Sonntag, 31. Juli 2016
13 Hours - The Secret Soldiers Of Benghazi (2016)
Bengasi im afrikanischen Libyen: 13 Stunden lang werden alle Beteiligten in Atem gehalten, als das abgesicherte Gelände eines US-Diplomatensitzes von libyschen Terror-Milizen angegriffen wird. Als besonders alarmierend empfinden die Wachleute die Tatsache, dass die Attacke am 11. September 2012 stattfindet, also auf den Tag genau elf Jahre nach den Terror-Anschlägen auf das World Trade Center in New York City und das Pentagon. In der direkten Nachbarschaft liegt ein geheimer CIA-Stützpunkt, dem kein Befehl erteilt wird, helfend einzugreifen. Doch der ehemalige Soldat Jack (John Krasinski) und seine Kollegen Tanto (Pablo Schreiber), Boon (David Denman), Rone (James Badge Dale), Glen (Toby Stephens) und Oz (Max Martini) wollen nicht tatenlos zusehen, wie die Botschaft überrannt wird, und sie entschließen sich zu einem 13-stündigen, unautorisierten Einsatz zur Rettung ihrer Landsleute.
Das Kriegsdrama basiert auf dem Buch "Thirteen Hours: The Inside Account Of What Really Happened In Benghazi" von Mitchell Zuckoff und handelt thematisch von dem Bengasi-Anschlag. Dieser war ein Attentat auf das US-amerikanische Konsulat im libyschen Bengasi am 11. September 2012, bei dem u. a. der US-amerikanische Botschafter J. Christopher Stevens ums Leben kam. Als Motiv für den Anschlag wird die Verärgerung über den Film "Innocence Of Muslims" ("Die Unschuld der Muslime") angenommen.
Hillary Clinton, die damalige US-amerikanische Außenministerin wurde nach dem Anschlag dafür kritisiert, dass er gelingen konnte und nicht durch stärkere Sicherheitsvorkehrungen verhindert wurde. Der Angriff in Bengasi dauerte etwa vier Stunden. Zu den vier Todesopfern gehört der Botschafter der Vereinigten Staaten J. Christopher Stevens. Einschätzungen des Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus Mike J. Rogers zufolge kann es sich bei dem Angriff auf das Konsulat in Bengasi um einen geplanten Terrorangriff und nicht um die spontane Äußerung von Wut und Hass gehandelt haben. Diese Einschätzung war heftig umstritten, wurde zum Gegenstand parteipolitischer Auseinandersetzungen und wurde durch Recherchen der New York Times Ende 2013 widerlegt. Hillary Clinton gestand bei ihrer Abschlussrede Fehler im Bürgerkrieg in Libyen ein und übernahm die Verantwortung für die Folgen des Anschlags. In den USA hat die "Bengasi-Affäre" innenpolitisch Brisanz.
Der Film startete zu Beginn der Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl 2016. Die Kritik an State Department und indirekt der damaligen Außenministerin Hillary Clinton für die zu geringen Sicherheitsvorkehrungen und das Ausbleiben von Verstärkung erfolgt beiläufig. Leider ist der Streifen weniger ein akkurater und auf diesen Begebenheiten beruhendes Werk, sondern vielmehr ein generischer Actionfilm. Auf die eingangs erwähnte politischen Hintergründe wird gar nicht eingegangen, eher stehen militärische Kampftaktiken der Spezialeinheiten im Vordergrund. Auch die Ursachen des Konflikts oder Vorgeschehnisse wie die Beteiligung der NATO durch einen Militäreinsatz mit Luftstreitkräften 2011 werden in keiner Silbe erwähnt. Die Brutalität der Kampfhandlung wird zeitgemäß naturalistisch inszeniert und beschönigt nicht. Die Motive der Angreifer bleiben unklar und sind auch für die Protagonisten nicht weiter von Belang. Im Stile eines Militär-Ego-Shooter werden die angreifenden Wellen anonymer Feinde abgewehrt.
Seit "Pearl Harbor" ist dabei eigentlich hinlänglich bekannt, dass man Michael Bay besser keinen Stoff von historischer Relevanz in die Hand drücken sollte. Aber es herrscht erstaunlich wenig Pathos in seinem Film, womit man aber nicht sagen kann, dass "13 Hours" gänzlich darauf verzichtet. Aber bei Bay hat man sich schon viel mehr und öfter fremdgeschämt. Der Fokus liegt auf den Kampfeinsätzen und den Feuergefechten, die meist ziemlich realistisch wirken und weitestgehend ohne übertriebene Slow-Mo-Shoutouts und heroische Posen auskommen. Optisch ist es mal wieder großartig, was der ausgemachte Krawallbruder dem Zuschauer anbietet: handwerklich top und super Kameraarbeit. Sobald mal etwas Ruhe einkehrt, offenbaren sich die üblichen Schwächen. Entweder labern die austauschbaren testosteronstrotzenden Kerle über ihre Pflichten oder eben über ihre Familien. Es ist ja auch ein eisernes Gesetz, dass wenigstens einer der Helden eine schwangere Frau zuhause haben muss. Geht nicht anders. Das sind eben so die Klischees, mit denen man klarkommen muss.
In erster Linie versteht sich also "13 Hours" als Actionfilm mit wahrem Kern, und dieses Gewand steht ihm auch recht gut. Für den Geschichtsunterricht taugt er wenig. Witzig nurt, dass selbst ein überzeugter und knallharter Patriot wie Bay die CIA-Agenten als ziemlich selbstherrliche und arroganter Arschlöcher darstellt. Diese "Firma" kommt wirklich selten gut weg in Hollywood. Vielleicht nicht ganz zu unrecht.
7,5/10
Auch als exklusives limitiertes Steelbook bei Mediamarkt erhältlich:
Quellen:
Inhaltsangabe: Paramount Pictures
Samstag, 30. Juli 2016
London Has Fallen (2016)
Der britische Premierminister ist unter mysteriösen Umständen gestorben. Zu seiner Beerdigung sind alle führenden Staatsoberhäupter der westlichen Welt eingeladen. Natürlich nimmt auch der US-Präsident Benjamin Asher (Aaron Eckhart) an der Trauerfeier teil. Begleitet wird er von seinem treuen Leibwächter, dem Secret-Service-Agenten Mike Banning (Gerard Butler). Bannings Schutz ist dringend nötig, denn skrupellose Terroristen unter Führung von Aamir Barkawi (Alon Aboutboul) und dessen Sohn Kamran (Waleed Zuaiter) wollen die Zusammenkunft in London nutzen, um sich der anwesenden Politiker zu entledigen und die westliche Welt ins Chaos zu stürzen. Fünf Staatsmänner sterben bei koordinierten Attentaten, Asher soll folgen. Der Präsident und sein Leibwächter tauchen ab – aber wohin sollen sie flüchten, wenn die Terroristen an jeder Ecke zuschlagen können? Unterdessen versucht US-Vizepräident Allan Trumbull (Morgan Freeman), mit Barkawi zu verhandeln. Der Terrorchef verfolgt einen Plan, der Metropolen auf der ganzen Welt bedroht...
"London Has Fallen", das Sequel zu "Olympus Has Fallen", bietet dieselbe 80er-Klon-Action-Kost wie sein Vorgänger: getunkt in Klischées, garniert mit flockigen One-Linern und übergossen mit literweise Patriotismus-Kitsch. Wer erwartet, dass sich Regisseur Babak Najafi mit politischen Statements zum Fenster heraus lehnt, ist naiver als alle Brexit-Befürworter. London muss fallen und zwar mit mächtig viel Kabumm.
Aaron Eckhardt macht zum zweiten Mal einen auf Action-Präsident und sein vermeintlicher Bodyguard lässt Jack Bauer wie einen Kindergartenlehrer aussehen. Banning nagelt den eindimensionalen Bösewichten schon mal zum "Spass" mit einem Messer die Hand auf den Rücken. Empathielos und asozial streckt er zügellos alles nieder was auch nur halbwegs nach Morgenland schmeckt. "London Has Fallen" hat somit Best-Worst-Niveau, denn nicht nur schauspielerisch ist der Streifen reine Standardkost. So druck- und gewaltvoll die Action, so mies zum Teil die Special Effects. Manchmal beschleicht einen sogar das Gefühl von ungewollter Asylum-Magie. Die Chemie zwischen Butler/Eckhardt stimmt aber auch dieses Mal, aber die ewige gegenseitige Lobhudelei ist in manchen Szenen einfach zu viel des Guten.
Der Streifen ist ein zum Kopfschütteln lächerliches Vergnügen, hauptsächlich, weil die Action dermassen übertrieben und politisch unkorrekt inszeniert wurde, dass der Streifen einfach über die ganze Laufzeit von knapp 100 Minuten Spass macht. Kompromisslos wird alles und jeder über den Haufen geknallt. Unaufhaltsam bahnt sich das Präsident/Bodyguard-Gespann seinen Weg durch die verwahrloste Londoner innenstadt mit einem Body Count jenseits von Gut und Böse. Satte 176 Tote werden dem Zuschauer präsentiert. Dem Internet sei Dank haben sich ein paar Nerds sogar die Mühe gemacht, jeden einzelnen Kill aufzulisten, sortiert nach "Victims Name", "Killers Name" und "Cause".
"London Has Fallen" hat wirklich null Anspruch und ist ein 100%iger Propaganda-Film. Die Engländer sind natürlich unfähig zu bemerken, dass ihre Hauptstadt seit Jahren von einem gigantischen Terroristen-Netzt unterwandert ist, ja sogar die königliche Hofgarde ist von zig Attentätern infiltriert. Aber zum Glück gibt es die amerikanischen Elite, die es mal wieder richten muss, will, kann, darf. Anspruchslose, dumme Unterhaltung - im besten Sinne. Fast-Food-Action für niedrigste Ansprüche. So plump, so dumm, so schön. Ein richtiges Guilty-Pleasure. Da freut man sich auf einen etwaigen dritten Teil.
7/10
Donnerstag, 28. Juli 2016
City Of Ember - City Of Ember: Flucht aus der Dunkelheit (2008)
Die Zukunft ist düster. Forscher sehen nur noch eine Möglichkeit, die das Überleben der Menschheit garantieren könnte: Die Erschaffung einer unterirdischen Stadt namens Ember. Dieser Ort soll, so der Plan, über zweihundert Jahre sicher isolieren. Dann wird sich eine verschlossene Metallschatulle öffnen und den Bewohnern den Weg zurück an die Oberfläche eröffnen, wie auch immer diese dann aussehen mag. Doch das Relikt geht verloren, so wie verschiedenste Teile moderner Technik. Die Ausfälle des überlebenswichtigen Generators im „Herzen" Embers mehren sich - und damit die Gefahr immerwährender Dunkelheit. Der junge Doon (Harry Treadaway) meint zu wissen, wie der Generator repariert werden könnte. Er und Lina (Saoirse Ronan), die als Nachfahrin eines Bürgermeisters unwissentlich in den Besitz einer gewissen Schatulle gelangt ist, versuchen alles, um die drohende Katastrophe abzuwenden...
Ästhetisch äußerst eindrucksvoll, irgendwo zwischen Terry Gilliams "Brazil" und Jean-Pierre Juneuts "Die Stadt der verlorenen Kinder", nur in einer wesentlich friedlicheren Variante, in der die skurillen Abgründe der Vorbilder zugunsten von Sepia- und stringenteren Erzähltönen ausgetauscht wurden, ist "City of Ember" vielleicht gerade für diejenigen von Interesse, die seit Jahren den Tod der Kulisse beweinen und den Aufstieg von CGI, die der Film bis auf wenige Ausnahmen komplett zurückfährt, lauthals als Untergang desselben verkünden.
Es ist ein nettes Abenteuer mit einem tollen Setting und grandiosen Kulissen, die einen mit ihrer Stimmung gefangen nehmen können. Dazu kommt ein Cast, der neben der Hauptdarstellerin Saoirse Ronan großartig bis in die kleinesten Nebenrollen mit Bill Murray, Tim Robbins und Martin Landau aufwarten kann. Schade nur, dass sich der Film so ernst nimmt. Ein wenig Humor hätte nicht geschadet.
Dennoch ist Regisseur Gil Kenans "City Of Ember" ein insgesamt schöner Fantasy- und Abenteuer-Familienfilm mit einem für dieses Genre etwas seltsamen Dystopie-Thema, der zunächst vielleicht etwas sehr düster erscheint. Allerdings bringt unter anderem Bill Murrays Figur des Bürgermeisters und schließlich auch die hoffnungsvolle Erlösung am Ende des Plots das ganze Werk auch wieder auf ein kindgerechtes Niveau zurück. Dennoch sollte der Film vielleicht nicht die erste Wahl für ganz junge Zuschauer sein. Er ist recht aufwendig und sehr liebevoll, mit vielen Details und viel handwerklichem Können inszeniert worden, bietet einen spannenden Plot und ist selbst für älteres Publikum rasant genug.
7/10
Mittwoch, 27. Juli 2016
Videodrome (Unrated Director's Cut) (1983)
Der Kabelsender-Betreiber Max Renn (James Woods) stößt bei seiner immerwährenden Suche nach gewalttätigen und pornografischen Sendungen auf den Piratensender "Videodrome", der entsprechend explizites Material ausstrahlt. Max' Mitarbeiter Harlan (Peter Dvorsky) findet heraus, wo "Videodrome" produziert wird. Das Programm des Senders fasziniert Max so stark, dass er mit den Leuten dahinter unbedingt Kontakt aufnehmen will. Dabei hilft ihm seine Bekannte Masha (Lynne Gorman), die ihm aber explizit davon abrät, tiefer in die Materie einzusteigen. Denn hinter dem Projekt "Videodrome" steckt viel mehr, als Max auch nur ahnt. Er lässt sich von den Warnungen aber nicht abhalten, seine Nachforschungen voranzutreiben. Dadurch gerät Max immer tiefer in den Einflussbereich einer Macht, die seine Wahrnehmung und seine Identität unwiederbringlich verändert.
Wieder einmal dreht David Cronenberg einen Film über Eskapismus, diesmal in Form des Fernesehns, als Flucht aus der Realität die unweigerlich in der Selbstzerstörung endet. Sein "Videodrome" ist seiner Zeit inhaltlich beängstigend weit voraus und ist ein Blick in eine Zukunft, welche heute wohl näher ist als je zuvor. Denn zum einen weist "Videodrome" hier bissige satirische Züge vor: der Mensch als Endabnehmer einer endlosen, und vor allem undurchsichtigen Produktionskette, als blinder Wiederkäuer. Wie der, auf Neudeutsch so schön als "Content" bezeichnete Inhalt entsteht ist hinter einem dunklen Vorhang verborgen – wir, die Abnehmer, sehen nur das fertige Endprodukt auf unseren Bildschirmen und wollen auch nur das. Und bitte immer extremer. Und bitte immer mehr. TV und Medien sind überall, die Menschen süchtig danach. Unterhaltungs-Shows werden immer hirnloser, skandal-/zeigefreudiger und drastischer. Pay-TV ist gang und gäbe. Und je dubioser und abgedrehter, desto besser, je näher die Illusion an der Realität ist, umso mehr beißen wir an. Folgen blind und wollen uns hinein flüchten, weil es sich so schön von unserem 'langweiligen' Leben unterscheidet.
Doch Cronenberg nutzt diese Betrachtung des medialen Konsumverhaltens, welche hier angenehmerweise aus zwei Seiten beleuchtet wird, da der Protagonist Max sowohl Produzent als auch Konsument zugleich ist, nur als Fundament für eine weitere, nochmals wesentlich spannendere Ebene: Was, wenn die Illusion zu unserer Realität wird? Wenn die Grenzen verschwimmen? Wenn wir unser Umfeld ausblenden und Eskapismus mehr Gewicht als die Wahrnehmung der echten Welt bekommt? "Videodrome" ist ein interpretativ kaum zu packender Koloss von Film. Ein organisches Monstrum vollgesogen mit der Anziehungskraft der Widerwärtig und Irrsinnigkeit.
Cronenberg läd den Zuschauer dennoch dazu ein, jedes Bild zu hinterfragen und somit auch den Film und seinen Sinn und Zweck zu erfassen; er läd den Zuschauer dazu ein, kritisch zu sein, selbstständig Nachzudenken. Aber man kann den Streifen nicht so eindeutig verstehen, weil er kaum oder keine Antworten gibt und daher auch nicht verstanden werden möchte. Die Handlung ist trotz des fragwürdigen Sinnes dahinter, getragen von echtem Bodyhorror und Psychoterror, extrem spannend. Die handgemachten Effekte sind Cronenberg-typisch und sogar aus heutiger Sicht genial; geradezu zeitlos. Diese sind hier so drastisch, das man eine Indizierung sogar verstehen kann. Die harsche Medienkritik wird wohl auch einen großen Teil zu dieser beigetragen haben. "Videodrome" ist ein Film, der weit weg von gängigen narrativen Mitteln den Wahnsinn eines Mannes und eines Systems präzise einfängt, ein Film der bis heute aktuell ist, ein Film als Warnung. Ja, "Videodrome" ist ein wahres Scheusal von Film und vielleicht deswegen auch so verdammt faszinierned.
7,5/10
Von KOCH Films erschien der Film im limitierten (und indizierten) Mediabook. Dieses beinhaltet die Kinofassung und den "Unrated Director's Cut" des Films.
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
Montag, 25. Juli 2016
Jaws: The Revenge - Der weiße Hai IV: Die Abrechnung (1987)
Die Witwe Ellen Brody (Lorraine Gary) geht nach der Zerfleischung ihres jüngsten Sohnes durch einen weißen Hai schwer davon aus, dass es das Ungeheuer auch auf den Rest der Familie abgesehen hat. Um nicht mehr an den schweren Unfall denken zu müssen, fliegt sie mit ihrem anderen Sohn Michael (Lance Guest) auf die Bahamas. Doch der Hai folgt ihr und startet einen Angriff auf Michel und dessen Tochter. Schlussendlich kommt es zum Showdown auf hoher See...
"Wenn du glaubst, es geht nichts mehr kommt von irgendwo ein vierter Teil her..." Was ist nur aus einem meiner Lieblings-Filmmonster geworden? Nach unzähligen Angriffen gegenüber seiner Vorfahren, sieht ein ganz bestimmter Weißer Hai rot und verfolgt (aus Racheglüsten, anders ist es kaum zu erklären) sein potientielles Opfer über 3000 km von winterlichen Gefilden New Yorks (Unsinn!) ins beschauliche, warme Bahamas (noch größerer Unsinn!). Das Ellen Brodys (Lorraine Gary) (die vielleicht bald letzte Überlebende Ihrer Sippe) Gehirnaktivitäten in der Zwischenzeit nicht zum Besten stehen, deutet sich in mehrfachen paranoiden Wahnvorstellungen immer dann an, sobald Sie dem 'gefährlichen' Wasser nahe ist und den aktuellen Angriff des auf Nahrungssuche schwimmenden Raubfisches gedanklich miterlebt.
Nach quälend langweiligen Minuten und unzähligen verblassten Erinnerungen später (bei denen nicht einmal klar ist woher diese Erinnerungen jetzt kommen) kommt es zum Showdown. Es ist ein filmischer Höhepunkt mit einem völlig unmotivierten Meeresbewohner, welcher seine Beute gleich mit einem ganzen Happen verschluckt. Sinnbildlich verkörpern die letzten dramatisch quälenden Minuten ein Haufen Inselbewohner, die unkoordiniert nichts besseres zu tun haben außer einen großen weißen Hai hinterher zu jagen. Aber wer jagt hier eigentlich wen? Versucht sich Regisseur Joseph Sargent vor allem im Schlussakt seinem großen Vorbild dem grandiosen Erstlingswerk zu nähern, hapert es hier nicht nur in der Inszenierung. Dieser fehlt es deutlich an so etwas wie Dynamik, Spannung oder Überraschung und weil das ja nicht genügt, geht der Rest an Logik auch gleich noch flöten. Die schönen Naturstrände der Bahamas lenken nicht davon ab, das der vierte Aufguss der "Der weiße Hai"-Reihe ein wirklich komplett inkompetenter Blödsinn ist.
2/10
Von UNIVERSAL PICTURES erschien der Film auch im limitierten Mediabook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
Poster/Artwork: Universal Pictures
Sonntag, 24. Juli 2016
Pet Sematary - Friedhof der Kuscheltiere (1989)
Louis Creed (Dale Midkiff) zieht mit seiner Frau (Denise Crosby) und seinen Kindern in ein neues Haus. Sein Nachbar Jud Crandall (Fred Gwynne) zeigt ihnen in der Nähe einen abgelegenen Tierfriedhof, der ein düsteres Geheimnis birgt. Als die Katze der Familie auf der Straße überfahren wird, begräbt Louis das Tier an dem sagenumwobenen Ort, der indianischen Ursprungs sein soll. Der ebenfalls anwesende Jud erzählt Louis, dass die Legende von einem Fluch berichtet, der auf der Erde lastet. Einen Tag später kehrt die Katze quicklebendig zurück, doch ihr Wesen hat sich auf beunruhigendes Weise verändert. Das Schicksal will es, dass wenig später Gage (Miko Hughes), der jüngste Sohn der Creeds, ebenfalls bei einem Autounfall ums Leben kommt. Jetzt muss sich Louis überlegen, ob er die Kräfte des Indianischen Ortes nutzen soll.
Vorweg: diesen grausamen (im Sinne von extrem gruseligen) Film habe ich im zarten Alter von dreizehen heimlich gesehen. Die Eltern waren aus dem Haus und was macht man? Richtig: man setzt sich vor die Glotze und schaut Filme, die man eigentlich nicht sehen darf. "Pet Sematary" ist ein perfektes Beispiel dafür, warum es eine FSK-Freigabe gibt. Ich habe mich nach diesem Film (vor allem gegen Ende) so dermaßen gegruselt, dass ich damals kaum einschlafen konnte und mich noch heute auf diese Nächte des angstvollen Wachliegens zurückbesinne. Heute betrachtet man den Streifen sicher aus einem anderen Blickwinkel und viele andere finden das alles sicherlich gar nicht mehr so gruselig. Und doch kann der Film heute noch ängstigen. Er ist gut gealtert, will heißen: auch heute noch überzeugt die Geschichte, die auf einer Romanvorlage von Stephen King, der übrigens auch in einer klitzekleinen Nebenerolle im Film auftritt, basiert.
Der Spannungsaufbau ist dabei typisch für Horrorfilme der Achtziger Jahre. Anfangs einleitend, erklärend, warum dies und warum nicht so, eine schwelende Gefahr hier in Form einer Schnellstraße und ein mystischer Ort, der die Toten - und dabei anfänglich nur Haustiere - ins Leben zurückholen kann. Und dass das nicht gut sein kann und die Wiederkehrenden natürlich verändert und absolut bösartig zurückommen, dürfte klar sein. Es kommen teilweise sehr verstörende alptraumhafte Rückblenden und Traumsequenzen vor die sich ins Gedächtnis brennen. Schon allein die Anfangssequenz des Films in der die Kamera langsam über den Tierfriedhof wandert untermalt mit wahrhaft gruseliger Musik verbreitet bereits eine richtig morbide und depressive Faszination, und auch das Ende ist sehr radikal geraten mit der ein oder anderen recht heftigen Szene und der Konfrontation von Louis mit seinem Kind. Die sehr guten Schauspieler mit Dale Midkiff, Denise Crosby und nicht zuletzt Miko Hughes, der als Kinderdarsteller einen absolut grandiosen Job macht, sind es, die den Film so großartig machen. Sie überzeugen in ihren Rollen als gepeinigter Familienvater oder als hell lachendes und gleichzeitig bösartiges Kind, welches mit den Erwachsenen "nur spielen möchte". Lediglich das Ende des Streifens kommt im Vergleich zum Buch etwas zu schnell und beinahe lieblos daher. Das Buchende ist um ein vielfaches grausamer, gruseliger und verstörender, im Film hingegen wirkt es wie "noch schnell fertiggestellt". Hätte man das Ende mehr dem Buch angepasst, hätte man mit "Friedhof der Kuscheltiere" die wohl beste King-Verfilmung aller Zeiten geschaffen.
8/10
Von Eightyfour Entertainment kommt der Film auch im limitierten Mediabook.
Samstag, 23. Juli 2016
Click - Klick (2006)
Um es im Beruf nach oben zu schaffen, arbeitet sich der Architekt Michael Newman (Adam Sandler) die Finger wund. Seinem Chef John Ammer (David Hasselhoff) kommt das sehr gelegen. Er steigert mit Newmans Hilfe den eigenen Profit, ohne seinen Mitarbeiter dafür zu belohnen. Michaels Familienleben leidet unter der permanenten Arbeitsbelastung. Seine Frau Donna (Kate Beckinsale) sowie die Kinder Ben (Joseph Castanon) und Samantha (Tatum McCann) sind nur noch genervt, weil sich Micheal nicht mehr um sie kümmert. Als der Architekt vor lauter Stress nicht einmal mehr in der Lage ist, die Fernbedienungen in seinem Wohnzimmer auseinanderzuhalten, will er sich eine Universalbedienung zulegen. In einem seltsam anmutenden Geschäft überreicht ihm der mysteriöse Morty (Christopher Walken) das passende Gerät, das er laut Verkäufer aber nicht zurückgeben kann. Schnell stellt Michael fest, dass er mit der Universalfernbedienung auch sein Leben in gewünschte Bahnen lenken kann. So lassen sich beispielsweise lästige Situationen einfach vorspulen beziehungsweise überspringen. Davon ist er so begeistert, dass er sein neues Gerät intensiv einsetzt. Das aber hat Folgen, die für einige Probleme sorgen...
Adam Sandler. Einige seiner (frühen) Filme, wie "Eine Hochzeit zum verlieben" oder "Happy Gilmore", sind durchaus unterhaltsam, aber "Klick" gehört nicht wirklich dazu. Einige betrachten "Click" als einen seiner besten Filme und wenn dies tatsächlich der Maßstab ist, dann fragt man sich, wie der Mann so weit kommen konnte. Der Gag mit der Fernbedienung wird, im Grunde ohne jede Variation oder Originalität, ständig wiederholt und die trostlose Story ist schon Dutzende Male besser verfilmt worden. Dazu ist die Geschichte gerade im Mittelteil kühl und distanziert, fast schon grausam, was das zuckersüße Ende noch aufgesetzter und unglaubwürdiger macht. Dazu kommt noch die völlige Vorhersehbarkeit (inklusive Start des fiktionalen Teils, wo man quasi mit der Nase reingedrückt wird) und die typischen infantilen Pipi-Kacka-Gags von Sandler. Obwohl er eigentlich ein ganz passabler Schauspieler ist, wäre ihm zu wünschen, dass er irgendwann wirklich Erwachsenen wird und entsprechende Filme macht. Einzige Lichtblicke sind Kate Beckinsale, von der man sich fragt warum zur Hölle sie hier überhaupt mitgespielt hat und Christopher Walken, der weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt.
