Mittwoch, 3. Mai 2023

[KINO] Guardians Of The Galaxy Vol. 3 - Guardians Of The Galaxy 3 (2023)

https://www.imdb.com/title/tt6791350/

Thanos (Josh Brolin) wie auch Quills Vater Ego (Kurt Russel) sind zwar Geschichte, aber dennoch sind die hinterlassenen Schäden sowohl im Universum als auch bei den Guardians nach wie vor spürbar. Um den gigantischen Schaden, den Thanos angerichtet hat, zu reparieren, wird ein neuer Zufluchtsort geschaffen. Nachdem sie dem Collector Knowhere abgekauft haben, soll dies fortan als eine Stätte des Friedens gelten. Von der rachsüchtigen Hohepriesterin Ayesha (Elizabeth Debicki), ihrer Kreation Adam Warlock (Will Poulter), aber auch dem mächtigen High Evolutionary (Chukwudi Iwuji), ahnen die Guardians zu dem Zeitpunkt allerdings noch nichts. Als der Frieden eines Tages gestört wird, müssen sie erst einmal herausfinden, wer Freund und wer Feind ist. Erneut haben Star-Lord (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana), Groot (Vin Diesel) und Co. alle Hände voll zu tun, um den Frieden aufrechtzuerhalten. 

Der zweite Teil der Reihe, "Guardians Of The Galaxy Vol. 2" war noch nicht einmal im Kino angelaufen, da erklärte James Gunn, der Regisseur der beiden Vorgänger, dass es bereits Pläne für einen dritten "Guardians Of The Galaxy"-Film gäbe. Noch im April 2017 gab Gunn außerdem bekannt, dass er zurückkehren würde, um bei "Guardians Of The Galaxy Vol. 3" Regie zu führen und das Drehbuch zu schreiben. Zudem sagte er, dass der dritte Teil die Geschichte der "Guardians Of The Galaxy" abschließen und sich die drei Filme wie eine in sich abgeschlossene Trilogie anfühlen würden. Ein Jahr später bestätigte Chris Pratt, dass er wieder die Figur des Peter Quill/Star-Lord verkörpern würde und auch Dave Bautista sagte, dass er seine Rolle als Drax, der Zerstörer wiederaufnehmen würde. Im Juni 2018 erklärte Kevin Feige, dass James Gunn den ersten Entwurf des Drehbuchs fertiggestellt habe und die Dreharbeiten für den Film Anfang 2019 beginnen würden. Doch dann passierte etwas, womit niemand gerechnet hatte: einen Monat später feuerte die Walt Disney Company Gunn, nachdem zehn Jahre alte Tweets von ihm, die Pädophilie und Vergewaltigung thematisierten, wieder aufgetaucht waren. Als Reaktion darauf veröffentlichten viele der Guardians-Darsteller, darunter Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Bradley Cooper, Karen Gillan und Vin Diesel eine Stellungnahme zur Unterstützung Gunns. Die Produktion des Filmes wurde aufgrund von Gunns Entlassung daher vorerst auf Eis gelegt und die Fans bangten im den dritten Teil dieser großartigen Reihe.

Im März 2019 schließlich stellte Disney Gunn als Regisseur des Films wieder ein und im Juli 2019 bestätigte Kevin Feige auf der San Diego Comic-Con International, dass sich viele Projekte, darunter auch "Guardians Of The Galaxy Vol. 3", in der Entwicklung befanden. Im November 2019 gab es einen weiteren Rückschlag für das Projekt: die Produktion des Filmes verzögerte sich wegen der Corona-Pandemie. Ein Jahr später meldete der Hollywood Reporter, dass es geplant sei, die Dreharbeiten des Filmes Ende 2021 zu beginnen. Der fertige Film sollte dann 2023 veröffentlicht werden, da Gunn vor "Guardians Of The Galaxy Vol. 3" das "Guardians Of The Galaxy Holiday Special" schreiben und dabei auch Regie führen wolle. Im November 2021 gab Gunn endlich bekannt, dass der Film mit der Produktion begonnen habe. Ein wilder Ritt für "nur einen weiteren MARVEL-Film", so denken sicherlich viele. Doch die Fans (und auch ich) fieberten dem voraussichtlich letztem Abenteuer entgegen und nun ist er endlich in den Kinos angekommen, so come on and let's see "Guardians Of The Galaxy Vol. 3"!

"Guardians Of The Galaxy Vol. 3" bietet etwas Seltenes im Marvel Cinematic Universe (MCU): einen wirklich zufriedenstellenden Abschluss einer Trilogie. Während die "Guardians Of The Galaxy"-Reihe wahrscheinlich / hoffentlich in irgendeiner anderen Form fortgesetzt wird, schließt Autor und Regisseur James Gunn die Geschichte dieses Teams mit demselben Humor und Herz ab, wie man es aus den beiden Vorgängern kennt, fügt aber dieses Mal unerwartet traurige Elemente in Form von Rockets wirklich verstörender Herkunftsgeschichte hinzu. Aber gerade das macht diese liebenswerte Fortsetzung zu einem sehr emotionalen Comic-Film - was auch die Trailer bereits andeuteten.

Seit der Veröffentlichung von "Guardians Of The Galaxy, Vol. 2" im Jahr 2017 ist bei den Guardians viel passiert: Die ursprüngliche Gamora (Zoe Saldana) ist gestorben, eine frühere Version von Gamora hat überlebt, und Peter Quill (Chris Pratt) und Mantis (Pom Klementieff) haben erfahren, dass sie Geschwister sind. Doch Gunn verwandelt dieses verworrene Knäuel von MCU-Überlieferungsfäden geschickt in eine lustige Geschichte. Der Film hat all die albernen Dialoge und Gags, die man erwarten würde, aber er hat auch einen dramatischeren Ton, was eine willkommene Abwechslung ist, nachdem die Charaktere im zweiten Film ständig über ihre eigenen Witze gelacht haben. Es stellt sich heraus, dass es einen guten Grund gab, warum Rocket nie viel über seine Vergangenheit erzählt hat. Er wurde von einem machtbesessenen und größenwahnsinnigen Super-Wissenschaftler namens High Evolutionary (Chukwudi Iwuji) erschaffen und auf grausame Weise missbraucht. In einer Reihe von erschütternden Rückblenden lernt der Zuschauer Rocket so ganz neu kennen, und der stets hervorragende Bradley Cooper schält mit einer zärtlichen Darbietung die Schichten dieses ruppigen Waschbären eine nach der anderen ab. Die Methode, die verwendet wird, um die Rückblenden zu zeigen, ist zwar nicht die originellste und sie nimmt Rocket viel zu lange aus der Handlung heraus, dennoch kann man nicht genug betonen, dass der kybernetisch verbesserte Waschbär der emotionale Dreh- und Angelpunkt dieses Films ist - und das funktioniert wunderbar. Diesmal ist also die Gefahr keine amorphe Bedrohung für das Leben in der ganzen Galaxie, sondern eine persönliche Krise (un auch Rache). Auf Anweisung des High Evolutionary greift Adam Warlock (Will Poulter) die Guardians an und bringt Rocket (Bradley Cooper) in Gefahr. Daraufhin begeben sich die Wächter auf eine epische Suche, um das Leben ihres Freundes zu retten.

Der High Evolutionary wird von Chukwudi Iwuji mit einer wahnsinnigen Intensität gespielt, der seine perverse Philosophie der Perfektion mit eiskalter Brutalität vorträgt. Es ist leicht, ihn zu hassen, denn er ist im Grunde die personifizierte Tierquälerei. Während seine Motivation und Weltanschauung sicherlich etwas Neues für das MCU sind, ähnelt er mit seiner lila Hightech-Rüstung und seinen blauen Energiekräften ein wenig zu sehr Kang dem Eroberer, dem anderen machtbesessenen Bösewicht, den man gerade erst in "Ant-Man And The Wasp: Quantumania" gesehen hat. Der High Evolutionary ist in den Rückblenden ein besonders effektiver Bösewicht, weil man auch etwas über seine fehlgeleitete Suche nach Perfektion erfährt und sieht, wie er Rocket verrückten wissenschaftlichen Experimenten unterzieht, aber in der Gegenwart wirkt er weit weniger bedrohlich, vor allem weil die Mission, wenn man das so nennen mag, nie ein wirklich gefährliches Niveau erreicht. Iwujis High Evolutionary ist nicht Marvels auffälligster Bösewicht, aber er ist ein großartiger Gegner für die Guardians, eine Gruppe unvollkommener, geschädigter Wesen, die von ihrem eigenen Kummer und Schmerz getrieben werden, um andere vor diesem zu bewahren. Was könnte besser zu ihrer Weltanschauung passen als jemand, der von der Perfektion aller Dinge besessen ist? Die Stärke dieser Gruppe lag schon immer in ihren Schwächen, in ihren Fehlern und emotionalen Narben, die dazu führten, dass sie sich aufeinander verlassen mussten, um den Tag zu überstehen, geschweige denn die Galaxie zu beschützen. Dieser Film erlaubt es den Guardians, sich ihren Ängsten zu stellen und den Status quo aufzugeben, auch wenn das letztlich bedeutet, dass sie sich schmerzlich voneinander verabschieden müssen.

Nachdem Gunn festgestellt hat, dass seine Helden aus einem bestimmten Grund in dieser Ersatzfamilie sind, wirft er dennoch einen intelligenten Blick darauf, was passieren könnte, wenn sie es wagen würden, darüber hinauszuschauen und sich tatsächlich mit ihrem Trauma auseinanderzusetzen, anstatt sich davor zu verstecken, indem sie sich gegenseitig akzeptieren. So wird man auch Zeuge von Gamoras Wut, als sie darum kämpft, die Person, die sie ist, mit der Fremden, an die sich alle anderen zu erinnern scheinen, in Einklang zu bringen, und sieht, wie Star-Lord versucht, sich ein Leben ohne sie vorzustellen, und dabei meistens scheitert. Wenn Nebula (Karen Gillan), Mantis, Groot und Dave Bautistas großartiger Drax noch genauso sind wie früher, dann nur, weil sie von Anfang an perfekt geformt waren. Aber all ihre Versuche, sich weiterzuentwickeln, resultieren in einer dramatisch befriedigenden und bemerkenswert erwachsenen Herangehensweise an eine Comicverfilmung, vor allem mit den beeindruckenden Bildern dieses Films (eine riesige organische Raumstation, Fledermausmenschen und ein Ravager, der mit Emojis kommuniziert) und grellen Farben.

Ein wichtiger Aspekt, in dem sich Guardians 3 von "Ant-Man And The Wasp: Quantumania" abhebt, sind die visuellen Effekte, die lebendig und spektakulär sind, von der fleischigen und schleimigen organischen Raumstation bis zu den schrecklichen Cyborg-Tier-Schurken. Alles fühlt sich eklig und real an, vor allem während des atemberaubenden Flurkampfes, der in einer einzigen Einstellung stattfindet. Auf der anderen Seite ist die Darstellung des jungen Rocket und seiner tierischen Freunde erstklassig - eine perfekte Mischung aus Zeichentrick und Realismus, mit mehr großen traurigen Augen, als man eigentlich ertragen kann. Der Rest der Guardians zeigt eine starke Leistung, und Szenen, in denen die gesamte Gruppe gegeneinander antritt, sind das Beste, was der dritte Teil zu bieten hat. Karen Gillans Nebula ist das Aushängeschild der Gruppe, da sie eine prominentere Rolle einnimmt und über einen neuen Roboterarm verfügt, der alle möglichen coolen Dinge tun kann. Aber natürlich gibt es auch ein paar Kritikpunkte. Drax und Mantis bekommen jeweils ihren großen Auftritt, aber ihre vergessliche Idiotie ist schon lange nicht mehr zum Lachen geeignet. Groot ist wie immer da, um seine drei Lieblingswörter zu sagen und - wenn es darauf ankommt - zu kämpfen (und mit seinem beeindruckenden neuen Körperbau tut er genau das), doch wenn man bedenkt, dass dies ein Film über Rockets Vergangenheit ist, ist es auch etwas enttäuschend, dass man nichts über die Anfänge ihrer Freundschaft erfahren haben.

Und dann ist da noch Adam Warlock, der bei weitem die größte Überraschung ist, da er eine schockierend kleine Rolle spielt. So wie er am Ende des letzten "Guardians Of The Galaxy"-Films angeteasert wurde, könnte man meinen, er wäre der große Böse, aber der High Evolutionär ist der zentrale Antagonist und Warlock nur so ziemlich sein Lakai. Das ist schade, denn in den Comics ist Warlock ein weises und mächtiges kosmisches Wesen, das eine Schlüsselrolle in der Saga um die Infinity-Steine spielte, aber da diese Geschichte im MCU bereits abgeschlossen ist, scheint es, als gäbe es für Warlock nicht mehr viel zu tun. Leider hat man das Gefühl, dass er in diesem Film nur aus Pflichtgefühl dabei ist, und es ist irgendwie auch traurig zu sagen, dass Volume 3 nicht viel anders gewesen wäre, wenn man ihn rausgeschnitten hätte. Außerdem sieht man hier eine große Abweichung von den Comics, dass dieser Warlock quasi ein Kind im Körper von Superman ist, sozusagen Marvels Version von "Shazam". Und obwohl Will Poulter diese Idee absolut trifft und für einige Lacher sorgt, ist es schwer, nicht enttäuscht zu sein, dass man einen einzigartigen kosmischen Charakter verloren hat und im Gegenzug einen weiteren Weltraumidioten bekommt.

Der Film ist nicht perfekt. In der Mitte des Films kommt es zu einer gewissen Trägheit, was auf die vielen neuen Charaktere und die lobenswerte Entschlossenheit zurückzuführen ist, jedem Mitglied des Ensembles etwas zu geben, das seiner beträchtlichen Talente würdig ist, sowie auf einige Kampfszenen, die so schnell geschnitten sind, dass sie kaum mehr als bunter Overkill sind. Und dann ist da noch das allzu übliche Superhelden-Ding, bei dem monumental schreckliche Dinge passieren, nur um für einen weiteren Witz, eine weitere Prügelei beiseite geschoben zu werden. Aber die Liebe, die Gunn für diese Figuren hegt, ist überwältigend, und das trägt ihn durch die raueren und langsameren Stellen. Er gleicht seinen Hang zu gelegentlichem Sarkasmus erfolgreich aus, indem er diese Liebe in jeder Einstellung durchscheinen lässt, mit oft herzzerreißender Wirkung.

Letztlich lässt sich aber wohl konstatieren, dass 2014 wohl niemand ernsthaft erwartet hatte, dass sich ein  Film über einen sprechenden Baum und einen Waschbären zu einem  Highlight des Marvel Cinematic Universe mausern würde, aber der erste "Guardians Of The Galaxy"-Film hat es bewiesen. Nach einem schwächeren zweiten Teil und einem lustigen Weihnachtsspecial schließt Regisseur James Gunn seine vierteilige Trilogie mit einem Triumph ab: einer großen, rauflustigen Mischung aus Humor und Terror, die ein Herz so groß wie Drax hat. Das Ergebnis ist vielleicht etwas zu chaotisch und ausufernd, um mit dem Tempo des ersten Films mithalten zu können, aber es ist vollgepackt mit großartigen Momenten und weitaus emotionaler ansprechend.

Mit einer großen Hauptbesetzung und vielen Nebendarstellern sowie einem immer stärker werdenden Gefühl der Gefahr neigt die Handlung dazu, in jedem Moment zu viel zu tun, aber der Kern, der sich um Rockets Trauma dreht, ist grundsolide und dient als emotionaler Anker, der die Handlung auf Kurs hält. Letztendlich bringt "Guardians Of The Galaxy Vol. 3" die Geschichte, die 2014 begann, zu Ende und liefert wohlverdiente Antworten und einen Abschluss für diese Familie von Außenseitern. Gunns Erzählweise hat eine Raffinesse, die für die "Guardians Of The Galaxy"-Filme einzigartig ist und in der sich Humor, Herz und Gesang miteinander verbinden. Das ist im gesamten Film zu sehen und es ist eine Freude, ihn ein letztes Mal zu genießen, bevor er sich einen roten Umhang umlegt und zu den DC Studios fliegt.

8,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Marvel / Disney
Textauszüge: Wikipedia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen