http://www.imdb.com/title/tt0103919/
Helen Lyle (Virginia Madsen) ist eine Studentin in Chicago, die an einer
Arbeit über urbane Legenden sitzt und bei ihren Nachforschungen auf die
Geschichte vom Candyman (Tony Todd) stößt. Er war ein Afroamerikaner,
der wegen seiner verbotenen Liebe zu einem weißen Mädchen von einer Gang
auf brutale Weise hingerichtet wurde. Die Schergen sägten ihm eine Hand
ab und übergossen ihn mit Honig, sodass hunderte Bienen ihn zu Tode
stachen. Die Legende besagt, dass der Candyman zurückkehrt, wenn sein
Name fünf Mal genannt wird. Helen glaubt der Geschichte kein Wort, bis
sie selbst den Namen fünfmal ausgesprochen hat. Daraufhin beginnt eine
Serie grausamer Morde. Jetzt muss sich die aufgeklärte Studentin dem
Dämonen stellen, der in ihrem Umfeld auf brutale Weise sein Werk
verrichtet. Dabei kann sie kaum auf Hilfe hoffen, denn niemand glaubt
ihr die Geschichte vom Candyman.
Cabrini-Green Homes in Chicago sind Bezeichnungen, die den wenigsten Deutschen
ein Begriff sein dürften, in Amerika hingegen als Synonym dafür steht
wie Sozialwohnungen in Gegenden voller Armut und Arbeitslosigkeit,
aufgrund ihres Charakters viele Menschen auf wenig Raum zu
konzentrieren, zum Nährboden für Bandengewalt und Kriminalität werden
lässt. Die Besonderheit ist es hierbei besonders das Chicago eigentlich
wirtschaftlich gar nicht so arm ist (wie etwa Detroit) und sich die
Cabrini-Green Gebäude inmitten der Stadt, meist nur wenige Meter von den
wohlhabenderen Gebieten und nicht in ausgelagerten Ghettos befanden.
Ironie hierbei ist es wohl dass der Weiße die Probleme des Schwarzen nur
wahrnimmt, wenn diese wirklich in Sichtweite seiner Haustür geschehen
und nicht irgendwo am anderen Ende der Stadt.
"Candyman" macht sich diese besonderen Umstände zu Nutze, lässt
seine Heldin direkt in einem echten Komplex der Cabrini-Green Homes
umherlaufen, spricht eine intensive Sprache zwischen den Gängen, in
denen authentische Graffitis die urbane Geschichte des Bandenwesens
erzählen. Voller analogischer Bilder erzählt der Film von
Mythenerschaffungen der Sozialschwachen, der Projektion und
letztendlichen Schuldabweisung eigener Missstände auf eine übergeordnete
Figur. Ferner erzählt der Film davon, wie die schwarzen Probleme in die
heile Welt der Weißen einbrechen, bis diese Teil des Mythos werden. Ironischerweise
strauchelt der Film immer dann wenn er Zugeständnisse an das Slasher-Genre macht. Doch diese hätte der Film überhaupt nicht nötig, denn der Film lebt von vielen starken Bildern, die
als Horror vollkommen ausgereicht hätten, als den Candyman zusätzlich in
den schwächeren Momenten als Hakenschwingenden Bösewicht in Erscheinung treten zu lassen.
Das ist manchmal etwas unglücklich, schadet dem
Film aber auch nicht wirklich. Es kann nur, gerade bei einer
wiederholten Sichtung, ärgern. Aber die Bilder und die sehr stimmige
Musik bringen einen schnell wieder zurück auf die eigentliche Spur der
Geschichte. Trotz dieser inhaltlichen Sogkraft wirkt der Film
leider manchmal auf narrativer Ebene unentschlossen. In seiner Ruhe lebt
er zudem sehr stark von der Atmosphäre die man als Zuschauer auch
zulassen muss. Zudem nagt der Zahn der Zeit an dem Film. In den 90ern
wirkte das alles sicher noch um ein vielfaches gruseliger. Dennoch ist "Candyman" ein gelungener
Genre-Beitrag, der vor allem an der Bildung von sogenannten urbanen
Legenden interessiert ist und eine besondere Kraft aus seinem Setting
der Sozialbauwohnungen bezieht. Leider wird der Film von vielen
Filmkritikern oft vorschnell in die simple Slasher-Ecke geschoben, aber
fairerweise muss man zugeben, dass der Film daran auch teils selber
schuld ist.
7/10
Von TURBINE Medien kommt der Film im auf 500 Stück limitierten
Mediabook uncut / unrated auf BD in
HighDefintion und mit 4:3 Retro-Fassung auf DVD.
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