Samstag, 1. November 2025

Videoteka - Videotheque (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt8112188/

Ein Kleinkrimineller versteckt sich auf der Flucht vor der Polizei in einer verlassenen Videothek und verbringt die Nacht damit, drei bizarre Horrorfilme auf VHS zu schauen. Jede Episode entfaltet dabei eine eigene, schräge Geschichte und zieht den Protagonisten immer tiefer in eine groteske und bedrohliche Parallelwelt, in der Realität und Fiktion zunehmend verschwimmen. Die Rahmenhandlung verbindet die drei episodenhaften Geschichten und verleiht dem Film eine düster-nostalgische Atmosphäre im Retro-Setting der Videothek...

Der serbische Episodenhorror "Videoteka" versucht sich eindeutig als Hommage an die "V/H/S"-Reihe und verbindet eine visuell auffällige Rahmenhandlung mit drei voneinander unabhängigen Episoden. Gleich die erste Episode sticht positiv hervor und erinnert in ihrer rauen Machart an eine wilde, surreale Variante von "The Revenant". Sie besitzt einen dreckigen, körnigen VHS-Look, mit einer fast halluzinatorischen Stimmung und ruppigem, übersteigertem Tonfall, der sich von den anderen Teilen abhebt. Leider bleibt sie trotz dieses Einfalls innerhalb des Konzepts seltsam oberflächlich, bietet wenig erzählerische Tiefe - aber visuell zieht sie den Zuschauer dennoch in ihren Bann. Die zweite Episode schlägt einen klassischeren Horrorton an und bleibt solide, aber sie wirkt wie routinierte Genrekost: Der Spannungsbogen ist konventionell, die Charaktere funktionieren als Archetypen, und statt wirklich zu überraschen, verlässt sich das Segment auf bekannte Muster. Ihr handwerkliches Niveau ist ordentlich, doch Tempo und Dramaturgie gehen kaum Risiko ein - ein durchschnittlicher Beitrag, der Fans des Genres nicht enttäuscht, aber auch kaum begeistern wird. 

Die dritte und letzte Episode wagt erzählerisch am meisten, kreiert eine vielschichtige Geschichte mit zahlreichen Nebenfiguren und einer undurchsichtigen, unheimlichen Hauptfigur, doch das narrative Gewicht und die Länge führen bald zu Verzettelung; die Handlung gerät ins Stocken, verliert die innere Spannung und wirkt am Ende in ihrer Komplexität unnötig aufgebläht und weniger fokussiert als die Vorgänger. Gerade sie hätte von einer strafferen Führung und einem stärkeren Bezug zum Videothek-Konzept profitiert. Als Bindeglied dient die Rahmenhandlung um den Dieb, die mit einer coolen 80s-Neon-Ästhetik punkten kann - das Setting, die Beleuchtung und die stylische Kameraarbeit von Lazar Bogdanović schaffen die ikonischen Bilder eines Retro-Kulturschocks, doch auch hier bleibt das Potenzial der Videothek als mythischer Erinnerungsort nur angedeutet und ungenutzt. Statt das Szenario wirklich zu erforschen, dient es als bloße Kulisse für die Anthologie. Die Darsteller geben sich Mühe, besonders Relja Popović bleibt im Gedächtnis, dennoch überragen die einzelnen Episoden das Ensemble, und der Humor schwankt zwischen gelungenem Genre-Zitat und unfreiwilligem Cringe. Insgesamt besitzt "Videoteka" Charme und einige starke Momente, aber erzählerisch bleibt vieles disparat, die Geschichten wirken weder ganz abgeschlossen noch provozieren sie echte Spannung - ein Film, der als Gesamtkonzept unterhaltsam und visuell stimmig ist, aber in der Ausführung wie ein Sammelsurium unfertiger Ideen erscheint. Die Wertung der Episoden fällt gemischt aus: Die erste ist wild und atmosphärisch, die zweite routiniert und solide, die dritte ambitioniert, aber überfrachtet; die Rahmenhandlung etabliert Atmosphäre, aber bleibt unter ihren Möglichkeiten - ein kritischer, aber nicht uninteressanter Beitrag zum Horror-Anthologie-Genre.

5,5/10

Quellen:
Inhaltsangabeamazon Video
Poster/Artwork: amazon Video