Dienstag, 2. Mai 2023

Чернобыль - Chernobyl - Chernobyl: Abyss - Chernobyl: Under Fire - Tschernobyl 1986 (2021)

https://www.imdb.com/title/tt10648714/

Als das Kernkraftwerk von Tschernobyl explodiert, muss gleichzeitig sichergestellt werden, dass das Wasser unter dem Reaktor ausgespült wird. Alexey (Danila Walerjewitsch Koslowski) wird mit diesem Auftrag betraut und bekommt dafür Unterstützung vom Ingenieur Valera (Philipp Avdeev) und dem Militärtaucher Boris (Nikolay Kozak). Das Trio hat keine Zeit, einen durchkalkulierten Plan zu entwickeln und aufgrund der Annäherung des Schmelzkerns wird das Wasser in dem Reservoir unter dem Reaktor von Stunde zu Stunde immer heißer. Dennoch begibt sich die Gruppe auf die tödliche Mission, in das Inferno hinabzusteigen, um den vielleicht schrecklichsten Ausgang der Katastrophe zu verhindern. 

Logisch, wie schon die Serie "Chernobyl" dreht sich in dem gleichnamigen russischen Film alles um die Nuklearkatastrophe von 1986. Doch der Film von Regisseur Danila Kozlovskiy hält sich zu Beginn ewig mit der storyumspannenden Romanze zwischen einem der Feuerwehmänner und seiner Ex, die er unbedingt zurück haben möchte. Mit einem mühsamen Tempo, einer glanzlosen Romanze und einigen mäßigen Actioneinlagen nutzt "Tschernobyl 1986" die Tschernobyl-Katastrophe im Wesentlichen als Kulisse für seine Romanze. Die Ironie dabei ist, dass dies einer der schlimmsten Teile des Films ist.

In den ersten 30 Minuten lernen wir einen Feuerwehrmann namens Alexey kennen und erleben seine rasante Romanze mit Olga. Romanze im weitesten Sinne, denn der Film zeigt auf unangenehme Weise, wie giftig die Beziehung der beiden ist. Alexey ist dafür bekannt, dass er abhaut, wenn es schwierig wird, er taucht betrunken auf und zwingt sich ihr sogar einmal auf. Und das ist der Protagonist unserer Geschichte. Aber keine Sorge, er verwandelt sich bald in einen aufstrebenden Actionhelden, der alles kann. Zwei Monate später tritt Olga in den Hintergrund und Alexey erhält den Löwenanteil der Filmzeit. Er tut sich mit seinen Feuerwehrkameraden zusammen, als in Tschernobyl eine Katastrophe ausbricht.  Der Reaktor explodiert und Alexey schließt sich seinen Kameraden an der Front an. Alexey überlebt mit leichten Strahlungsverbrennungen und meldet sich schließlich freiwillig als einer der tapferen Liquidatoren, die versuchen sollen, die Katastrophe aufzuhalten.

Leider ist das Tempo des Films ziemlich dürftig, und viele Szenen ziehen sich viel zu lange hin. Leider bedeutet dies, dass es über weite Strecken des Films kaum etwas gibt, was das drohende Unheil oder die Spannung erhöht. Zu oft opfert "Tschernobyl 1986" seine Handlung für eine schlechte Charakterzeichnung, was dem Film sehr schadet. Abgesehen von Alexey und Olga bekommen alle anderen Nebenfiguren nur sehr wenig, um damit zu arbeiten. Das Problem ist, dass diese Romanze nicht gerade liebenswert oder gut geschrieben ist. Die Chemie zwischen den beiden Schauspielern stimmt kaum und ihre toxische Beziehung dreht sich hauptsächlich darum, dass Alexey versucht, vergangene Fehler wiedergutzumachen, Olga um Verzeihung zu bitten und sie dann wieder im Stich zu lassen. Dieser Kreislauf zieht sich fast durch den gesamten Film.

Der andere Streitpunkt ist die Katastrophe selbst. In der Serie von 2019 wurden die Momente nach der Katastrophe fantastisch aufgeschlüsselt. Die anschließenden Ermittlungen waren genauso eindringlich wie die Momente davor, als die russischen Behörden für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen wurden. Der russische Film umschifft jedoch sehr ungeschickt die Schuldfrage. Der einzige bedeutsame Moment kommt in einer späten Szene, in der Alexey die Frage stellt, wer die Schuld an dem Unglück trägt. Statt einer wirklichen Antwort schiebt sein Kamerad die Frage beiseite und die beiden machen mit ihrer Aufgabe weiter. Das ist nicht gerade ein schöner Anblick, vor allem, wenn man bedenkt, dass so viele der Beamten hier in einem positiven Licht dargestellt werden. Ästhetisch sieht der Film gut aus, und die Szenen - vor allem wenn die Feuerwehrleute im Atomkraftwerk sind - sind wirklich gut gefilmt. Ein großes Lob an die Kameraführung, die mit Abstand der beste Teil des Films ist. Das trägt dazu bei, diese frühen Momente der Katastrophe aufzuwerten, die zu den besten der gesamten Laufzeit gehören. Ironischerweise ist der beste Teil des Films das Archivmaterial, das am Ende im Epilog gezeigt wird und die tapferen Männer und Frauen von damals zeigt.

"Tschernobyl 1986" ist ein Film über eine nukleare Katastrophe, der die Investition von 2 Stunden Zeit sicherlich nicht wert ist. Die Romanze ist bestenfalls lauwarm, während das mühsame Tempo dafür sorgt, dass sich die Katastrophe eher wie ein Schlummertrunk anfühlt, als ein echter Schreckensmoment der Geschichte. Es fällt schwer, diesen Film nicht mit HBOs "Chernobyl" zu vergleichen, aber wenn überhaupt, dann unterstreicht dieser Film nur, wie weit der kleine Bildschirm im Moment in Sachen Storytelling voraus ist. Man sollte sich also selbst einen Gefallen tun und lieber das Meisterwerk von HBO ansehen.

5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Capelight

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