Sonntag, 20. November 2022

Nope (2022)

https://www.imdb.com/title/tt10954984/

Außerhalb von Los Angeles, im trockenen und weitläufigen Santa Clarita Valley, leben die Geschwister OJ (Daniel Kaluuya) und Emerald Haywood (Keke Palmer). Sie betreiben eine Pferderanch, die sie von ihrem Vater, dem legendären Pferdetrainer Otis Haywood Sr. (Keith David) geerbt haben, der bei einem unerklärlichen "Metallregen" ums Leben kam. Die Arbeit auf der Ranch stellt sich für die Geschwister als hartes Geschäft heraus und trotz ihres Könnens stehen sie schon bald vor finanziellen Problemen. Die Lage ist ernst und die Geschwister denken darüber nach, die Ranch und damit auch das Erbe ihres Vaters an den nahe gelegenen Vergnügungspark Jupiter's Claim zu verkaufen. Dieser Freizeitpark und Streichelzoo, der täglich schaulustige Besucher in die Gegend lockt und auf der Geschichte und Ästhetik des kalifornischen Goldrausches basiert, liegt gleich neben dem Haywood-Anwesen. Der ehemalige Hollywood-Kinderstar Ricky "Jupe" Park (Steven Yeun) betreibt das Gelände und versucht ganz nebenbei, seiner traumatischen Vergangenheit zu entkommen. OJ und Emerald beginnen auf ihrer riesigen Ranch unerklärliche Phänomene zu beobachten – unheimliche Geräusche, plötzliche Stromausfälle und mysteriöse Wetterphänomene. Als OJ eine fliegende Untertasse über der Farm ausmacht, wollen sie die Ereignisse mit der Kamera festhalten. Die Lage eskaliert, als die Geschwister die fachkundige Hilfe von Angel Torres (Brandon Perea), einem Angestellten des Elektronikgeschäfts Fry's, und dem Regisseur Antlers Holst (Michael Wincott) in Anspruch nehmen. Von nun an überschreiten OJ und Emerald einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt... 

Jordan Peele bleibt ein Meister der Irreführung. Nach Spielberg-ähnlichen Ebenen des Popcorn-Spektakels strebend, ist sein Film vielleicht nicht konzeptionell sauber durchdacht, kann letztlich seine großen Ambitionen nicht voll erfüllen. Aber auf dem Weg dahin bietet "Nope" eine intellektuelle, neugierig machende und spielerische Erfahrung, die die Grenzen des Horror- und Sci-Fi-Genres ausloten. Er zitiert sich fröhlich durch die Filmgeschichte, bedient unterschiedlichste Genres und findet dabei doch scheinbar spielend seine eigene Nische und Identität. Selten hat ein Film, der bewusst die Erwartungshaltung der Zuschauerschaft unterwandert, so sehr begeistert. Peele präsentiert erwartungsgemäß einen Kommentar zur Erfahrung der Schwarzen, nicht nur mit den Besonderheiten der Führung eines Unternehmens mit Familienstreitigkeiten und unterschiedlichen Herangehensweisen an Einnahmen und Verhandlungen, sondern auch mit der komisch stereotypen Vorstellung, dass Schwarze anders auf Horrorszenarien reagieren würden als ihre weißen Gegenstücke - eine Überlegung, die bei zahlreichen Gelegenheiten zu einem grandiosen komödiantischen Effekt führt und auch dem Filmtitel gerecht wird. Es ist jedoch etwas subtiler als in seinen früheren Werken und konzentriert sich stattdessen vor allem auf die universellen Themen Verlust, Trauer, Bewältigungsmechanismen, Trauma, Verantwortungsbewusstsein und Entbehrungen. Die Charaktere müssen sowohl mit seelischen Belastungen als auch mit Angriffen von außerirdischen Eindringlingen fertig werden.

Faszinierend ist auch die Entscheidung von Peele für eine kleine Gruppe von Hauptdarstellern und eine intime Darstellung von Mensch gegen Monster, ohne dabei das große Ganze zu ignorieren. Außerdem setzt er den Kontext des Konflikts auf eine unbewohnte Ranch, die als Kulisse für packende Szenen dient. Die Spannung wird durch den bewährten Einsatz von Humor gesteigert, der in starkem Kontrast zur Abgründigkeit steht und zu witzigen, beängstigenden Interaktionen und lautstarken Schockmomenten führt. Die zwischenzeitlichen Rückblenden sind etwas störend, unterbrechen aber die Haupthandlung mit diversen Schockeffekten und machen das Optimum aus dem lästigen Schnitt, der zum Teil die Sinnhaftigkeit des Aufbaus selbst unterstreicht.

"Nope" streckt sich ein wenig in die Länge, doch es wird nie wirklich langweilig. Jordan Peeles wiederkehrende Symbolik und Anspielungen auf andere Filme, seine Verwendung von popkulturellen Faktoren - von der Aktualität der Musik und der Technologie bis hin zu den irrwitzigen, zappelnden, aufblasbaren Schlauchmännern am Schluss - und die Hybris der Figuren, die er als durchgeknallte Kunstschaffende oder wohlmeinende Bürger mit unstillbarer Neugier definiert, sind allesamt beachtenswerte Elemente, die eine Reihe erschreckender Begebenheiten in ein ausgewogenes Abenteuer mit transzendenten Konfrontationen und Lektionen über die erstaunliche Ungewissheit des Kosmos verwandeln. Am wirkungsvollsten ist jedoch die Unvorhersehbarkeit seiner Erzählung und seines Films. Er ist hypnotisch alptraumhaft, zugleich aber auch ausgelassen, wechselweise gespenstisch und besänftigend couragiert, von hoher Kreativität - ein schwieriges Kunststück für diese Epoche des modernen Films - und durchweg unterhaltsam, sowohl als turbulente Berg- und Talfahrt der Gefühle wie auch als Popcorn-Kino.

7,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

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