosten von N.A.T.A.L.I.E.s dauerhafter Auslöschung. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt14539408/
1.6 Die Vergangenheit ist vergangen (The Past Is The Past)
Jahre zuvor versuchte Robbins, mit John die Villa seines Vaters auszurauben, bevor er floh und sich trennte. Dort begegnete er einer vermummten Gestalt. Der Mann versicherte Robbins, ihm helfen zu können, seinen Wunsch nach Macht, Respekt und Reichtum zu erfüllen. Robbins nahm den Deal an und wurde zum Hood. Heute ist Robbins das Oberhaupt des Familienunternehmens und der Villa, obwohl er nur den kontrollierten Zeke als Begleiter hat. Da sie N.A.T.A.L.I.E. nicht wiedererschaffen kann, widersetzte sich Riri dem Rat ihrer Familie und Freunde und suchte Robbins auf, um durch seine Kapuze Antworten zu finden. Robbins fühlte sich leer, traf den Fremden und beschuldigte ihn, seinen Teil der Abmachung nicht erfüllt zu haben. Der Mann antwortete, er habe ihm gegeben, was er brauchte. Riri erreichte das Hauptquartier und kämpfte gegen einen widerstrebenden Zeke, der sich von ihr bewusstlos schlagen ließ, um sich von Robbins' Kontrolle zu befreien. Riri konfrontierte Robbins und verlangte seine Kapuze, doch er warnte sie, dass der Preis es nicht wert sei. Die beiden kämpfen, wobei es Riri gelingt, Robbins die Kapuze abzunehmen, woraufhin dieser in ewigem Schmerz zurückbleibt. Als sie gehen will, begegnet Riri dem Fremden. Der Mann stellt sich als Mephisto vor. Nachdem er sie beobachtet hat, bietet Mephisto an, Natalie mit demselben Angebot wiederzubeleben, das er Robbins angeboten hat; Riri stimmt zu. In ihrer Garage sieht Riri die wiederbelebte Natalie und umarmt sie, während sich Mephistos Male auf Riris Haut ausbreiten. In einer Mid-Credits-Szene bittet Robbins Zelma um "Supreme-ähnliche Hilfe". - 8/10

Inhaltsangabe: Marvel/Disney+
Poster/Artwork: Marvel/Disney+

Montag, 23. Juni 2025

The Abandon - The Abandon: Escape The Cube (2022)

https://www.imdb.com/de/title/tt10273738/

Der verletzte US-Soldat Miles Willis (Jonathan Rosenthal) erwacht, nachdem er auf einem Schlachtfeld im Irak ein blendendes weißes Licht gesehen hat, und stellt fest, dass er in einem mysteriösen Würfel gefangen ist, in dem er nur mit seiner Kampfausrüstung ausgerüstet ist. Seine Lage spitzt sich zu, als sich der Würfel zu verändern beginnt, indem sich die Schwerkraft gewaltsam verändert und kryptische Schriftzeichen an den Wänden erscheinen. Als Miles an seinem Verstand zu zweifeln beginnt, findet er einen Rettungsanker - eine Stimme am anderen Ende seines Satellitentelefons, die behauptet, ein Gefangener in einem ähnlichen Raum zu sein. Während sich die Wände schließen, müssen die beiden Fremden ihre Köpfe zusammenstecken, um ihre Entführer zu überlisten und dieses tödliche Rätsel zu lösen.

"The Abandon" ist ein Paradebeispiel für alles, was im modernen Indie-Horror schiefgehen kann - eine filmische Geisterbahnfahrt ohne Geist, Richtung oder auch nur den Anschein von Substanz. Von der ersten Szene an ertrinkt der Film in einem Sumpf aus Klischees, uninspirierten Dialogen und einer schmerzhaft selbsternsten Inszenierung, die jeglichen Ansatz von Spannung im Keim erstickt. Die Prämisse - ein Veteran wacht in einem mysteriösen, surrealen Raum auf - klingt zwar auf dem Papier nach einem atmosphärischen Kammerspiel mit psychologischem Tiefgang (und erinnert nicht nur entfernt an "Cube"), entpuppt sich aber schnell als leerer Versuch, Introspektion mit Horror zu vermengen, ohne die nötige filmische Kompetenz dafür mitzubringen. Regisseur Jason Satterlund scheint sich weder für das Genre noch für seine eigene Geschichte zu interessieren - stattdessen inszeniert er eine zusammenhanglose Abfolge bedeutungsschwangerer Einstellungen, nur ohne Stil, Ambition oder narrative Kohärenz. 

Hauptdarsteller Jonathan Rosenthal bemüht sich zwar redlich, seinem Charakter so etwas wie Tiefe zu verleihen, doch seine Performance wirkt verloren im Vakuum eines nichtssagenden Drehbuchs, das tiefgründig wirken will, aber auf dem Niveau eines schlecht durchdachten Studentenprojekts stagniert. Die Kameraarbeit ist bemüht, aber letztlich monoton - als wolle man mit pseudominimalistischer Bildsprache eine beklemmende Atmosphäre erzeugen, doch stattdessen resultiert daraus bloß visuelle Müdigkeit. Der Soundtrack - ein wahlloses Gewaber aus Synth-Flächen und generischen Spannungseffekten - verstärkt nur die Künstlichkeit und wirkt wie aus einem Gratis-Horrorsample-Pack zusammengeklaubt. Thematisch versucht "The Abandon", Traumata, Schuld und Identitätsverlust zu behandeln, doch diese Ansätze bleiben derart oberflächlich und wenig subtil, dass sie nicht nur verpuffen, sondern vielmehr den Eindruck erwecken, als wolle der Film intellektuell wirken, ohne überhaupt zu wissen, worüber er spricht. Jede noch so kleine Hoffnung auf Spannung wird durch endloses pseudophilosophisches Gerede im Keim erstickt, und was als psychologischer Thriller hätte funktionieren können, erstickt in Selbstgefälligkeit und erzählerischer Stagnation. In seiner Gesamtheit ist "The Abandon" eine dröge, anstrengende, auf unerklärliche Weise langatmige Zumutung, die dem Zuschauer weder Nervenkitzel noch Erkenntnis bringt, sondern bloß das Gefühl, anderthalb Stunden seines Lebens verschwendet zu haben - eine cineastische Geistererscheinung, die man am besten für immer vergisst.

3/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Dolphin Medien

Poster/ArtworkGrindstone Entertainment Group/Mill House Motion Pictures

Sonntag, 22. Juni 2025

Juror #2 (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt27403986/

Der Lifestyle-Autor Justin Kemp (Nicholas Hoult) steckt gerade inmitten der Vorbereitungen für die bald anstehende Familienerweiterung – seine Frau Allison (Zoey Deutch) ist im neunten Monat schwanger – als er zum Geschworenen in einem Mordprozess berufen wird. In diesem Prozess wird ein schreckliches Verbrechen verhandelt: James Sythe (Gabriel Basso) wird beschuldigt, seine Freundin Kendall (Francesca Eastwood) umgebracht und ihre Leiche in eine Straßenschlucht geworfen zu haben. Eigentlich sprechen alle Beweise gegen den Angeklagten, aber der Pflichtverteidiger Erik Resnick (Chris Messina) ist dennoch von der Unschuld seines Mandanten überzeugt. Doch für die Staatsanwältin Faith Killebrew (Toni Collette) ist die Sache klar - zumal sie den Fall lieber heute als morgen beenden würde. Mit zunehmender Verhandlungsdauer kommt Justin ein schrecklicher Verdacht: Könnte er selbst etwas mit dem Fall zu tun haben? Am fraglichen Abend der Tat hatte er selbst auf dieser Strecke einen kleinen Unfall – jedoch war er bislang felsenfest überzeugt davon, lediglich ein verirrtes Reh mit dem Wagen angefahren zu haben...

"Juror #2" ist ein stilles Meisterwerk und ein tief bewegendes Spätwerk eines Filmemachers, der längst nichts mehr beweisen muss - und gerade deshalb mit umso größerer Freiheit erzählt. Clint Eastwood, mittlerweile eine Legende nicht nur vor, sondern seit Jahrzehnten auch hinter der Kamera, legt mit diesem Film ein Gerichtsdrama vor, das sich nicht in den konventionellen Bahnen des Genres bewegt, sondern sie bewusst unterläuft. Während Filme wie Rob Reiners "Eine Frage der Ehre" oder Sidney Lumets "Die zwölf Geschworenen" mit Dialogduellen, moralischen Zuspitzungen und dramatischen Zuspitzungen arbeiten, wählt Eastwood den entgegengesetzten Weg: Er reduziert, verlangsamt, beobachtet. Die Handlung - ein Geschworener, der während des Prozesses erkennt, dass er möglicherweise selbst eine entscheidende Rolle bei dem Verbrechen spielt - ist zwar spannungsgeladen, doch der Film interessiert sich weniger für den Plot als für die inneren Umwälzungen seines Protagonisten. "Juror #2" ist kein Film über Schuld und Unschuld, sondern über Verantwortung - über das stille Grauen, wenn man erkennt, dass man nicht länger Zuschauer, sondern Handelnder ist. Dieser Film lebt in der Leerstelle zwischen den Sätzen, dort wo die Entscheidung reift.

