https://www.imdb.com/title/tt17009348/Als Kind wird der in sich gekehrte Doug (Lincoln Powell) immer wieder von seinem brutalen Vater (Clemens Schick) und seinem großen Bruder (Adam Speers) übelst misshandelt. Schließlich sperrt der tyrannische Alte den Jungen sogar zu seinen extrem aggressiven, weil bewusst unterernährten Kampfhunden in einen riesigen Zwinger. Anstatt den Jungen in Stücke zu reißen, werden die Vierbeiner allerdings zu seinen Freunden, helfen ihm zu überleben und schließlich sogar zu entkommen. Noch immer von den Misshandlungen gezeichnet, versucht der mittlerweile erwachsene, meist im Rollstuhl sitzende Doug (jetzt: Caleb Landry Jones), sich ein eigenes Leben aufzubauen. Dabei beschränkt er menschliche Kontakte auf das absolute Minimum. Ganz allein führt er ein Heim für ausgesetzte Hunde. Um dieses unterhalten zu können, betätigen sich der Mann und seine hochintelligenten, von ihm bestens ausgebildeten Schützlinge als Juwelendiebe...
Luc Besson trifft nicht immer. Aber er hat seine Momente. UNd eines kann man mit Sicherheit sagen: ausnahmslos jeder seiner Filme hat das gewisse Etwas. Er hat ein paar "Ausrutscher", mehr nach oben als nach unten, aber seine Handschrift erkennt man immer wieder. Sein Film "Dogman" ist unverkennbar ein Besson. Dieser bizarre und makabere Drama-Thriller nimmt einen schon von Anfang an gefangen und lässt einen nicht mehr los. Er ist absolut sehenswert und Caleb Landry Jones gibt eine seltsam fesselnde Darstellung als Douglas Munrow, einen im Rollstuhl sitzenden "Dogman", der von der Polizeipsychologin Evelyn (Jojo T Gibbs) befragt wird, nachdem er in seinem Kostüm festgenommen wurde, mit Blut-beschmierter Ausrüstung, während er am Steuer eines Lieferwagens saß, der bis unters Dach mit seinen "Babys" - seinen Hunden - gefüllt war.
Murrows Gespräch mit Evelyn enthüllt dem Zuschauer in mehreren Rückblicken eine Kindheit, die von einem Vater geprägt war, der in ihm nur eines sah: ein Objekt, an dem er seine Wut auslassen konnte. Der "Dogman" verbrachte seine halbe Kindheit in einem Hundezwinger und erlitt durch seinen Vater schreckliche Verletzungen - die letztlich zu einem Leben im Rollstuhl führten. Doch die Hunde, die waren immer da.
Zwischen Jetzt und Vergangenheit springt "Dogman" hin und her und während nach und nach Licht ins Dunkel seiner Festnahme gebracht wird (und einige Szenen, die den Zuschauer tatsächlich sogar schwarzhumorig grinsen lassen) zeigt er weitere ergreifende Teenagerjahre in einem Kinderheim, in denen ihm eine Shakespeare-begeisterte Schauspielstudentin die Augen des "Dogman" für Poesie öffnet, die ihn zu ihrem größten Fan macht - und ihm das Herz bricht, als sie eines Tages geht, ohne sich zu verabschieden. Murrow bekommt einen düsteren Job als Hüter eines Tierheims (Hunde only!) und bringt seinen "Insassen" bei, bei Bedarf anzugreifen und in die Häuser reicher Leute einzudringen, um in einigen unglaublich albernen Raubüberfallszenen Schmuck zu stehlen. Und am Wochenende macht er eine Drag-Show als Edith Piaf und Marlene Dietrich.
"Dogman" ist wirklich ein seltsamer Film - und Besson scheint übrigens recht überzeugt davon, wenn er glaubt, dass in US-Gefängnissen immer noch große, klirrende Metallschlüssel an Ringen für Zellentüren verwendet werden, im Gegensatz zu modernen elektronischen Schlüsselanhängern. Dennoch ist es amüsant, da der Geist von "Das Phantom der Oper" durch den von Hannibal Lecter ersetzt wird. Dann sind da noch die Hunde selbst - das Spektakel von Hunden aller Formen und Größen, die durch die Straßen rennen, sieht immer eher lustig als gruselig aus. Trotzdem hat der Film, wie eingangs erwähnt, das gewisse Etwas. Das, was ein Film wie dieser auch dringend braucht, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Er ist oberflächlich und unbekümmert, und ergibt am Ende überhaupt nichts, wird aber mit purem Elan getragen. Und allein die schauspielerische Leistung von Lincoln Powell macht diesen Film mehr als sehenswert.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight
Poster/Artwork: Capelight
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen