Susan Parrish (Claire Forlani) flirtet in einem Café mit einem sehr attraktiven Mann (Brad Pitt), doch nach dem Abschied kennt keiner von beiden den Namen der anderen Person. Unmittelbar nach dem Treffen stirbt der fremde Mann bei einem Verkehrsunfall, wovon Susan aber nichts mitbekommt. Ihr Vater, William Parrish (Anthony Hopkins), ein erfolgreicher und beliebter Geschäftsmann, wird in wenigen Tagen seinen 65. Geburtstag feiern. In einer Nacht hört er eine merkwürdige Stimme. Diese Stimme gehört zu dem Mann, der sich ihm Tags darauf als der Tod vorstellt. Der Tod schlägt ihm eine Art Deal vor, er solle ihn in die Welt der Menschen einführen und dafür ließe er ihn länger am Leben. Er stellt seiner Familie den Tod als einen Kollegen namens Joe Black vor. Dieser Joe Black hat die Gestalt wie des Mannes aus dem Café und Susan ist überrascht, ihn beim gemeinsamen Abendessen der Familie wiederzusehen. Sie hat sich in diesen Mann aus dem Café verliebt, doch der Mann am Tisch erscheint völlig verändert und zeigt in keiner Weise, dass er sie wiedererkennt. "Rendezvous mit Joe Black" ist ein Remake des 1934 erschienenen Films "Death Takes A Holiday" von Mitchell Leisen. Mit über 90 Millionen US-Dollar Budget (zur damaligen Zeit der teuerste Film der Welt ohne Spezialeffekte) hat es sich Regisseur Martin Brest produktionstechnisch nicht nehmen lassen, seiner Neuauflage einen sehr opulenten, erdigen und majestätischen Look zu verleihen. Fährt die Kamera über Parrishs opulentes Anwesen oder durch sein riesiges Haus, vorbei an all den edlen Hölzern, Büchern, Bildern und Ausstellungsstücken, fühlt man gleich die Liebe zum Detail, die hierbei an den Tag gelegt wurde. Auch die Nebenschauplätze, von denen es zugegebenermaßen nicht viele gibt, sind weise ausgewählt: ein einladendes, romantisches Café; ein geschniegeltes Bürogebäude voller aalglatter Krawattenträger; und ein hektisches Krankenhaus voller Ärzte und Bedüftiger - die Antagonie und Vielfalt unserer Gesellschaft wird sehr schnell deutlich.
Zur Story kann man sich schwierig tiefgreifender äußern, ohne weite Teile der Handlung zu spoilern. Die Einblicke in unsere vielfältige, schnelllebige Ellenbogen-Gesellschaft der heutigen Zeit ist Brest jedoch mit der Büro-Sidestory makellos gelungen. Ein fremdes Unternehmen möchte Wills Konzern "Parrish Communication" kaufen und dann meistbietend verhökern. Antagonist Drew (Jake Weber), der smarte, junge Partner von Susan und gleichzeitig die rechte Hand Wills, ist der Drahtzieher dieses Komplotts, und spielt seine Rolle herrlich glatt. Völlig klar, dass sich Will das nicht gefallen lassen möchte - erst Recht nicht jetzt, wo er weiß, dass sein Lebensabend bevorsteht, und seine Tage bald gezählt sein werden. Er macht Pitt zu seinem ständigen Begleiter und das stößt wiederum natürlich Drew sauer auf. Drew weiß aber nicht, dass Joe Black der Tod ist, und rätselt daher mit dem Aufsichtsrat die ganze Zeit, wer dieser Mann sei, oder was er mit der Firma zu tun hätte. Die Auflösung dieser Frage ist wunderbar erheiternd wie simpel, und sorgt für einen zusätzlichen Cliffhanger kurz vor dem eigentlichen Ende.
