Montag, 25. Februar 2019

[KINO] Alita: Battle Angel (2019)

https://www.imdb.com/title/tt0437086/

Der Arzt Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) lebt in der fernen Zukunft in der düsteren und brutalen Stadt Iron City. Eines Tages findet er den Kopf eines weiblichen Cyborgs und baut ihr einen neuen Körper. Das Robotermädchen hat keinerlei Erinnerung an ihr bisheriges Leben und Ido setzt alles daran, sie vor ihrer außergewöhnlichen Vergangenheit zu beschützen, während er Alita (Rosa Salazar) – wie er sie nennt – wie seine Tochter aufzieht. Ihr Freund Hugo (Keean Johnson) hingegen setzt alles daran, dass sich die Androidin wieder an ihre Vergangenheit erinnert und die Herrscher von Iron City machen bald Jagd auf Alita. Denn sie verfügt über einzigartige Kampffähigkeiten, die sich die Obrigkeit zunutze machen will. Gleichzeitig könnten Alitas Fähigkeiten jedoch auch der Schlüssel sein, um Iron City und Alitas Freunde und Familie zu retten...

James Camerons lang erwartete Live-Action-Verfilmung von "Battle Angel Alita" ist nun endlich da und das Warten hat sich gelohnt. Unter der Regie von Robert Rodriguez entstand nämlich ohne Zweifel eine der besten Live-Action-Verfilmungen, die es bisher gab. Wäre dieser Film - so wie es ursprünglich anvisiert war, vor 10 Jahren in die Lichtspielhäuser gekommen - er wäre allein aufgrund der wunderbaren und thematisch passenden CGI bahnbrechend gewesen. Auch wenn man diese als solche erkennt - das gehört bei so einer Verfilmung aber dazu. Sicher, es gibt einige Einschränkungen, aber bevor man darauf eingehen kann, lohnt es sich zu besprechen, wie die Alitas Story für den Film angepasst wurde. Der Manga selbst ist ja schon eine ganze Weile in Arbeit, die Originalserie lief von 1990 bis 1995 und es gab Spin-Offs und Sequels in Form von "Last Order" sowie der neueren Fortsetzung "Mars Chronicle".

Das bedeutet aber auch, dass es hier viel Geschichte gibt und der Versuch, alles auf einmal in Angriff zu nehmen, wäre in einem einzigen Film ein erfolgloses Unterfangen gewesen. Stattdessen wählt Rodriguez für seinen "Alita: Battle Angel" geschickt die ersten beiden Mangas, nimmt den Anime "Battle Angel Alita" als Basis und strickt dazu etwas mehr Hintergrundgeschichte, um dem Film mehr Kontext zu geben. Da die meisten japanischen Geschichtenerzählungen auf eine Art von Exposition verzichten, sind sie oft am erzählerischen Ende angelangt und die Figuren müssen herausfinden, was los ist. Wenn man an diesen Ansatz nicht gewöhnt sind, kann dies ziemlich desorientiert sein. Als solches verwendet "Alita: Battle Angel" einige Rückblenden, um zu erklären, warum die Welt um "Iron City" und "Zalem" so ist wie sie ist und wer Alita sein könnte. Dafür fordert die Geschichte vom Zuschauer ein wenig Mitdenken ein, was sehr positiv ist, denn nicht alles ist überhaupt nötig erklärt zu werden. Im krassen Gegensatz zum Anime wurde hier glücklicherweise auf ein Durchhasten der Story verzichtet.


Das heißt, die Geschichte des Films folgt dem frühen Manga und lässt Dr. Ido, großartig von Christoph Waltz porträtiert, herausfinden, was es mit dem ruinierten Cyber-Körper, den er im Müll des Schrottplatzes von Iron City unter der Luftstadt Zalem auf sich hat. In der Tat funktioniert der Cyber-Körper immer noch und das Gehirn ist intakt. Ido bringt es zurück in seine Klinik und gibt dieser mysteriösen jungen Frau den Cyborg-Körper seiner verstorbenen Tochter. Dabei gibt er ihr auch den Namen seiner verstorbenen Tochter - Alita. Hier zeigt sich schon sehr früh der erste positive Aspekt von "Alita: Battle Angel", denn der Film kopiert einige Szenen des Animes nahezu 1:1 - was in diesem Fall sehr gut ist. Natürlich ist das alles sehr effektiv aufgehübscht und sehr detailreich (gerade Alitas Androidenkörper ist wahnsinnig filigran und detailreich) und obwohl Iron City eine wirklich dreckige Stadt ist, fühlt man sich hier gleich heimisch. Alita hat zunächst keine wirkliche Erinnerung an ihr früheres Leben, aber es dauert auch nicht lange, bis sie ihre Fähigkeiten in der Cyborg-Kampfkunst von Panzer-Kunst wiederentdeckt und die Aufmerksamkeit der Herrscher von Iron City erlangt.


Auf dem Weg dorthin trifft sie ihr menschliches Love-Interest Hugo und erfährt mehr über ihre Vergangenheit, die von Ido sorgfältig Stück für Stück erweitert wird. Es dauert nicht lang und man erfährt, dass sie die letzte in einer Reihe von unglaublich fortschrittlichen Cyborgwaffen der URM (United Republic of Mars) ist. Das alles wird sehr überzeugend geliefert und die verschiedenen Kämpfe im Film sind nicht nur sehr gut gemacht, sondern auch dem Manga treu. Die Entscheidung, Alita und ihren anderen Marsbrüdern diese ungewöhnlich großen Augen zu geben, wird dem Anime gerecht und hommagiert den Stil der Comics und Filme vorbildlich - auch wenn das vielen nicht schmecken will, weil gerade hier die CGI allzu oft sichtbar werden - und das macht nun mal den Hauptteil des Films aus.

