Karen (Natalie Terrazzino) hat mit ihrer schwerkranken, pflegebedürftigen Tochter gerade ihren gewalttätigen Mann verlassen. Um nun finanziell irgendwie über die Runden zu kommen, nimmt sie einen Job in einem großen Möbellager an. Ihre erste Schicht muss sie ganz allein bewältigen, und das nachts, in einer Doppelrolle als Hausmeisterin und Reinigungskraft. Während sich die Frau abrackert, hat sie ihr Mädchen der Obhut einer freundlichen Nachbarin überlassen. Trotzdem macht sich Karen natürlich um das Wohlergehen der Kleinen Sorgen. Da stellt sie plötzlich fest, dass vier maskierte Männer in das riesige Gebäude eingedrungen sind, die Ausgangstüren blockiert und die Telefone außer Betrieb gesetzt haben. Karen denkt zunächst, dass es sich um Einbrecher handeln müsse – schließlich häufen sich derlei Straftaten in der Nachbarschaft zuletzt immer mehr. Doch dann wird ihr klar, dass die zu allem entschlossenen Kerle ein ganz anderes Ziel verfolgen: Sie wollen sie töten …
Der klug geschriebene, gut inszenierte, von Frauen dominierte Thriller "Hunt Her, Kill Her" ist erfrischend real und darüber hinaus auch fesselnd. Manchmal ist eben alles, was man will, eine sachliche, auf den Punkt gebrachte, einfache Geschichte, die eine Übung in Brutalität darstellt. Die Grundannahme hier ist, dass wir eine einsame Nachtschichtarbeiterin haben, die ihre erste Nacht in einer Möbelfabrik beginnt. Sie ist eine alleinerziehende Mutter, die in diesen schwierigen Zeiten kaum über die Runden kommt. Eine gut gedrehte Eröffnungssequenz führt aus dem Fabrikraum, der für den Abend heruntergeschaltet wird, und zeigt, wie bedrohlich dieser Raum sein würde, wenn man alleine dort wäre. Die ersten etwa 15 Minuten vermitteln einige Informationen über den Ort, den Job und die Gefühle einiger Mitarbeiter ihr gegenüber. Über Karen ist nichts bekannt, außer dass sie alleinerziehende Mutter ist und aufgrund einer alten Verletzung einige Handprobleme hat.
Plötzlich sind wir auf der Jagd nach dem Überleben, da unserer Protagonistin nur noch sich selbst zur Seite steht, um dieser Situation zu entkommen. Und sie macht keine Gefangenen. Das Beste ist, dass sie es immer noch schafft, einen der Angreifer nach seinem Tod zu verstecken, und einige ihrer Tricks stellen hier wirklich ihre Klugheit zur Schau. Sie ist nicht hysterisch. Sie weiß, dass sie um ihr Leben kämpft, aber sie hat bereits so viel Trauma erlebt, dass sie versteht, was sie tun muss, um zu überleben. Ich schätze auch, dass sie nicht ohne Schaden davonkommt, was dem Verfahren ein Gefühl von Glaubwürdigkeit verleiht. Es gibt einige herausragende praktische Effekte, aber diese sind nicht übertrieben und basieren auf Realismus. Die visuelle und akustische Gestaltung ist gut durchdacht. Die Kamera bleibt scharf fokussiert und es wird keine Aufnahme verschwendet. Es gibt auch einige Momente des dunkelsten Humors.
Wenn man sich "Hunt Her, Kill Her" anschaut, wird man nicht mit der Erinnerung daran überwältigt, dass es sich hier um einen Low-Budget-Independentfilm handelt. Er ist nicht nur technisch stark, sondern es ist auch ein Film, der das Publikum respektiert und den Fokus auf ein intelligent ausgearbeitetes Drehbuch des Autors/Regisseurs Greg Swinson (der gemeinsam mit Ryan Thiessen Regie führt) legt. Die maskierten Männer haben weder Nachtbrillen noch übernatürliche Kräfte. Ebenso ist Karen kein voll ausgebildetes Final-Girl. Was wir stattdessen bekommen, sind glaubwürdige Charaktere in plausiblen Situationen. Natalie Terrazzino ist eine Meisterin der Rolle der Karen, die sich überzeugend in dieser neuen Umgebung zurechtfindet und gleichzeitig versucht, dem Terror der maskierten Männer zu entgehen. Ein großer Teil ihres Schauspiels ist stumm und dient der Vermittlung von Angst, und sie führt den Film bis zum Ende durch. Doch beim Ende liegt der Hase im Pfeffer, denn das ist zu konstruiert. Doch bis dahin fesseln die Filmemacher das Publikum gekonnt, so dass Sie jede Minute der Fahrt fest angeschnallt sind und in die Notlage unserer Heldin investieren. Letztendlich ist dies einfach ein fesselnder, gut gemachter Thriller, der es verdient, von einem breiteren Publikum gesehen zu werden.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: amazon Video
Poster/Artwork: Trauma One Entertainment
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