Die Tatsache, dass der Tod auf die Erde kommt, mag zwar für sich genommen etwas irrational klingen - hat man sich jedoch darauf eingelassen, ist es hochgradig interessant, um nicht zu sagen "eine Wonne", jenem beim Kennenlernen der Welt zuzuschauen. Wenn Pitt zum dritten Mal einen Löffel mit Erdnussbutter in den Mund nimmt, und dabei aussieht, als hätte er noch nie in seinem Leben etwas Vergleichbares gegessen oder gesehen, kommt man nicht umhin, verschmitzt und freudig zu schmunzeln. Sein Spiel ist bemerkenswert und auf eine unheimliche Art und Weise gleichzeitig zurückhaltend, aber auch anziehend. Dies bekommt Claire Forlani alias Susan im Film natürlich zu spüren und erliegt seiner Magie. Sie spielt gleichsam gut, auch wenn sie dabei leider etwas farblos bleibt. Ihre Rolle ist aber auch so angelegt, sehr schüchtern zu sein, und im Gegenüber Gentleman- und Beschützerinstinkte zu wecken. Forlani wirkt in manchen Einstellungen wie eine Puppe: bildschön, blass - fast wie gemalt. Und wenn eine Träne ihre Wange entlang rollt, kann man schwer wiederstehen, mit ihr mitzufühlen. Glücklicherweise stimmt auch die Chemie zwischen Joe und Susan, und so wirkt es unheimlich echt, wenn sie sich umarmen, miteinander tanzen, oder gar Sex miteinander haben. Pitt brilliert hierbei wieder mit seinem vielfältigen Spiel. Mimik, Gestik - alles stimmt. Unheimlich gut. Die Krone setzt dem Ensemble jedoch Anthony Hopkins auf. Er teilt sich mit Pitt die meiste Screentime und kann sein bemerkenswertes schauspielerisches Potential voll ausschöpfen. Von rasenden Wutausbrüchen, über geschlagene Herzanfälle; von eiskalten Business-Gesprächen, über apathisches Abwesendsein; von sarkastischen Kommentaren, bishin zur liebenden Vaterrolle - er darf alles bedienen und sich dabei richtig austoben. Stets mit einem klugen Kommentar auf den Lippen bildet er dabei den moralischen Pfeiler, der neben Forlani als dem Liebespfeiler und Pitt als dem "carpe diem/memento mori-Aspekt"die Dreifaltigkeit des filmischen Gerüsts komplettiert und aufrecht erhält. Hopkins glänzt dabei ausnahmslos und darf "Rendezvous mit Joe Black" getrost als eine seiner besten Leistungen aller Zeiten bezeichnen.
Viele Kritiker bemängeln, dass es einem schnell langweilig werden kann, wenn man keinen Zugang zu der knapp 3-stündigen Geschichte oder den Protagonisten findet, respektive, dass der Film allgemein seine Längen besäße. Dies ist zu Teilen korrekt. Das ein oder andere Gespräch mit der alten Dame im Krankenhaus hätte gekürzt werden können, einige Bürogespräche, oder eventuell auch Ausuferungen von Wills älterer Tochter Allison (Marcia Gay Harden) bzw. ihrem redseligen, aber nicht minder symphatischen Gatten Quince (Jeffrey Tambor), hätten sicherlich gern unters Messer gedurft.Doch sind es die kleinen Dinge, die subtilen Merkmale eines Films, die nicht gleich jedem ins Auge stechen, welche "Rendezvous mit Joe Black" so einzigartig machen, und über diese lange Spielzeit locker hinwegtrösten können. Zu nennen sei hier in erster Linie der wunderbare Score von Thomas Newman und seine dezente, aber gleichsam wunderbar komponierte Filmmusik. Das Klaviermotiv gegen Ende stich tbesonders hervor. Man kommt einfach nicht umhin, von einem Zauber mitgerissen zu werden, den dieser Film mit seiner wundervollen Musik ausstrahlt, sofern man sich erst einmal darauf eingelassen hat. Natürlich benötigt man auch einen gewissen Hang zu langen Dialogen und natürlich großen Gefühlen. Man kann schwer leugnen, dass in Brests Komposition wenig Actionreiches passiert. Der gesamte Film trägt sich über Gespräche der wenigen Personen, und streut ab und zu ein paar kleine Wendungen und/oder Lacher ein, wirkt dabei jedoch nie plump oder unüberlegt, sondern stets weise und bedacht. Allgemein legt das Drehbuch sehr viel Wert auf den moralischen Aspekt und versieht viele Reden mit Lehren für das Leben, wodurch der Film teilweise zu einer wahren "Zitatschlacht" ausartet. Wobei diese bedachten, teils altklugen Weisheiten jedoch genau die gleiche Magie besitzen, wie die gefühlsbetonten Momente und Dialoge der Liebe. Sätze wie "Ich wünschte mir, dass es dich richtig erwischt - ich will, dass du wie auf Wolken gehst, dass du vor Verzückung singst und tanzt wie ein Derwisch" gehen einem tagelang nicht mehr aus dem Kopf. "Rendezvous mit Joe Black" ist nicht nur eine Ode an die Tatsache, das Leben in vollen Zügen zu genießen, nein - er ist gleichsam eine Ode an den Tod, der jeden Menschen irgendwann ereilt, und nicht zuletzt an die Liebe, die unser Dasein erst wirklich lebenswert macht. Ein schöner Film.
9/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
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