Sonntag, 11. November 2018

Boar (2017)

https://www.imdb.com/title/tt4158594/

Familie Monroe wollte eigentlich nur einen entspannten Urlaub im australischen Outback verbringen und dies mit einem Besuch bei Schwager Bernie (Nathan Jones) verbinden. Doch kaum ist die fünfköpfige Familie in dem kleinen Kaff angekommen, wo ihr Verwandter lebt, werden ihre Pläne jäh durchkreuzt: Ein riesiger, blutrünstiger Keiler treibt dort nämlich sein Unwesen und zieht eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Selbst die härtesten Burschen der Gegend fallen dem Monster zum Opfer – und schließelich liegt es ganz allein Bernie und die Monroes, einen Weg zu finden, das Blutvergießen zu stoppen...

"Boar" ist eines der wenigen Creature-Features der letzten Jahre, die man nun nicht unbedingt als B-Movie bezeichnen würde. Und dieses Mal ist es kein Hai, Krokodil oder irgendein mutiertes Überwesen, "Boar" ist, wie der Originaltitel schon sagt, der Eber, ein gar riesenhaftes Wildschein, welches sich über die Einheimischen und Touristen einer australischen Kleinstadt hermacht. Man könnte die Anzahl an Killerschwein-Filmen wahrscheinlich an einer Hand abzählen, und die Basis bildete wohl der B-Movie "Razorback", der 1984 so etwas wie einen kleinen Kult um Killerschweine etablierte. Regisseur Chris Sun, der nun nach "Daddy's Little Girl" und dem vielversprechenden, aber etwas schlechterem Feature "Charlies Farm", mit einer Art Hommage an die tobenden Wildsauen um die Ecke kam, versucht zu liefern, scheitert aber erneut an Story, Aufbau und letztlich auch an Ideenreichtum.

Der Film beginnt (nach einem kurzen und durchaus geschmackvollen Opening) mit Bob (Bill Moseley) und seiner Familie, die zu seinem Schwager irgendwo ins australische Hinterland reisen. Diese an peinlichen Dialogen kaum zu unterbietende Plotlinie fällt jedoch schnell weg, zugunsten von John Jarratt (bekannt aus "Wolf Creek"), der den typischen Aussie Ken spielt. Wir bleiben bei Ken, als er und sein Kumpel den riesigen, ungestümen Eber entdecken, bevor man zur Familie zurückkehrt, die dem Eber zum Opfer fallen. Diese Änderung des Fokus zieht sich durch den gesamten Film und behindert das Tempo von "Boar" wirklich. Die erste Hälfte baut langsam die Spannung und die Anzahl der Opfer auf und hält gerade in jenem Moment an, als sie ihren Höhepunkt erreicht, bevor sie plötzlich wieder ganz von vorne beginnt. Diese narrative Wahl entzieht "Boar" ganz derbe seinen Spaßfaktor und lässt den relativ kurzen Film aufgebläht und sogar überlang wirken.

Ein anderes Thema ist das Casting. Nun ist John Jarratt wahrscheinlich ein sehr liebenswürdiger Mann (wenn man Horrorfilmfiguren so bezeichnen mag), aber für die Mehrheit der Zuschauer ist er als Mick bekannt. Mick ist eine Figur, die viele Einheimische und Touristen in den zwei "Wolf Creek"-Filmen und zuletzt in der gleichnamigen Serie verfolgt und gequält hat. Der Nebeneffekt ist, dass für viele Jarratt und dessen Charakter Mick untrennbar miteinander verbunden sind. Wenn man ihn in "Boar" als einen netten Aussie-Kerl sieht, der darauf bedacht ist, umsichtig jeden zu retten, dann nimmt man ihm das - als Konsequenz daraus - nicht wirklich ab. Es mag nun unfair erscheinen, Jarratt so abzustempeln, aber er fühlte sich dennoch kritisch unterbesetzt an.

Positiv zu vermerken ist, dass nahezu jede Szene, die den titelgebenden Eber enthält, tatsächlich gut ist. Nicht überragend, aber gut. Leider passiert auch viel im Off, trotzdem wird mit Blut und einigen fiesen Szenen nicht gegeizt. Auch die Creature-Effects sind insgesamt ganz gut ausgeführt, auch wenn der praktische Teil einmal zu oft dem CGI-Anteil weichen musste. Dafür sind die Todesfälle teilweise so dumm, wie man es von dieser Art Film erwarten würden, und der Eber schafft es, seine Opfer auf verschiedene Art und Weise in die ewigen Jagdgründe zu schicken, was immerhin für Abwechslung sorgt. Auch wenn man sich dabei mehr als einmal fragen kann, wie so ein riesiges Vieh plötzlich und vor allem unbemerkt(!) hinter einem stehen kann. So etwas kennt man vor allem aus der Asylum-Schmiede, hier wirkt es mehr als einmal falsch.

Kurz und gut: "Boar" hat eine unzusammenhängende und damit viel zu zähe Geschichte und ist ein zudem wenig fehlbesetzt. Es ist auch schade, dass der Film unter dem reichlich dummen Dialog leidet. Zu oft fühlt sich das Publikum in vakanten Konversationen wieder, die keinen Platz im Film haben und das zieht den Film herunter. Die Gore-Elemente passen, sind aber zu wenig innovativ oder gar spannend. Wenn man ganze Sätze von Protagonisten vorausahnen kann, dann sagt das wohl alles über den Spannungslevel. Bei allem Mut für ein Wildschwein-Creature-Feature kann es somit leider keinen Ruhm für Chris Suns vierten Einsatz auf dem Regiestuhl geben.

5/10

Von METEOR|Film kommt der Film ungeschnitten im "3-Disc Limited Collector's Edition" Mediabook. 


Quellen
Inhaltsangabe: Meteor Film

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen