Die japanische Armee benötigt dringend eine Brücke über den Kwai-Fluss, da diese von wichtiger strategischer Bedeutung ist. Mit Hilfe der Brücke soll eine Eisenbahnlinie nach Burma vervollständigt werden, um die japanische Besatzung des kleinen Landes logistisch zu unterstützen. Die Japaner rekrutieren zu diesem Zweck eine Gruppe britischer Kriegsgefangener, die in kurzer Zeit eine tragfähige Brücke erbauen sollen. Colonel Nicholson (Alec Guinness) hat aber keine Lust, den Japanern in die Hände zu spielen, zumal auch die Offiziere Hand anlegen sollen. Über diese Frage kommt es zum erbitterten Streit mit den japanischen Lagerkommandanten Saito (Sessue Hayakawa) Aufgrund drohender Strafen machen sich die britischen Kriegsgefangenen schließlich doch ans Werk, aber weniger um den Japanern zu helfen, als um ihre Leistungsfähigkeit zu demonstrieren...
Das mit einem Budget von 2 Mio. US-Dollar ausgestattete Mammutprojekt “The Bridge On The River Kwai” gestaltete sich bereits in der Vorproduktion als äußerst schwieriges und riskantes Unternehmen. Als Regisseur wurde der Brite David Lean auserwählt, der sich bereits mit gelungenen Literaturverfilmungen wie "Great Expectations", "Brief Encounter" und “Oliver Twist” einen Namen gemacht hatte. Als Produzent wurde Sam Spiegel angeheuert, der nach einigen Pleiten in Folge durch seine Zusammenarbeit mit Elia Kazan an “On the Waterfront” (1954) sich nun wieder am aufsteigendem Ast befand. Erste Probleme ergaben sich in der Wahl des Drehbuchautoren und des Hauptdarstellers. Die Studiobosse bei Columbia bestanden auf einen amerikanischen Hauptdarsteller. In die engere Wahl kamen Gary Grant und William Holden, wobei Letzterer das Rennen machte und dessen Lohn auch gleich die Hälfte des Budgets verschlang. Die Adaption des französischen Romanes “Le pont de la reviere Kwai” von Pierre Boulle übernahm Carl Foreman. Mit dessen Version war Lean aber ganz und gar nicht zufrieden, und so wurde Michael Wilson mit einer Überarbeitung beauftragt. Die Endfassung fand dann zwar Leans Zustimmung, jedoch dufte keiner der beiden Autoren im Vorspann genannt werden, da sich beide damals auf der sog. “schwarzen Liste” Hollywoods befanden. Im Vorspann wurde einfach Pierre Boulle als Drehbuchautor aufgeführt, obwohl er mit dem Film absolut nichts zu tun hatte, geschweige denn über ausreichende Englischkenntnisse verfügte, um seinen Roman auf Englisch zu adaptieren. Erst die restaurierte Fassung brachte den beiden wahren Autoren im Vorspann die verdiente Anerkennung.


Zum Anderen haben wir eben das Team um Major Warden und Shears, die die Fertigstellung der Brücke unterbinden sollen. Ihr Vorhaben gipfelt schließlich in einem der berühmtesten und spektakulärsten Showdowns der Filmgeschichte.
David Lean wird heute vor allem durch sein Erfolgstriptychon "The Bridge On The River Kwai", "Lawrence Of Arabia" und "Doctor Zhivago" in Erinnerung bleiben. Besonders seine frühen Arbeiten mit Noel Coward, sowie seine Dickens-Bearbeitungen bilden im direkten Vergleich mit diesem ein Kontrastprogramm, welches in einem solchen Ausmaß wohl bei nur wenigen anderen großen Regisseuren zu finden sein wird. Was typisch "Lean" ist und sich auch in "The Bridge On The River Kwai" auffinden lässt, ist das offenkundige Interesse des Regisseurs für die psychologisch genaue Charakterzeichnung. Lean seziert gern. Ob es sich nun um zwei Liebende handelt, die verzweifelt gegen gesellschaftliche Normen ankämpfen, um sich letzten Endes diesen zu ergeben oder um einen englischen Wüstenkämpfer, dessen Ego alle gesellschaftlichen Konventionen sprengt: er vergrößert oder verkleinert nur den Hintergrund, nicht aber sein Augenmerk auf die Charaktere.
Eine andere Konstante in Leans Werk ist ein viel und gern beackertes Feld: die Briten und ihre Eigenarten und Konflikte. Wirft man einen Blick auf seine Filmografie, so erkennt man: Leans erster Film handelte von einem britischen Kriegsschiff, sein letzter von den Spannungen zwischen Briten und Indern in der Kolonialzeit. "The Bridge On The River Kwai" ist wohl Leans kritischste Auseinandersetzung mit der (Upper-Class-)Britishness und besonders deren Auftreten unter Offizieren, wo sie gerade zu Zeiten der beiden Weltkriege vom einfachen Soldaten eher als Epidemie angesehen wurde. Lean stellt "das Britische" - verkörpert durch Nicholson - zuerst "dem Japanischen" (Saito) gegenüber, um dann den Schritt zum Vergleich mit "dem Amerikanischen" (Shears alias William Holden) zu wagen. Die japanische Fraktion bleibt trotz der eindrucksvollen Leistung von Hayakawa eher stereotyp. Dagegen fällt der Vergleich Shears-Nicholson interessanter aus. Hier stehen sich Opportunismus/Modernität und verbohrte Prinzipientreue/Wahn gegenüber und bilden ein Gemisch, dass jedoch erst einige Filmminuten benötigt, um zu zünden.

Eindeutige Sympathiebekundungen vermeidet Lean glücklicherweise. Man hat Verständnis für Nicholsons Traum, der Nachwelt etwas zu hinterlassen (und damit die Erinnerung an sein Dasein zu sichern), gleichzeitig hilft er damit den Japanern und man wünscht auch Shears das Scheitern nicht. Ihre Erziehung, Herkunft und Stellung zwingt die beiden Protagonisten jedoch zur Konfrontation. Dank Leans den großen Bildern durchaus nicht abgeneigter Regie muss gerade Alec Guinness nicht gegen seinen Hintergrund ankämpfen, sondern darf seinen Charakter vor unseren Augen entfalten und bringt die vielleicht beste Leistung seiner Laufbahn auf die Leinwand. "The Bridge On The River Kwai" ist ein cineastisches Meisterwerk. Ein mustergültiges Drehbuch, authentischer Drehort, perfektes Set-Design, grandiose Schauspieler, gelungene Kameraführung, einprägsame Musik - all das kombiniert durch einen der besten Regisseure aller Zeiten. Ein Klassiker der Filmgeschichte, der seine sieben Oscars absolut verdient hat.
8,5/10
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