4/10
Snatch - Snatch: Schweine und Diamanten (2000)
Franky Four Fingers (Benicio del Toro) soll im Auftrag seines amerikanischen Bosses Avi (Dennis Farina) einen riesigen Diamanten in Antwerpen stehlen. Nach getaner Arbeit legt Franky einen Zwischenstopp in London ein, um kleinere Diamanten bei bestimmten Leuten abzuliefern. Dort wird er jedoch bereits von der Russenmafia erwartet, die es auf den teuren Edelstein abgesehen haben. In einem kleinen Wettbüro kommt es zur blutigen Konfrontation. Zur gleichen Zeit wird vom unerfahrenen Boxpromoter Turkish (Jason Statham) und seinem Geschäftspartner Tommy (Stephen Graham) ein Boxkampf für den berüchtigten Gangsterboss Brick Top (Alan Ford) organisiert. Doch der von ihm geforderte Kämpfer wird durch eine Hinterhofschlägerei mit ein paar zwielichtigen Iren von "One Punch" Mickey (Brad Pitt) krankenhausreif geschlagen. Um Top ein wenig zu besänftigen heuert Tommy kurzerhand einfach Mickey an, der jedoch sein eigenes Spiel spielt. Es beginnt ein Chaos aus Betrug, Blufferei und dubiosen Deals...
"Willkommen bei Turkish Airlines, wohin darfs gehen?" - "London." - "London?" - "London. Fish and Chips, Tee mit Milch, beschissenes Essen, Pisswetter, Scheiß Mary Poppins, paradiesische Strände, Möchtegernjuden, Zigeuner-Kauderwelsch, Hunis, falsche Hasen, Nemesis, London!"
Manche mögen sagen, Guy Ritchie wäre ihnen zu banal, seine Filme, so auch sein zweites Werk "Snatch", seien im Grunde nur mit machohaften, halbekleideten Prügelhelden angereicherte Plattitüden, schicke Hipsterfilme, feucht vom spritzenden Zeitlupenschweiß. Die übliche Ritchie - Taktik, wie in einem Musikclipvideo, ständige Schnitte und Kamerawechsel um hiermit eine künstliche Dynamik zu erzeugen, die letztlich der Handlung etwas abgeht - insbesondere bei den Fights aber auch in anderen Sequenzen.
Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden oder einfacher gesagt: der Film soll einfach möglichst cool sein und mehr nicht. Das ist er aber auch. Aber sowas von. Juden, die Diamanten stehlen, Russen, die mit Waffen handeln, Zigeuner, die Wohnwagen verkaufen und Schwarze, die mit Quietschestimmchen Dialoge führen wie "Was is das, Alter?" - "Das is ein Hund, Mann!" Guy Ritchie's "Snatch - Schweine und Diamanten" vereint auf solch unschuldig liebevolle Art Klischees unterschiedlicher Religionen, Ethnizitäten etc. in verstrickten Episoden, dass das gesamte Personengefüge wie eine große kunterbunte Familie auftritt. Und wie Familien so sind, liegt mitunter mal einer ohne Hand da oder erschossen am Boden. "Snatch" überzeugt durch seine kindliche Unbekümmertheit. Es soll etwas Nettes gezeigt werden und wenn hier und da ein kurzes Schnittfeuerwerk, eine schiefe Kamera, eine Zeitlupe, eine hin und her wandernde Split-Screen-Einstellung, ein poppiges Insert oder ein Logikbruch dazu beiträgt oder beitragen könnte, so ist sich Guy Ritchie dafür nicht zu schade.
Mit "Bube Dame König grAS" begann sein
Siegeszug im Sektor des Wohlfühl-Gangsterfilms und mit "Snatch" - nun ja
- endete er auch schon wieder. Aber Wurst, es wäre ja um jenen trüben
Abend schade, der ohne diesen Film nicht gerettet gewesen wäre. So
dürfen hier der bis zur Unverständlichkeit nuschelnde Brad Pitt, der zähnefletschende Alan Ford und
der sprücheklopfende Jason Statham eine witzige Wendung nach der
anderen herbeiführen. Die Charaktere sind von jetzt auf gleich sympathisch - Stephen
Graham gibt zum Beispiel den herrlich tollpatschigen Möchtegern-Gangster
Tommy, der aber auch schon mal eine Zauber-Blume mitbringt, weil er
nett sein möchte. Benicio del Toro erzeugt mit wenigen Worten viel
Präsenz. Und Dennis Farina inklusive Schnurrbart hat sowieso eine
sympathische Aura um sich herum. Letztendlich fehlt der Gangster-Komödie
das eine Einmalige, das Überwältigende, der "tödlichste Witz der Welt",
um den Status eines Meisterwerks zu erhalten. Das hat sich hier
aber auch keiner vorgenommen.
"Snatch" ist
einfach so unterhaltsam, saukomisch, die unrealistisch überzeichneten Charaktere
und Szenen, mit all ihren ständigen Freeze Frame und (etwas zu oft
eingesetzten) schnell-langsam-schnell Bild-Einstellungen machen einfach
auch viel Spaß und die Figuren bieten grandiosen Unterhaltungswert und einen
hohen Identifikationsfaktor.
8,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Columbia Pictures / Sony
Freitag, 22. Juli 2016
Paura Nella Città Dei Morti Viventi - City Of The Living Dead - Ein Zombie hing am Glockenseil (1980)
In dem kleinen Städtchen Dunwich gehen merkwürdige Dinge vor, nachdem ein Pfarrer auf dem örtlichen Friedhof Selbstmord begangen hat: Mary (Catriona MacColl), in Medium, das während einer spirituellen Sitzung den Tot des Mannes beobachtet hatte, stirbt – nur um kurze Zeit später wieder lebendig von Peter Bell (Christopher George), einem Reporter, gefunden zu werden. Die Leiterin des Zirkels vermutet hinter den Ereignissen die Erfüllung einer uralten Prophezeiung. Und sie scheint Recht zu behalten, denn es sterben bald weitere Menschen… Emely (Antonella Interlenghi), die ihren Freund Bob (Giovanni Lombardo Radice) in Dunwich besucht, wird von dem toten Priester getötet und versucht kurze Zeit später, auch ihren kleinen Bruder Johnny (Luca Venantini) zu sich zu holen. Der kann jedoch entkommen und berichtet entsetzt seinen Eltern von den Geschehnissen. Währenddessen stellen Peter und die (wieder lebendige) Mary Nachforschungen an und erfahren von einem Priester, dass Dunwich auf den Trümmern der alten Hexenstadt Salem erbaut wurde...
"Ein Zombie hing am Glockenseil" ist ein klassischer Zombiefilm aus dem Jahr 1980 von Lucio Fulci, der unter Fans zum Kultfilm avancierte. Bereits in den ersten Minuten fällt auf, warum dieser Streifen ebenjenen Status verdient hat, denn von Anfang an baut er eine recht bedrohlich wirkende Atmosphäre auf. Diese wird vor allem durch die tollen Settings, das klasse Ambiente und dem tollen Soundtrackam Leben gehalten. Anfangs benötigt der Film eine kleine Weile bis er so richtig in Fahrt kommt, lange passiert nichts und das ist bei einer Lauflänge von knapp 93 Minuten eigentlich recht selten, denn dafür legt Regisseur Fulci ein sehr langsames Erzähltempo an den Tag, was gar nicht mal so unbedingt zu einem typischen Zombiefilm passt. Die Zombies wirken recht trashig und werden so auch in Szene gesetzt. Leider gibt es davon viel zu wenige, denn genau das sind die eigentlich kreativsten Szenen. Selbiges gilt auch für die Hintergrundstory, denn diese ist nur rudimentär für das pure Chaos, verursacht durch die Zombies, vorhanden. Die Charaktere werden - vermutlich aufgrund des langsamen Tempos zu wenig beleuchtet, so dass man mit den Protagonisten nur wenig mitfiebert. Oft ist es einem nahezu egal, was letztendlich mit ihnen passiert.
Das klingt nun alles sehr lahm, punkten kann "Ein Zombie hing am Glockenseil" jedoch durch sein nostalgisches Ambiente, seine genialen handgemachten Effekte und überhaupt mit seiner gruseligen Atmosphäre. Die Settings sehen toll aus und alles wirkt so schön nach 80ern. Am Ende bleibt ein Horrorfilm, der aus heutiger Sicht wahrscheinlich eher als Trashfilm zu betrachten ist, der sowohl vom Look als auch vom Handwerk her genau in diese Zeit passt und bei dem man schnell nachvollziehen kann, warum er zum Kultfilm nuancierte, auch wenn er diese heftige Wirkung heute kaum noch ausübt. Unterm Strich betrachtet handelt es sich bei "Ein Zombie hing am Glockenseil" in meinen Augen um einen soliden Zombiefilm, der seinen Fokus etwas abseits legt und ein paar Schwächen im Erzähltempo hat, aber ansonsten toll anzusehen ist und auch davon abgesehen durchweg unterhaltsam bleibt.
6,5/10
Von XT Video gibt es den Film in unzähligen Varianten im Mediabook. Hier Variante D, mit einer Blu-ray, die den Film ebenso restauriert und in HD enthält.
The Brothers Grimsby - Der Spion und sein Bruder (2016)
Vor 28 Jahren wurden die verwaisten Brüder Nobby (Sacha Baron Cohen) und Sebastian (Mark Strong) getrennt und von unterschiedlichen Familien adoptiert. Während Fußballfanatiker und Kneipengänger Nobby inzwischen ein gemütliches Dasein mit seiner Freundin (Rebel Wilson) und neun Kindern im Nordosten Englands führt, lebt Sebastian das aufregende Leben eines waschechten Top-Spions. Doch Nobby hat nie aufgehört, seinen kleinen Bruder zu vermissen, und macht sich auf die Suche nach ihm. Er findet ihn ausgerechnet in dem Moment, als Sebastian in der Bredouille steckt: Der Spion hat einen finsteren Plan aufgedeckt, der die gesamte Welt in Gefahr bringt, und gerät selbst in Verdacht, daran beteiligt zu sein. Sowohl vor den Bösen als auch den Guten auf der Flucht, ist das Letzte, was er gebrauchen kann, sein idiotischer Bruder Nobby. Doch dann stellt er fest, dass die Brüder eigentlich immer noch als ziemlich gutes Team funktionieren.
Es ist schon interessant, wie Sacha Baron Cohen es jedes Mal wieder schafft, sich in Ekel, Grauen, Würze und Abartigkeit noch zu steigern, Erwartungen zu unterlaufen, zu untermauern und einzureißen. Auch in "Der Spion und sein Bruder" werden hier die sogenannten Grenzen des gesellschaftsfähigen, aktzeptablen Humors gesprengt. Ach was, gesprengt. Es wird regelrecht auf sie geschissen.
Dennoch ist der Film in Summe letztlich sogar etwas zu brav geworden. Denkt man an früher Kracher wie "Borat", "Brüno" oder "Ali G" zurück, wo Menschen regelrecht vorgeführt worden, so merkt man deutlich: spätestens seit "The Dictator" andere Dinge in den Fokus gerückt. Cohen ist zwar auf der Oberfläche jemand, der sein Publikum total überfordert und dem das Sprengen von Grenzen kindlichen Spaß bereitet, eigentlich schlummert dahinter aber ein Intellektueller, der durchaus einen Standpunkt hat. Und so ist "The Brothers Grimsby" nicht nur albern-übertriebener Klamauk, sondern hat sogar eine echte Message - das ist einerseits so sympathisch wie es sich andererseits vollkommen deplatziert anfühlt. Vor allem nehmen diese Passagen stark das Tempo aus dem eh schon sehr knappen Film heraus, welches zu Anfang eine ganze Weile ungebrochen gehalten wurde. Das gibt es natürlich in anderen Streifen extrem oft, hier hätte der Verzicht darauf den Film noch ein Stück weiter nach vorne bringen können. Eines ist indess ganz klar: "The Brothers Grimsby" ist nicht jedermanns Sache. Aber defintiv sehenswert.
6,5/10
In eigener Sache: was die FSK bei der Vergabe des Siegels "ab 12" geritten hat wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Angesichts der Gewaltdarstellung und der noch überbordernden sexuellen Gags ist eine derartige Freigabe absolut fehl am Platz.
Der Film ist auch im Steelbook erhältlich:
Donnerstag, 21. Juli 2016
Candyman - Candymans Fluch (1992)
Helen Lyle (Virginia Madsen) ist eine Studentin in Chicago, die an einer Arbeit über urbane Legenden sitzt und bei ihren Nachforschungen auf die Geschichte vom Candyman (Tony Todd) stößt. Er war ein Afroamerikaner, der wegen seiner verbotenen Liebe zu einem weißen Mädchen von einer Gang auf brutale Weise hingerichtet wurde. Die Schergen sägten ihm eine Hand ab und übergossen ihn mit Honig, sodass hunderte Bienen ihn zu Tode stachen. Die Legende besagt, dass der Candyman zurückkehrt, wenn sein Name fünf Mal genannt wird. Helen glaubt der Geschichte kein Wort, bis sie selbst den Namen fünfmal ausgesprochen hat. Daraufhin beginnt eine Serie grausamer Morde. Jetzt muss sich die aufgeklärte Studentin dem Dämonen stellen, der in ihrem Umfeld auf brutale Weise sein Werk verrichtet. Dabei kann sie kaum auf Hilfe hoffen, denn niemand glaubt ihr die Geschichte vom Candyman.
Cabrini-Green Homes in Chicago sind Bezeichnungen, die den wenigsten Deutschen ein Begriff sein dürften, in Amerika hingegen als Synonym dafür steht wie Sozialwohnungen in Gegenden voller Armut und Arbeitslosigkeit, aufgrund ihres Charakters viele Menschen auf wenig Raum zu konzentrieren, zum Nährboden für Bandengewalt und Kriminalität werden lässt. Die Besonderheit ist es hierbei besonders das Chicago eigentlich wirtschaftlich gar nicht so arm ist (wie etwa Detroit) und sich die Cabrini-Green Gebäude inmitten der Stadt, meist nur wenige Meter von den wohlhabenderen Gebieten und nicht in ausgelagerten Ghettos befanden. Ironie hierbei ist es wohl dass der Weiße die Probleme des Schwarzen nur wahrnimmt, wenn diese wirklich in Sichtweite seiner Haustür geschehen und nicht irgendwo am anderen Ende der Stadt.
"Candyman" macht sich diese besonderen Umstände zu Nutze, lässt seine Heldin direkt in einem echten Komplex der Cabrini-Green Homes umherlaufen, spricht eine intensive Sprache zwischen den Gängen, in denen authentische Graffitis die urbane Geschichte des Bandenwesens erzählen. Voller analogischer Bilder erzählt der Film von Mythenerschaffungen der Sozialschwachen, der Projektion und letztendlichen Schuldabweisung eigener Missstände auf eine übergeordnete Figur. Ferner erzählt der Film davon, wie die schwarzen Probleme in die heile Welt der Weißen einbrechen, bis diese Teil des Mythos werden. Ironischerweise strauchelt der Film immer dann wenn er Zugeständnisse an das Slasher-Genre macht. Doch diese hätte der Film überhaupt nicht nötig, denn der Film lebt von vielen starken Bildern, die als Horror vollkommen ausgereicht hätten, als den Candyman zusätzlich in den schwächeren Momenten als Hakenschwingenden Bösewicht in Erscheinung treten zu lassen.
Das ist manchmal etwas unglücklich, schadet dem Film aber auch nicht wirklich. Es kann nur, gerade bei einer wiederholten Sichtung, ärgern. Aber die Bilder und die sehr stimmige Musik bringen einen schnell wieder zurück auf die eigentliche Spur der Geschichte. Trotz dieser inhaltlichen Sogkraft wirkt der Film leider manchmal auf narrativer Ebene unentschlossen. In seiner Ruhe lebt er zudem sehr stark von der Atmosphäre die man als Zuschauer auch zulassen muss. Zudem nagt der Zahn der Zeit an dem Film. In den 90ern wirkte das alles sicher noch um ein vielfaches gruseliger. Dennoch ist "Candyman" ein gelungener Genre-Beitrag, der vor allem an der Bildung von sogenannten urbanen Legenden interessiert ist und eine besondere Kraft aus seinem Setting der Sozialbauwohnungen bezieht. Leider wird der Film von vielen Filmkritikern oft vorschnell in die simple Slasher-Ecke geschoben, aber fairerweise muss man zugeben, dass der Film daran auch teils selber schuld ist.
7/10
Von TURBINE Medien kommt der Film im auf 500 Stück limitierten Mediabook uncut / unrated auf BD in HighDefintion und mit 4:3 Retro-Fassung auf DVD.
Mittwoch, 20. Juli 2016
[KINO] Star Trek: Beyond (2016)
Captain Kirk (Chris Pine) macht das Raumschiff Enterprise startklar, um mit seiner loyalen Crew einmal mehr fremde Planeten zu erforschen. Gleich für mehrere Jahre soll sie ihre neue Mission in die Weiten des Weltalls führen. Doch nicht alle außerirdischen Lebensformen, denen Kirk, sein Erster Offizier Spock (Zachary Quinto), Nyota Uhura (Zoe Saldana), Dr. Leonard McCoy (Karl Urban), Pavel Chekov (Anton Yelchin) und der gewitzte Chefingenieur Scotty (Simon Pegg) auf ihrer Reise begegnen, sind der Crew der Enterprise freundlich gesinnt. Nach einem Angriff feindlicher Aliens unter der Führung des finsteren Krall (Idris Elba) müssen Kirk und seine Besatzung der Enterprise auf einem fremden Planeten notlanden. Doch dort angekommen, stellt die Crew mit Schrecken fest, dass sie an diesem gefährlichen Ort ganz auf sich allein gestellt sind. Hilfe erhalten Kirk und Co. im Kampf gegen Krall von der Alien-Kriegerin Jaylah (Sofia Boutella)...
Die Reise in unendliche Weiten geht in die nächste Runde. Als J.J. Abrams 2009 das "Star Trek"-Franchise reanimierte, stand er vor einer schweren Aufgabe. Denn wie sollte er die alten Fans zufriedenstellen und gleichzeitig "Star Trek" etwas zeitgemäßer machen und darüber hinaus noch neue Fans gewinnen? Ganz einfach: er erschuf mit seinem 2009er "Star Trek" eine ganz neue Zeitlinie, die erst kürzlich offiziell als Kelvin-Timeline in die "Star Trek"-Geschichte einging. Für den dritten Teil dieser Zeitlinie übernahm nun Regisseur und Genre-Newcomer Justin Lin, der vielen sicher als Regisseur der "Fast & Furious"-Reboot-Reihe bekannt sein dürfte. Spätestens hier müssten einige die Luft anhalten, doch keine Sorge, zu einem reinen Action-Spektakel verkommt der Film nicht. Zwar imponiert das Sequel mit einigen recht wilden Actionsequenzen, entpuppt sich aber nicht als der im Trailer beworbene pure Actioner. Der Abrams-typische Einsatz von Lens-Flares erfolgt hier glücklicherweise nur noch rudimentär, doch sonst ist in diesem Filmuniversum auf den ersten Blick alles beim Alten geblieben. Mit einer sympathisch-heiteren Eröffnungsszene wirft Lin den Zuschauer direkt in ein adrenalinhaltiges Spektakel, in dem auch der Humor nicht zu kurz kommt – und Public Enemy schallt zusammen mit den Beastie Boys und Rihanna durchs All.
Für das alles sorgte auch Simon Pegg, der als Co-Writer zusammen mit dem aus dem US-amerikanischen TV bekannten Autoren Doug Jung das Drehbuch für "Star Trek Beyond" übernahm. Offensichtlich geizte Pegg nicht damit, seiner Rolle des Chefingenieurs Montgomery "Scotty" Scott noch mehr Spritzigkeit, Dramatik und Witz zu verpassen als in den beiden Vorgängern. Warum auch nicht? Auf eine seltsame Art und Weise passt es und ist dennoch irgendwie traditionell. Leider ist dieser Film auch der letzte Ausflug für den kürzlich und viel zu jung verstorbenen Anton Yelchin, der den sympathischen russischen Offizier Pavel Chekov spielt. Merkwürdig ist einzig und allein die Rolle des John Cho, welcher den Steuermann Hikaru Sulu spielt. Vermutlich wollte man seinem initialen Alter Ego, George Takei, welcher offen homosexuell lebt, etwas Respekt und Anerkennung zollen und ließ die Figur Hikaru Sulu kurzerhand auch im neuen Film offen schwul sein. Dass dies Takei gar nicht gefiel und - wie er selbst über Twitter und Facebook schreib - gegen Roddenberrys Vision verstieß (Roddenberry sprach sich Zeit seines Lebens für die Rechte Homosexueller aus, lies aber seine Figuren in Filmen und Serien bewusst heterosexuell), hatte man sich so sicher nicht gedacht. Sei es wie es wolle, allen kann man es eben auch nicht recht machen.
