Eine Gruppe von Militär-Kadetten strandet nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel. Um eine klare Hierarchie zu schaffen, erfinden die Jugendlichen eine Reihe von Regeln, die ihren Tagesablauf festlegen sollen. So soll eine Muschel das Recht zu sprechen und angehört zu werden symbolisieren. Schnell entwickelt sich ein Konkurrenz-Kampf zwischen dem erfahrensten Kadetten Ralph (Balthazar Getty) und dem jüngeren Kadetten Jack (Chris Furrh), da Ralph einfach auf Rettung warten möchte und Jack lieber Überlebensstrategien wie Jagen in der Gruppe etablieren möchte. Die Gruppe teilt sich zwischen den beiden Anführern auf und versucht jede auf ihre Weise, die Extrem-Situation zu überleben. Dabei stellen die Jungen fest, wie wenig sie wirklich auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet sind.
Als Adaption ist diese Verfilmung von "Herr der Fliegen" ein perfektes Beispiel für die Aktualisierung einer Geschichte für die damalige Zeit und die Anpassung ihrer seitengebundenen Handlung an die Leinwand. Goldings Geschichte ist eine Parabel, eine einfache Parabel, ideal als Thema für einen Aufsatz. Die Schüler einer Privatschule erleiden Schiffbruch (oder, in der neuen Version, ihr Flugzeug stürzt ins Meer) und schwimmen auf eine einsame Insel, wo sie sich selbst versorgen müssen. Zunächst halten sie zusammen und verhalten sich vernünftig, doch dann spalten sie sich in zwei Lager: die Anhänger von Ralph, die an Anstand und Zivilisation glauben, und die Anhänger von Jack, die ihre Gesichter bemalen, ihre Speere schärfen und zu Militaristen werden. In der Verzweiflung, jemals gerettet zu werden, ziehen die Jungen gegeneinander in den Krieg - mit tödlichen Folgen. Als Film (und Remake) muss er natürlich hier und da die Dinge straffen und sogar den einen oder anderen Handlungspunkt weglassen, um in die sparsamen 90 Minuten zu passen, und darunter leidet die Figur des Ralph am meisten. Im Buch kommt er einem Helden am nächsten, aber er ist auch ein Kind, mit kindlichen Tendenzen. Er kann egoistisch, unsicher und gemein sein. In der Verfilmung ist er ein wenig zu perfekt und edel, aber nie in einem Maße, das einen wirklich stört.
Auf der anderen Seite zeichnet der Film die Figur Piggy vollkommen richtig. Piggy hat im Großen und Ganzen Recht, er ist eine traurige Figur, die schon lange vor diesem Flugzeugabsturz ein trauriges, einsames Leben führte und unser Mitgefühl verdient. Aber gleichzeitig ist er auch ein Besserwisser, ein Nörgler und ein kleines Arschloch. Dadurch, dass Piggy so unvollkommen ist, wird er umso glaubwürdiger.Da dieser Stoff so offensichtlich auf eine Botschaft hin konstruiert ist, funktioniert ein Film am besten, wenn er sich auf die Elemente der Geschichte konzentriert und die Symbolik auf sich beruhen lässt. Hooks Version tut beides nicht. Die Symbolik steht ganz vorne und ist unübersehbar, und der Teil der Geschichte - die Ereignisse, die theoretisch dazu führen sollten, dass sich einem der Hals zuschnürt und der Puls schneller wird - ist ziemlich lahm. Wenn man einmal verstanden hat, was passieren wird (und selbst der Zuschauer, der das Buch nicht kennt, wird nicht lange brauchen), gibt es nur wenige Überraschungen. Es passiert einfach. Nun ja, nichts widerspricht eben dem klassischen, spießigen Britentum mehr als die Amerikanisierung und Modernisierung. Aber fast jede einzelne Änderung, die diese Version von "Herr der Fliegen" vornimmt, erscheint hier immerhin als die richtige Entscheidung. Die zweite Verfilmung des Golding-Klassikers, der trotz solider Besetzung hinter der ersten Umsetzung zurückbleibt und durch die Entscheidung den Jungen einen einheitlichen Hintergrund zu geben, viel Erzählpotential verschenkt, ist trotzdem eine gute Umsetzung des Stoffes geworden, die man durchaus einmal gesehen haben sollte.
6,5/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight
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