Eastwood inszeniert mit der ruhigen Hand eines Altmeisters. Die Kamera, unter der Leitung seines langjährigen Weggefährten Tom Stern, bewegt sich mit fast dokumentarischer Gelassenheit durch den Gerichtssaal, vermeidet künstliches Pathos und fokussiert stattdessen auf die Gesichter: auf das Zucken einer Augenbraue, das unruhige Klopfen eines Fingers, die langen, zögerlichen Blicke. Jeder Close-up scheint ein innerer Monolog zu sein. Es ist eine Kameraarbeit, die so transparent wie unaufdringlich ist - und gerade dadurch so wirkungsvoll. Die Farbtöne sind gedämpft, das Licht ist realistisch, fast klinisch, aber nie kalt. Stattdessen vermittelt die Bildsprache eine stille Menschlichkeit, eine Ehrfurcht vor den moralischen Konflikten, die sich hier abspielen. Sie erinnert an Lumets Arbeit in "Die zwölf Geschworenen", jedoch ohne dessen fast theatralischen Rahmen - Eastwood geht es weniger um Konfrontation als um Kontemplation.

Die Filmmusik, komponiert von einem zurückhaltenden, aber emotional ungemein effektiven Score (erneut mit jazzigen und klassischen Anleihen, die Eastwood so liebt), bleibt stets im Hintergrund, wie ein unterdrücktes Gewissen, das sich in zarten Streicherflächen und gelegentlichen Pianomotiven äußert. Nie drängt sich die Musik auf, sie kommentiert nicht, sie begleitet. Der Effekt ist erstaunlich: Der Zuschauer wird nicht emotional gelenkt, sondern bleibt mit sich und den eigenen Reaktionen allein - ein seltenes Vertrauen in das Publikum, das man nur noch bei wenigen Regisseuren findet.

Auch schauspielerisch ist "Juror #2" auf höchstem Niveau angesiedelt. Der zentrale Darsteller - Nicholas Hoult - liefert in der Rolle des zunehmend innerlich zerrissenen Juroren eine seiner bislang stärksten Leistungen. Sein Spiel ist von einer solchen Feinfühligkeit, dass man fast vergisst, einem fiktionalen Charakter zuzusehen. Hoult gelingt es, den schmalen Grat zwischen Schuld, Zweifel, Verdrängung und moralischer Aufrichtung mit jeder Szene präziser auszuloten. Neben ihm brilliert Toni Collette als Anklägerin mit kühler Präzision und einer latenten Verletzlichkeit, die sie nie direkt zeigt, aber spürbar werden lässt. Ihr Aufeinandertreffen mit dem Hauptcharakter bleibt ein psychologisches Kräftemessen auf leisen Sohlen. Auch die Nebenrollen - Richard E. Grant als vorsitzender Richter, Zoey Deutch als Mitgeschworene mit eigener Agenda - sind durchweg stimmig und weit entfernt vom typischen Hollywood-Funktionalismus. Jeder Charakter hat hier Geschichte, Tiefe, Nuance.

In Eastwoods Filmografie steht "Juror #2" in einer Linie mit seinen introspektiveren Werken wie "Mystic River" oder "Million Dollar Baby" - Filme, in denen das moralische Drama nicht durch äußere Konflikte, sondern durch innere Erschütterungen getragen wird. Doch "Juror #2" geht vielleicht noch einen Schritt weiter: Es ist ein Film über die Last, ein Mensch zu sein, über die Unmöglichkeit klarer Urteile und die Notwendigkeit, trotzdem zu handeln. In einer Welt, die von schnellen Meinungen, Schwarz-Weiß-Urteilen und digitalen Tribunalen geprägt ist, wirkt dieses Werk wie ein Plädoyer für die Grautöne - für das Zögern, das Zweifeln, das Ringen um das Richtige. Eastwood, der in seinen besten Filmen immer wieder der Frage nach Schuld und Sühne, nach Wahrheit und Gnade nachgeht, hat mit "Juror #2" vielleicht seinen stillsten, aber auch seinen konsequentesten Beitrag zu diesem Thema geleistet.

Im Vergleich zu den großen Gerichtsklassikern der Filmgeschichte wirkt Eastwoods Film wie ihr ruhiger, nachdenklicher Bruder: weniger auf rhetorische Höhepunkte fokussiert, dafür tiefer verwurzelt in den psychologischen und ethischen Konsequenzen, die ein Schuldspruch - oder ein Freispruch - nach sich ziehen kann. "Juror #2" ist kein Spektakel, sondern eine Meditation, ein Kammerspiel von großer emotionaler Reichweite, ein Film, der nachhallt - nicht, weil er laut ist, sondern weil er uns zwingt, in uns selbst hineinzuhorchen. Und vielleicht ist das, gerade heute, die radikalste Form von Kino.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.

Poster/Artwork: Warner Bros.