Alita ist eine Figur, die komplett am Computer entstand. Zwar wird sie am Set via Motion-Capturing von Rosa Salazar gespielt, der Zuschauer blickt am Ende aber nur in gigantische Augen, einen Metallkörper und leicht glänzende CGI-Haut. Eine solche Hauptfigur stellt immer ein großes Risiko dar, vor allem wenn sie in echte Sets eingefügt wird und von echten Darstellern angespielt wird. Bei "Alita: Battle Angel" sind es Schwergewichte wie Christoph Waltz, Jennifer Connelly und Mahershala Ali. Es Skrein ist herrlich fies als Hunter-Warrior Zapan. Keean Johnson spielt Hugo, der mit Alita anbandelt und praktischerweise auch in allen Action-Szenen etwas zu tun hat, meist aber von seiner neuen Freundin beschützt werden muss.

Während das Drehbuch und die Geschichte strukturell solide sind, leiden sie an zwei Hauptfehlern. Der Dialog ist ziemlich klobig und der Film hat trotz gutem Pacings nicht genug Zeit, um das, was hier vor sich geht, wirklich komplett herauszuarbeiten. Nichtsdestotrotz ist dies jedoch eindeutig die beste Hollywood-Verfilmung eines Manga- oder Animes. Es ist offensichtlich, dass dies ein Passions-Projekt für James Cameron ist, und er hat den Original-Manga in seiner Gesamtheit gelesen und in sich aufgesaugt. Und das ist der Punkt. Cameron bekommt das Quellmaterial und während dieser Film naturgemäß einige Freiheiten mit sich bringt, wurde dies aus der Perspektive eines Menschen gemacht, der die Geschichte verstanden hat.


Wenn Cameron und das Team an der Live-Action "Ghost In The Shell" mitgearbeitet hätten, bestünde wohl das größte Problem der Anpassung darin, dass es da keine wirkliche Idee des Quellmaterials hatte und das nun offensichtlich ist, dass dieser Film nur daran etwas "krankte". Angesichts des Finales von "Alita: Battle Angel" ist dies allerdings auch Grund zur Sorge. Denn das Budget dieses Films belief sich auf rund 170 Millionen US-Dollar. Das ist noch mehr als die Live-Action "Ghost In The Shell", die ein Budget von rund 110 Millionen US-Dollar hatte. Der ursprüngliche Manga von "Alita: Battle Angel" ist jedoch bei weitem nicht so populär wie "Ghost In The Shell" im globalen Sinne. Daher kann man durchaus gespannt sein, ob "Alita: Battle Angel" sogar seine eingesetzte Investition zurückbekommt, was etwas frustriert, da die Ausführung dieses Films genau richtig ist, aber vermutlich nicht durch den finanziellen Erfolg unterstützt wird, den er benötigt um die Geschichte weiter zu erzählen.

Das ist aus vielen Gründen eine Schande, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass unwissende Hollywood-Filmmanager der Ansicht sind, dass das Verständnis des Ausgangsmaterials für diese Art von Anpassungen unnötig ist. Ganz zu schweigen davon, dass man nun gerne ein Sequel für "Alita: Battle Angel" sehen würde, zumal das Casting von Edward Norton als Desty Nova, welches schon früh angeteasert wird, aber sich erst sehr spät im Film offenbart, ein unglaublich geschickter Schachzug eines inspirierten Genies war. Wie bei den meisten Mangas hat man wirklich das Gefühl, dass eine Fernsehserie mit niedrigerem Budget eine bessere Vorgehensweise gewesen wäre und diesen Ansatz der Anpassung von Manga oder Anime an Live-Action wirklich bewiesen hätte. Serien wie "Game Of Thrones" profitieren von der hohen Bildschirmzeit, die es dem Betrachter ermöglicht, wirklich in die Geschichte einzutauchen. "Battle Angel Alita" ist als Manga ähnlich umfangreich und hätte von mehr Zeit für den Aufbau dieser unglaublich komplexen Welt nur profitiert.


Insgesamt kann man jammern wie man will, das Haar in der Suppe suchen oder über dies und das nörgeln - "Alita: Battle Angel" ist unterm Strich ein sehr guter Cyberpunk-Film, unabhängig davon, ob man etwas über den ursprünglichen Manga und Anime wusste oder nicht. Während das Skript einige klobige Dialoge inne hat und der Film sogar unnötige Elemente einbaut, ist dies eine sehr treue und solide Anpassung eines sehr engagierten Mangas. Die einzige Hoffnung dieses Zuschauers ist nun, dass Hollywood den Ansatz, den er hier anwendet, aufgrund schlechter Kassenergebnisse nicht ablehnt, weil Cameron und sein Team diesen Manga auf eine Art und Weise zum Leben erwecken konnten, die man nie für möglich gehalten hätte, denn leider wurde "Alita: Battle Angel" schon weit vor Kinostart als Flop verschrien. zu Unrecht, wie sich nun zeigt, denn der Film ist keineswegs ein Flop. Er ist großartig.

8,5/10

Von Twentieth Century Fox erschien der Film als 4K Ultra HD-Blu-ray, Blu-ray 3D und Blu-ray im Steelbook.

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