https://www.imdb.com/title/tt0472062/
Für den Kongressabgeordneten
Charlie Wilson (Tom Hanks) gehören Party
und Politik untrennbar zusammen. In Las Vegas feiert er mit
Stripperinnen und Kokain, während zuhause in seinem Büro nur Angestellte
arbeiten, die über Idealmaße verfügen - "Charlie‘s Angels" eben.
Politisch setzt sich Wilson für eine Unterstützung der Afghanen ein, die
gerade im Krieg mit der Sowjetunion liegen. Der Texaner sitzt in einem
Komitee, das zwischen der CIA und den Regierungsinstitutionen
vermittelt. Dazu hat er die Hilfe einer Freundin in der Hinterhand.
Joanne Herring (Julia Roberts) hasst nicht nur Kommunisten, sie ist auch
eine der reichsten Frauen des Landes und verfügt über entsprechenden
Einfluss. Wilson arbeitet sich in die Materie ein und will die Afghanen
unterstützen. Er steigert das Budget für geheime Aktionen von fünf
Millionen Dollar nach und nach immer weiter an, bis die Mudschahedin gut
ausgerüstet einen sowjetischen Hubschrauber nach dem anderen vom Himmel
holen. Im Hintergrund zieht der erfahrene FBI-Agent Gust Avrakotos
(Philip Seymour Hoffman) die Fäden...
"Der Krieg des Charlie Wilson" ist jedoch sicher kein tiefgründiges
Charakter-Drama, dass dem Zuschauer den Menschen Charlie Wilson Facette für
Facetten offenbart und einen Einblick in die Tiefen seiner Seele
erlaubt. Mike Nichols inszeniert hier vielmehr eine der treffsichersten
Polit-Satiren der letzten Jahre und kann dabei vor allem bei den
großartigen Dialogen aus den Vollen schöpfen. Sicher, das Thema ist
ernst, vor allem aus heutiger Sicht und in Verbindung mit den immer noch
anhaltenden Folgen, aber die Inszenierung verknüpft die unbestreitbare
Ernsthaftigkeit so gekonnt mit einem zynischen Augenzwinkern, dass sich
der Film nie an einen Punkt begibt, an dem der Humor zu kurz kommt. Wir
begleiten Charlie Wilson auf seinem Weg, die afghanischen
Freiheitskämpfer (heutige Taliban) zu unterstützen und das
Finanzierungsbudget an allen Ecken und Enden unbemerkt aufzustocken.
Dabei verkommt "Der Krieg des Charlie Wilson" aber zu keiner Sekunde zu
einer trockenen Abarbeitung, die sich um staubige Fakten klammert und
dem Zuschauer langsam den Schlaf in die Augen treibt, denn dafür ist die
Erzählweise Nichols' einfach viel zu kurzweilig, ironisch, elegant und
auch zu intelligent.
Das Drehbuch basiert auf der gleichnamigen Biographie von George
Crile ("Charlie Wilson's War") und die einprägende Darstellung von Tom Hanks skizziert
Wilson's Patriotismus und unanständigen Lebenswandel. Für den echten
Wilson war das kein Gegensatz. Trotz allem war er ein Mann mit
Prinzipien.
Über die Folgen des Afghanistankrieges will sich der Film nicht
auslassen. Das würde auch zu weit führen. Das
Großartige an diesem Film ist, dass er sich nicht in rückwärtsgewandter
Besserwisserei ergeht. Denn heute wissen wir, dass die Form der
Kriegsführung, die die Mudschahedin gegen die Russen entwickelt haben,
sich heute gegen den Westen richtet, vor allem in Afghanistan und im
Irak. Der Perfektionismus dieses Films
ist fast schon erschreckend. Allein schon wegen des äußerst
unterhaltsam behandelten politischen Themas und der geschliffenen
Dialoge von Aaron
Sorkin dürfte jedem von der ersten Minuten an klar sein, dass man hier
einen tatsächlich wohl durchdachten Film zu sehen bekommt. Fühlte sich
der Klappentext eher trocken und wenig ansprechend an, so bekommt man
anstelle eines stoisch abgearbeiteten Themas einen höchst erfrischenden
Film zu sehen. Es ist ein kluger Schachzug gewesen, diesen Auszug eines
Gesamtkontextes der Vergangenheit in eine Satire zu verpacken.
Mit Satire ist man ja bekanntermaßen so gut wie Vogelfrei.
Manch einer mag eine Satire vielleicht nicht als den richtigen
Erzählstil empfinden. So ein nachhaltiges Ereignis sollte man ggf.
ernsthafter adaptieren. Aber es passt hier so wunderbar. Die Aussage "These things happened. They were glorious and they changed the
world... and then we fucked up the end game." (Charlie Wilson) bezieht
sich auf die nach dem Krieg ausbleibende finanzielle Hilfe der USA zum
Wiederaufbau Afghanistans. Damit sollte jeder, der sich für die Hintergründe des politischen Lebens
interessiert, diesen Film mindestens einmal gesehen haben. Und
wird bei jeder Sichtung neue aberwitzige Details entdecken,
wie Politik funktionieren außerdem kann.
8,5/10
Mit Satire ist man ja bekanntermaßen so gut wie Vogelfrei.
Manch einer mag eine Satire vielleicht nicht als den richtigen Erzählstil empfinden. So ein nachhaltiges Ereignis sollte man ggf. ernsthafter adaptieren. Aber es passt hier so wunderbar. Die Aussage "These things happened. They were glorious and they changed the world... and then we fucked up the end game." (Charlie Wilson) bezieht sich auf die nach dem Krieg ausbleibende finanzielle Hilfe der USA zum Wiederaufbau Afghanistans. Damit sollte jeder, der sich für die Hintergründe des politischen Lebens interessiert, diesen Film mindestens einmal gesehen haben. Und wird bei jeder Sichtung neue aberwitzige Details entdecken, wie Politik funktionieren außerdem kann.
8,5/10