Montag, 3. November 2025

Vermines - Spiders: Ihr Biss ist der Tod (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt26744289/

Kaleb (Théo Christine) wird bald 30 und war noch nie in seinem Leben so einsam wie heute. Er streitet sich mit seiner Schwester um eine Erbschaftsangelegenheit und das Verhältnis zu seinem besten Freund scheint irreparabel zerrüttet. Da er sich obendrein leidenschaftlich für exotische Tiere aller Art interessiert, kommt er eines Tages mit einer äußerst giftigen Spinne nach Hause, lässt sie jedoch versehentlich entwischen. Schnell tobt im ganzen Haus ein Kampf um Leben und Tod, denn die Spinne vermehrt sich und hat es mitsamt der frischgeschlüpften achtbeinigen Sippe auf die Bewohner*innen abgesehen…

"Spiders" ist ein herrlich frischer Beitrag zum Spinnenhorror-Genre, der trotz einiger Klischees durch seinen ungewöhnlichen Schauplatz und eine gelungene Balance zwischen Horror und Sozialkritik überzeugt. Regisseur Sébastien Vaniček, der hier mit seinem Langfilmdebüt überzeugt, verlegt die Handlung in ein französisches Armenviertel und nutzt die Situation als Metapher für soziale Ausgrenzung, was in der Genre-Konkurrenz wie "Arachnophobia" oder in dem neueren "Sting" selten so durchdacht umgesetzt wird. Im Gegensatz zu "Arachnophobia", das auf die Bedrohung durch wenige übergroße Spinnen setzt, oder "Sting", wo die Gefahr vor allem in der Größe der Räuberin liegt, bleibt "Spiders" den (halbwegs) realistischeren Dimensionen treu. Die Gefahr entsteht durch eine rapide Vermehrung vieler Spinnen, was handwerklich durch eine Mischung aus echten Spinnen und CGI-Effekten überzeugend dargestellt wird. 


Die Kameraarbeit fängt mit gekonnt eingesetztem Licht und Schatten die klaustrophobische Atmosphäre eines heruntergekommenen Wohnblocks ein, dessen soziale Dynamik eng mit der Bedrohung verflochten ist. Die Figurenzeichnung ist differenzierter als üblich: Théo Christine als Kleinkrimineller Kaleb ist ein ambivalenter Protagonist, der trotz eigener Fehler Empathie hervorruft, und das Ensemble bringt eine authentische Mischung aus Konflikt und Zusammenhalt. Zwar gibt es einige überflüssige Nebenstränge und die Dramatik wird gelegentlich übertrieben, doch insgesamt wirkt das Charakter-Setup nicht beliebig, sondern trägt das Geschehen. 

Vaničeks Inszenierung erzeugt gezielt Spannung und beklemmende Momente, unterstützt von einem atmosphärischen Score und einem hip-hop-lastigen Soundtrack, der das urbane Setting unterstreicht. Anders als bei manchen Tierhorroren verzichtet der Film auf übertriebene Gore-Effekte und nutzt stattdessen das Spiel mit Licht, Dunkelheit und echten Tieren, um den Schrecken glaubwürdig zu vermitteln - das Resultat ist effektvoll, ohne billig zu wirken. 

Die Inszenierung steigert sich bis zum packenden Finale, das mit einer hohen Bodycount-Rate aufwartet, dabei jedoch niemals in Slapstick verfällt. Im Vergleich zu "Arachnophobia" fehlt "Spiders" zwar die klassische Nervenkitzel-Struktur des Kultfilms, und gegenüber "Sting" fehlen einige handwerkliche Highlights, doch die sozialkritische Dimension und das Setting machen den Film besonders. "Spiders: Ihr Biss ist der Tod" bietet somit einen gelungenen, wenn auch nicht revolutionären Vertreter des Spinnenhorrors, der dank gelungener Figuren und geschickter Atmosphäre nicht nur Fans des Genres anspricht, sondern auch mit seiner unterschwelligen Metaphorik Punkte sammelt - kein Meisterwerk, aber eine spannende, unterhaltsame und stellenweise beklemmende Erfahrung, die zeigt, dass das Biest auch im urbanen Raum sein Grauen verbreiten kann.

7/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: My Box Productions/Tandem/Netflix

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