Samstag, 30. November 2019

Happy Death Day 2U - Happy Deathday 2U (2019)

https://www.imdb.com/title/tt8155288/

Tree Gelbman (Jessica Rothe) hat es weiterhin nicht leicht im Leben – und das liegt vor allem am Sterben! Nachdem die junge Studentin nämlich an ihrem Geburtstag von einem Killer heimgesucht und kaltblütig ermordet wurde, hat sich der Tag immer wieder aufs Neue wiederholt. Als es ihr schließlich gelingt, ihren Mörder zu entlarven und so die Zeitschleife zu durchbrechen, scheint der Fluch gebannt. Doch falsch gedacht: Denn jetzt wiederholt sich eben jener Tag erneut – und es ist nicht nur ihr Leben, das in Gefahr ist, sondern auch das ihrer Mitmenschen. Gemeinsam mit Ryan (Phi Vu) und Carter (Israel Broussard) versucht sie, dem Tod einmal mehr von der Schippe zu springen. denn es kann ja keine Lösung sein, jeden Tag aufs Neue das Zeitliche zu segnen. Doch die Situation wird erschwert, dass sie alle am Leben bleiben müssen. Denn sollte einer von ihnen sterben, bevor die Zeitschleife durchbrochen wird, bleibt er für immer tot...

"Happy Deathday" kam mit seiner simplen Grundidee, nämlich das Tägliche-Murmeltier-Prinzip mit einem Slasher zu verbinden, sehr gut an und spielte reichlich Geld in die Kassen, weshalb eine Fortsetzung auch nicht mal zwei Jahre auf sich warten ließ. Erfreulich ist daran, dass "Happy Deathday 2U" als direkte Fortsetzung erscheint, wieder dieselben Hauptdarsteller bietet und somit nicht nur einen Abklatsch bietet. Man hat sich schon Gedanken darum gemacht, wie man hier sinnvoll fortsetzen kann und das Resultat bietet im Endeffekt zwar noch weniger Horror, als der ohnehin schon zahme Vorgänger, aber wenn man diesen mochte, wird man mit dieser humorvollen Zeitreise-Thematik sicherlich auch gut klar kommen.

Tree hat gerade erst ihr Zeitschleifen-Dilemma beseitigen können, da geht es auch schon weiter. Schuld daran ist ein gewisses Experiment, aber ich will hier nicht spoilern und halte meine Inhaltsangabe deshalb auch sehr gering. Auf jeden Fall beginnt der Terror schon bald von vorne und obwohl Tree das Szenario ja bereits kennt, gibt es wieder neue Regeln, an die sie sich anpassen muss. Natürlich darf da auch erneut spekuliert werden, wer denn nun der Mörder ist, aber "Happy Deathday 2U" geht es dieses Mal weniger um diese Slasher-Motive. Noch stärker als zuvor baut man auf die Zeitreise-Thematik und baut auch solche Dinge wie das Multiversum mit ein. Dabei läuft man immer Gefahr, die Logik zu vernachlässigen und wenn man sich über das Treiben hier ernsthaft Gedanken macht, dann fallen doch einige Logiklücken auf. Man kann das aber auch einfach sein lassen und den Film als das nehmen, was er darstellen möchte: Lockere, seichte Unterhaltung mit ein paar kreativen Ideen. Ich kam mit dem Drehbuch jedenfalls gut klar und als Fortsetzung macht das durchaus Sinn. Zwar werden jetzt nicht die großen Fragen des Vorgängers geklärt, was versprochen wurde, aber in seinem eigenen Universum befolgt "Happy Deathday 2U" die Regeln ganz solide.

Es ist sowieso nicht verkehrt, dass der Film anders ist als sein Vorgänger, denn eine reine Kopie würde so schnell danach kaum einen Reiz bieten. Man konzentriert sich nun noch stärker auf die Komödien-Elemente und selbst wenn die meisten Gags eher flach sind, so kommt schon eine gewisse, amüsante Atmosphäre auf. Ein paar Rührseligkeiten dürfen natürlich auch nicht fehlen. Regisseur Christopher Landon durfte das erneut inszenieren und macht seine Sache wieder solide. Nicht alles daran ist ein Volltreffer, doch "Happy Deathday 2U" kann sich zumindest auf seine gut aufgelegten Darsteller verlassen. So ist Jessica Rothe auch beim zweiten Mal wieder sympathisch und Israel Broussard macht als weiteres, vertrautes Gesicht ebenfalls eine solide Figur. Der Figurenzeichnung hat man nicht mehr wirklich viel hinzuzufügen, was jedoch kaum so wichtig ist. Schade ist im Endeffekt nur, dass der Horror hier wirklich fast gänzlich auf der Strecke bleibt und nur noch ganz marginal vorhanden ist. Es bleibt natürlich harmlos, selbst wenn doch recht viel Blut vergossen wird. Die Freigabe ab 12 Jahren ist durchaus gerechtfertigt. Die 100 Minuten Laufzeit vergehen recht flott und lassen keine zu großen Längen aufkommen.

Fazit: Wenn solche Hits wie "Happy Deathday" so schnell eine Fortsetzung spendiert bekommen, mangelt es meistens an Qualität. Dem ist hier zum Glück mal nicht so. Zwar wirkte der erste Teil etwas frischer und die Mischung aus Komödie und Horror war dort noch etwas ausgewogener, aber dafür geht man hier andere Wege und setzt das Szenario weiterhin kreativ fort. Der Hammer ist das nun wirklich nicht, doch die solide Inszenierung und die brauchbaren Darsteller machen das Ganze schon sehenswert. Wem der erste Teil also Freude bereitet hat, der darf sich ohne große Bedenken auch "Happy Deathday 2U" anschauen. Lockerleichte Unterhaltung für zwischendurch, belanglos, aber recht sympathisch.

