https://www.imdb.com/title/tt6852872/
Die frisch vermählte Elizabeth (Abbey Lee) bestaunt das prachtvolle
Anwesen ihres Ehemannes Henry (Ciarán Hinds), der ein brillanter
Wissenschaftler ist. Mit allerlei Speisen und romantischen Ideen
verzückt er sie – und auch die Hausangestellten Claire (Carla Gugino)
und Oliver (Matthew Beard) begegnen ihr mit größtem Respekt. Doch von
Anfang an hat Elizabeth das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmt.
Henry verwischt solche Zweifel jedoch stets. All der Reichtum gehöre nun
auch ihr, sie dürfe alles benutzen und tun, was sie wolle – mit einer
einzigen Ausnahme: Es gibt einen Raum, dessen Zutritt Elizabeth unter
allen Umständen verboten ist. Aber genau damit ist natürlich Elizabeths
Neugierde geweckt. Als Henry geschäftlich verreist, nutzt sie ihre
Chance und betritt den verbotenen Raum. Was sie mal besser nicht getan
hätte...
"Elizabeth Harvest" ist etwas schwer
einzuordnen. Er ist ein absolutes Chaos. Was allerdings nicht auf eine beachtenswerte
Vielschichtigkeit, kühnen Story-Haken und einem Hang zur erdrückender
Symbolhaftigkeit zurückzuführen ist. Das Gegenteil ist der Fall. Und
auch wieder nicht. Denn so flach oder überraschungsarm ist der neueste
Streich von Sebastian Gutierrez gar nicht. Aus einer modernen Nacherzählung vom
Blaubart-Märchen ein gotisches Science-Fiction-Melodrama zu machen, ist
im Prinzip interessant. Das Resultat wirkt allerdings dennoch wie eine
Seifenoper in Komplementärfarben.
In steril verschwenderischer Umgebungen schauen wir einen
Instagram-Porno über missbräuchliche Beziehungen, Identität und Hybris
an. Schafft Autor und Regisseur Gutierrez im ersten Akt es noch den
Zuschauer im gleichen Zustand der Verwirrung wie die Protagonistin zu
versetzten, verschwurbelt er im weiteren Verlauf sein ganzes Potential
durch unnötige Plot-Wendungen und verwirrender Chronologie. Kopfzerbrechen bereitet einem dagegen die Frage, ob hier ein wahrhaft
schockierender Blick auf die Ausgeburt eines kranken Geistes ist, der
wissenschaftlich brilliert und doch auch blutrünstig, bar aller Moral,
wüten kann. Oder aber, ob "Elizabeth Harvest" trotz aller Anstrengungen
doch nur der kleine Bruder und Nachzügler von "Ex Machina" bleiben wird.
Da es letztlich auch nicht primär darum
geht, ein großes Mysterium zu erforschen. Sondern den ganzen Horror, der
erst dazu geführt hat. So gesehen ist "Elizabeth Harvest" ein halbwegs brauchbarer Genre-Hybrid geworden.
Bei dem am Ende aber vielleicht weniger die gute Formführung, eine der
besseren Split-Screen-Verfolgungsjagden und leider auch die allesamt
guten schauspielerischen Leistungen, in Erinnerung bleiben. Es ist
vielleicht wirklich mehr die Darstellung oder das Beleuchten von
Handlungen, die wirklich nur von jemanden begangen werden können, der
auf Vernunft und Gesetzte pfeift. Auch wenn Gutierrez einige sehr schöne
Wege gefunden hat, die uns zu dieser Ansicht führen. Irgendwie wird nicht klar, worauf der Film hinaus will. Will er eine
feministische Befreiung sein, weiblichen Mythen dekonstruieren, oder
doch nur im Argento-Modus halbnackte Frauen durch eine hermetisch
verschlossene High-Tech-Villa jagen. Als intellektuelles Rätsel ist der
Genre-Film zu leer, die (philosophische) Tiefe von "Ex Machina" hat er
nie. Aber hübsch sieht er aus.
6/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:
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