https://www.imdb.com/title/tt1502407/
Seit 40 Jahren sitzt Michael Myers (Nick Castle) in einer
psychiatrischen Anstalt in Haft. Er ist mit anderen hochgefährlichen
Insassen vollkommen abgeschottet von der Außenwelt. Doch als Myers
verlegt werden soll, verunglückt der Gefangenentransport mitten in der
Nacht auf offener Straße. Der Killer nutzt die Chance und flüchtet. Sein
bestialischer Drang, Menschen zu töten, zieht ihn erneut nach
Haddonfield, wo die Bewohner jetzt wieder um ihr Leben fürchten müssen,
nachdem der maskierte Myers die US-amerikanische Kleinstadt bereits vor
vier Jahrzehnten in einer brutalen Mordserie terrorisierte. Laurie
(Jamie Lee Curtis), inzwischen Mutter von Karen (Judy Greer) und Oma von
Allyson (Andi Matichak), ist dem stoischen Mörder mit der weißen Maske
damals knapp entkommen - und sie ist darauf vorbereitet, ihn
fertigzumachen. Laurie hat sich sogar gewünscht, dass Myers ausbricht,
damit sie ihn endlich töten kann...
Der 2018er "Halloween" fühlt sich irgendwie ein wenig falsch
an. Ob es eine
gute Idee war, David Gordon Green und Danny McBride für diesen zweiten
Versuch eines zweiten Teils der Original-Reihe zu verpflichten? Nun, auf
jeden Fall ist der neue "Halloween" eine sehr lukrative Angelegenheit für Fans, denn man fiebert gleichermaßen mit
Michael und Laurie mit, für die man - welch einmaliger Clou nach
immerhin 40 Jahren - erneut die originalen Darsteller verpflichten
konnte. Das sorgt für einige
lauwarme Zitate an das kraftvolle Original, aber auch für jede Menge
erwartbare Twists, abgestandene Drehbuchzeilen und etliche, übertrieben
ehrvoll abgespulte Momente, die ohne jede Frische oder Eigenständigkeit daherkommen.
Der 2018er "Halloween" wirkt wie ein
schaler und strapazierter Remix eines großen Songs, was sehr schade,
aber für einen elften Film einer Filmreihe immerhin aushaltbar geraten
ist. Green und McBride klappern die unnachahmlichen Winde und situativen
Ströme von Carpenters Meilenstein mit schrecklich flachen Protagonisten
ab, schustern sich ein zu konfuses und unpassend-aufgepustetes
Konstrukt zurecht, welches deutlich unter der grollenden
Qualität des zweiten Films von 1981 und Steve Miners "Halloween H20" von
1998 schwelt, sticht und mitunter heftig über dunklen Gehwege blutet.
Schlecht ist der Film ganz sicher nicht, aber was wirklich nervt, ist
der Umstand, dass die Macher während der gelungenen Kampagne so sehr
darauf beharrten, dass alle anderen Teile ignoriert werden, sich der
Film aber gar nicht so anfühlt. "Halloween" (2018) suggeriert ein
eigenartiges und schlecht ausgewalztes Gefühl für fehlende Puzzleteile,
die allesamt schon besser und eben anders da waren. Der Film fühlt
sich nicht wie ein vollwertiger, gestandener und stolzer zweiter Teil
an, sondern wie ein Film, der neun andere Filme irgendwie zur Seite
schieben muss, um überhaupt zu bestehen.
Optisch setzen die Filmemacher keine großen Akzente und abgesehen von
der wirklich gelungenen - und hiermit ausgiebig gelobten - Maske alter
Tage, dem nur nett variierten Score und den ikonischen Figuren, ist
"Halloween" (2018) ein beliebiger, klischeebeladener und austauschbarer
Slasher mit einer glatten Mystik, die einfach nicht abholt. Auch wenn nicht jeder
Halloween großes Horrorkino ist, so bleibt es immer kantig und schroff,
eigen und fordernd, manchmal sogar grotesk oder albern. Selbst die gescholtenen und schrammeligsten Filme der vierzig Jahre alten Marke
langweilen nicht wirklich und kippen sämtliche Erwartungen der
Vorgänger munter und oft ungewollt unterhaltsam. Green und McBride
kommen in keinem Moment an John Carpenters Original heran, verpassen die
eigenen und flächigen Ansätze des einzig wahren echten zweiten Films um
Längen und selbst ein "Halloween H20" hallt klaffender und endlicher
nach. Green und McBride haben eine schwachbrüstige und wenig subtile
Huldigung geschaffen, die sich zu sehr in vertrockneten Lorbeeren bettet
und enttäuscht zurück lässt.
Plötzlich hat man auch das Verlangen, Rob
Zombies kratzige, mutige, verschrobene und schiefe Filme ein wenig
aufzuwerten. "Halloween" (2018) geht keinen einzigen Schritt nach vorne,
zerkaut ohne Esprit die Mythen und subtilen Spitzen der Reihe und
versteckt sich als erster Film der Reihe hinter dem faszinierenden Original. "Halloween" (2018) ist ein stilistisch und inhaltlich so feiger
wie harmloser Film ohne jegliche Magie, auch wenn der Film ob seines
gehobenen Budgets immerhin keine Katastrophe ist. Das Original zelebriert Michael Myers so genial, simpel und effektiv, da kann dieser
x-te zweite Teil nur wenig gegenhalten. Zumindest Michael Myers ist eine
körperliche Konstante die nicht enttäuscht. Wie denn auch? Er ist die flächige Silhouette, the Shape, die Inkarnation des Bösen.
Auch an Laurie liegt es nicht, zumindest nicht auf darstellerischer
Ebene. Sowohl Jamie Lee Curtis als auch Nick Castle sorgen immerhin für
ein bisschen (Un)wohlsein. Sämtliche Teenies dieser vergessenswerten
Wiederbelebung sind nur wenig charmant gezeichnet und auch die reiferen
Figuren bestehen nur durch ihre fähigen Darsteller.
"Halloween" (2018) macht
zwischendurch auf falsches Mitleid, viel Gerede und schmerzvoll
verhobenes, existentielles Drama, was in dieser langatmigen
Einfältigkeit seine Wirkung verfehlt. Der Kontext, der dann in der
zahmen Regie und dem mutlosen Drehbuch verwässert, stimmt einfach nicht.
Die Zeit offenbart keinen unbefangeneren Blick, denn die
schrecklich eindimensionalen Dialoge, die (selbst für
"Halloween"-Verhältnisse) schwachen Figuren und die furchtbar verklebte
Familiensituation von Laurie Strode, erinnern ein wenig an den
zerfahrenen und überfrachteten sechsten Teil der Serie. Gegen diesen
lahmen und verschandelten Holzschnitt ist die Hokuspokus-Story
vergangener Zeiten geradezu goldig und wenigstens interessant verdreht. McBride und Green sagen mit ihrem lauten, wenig subtilen und
reichlich überheblichen Film nicht direkt "auf Wiedersehen", auch wenn
ein zweiter dritter Film so gut wie sicher scheint. Naja, immerhin ist
der Vorspann ein Genuss.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
Poster/Artwork: Universal Pictures
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen