Dienstag, 18. November 2025

Silent Night - Silent Night: Stumme Rache (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt15799866/

Eine Schießerei zwischen zwei verfeindeten Gangs endet an Heiligabend tragischerweise tödlich für einen gänzlich Unbeteiligten: den Sohn von Brian Godlock (Joel Kinnaman). Godlock fackelt nicht lange und macht sich kurzerhand selbst auf die Suche nach den Tätern. Dabei ist er zwar erfolgreich, muss jedoch einen hohen Preis zahlen: Als er bis zum Boss der Gang Playa (Harold Torres) vordringt und diesen zur Rechenschaft ziehen will, wird er so schwer verletzt, dass er um sein Leben fürchten muss. Doch er kann dem Tod schließlich noch einmal von der Schippe springen. Die Folgen sind jedoch schwerwiegend. Nicht nur kann er plötzlich nicht mehr sprechen, auch sein Lebenswille ist verflogen. Darunter extrem zu leiden hat Godlocks Frau Saya (Catalina Sandino Moreno). Denn die trauert eigentlich noch um ihren Sohn. Darüber zerbricht die Beziehung und sie zieht aus. Bei Godlock setzt dieser Einschnitt viel in Gang – vor allem sein Sinnen nach Rache...

John Woos Rückkehr nach Hollywood ist eine herbe Enttäuschung - und ein mehr als trauriges Zerrbild der Klasse früherer Werke wie "Hard Boiled" oder "Face/Off". Der Versuch, mit einem komplett dialogfreien Actionfilm innovativ zu sein, wirkt mehr wie eine Notlösung als ein künstlerischer Geniestreich. Wo Filme wie "John Wick" das Actiongenre mit origineller Choreografie und stilvollem Weltenbau beleben, gerät "Silent Night" zur bloßen Vorlage: Die Geschichte des rachsüchtigen Vaters (Joel Kinnaman) ist derart vorhersehbar, dass jede Wendung schon Minuten vorher spürbar ist, und selbst Marco Beltramis opernhafte Musik kann die Leere nicht überdecken - zu oft driftet die Melodramatik ins Kitschige ab, ohne echten Nachhall zu erzeugen.

Woo recycelt zudem seine eigenen Markenzeichen bis zur Parodie: Zeitlupen, düstere Close-ups, kraftlose Gewaltballette. Statt die Körperlichkeit pur spürbar zu machen, wie einst bei "A Better Tomorrow", regiert hier Austauschbarkeit. Einige bildschöne Totalen erinnern zwar an die große Kunst des alten John Woo, doch fehlt jeder Sinn für Rhythmus - im Gegensatz zu "John Wick", der immer noch das Maß ist, an dem sich ähnlich gelagerte Actionfilme seit 2014 messen lassen müssen, fehlt die Eleganz, die kinetische Energie, das Wuchtige, das nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Dialoglose Szenen treiben die Immersion nicht an, sondern erzeugen gepflegte Langeweile; die vermeintliche Stille wird zur Leerstelle. Schlussendlich bleibt "Silent Night" ein blasses Echo vergangener Meisterschaft: ein Film, der trotz aller Ambition im Mittelmaß stecken bleibt und als Fußnote im Oeuvre eines großen Regisseurs enden dürfte.

4,5/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts/Leonine
Poster/Artwork: Capstone Global/Thunder Road Pictures/Capstone Studios

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