Aatami Korpie (Jorma Tommila) aka „Der Mann, der nicht sterben will“ kehrt an genau den Ort zurück, an dem seine Familie im Krieg grausam getötet wurde. Doch er ist nicht bereit dazu, dieses traumabehaftete Stück Land hinter sich zu lassen – ganz im Gegenteil. Er beginnt nämlich damit das verlassene Haus in seine Einzelteile zu zerlegen, um es dann an einem anderen, sicheren Ort neu zu errichten und damit die Erinnerung an seine Familie und das gemeinsame Heim zu bewahren. Doch der Kommandant der Roten Armee, Yeagor Draganov (Stephen Lang), verantwortlich für das Massaker an Aatamis Familie, taucht erneut auf – entschlossen, sein Werk zu vollenden und auch Aatami zu ermorden. Es beginnt eine unerbittliche Jagd durch das gesamte Land, die schließlich in einem gnadenlosen Kampf auf Leben und Tod gipfelt.
"Sisu: Road To Revenge" ist ein Werk, das sich der kompromisslosen Entfesselung von Action und filmischem Wahnsinn verschrieben hat. Regisseur Jalmari Helander gelingt es mit diesem zweiten Teil, die Qualitäten des Erstlings radikal fortzuführen, indem er die Geschichte weiterentwickelt und sich erneut dem archetypischen Helden widmet, der wortkarg und unzerstörbar das Bild eines modernen Mythos zeichnet. Die Handlung setzt nach den Ereignissen des ersten Films an: Aatami Korpi (Jorma Tommila), der menschgewordene Widerstand, kehrt in das Heim zurück, das ihm durch den Krieg und den grausamen Mord an seiner Familie genommen wurde. Er entschließt sich, das Haus abzubauen, es auf einen Truck zu laden und an einem sichereren Ort wieder neu zu errichten - ein zutiefst symbolisches Unterfangen, das stille Trauer und unbeugsamen Willen vereint. Die Antagonisten, ein russischer General (Richard Brake) und der skrupellose Red-Army-Offizier Draganov (Stephen Lang), stellen klassische Kontrahenten dar, die im zweiten Teil noch bedrohlicher, aber auch zum Teil karikaturhaft gezeichnet sind. Die Chemie zwischen Tommila und Lang verleiht dem finalen Showdown eine bitterböse Würze; besonders Langs Monologe hallen emotional nach.
Die übertriebene, comichafte Action ist erneut das Lebenselixier dieses Films. Was Helander zeigt, ist eine orchestrierte Abfolge von Setpieces, die nie nach repetitivem Effekt suchen, sondern stetig eskalieren: Von brutalen Faustkämpfen, spektakulären Motorrad-Stunts bis hin zu einer irrwitzigen Sequenz, in der Korpi sein Gefährt als Waffe gegen ein Flugzeug verwendet - die Logik bleibt oft auf der Strecke, der Spaß aber nie. Helanders Arbeit mit Kameramann Mika Orasmaa verleiht den Szenen tempo- und bildgewaltige Energie, die an die cartoonhafte Übertreibung der Looney Tunes oder an die Slapstick-Genauigkeit eines Buster Keaton erinnert. Jede Tötung ist so clever inszeniert, dass sie mehr Teil einer Choreographie als bloße Brutalität ist. Doch der Film funktioniert nicht nur auf der Ebene der Zerstörung; er bewahrt sich einen unerwartet starken emotionalen Kern. Aatami Korpi ist kein roboterhafter Racheengel, sondern eine gebrochene, würdige Figur. Sein Schweigen ist Teil seines Seins, sein Blick spricht von Trauer und Schuld, und die Zuschauer bleiben mit ihm in Verbundenheit, weil er menschlich wirkt - trotz all seiner übermenschlichen Aktionen. Tommila schafft es, Leid, Zorn und Hoffnung allein mit Mimik und Gestik zu transportieren.Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger gelingt "Sisu: Road To Revenge" das Kunststück, keine bloße Kopie zu sein: Der Film baut auf das Fundament des Originals, erweitert Tempo, Kreativität und Humor und bietet eine neue Dynamik mit der Verschiebung der Handlung auf eine mobile, fast schon postapokalyptische Landschaft. Während der erste Teil seine Spannung aus minimalistischer Reduktion bezog, setzt Teil zwei auf ausufernde Action und steigert die Skurrilität deutlich. Die Gegner sind komplexer, der Einsatz emotionaler und die Kills kreativer gebaut. Und obwohl man weiß, worauf das unweigerlich hinauslaufen wird (und damit auch etwas Spannung flöten geht), ist "Sisu: Road To Revenge" eine Eskalationsspirale aus Gewalt, Witz und Verzweiflung - ein ebenso emotionaler wie anarchischer Ritt. Die Action ist unvergleichlich, die Inszenierung verspielt und die Figuren trotz aller Überzeichnung tiefgründig. Helander zeigt, dass Genre-Kino mehr sein kann als billige Effekthascherei: Es kann den Zuschauer auf eine Reise mitnehmen, bei der das Ziel bekannt ist, aber der Weg voller Überraschungen steckt. Wer den Vorgänger mochte, findet hier ein innovatives, selbstbewusstes Upgrade. Die größte Gefahr: Kann dieses Level im dritten Teil noch getoppt werden?


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