Freitag, 3. Januar 2020

Wind River (2017)

https://www.imdb.com/title/tt5362988/

Der Fährtenleser und Jäger Cory Lambert (Jeremy Renner) arbeitet in einem Indianerreservat, das im US-Bundesstaat Wyoming liegt. Eines Tages stößt er bei der Jagd auf die Leiche der 18-jährigen Natalie (Kelsey Asbille). Mit den Ermittlungen in dem grausigen Fall wird die junge FBI-Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) aus Florida beauftragt, weil die örtliche Polizei überfordert ist. Doch Banner ist nicht nur völlig unerfahren, sondern auch mit den Gegebenheiten im schneebedeckten Wyoming nicht vertraut. Deswegen – und weil ihn der Todesfall an das Trauma erinnert, seine eigene, 16-jährige Tochter vor wenigen Jahren verloren zu haben – bietet Cory Jane seine Hilfe an. Aber während ihrer Ermittlungen müssen die beiden schnell feststellen, dass sie es mit einem geschickten Gegenspieler zu tun haben, der vor nichts zurückschreckt… 

Ein kühler, spannender Thriller im Western-Style, der mal nicht wie ein typisches Hollywoodprodukt wirkt und kein Bezug zu irgendeinem Franchise aufweist. Der Film von Taylor Sheridan, der bereits die ungewöhnlichen, spannenden und hochgelobten Drehbücher zu "Sicario", "Sicario 2" und "Hell Or High Water" verfasst hat und bei "Wind River" diesmal noch die Regie übernimmt, bietet eine interessante, auf den ersten Blick simple, aber zugleich tiefgründige und realitätsnahe Story mal aus einem anderen Blickwinkel, nämlich den indigenen Ureinwohnern im Reservat Wind River.
Sehr gelungen ist hierbei auch die Auflösung des Falls durch die eingefügte Rückblende, auch wenn sie nicht völlig unerwartet kam.

Des weiteren verfügt der Film über sehr gute Darsteller. Insbesondere Hauptdarsteller Jeremy Renner, den man v.a. aus Actionfilmen kennt, präsentiert in "Wind River" als cooler, intelligenter, aber auch verletzter und einfühlsamer Wildhüter & Jäger Cory Lambert seine ganze schauspielerische Qualität und zeigt, was eigentlich in ihm steckt. Auch Elizabeth Olsen als zunächst etwas hilflose, aber durchaus taffe FBI-Agentin Jane Banner macht einen guten Job, wobei es dem Film aber insgesamt an wirklich starken Frauencharakteren mangelt. Aber auch die Nebendarsteller Graham Greene als Stammespolizist Ben Shoyo oder Gil Birmingham als Vater der ermordeten Natalie Martin Hanson brauchen sich nicht zu verstecken. Auch die Regiearbeit von Sheridan ist zu loben. Er verleiht dem Film durch tolle Naturaufnahmen einen ruhigen, kühlen Look. Durch die mit der Handkamera aufgenommenen und verwackelten Nahaufnahmen verlieht er den Film gleichzeitig aber auch eine persönliche und vertraute Atmosphäre.

Außerdem will der Film auch eine Botschaft vermitteln, indem er das Leben der Ureinwohner in den Reservaten realitätsnah darstellt und hierbei in manchen Szenen immer wieder zeigt, wie sie auch heute noch oder gerade heute benachteiligt und von der "Außenwelt" abgeschnitten werden ohne hierbei in für Hollywood typische Klischees abzurutschen. Die Gesellschaftskritik wird hierbei eher unterschwellig rübergebracht und nicht plakativ zur Schau gestellt. Der Film ist kein einziges politisches Statement, sondern die Botschaft ist sinnvoll eingebettet in die Thriller-/Crime- und Dramenhandlung des Films, wodurch der eigentlich recht simplen Story etwas mehr Bedeutung und Tiefgang gegeben wird. Er zeigt anhand der Story, mit welchen Problemen die Ureinwohner der USA heute konfrontiert werden. Sehr treffend und interessant ist hierbei die Szene beim Gerichtsmediziner: Da er als Todesursache Natalies nicht Mord angeben kann, wäre das FBI in diesem Fall eigentlich nicht mehr zuständig. Der Fall bliebe dann an den Stammesplizisten hängen, die jedoch weder genug Ausrüstung noch genügend Personal besitzen um den Fall richtig zu untersuchen. Der wahre Täter würde so wahrscheinlich niemals gefunden werden. Der Film zeigt somit exemplarisch an dem Mord der 18-jährigen Natalie die Machtlosigkeit und Abgeschnittenheit der Ureinwohner in den Reservaten der Vereinigten Staaten. Durch den Einspieler vor dem Abspann wird der Zuschauer zum Schluss noch einmal aufgerüttelt und zum Nachdenken angeregt. Regisseur & Drehbuchautor Sheridan zeigte seine realistische & schonungslose Herangehensweise bereits beim Drogen-Thriller "Sicario".

8/10

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