Freitag, 8. November 2019

It Comes At Night (2017)

https://www.imdb.com/title/tt4695012/

Die Welt von Paul (Joel Edgerton), seiner schüchternen Frau Sarah (Carmen Ejogo) und ihres jugendlichen Sohns Travis (Kelvin Harrison Jr.) wird von einer bösartigen, pestähnlichen Krankheit bedroht, die beinahe das gesamte Leben auf der Erde ausgelöscht hat. Um Schutz vor den lebensgefährlichen Umständen zu finden, haben sie sich in ein abgelegenes Haus im tiefsten Wald zurückgezogen. Doch die Ruhe wird gestört, als eines Tages das junge Pärchen Will (Christopher Abbott) und Kim (Riley Keough) vor der Tür des Unterschlupfs steht und dort gemeinsam mit ihrem jungen Sohn Andrew (Griffin Robert Faulkner) Schutz sucht. Widerstrebend nehmen Paul und seine Familie die verzweifelten Flüchtlinge bei sich auf. Doch bald bricht Paranoia zwischen den neuen und alten Bewohnern aus, die von den Schrecken ihrer zerstörten Umgebung gleichermaßen traumatisiert sind...

"It Comes At Night" ist wieder einer dieser Filme, den viele Zuschauer hassen werden und man kann guten Gewissens zugeben, dass das Marketing ziemlich ungeschickt war, denn die Trailer suggerieren etwas völlig falsches. "It Comes At Night" hat im Grunde genau den Stil, der den nicht minder genialen "A Quiet Place" in noch höhere Sphären gehoben hätte. Hier wird nicht gezeigt und erklärt, was da draußen lauert, sondern die Tatsache an sich, dass dort etwas lauert stellt die Gefahr dar. Der Film verzichtet auf alle Mainstream Horror-Elemente und ist eine atemberaubende Charakterstudie im Kammerspiel-Stil. Hier steht das Thema Paranoia und Panik im Vordergrund und der Film zeigt sehr eindrucksvoll, was solch eine Extremsituation mit Menschen macht und wie paranoid unsere Charaktere werden. "It Comes At Night" ist insgesamt ein eher ruhiger Survival-Horror, mit ab und zu aufblitzenden Gruselelementen, die aber nicht vorrangig im Vordergrund stehen. Diese werden meist in Traumsequenzen gezeigt. Dabei ist "It Comes At Night" ein schönes kleines und vor allem böses Filmchen. Atmosphärisch sehr packend aber sicherlich nicht für jeden geeignet, denn er lässt dem Zuschauer sehr viel Spielraum für Interpretation. Um was es beim sogenannten "It" aus dem Titel überhaupt handelt, kann jeder für sich entscheiden. Wenn man mit solchen Freiheiten umgehen kann, ist der Film extrem spannend und einige wenige aber dafür perfekt inszenierte Szenen lassen einem die Haare zu Berge stehen.

Joel Edgerton ist einfach ein grandioser Schauspieler. Zwar sind alle Charaktere in diesem Film brillant und glaubwürdig, aber es ist vor allem Edgerton, der hier einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Seine Angst und seine Paranoia kommen extrem echt herüber und man kann ihn, trotz heftiger Entscheidungen, immer voll und ganz verstehen. Carmen Ejogo als Sarah weiß ebenso gut zu gefallen und hat eine brillante Chemie mit Edgerton. Auch Kelvin Harrison Jr. als Travis beeindruckt und besonders seine Visionen und Halluzinationen sind mit einem meisterhaften Score untermalt. Christopher Abbott als Will spielt eine sehr tragische Figur, genau wie seine Frau und sein Sohn. Auch ihn kann man voll und ganz verstehen, allerdings misstraut man ihm als Zuschauer genauso sehr wie Paul. Alle Charaktere interagieren brillant miteinander und jeder einzelne Dialog ist perfekt. Das Hauptaugenmerk des Films liegt auf der Bindung der einzelnen Familienmitglieder, und deren Angst vor dem Ungewissen. Der Drama Anteil überwiegt hier zwar, doch wirkt zu keiner Zeit gezwungen oder unpassend. Das ganze erzeugt eine sehr dichte bedrückende Atmosphäre, die zum Schluss unfassbare Ausmaße annimmt. Man wird hier von Anfang bis Ende konstant bei der Stange gehalten, und das auf hohem Niveau. 

"It Comes At Night" ist unterm Strich brillant geschrieben, meisterhaft inszeniert und erstklassig gespielt. Ein Film, der nachhallt, der Interpretationsspielraum bietet und über den man reden kann, ja, muss. Gerade beim dritten Akt stockt dem Zuschauer der Atem. Aber Vorsicht: Zu diesem Film muss man Zugang finden und einige werden diesen Film, dank der fehlgeleiteten Trailer, verteufeln und sich vor allem langweilen. Es ist ein Kammerspiel und eine tiefgründige Studie über Paranoia. Das wird nicht jeder mögen.

7/10

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