In "Star Tek Beyond" befindet sich die Crew um James T. Kirk (Chris Pine), Spock (Zachary Quinto), Leonard "Pille" McCoy (Karl Urban), Lieutenant Uhura (Zoe Saldana) und den zuvor genannten Sulu, Chekov und Scott im dritten Jahr einer Fünf-Jahres-Deep-Space-Mission. Nun erwartet die Enterprise ein vermeintlich geradliniger Auftrag: die Außerirdische Kalara (Lydia Wilson) hat ihre Schiffsbesatzung auf einem bislang unentdeckten Planeten verloren und bittet die Sternenflotte um Hilfe bei der Rettung. Schon vor der Ankunft wird Kirk und seinem Team klar, dass an der Mission etwas faul ist. Kirk und Spock befinden sich dazu beide inmitten von introspektiven Krisen und großen Veränderungen. Kirk nähert sich einem Geburtstag, der ihn älter machen wird als sein Vater je war; Spock ist gezwungen, trotz seiner Gefühle für Uhura, zu seinem Volk zurückkehren und zu helfen, Neu-Vulkan zu besiedeln. Ein blitzschneller Angriff des Kriegers Krall (Idris Elba) zwingt die Überlebenden zur Bruchlandung im felsigen Wüstengebiet von Altamid, einem unwirtlichen Planeten, der von einem instabilen Nebel umgeben ist. Durch die brutale Attacke voneinander getrennt, muss die Crew zunächst wieder zueinander finden, um schließlich den Kampf gegen den Tyrannen aufzunehmen: Nur ein altes Artefakt an Bord der Enterprise fehlt Krall zur Fertigstellung einer fatalen biologischen Waffe. Zusammen mit der einheimischen Einzelgängerin Jaylah (Sofia Boutella) wird ein Plan zur Abwendung der Katastrophe geschmiedet.
Auf diese Weise gelingt ein amüsantes Zusammenspiel der einzelnen Crewmitgliedern außerhalb der Haupthandlung und außerhalb ihrer gewohnten Gruppendynamik. Scotty und die energische Jaylah treffen aufeinander, Kirk und Chekov sind mit der zwielichtigen Kalara (Lydia Wilson) auf der Suche nach einem Artefakt, ausgerechnet McCoy und ein schwer verletzter Spock müssen sich ständig schlagabtauschartig diskutierend durch unwirtliches Gelände schlagen, während Sulu und Uhura zusammen mit dem Großteil der Enterprise-Crew Gefangene von Krall geworden sind. Ja, "Star Trek Beyond" ist eine großartige Parabel über Annäherung und Kontakt und darüber hinaus wird allerlei an Action und Gags geboten. Tja, und selbst dann, wenn die Materialschlacht im dritten Teil die Überhand zu gewinnen droht, verlässt sich der Streifen auf seine tiefgründige Seite, die versteckt im Hintergrund schlummert. Wenn man bedenkt, dass die meisten Hollywood-Franchises bereits ab Teil zwei irgendwie fad wirken, verfügt die aktuelle "Star Trek"-Reihe trotz bewährter Rezeptur immer noch über einen ansprechenden, fetzigen Touch.
Der heimliche Star des Films ist der unerschütterliche Erste Offizier Spock, der, obgleich immer logisch und ruhig, einen etwas drolligen Humor vermittelt, eine Art schüchternen Romantiker. Er regiert den gesamten Film mit einer einzigen hochgezogenen Augenbraue. Und man kann sich sicher sein: ohne Spock wäre "Star Trek" nicht "Star Trek" und gleichzeitig viel zu gewöhnlich. Der Film selbst liefert nun aber genau das, was der Zuschauer von Anfang an erwarten konnte: eine einzige sehr ansehnliche Episode des Franchise. Mit Krall liefert Idris Elba einen wirklich kaltblütigen Bösewicht, der den Puls souverän in die Höhe treibt und dessen wahre Hintergründe lange im Verborgenen bleiben. Eine noch stärkere Leistung liefert aber Sofia Boutella. Ihr Charakter gleicht Daisy Ridley in "The Force Awakens", ist aber ein wenig energischer, härter. Auch Chris Pine zeigt sich wieder als sehr guter Schauspieler mit einfachem Charme und gebührender Autorität. Karl Urban und Zachary Quinto liefern sich erneut herrliche sprachliche Duelle. Quinto zeigt bisweilen herrliches comichaftes Timing, bevor er eine würdige Antwort absetzt und den Zuschauer damit großes Gelächter abringt.
Erneut ist auch Michael Giacchino als Komponist an Bord. Seine fantastischer Score geht eindrucksvoll Hand in Hand mit der Story. Er ist pompös, schnell - und doch tauchen sie immer wieder auf, die leisen, berührenden Töne, die "Star Trek Beyond" nachhaltig in ein besonderes Weltraumabenteuer verwandeln und in wenigen Momenten sogar an "die alten Zeiten" erinnern können. Und Justin Lin hat sich entgegen aller Skepsis als kompetenter Handwerker erwiesen, der den zahlreichen Höhepunkten eine bemerkenswerte inszenatorische Wucht zu verleihen vermag. Manchmal toppt er sogar Abrams, wenn man beispielsweise an eine von Beastie Boys-Klängen passend unterlegte, irrwitzige Sabotageaktion (die einem einfach ein Grinsen ins Gesicht treibt) oder einen schweißtreibenden Zweikampf in einer mit künstlicher Gravitation ausgestatteten Stadt denkt.
Zwischen all den lauten Gefechten dringt in diesem Abenteuer sogar kurz mal der Entdecker-Geist Gene Roddenberrys durch - der größte Teil der Handlung spielt sich immerhin in einer unbekannten Welt ab. Im Mittelpunkt des neuen Films stehen erneut die Schauwerte und atemlose Action, während man die Charaktere nach zwei Filmen bereits so verinnerlicht hat, dass sie ohne viele Zusatzinformationen aus dem Stand funktionieren. Zu Beginn werden einige leicht existenzielle Fragen angerissen, die sich aber im folgenden Feuerwerk schnell pulverisieren und zum Ende auch schon wieder vergessen sind. Das mag jetzt alles erneut wenig mit dem intellektuellen Ansatz der "Star Trek"-Ursprünge zu tun haben, aber geschenkt: "Star Trek Beyond" macht letztlich genauso viel Spaß wie seine zwei Prequels, wenn man über die eine oder andere Länge zum Schluss und ein wenig Abnutzungserscheinungen hinwegsieht. Und ganz am Ende liest man auf einer Texttafel "In loving memory of Leonard Nimoy", gefolgt von einer weiteren ganz offensichtlich noch rasch hinzugefügten Texttafel: "For Anton". Ja, das stimmt zum Schluß dann doch noch etwas wehmütig.
8,5/10
Man kann ja kaum behaupten, dass die Firmen den geneigten Fan nicht fordern. Ganze 7(!) Edition erschienen auf Blu-ray in Deutschland und die schönste Edition kommt dennoch aus UK. Die zoom.co.uk-exklusive Edition hat nämlich das subjektiv schönste Cover, welches das originale Kinoplakatmotiv ist und noch dazu geprägt ist. Dazu gibt es ein Leticularmagnetcover mit dem Motiv des Teaser-Posters und natürlich den Film in 2D und 3D. Na wenn das nichts ist...
Quellen:
Inhaltsangabe: Paramount Pictures