6/10

Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

Freitag, 29. November 2019

Necronomicon - H.P. Lovecrafts Necronomicon (1993)

https://www.imdb.com/title/tt0107664/

In "Necronomicon" tritt der eigenbrötlerische Schreiber H. P. Lovecraft selbst in Erscheinung, verkörpert von Jeffrey Combs. Er besucht eine Bibliothek, die von skurrilen Mönchen bewacht wird. Dort kopiert er drei gruselige Geschichten aus dem geheimnisumwitterten Necronomicon.In der ersten beschwört ein Mann namens Edward (Bruce Payne) finstere Mächte, ohne das zu wollen. Die zweite handelt von dem Journalisten Dale Porkel (Dennis Christopher), der den Verbleib eines Arztes zu klären versucht und deswegen das Haus von Jane Ostermann (Bess Meyer) unter die Lupe nimmt, wo der Doktor gelebt haben soll. Stimmt es, dass der das ewige Leben entdeckt hat? Geschichte Nr. 3 erzählt von Sarah (Signy Coleman) und Paul (Obba Babatundé), die einen Serienmörder verfolgen. Es wäre jedoch besser gewesen, Lovecraft hätte nicht im Necronomicon gelesen - denn nach der Lektüre droht sich das Tor zu einer anderen Dimension zu öffnen...

Mit dieser internationalen Co-Produktion, die Brian Yuzna Anfang der 90er realisierte, widmete er sich gleich drei Geschichten, die auf Vorlagen von H.P. Lovecraft basieren, und verband sie mit einer Rahmenhandlung, in welcher der berühmte Autor selbst auftritt. Neben Yuzna selbst, der eben jene Rahmenhandlung und die letzte Geschichte drehte, fungierten dabei der Franzose Christophe Gans (den Yuzna praktisch entdeckt hatte und bei dessen erstem eigenen Film "Crying Freeman" er ihm ebenfalls Schützenhilfe gab) und der Japaner Shusuke Kaneko (der zu diesem Zeitpunkt international noch kaum bekannt war, sich später jedoch mit der "Gamera"-Trilogie, der Fortsetzung zu Ryuhei Kitamuras Manga-Verfilmung "Azumi" und der Verfilmung der erfolgreichen Manga- und Anime-Reihe "Death Note" einen Namen machen sollte) als Regisseure. Trotz der allgemein gut ausgesuchten Darsteller und überzeugenden Effekte sind die einzelnen Geschichten jedoch von eher durchwachsener Qualität.

In Yuznas Rahmenhandlung ist mal wieder sein Lieblingsschauspieler, "Re-Animator" Jeffrey Combs zu sehen, der hier Lovecraft selbst verkörpert, allerdings unter dem Make-Up fast nicht wiederzuerkennen ist. Lovecraft besucht in der Geschichte eine geheimnisvolle Bibliothek und verschafft sich unerlaubt Zugang zum titelgebenden Necronomicon (eigentlich ein fiktives Werk, das in zahlreichen seiner Geschichten auftaucht). Durch das Buch hat er anscheinend Visionen von der Zukunft oder dieses beschreibt zukünftige Ereignisse; jedenfalls schreibt er drei der Geschichten auf, die er darin findet (und bei denen es sich um die restlichen Episoden handelt, die offensichtlich Jahre oder Jahrzehnte nach Lovecrafts Zeit spielen). Diese Episode ist freilich die kürzeste des Films und wird immer wieder durch die anderen unterbrochen, am Ende kommt es allerdings auch hier zu einer Actionsequenz mit bizarren Effekten. Lovecraft wird hier mal als Kämpfer präsentiert, was seiner Persönlichkeit eigentlich nicht entsprach (in Wirklichkeit soll der Mann ziemlich schüchtern gewesen sein). Allerdings beabsichtigte man hier offensichtlich auch keine authentische Darstellung, von daher geht das in Ordnung. Die Effekte sind außerdem richtig gut und mit Tony Azito als geheimnisvollen Bibliothekar hat man hier auch einen charismatischen, gefährlich wirkenden Antagonisten. Brian Yuzna selbst absolviert hier übrigens auch ein Cameo als Taxifahrer. Durchaus sehenswert, die Geschichte.

Die erste Geschichte aus dem Necronomicon ist gleichzeitig auch die schwächste. "The Drowned" basiert auf Elementen der Geschichte "The Rats In The Walls", interpretiert den Stoff aber sehr frei und hat eine ziemlich unoriginelle Handlung, in der es um den Verlust geliebter Menschen geht, die der Protagonist zurückholen will, dabei aber natürlich das Böse heraufbeschwört. Mit Bruce Payne hat man zwar einen souverän agierenden Hauptdarsteller, dieser wird jedoch nicht wirklich gefordert. Die Auflösung der Geschichte ist ziemlich banal. Die Verwandlungseffekte, der geheimnisvolle außerweltliche Bote und das Tentakelmonster (typisch für Lovecraft) am Ende sind dafür wirklich gelungen. Letztlich kann diese Episode aber eben auch nur durch den Hauptdarsteller und ihre, ohnehin nicht allzu stark eingesetzten, Effekte punkten. Von Christophe Gans, der später mit dem schon erwähnten "Crying Freeman", dem wilden Genremix "Pakt Der Wölfe" und der Videospiel-Adaption "Silent Hill" wesentlich überzeugendere Arbeit ablieferte, hätte man sich mehr erhofft.

Die zweite Geschichte aus dem Necronomicon, "The Cold", basiert auf "Cool Air", in der Lovecraft seine Abscheu vor Kälte verarbeitete. Hier hält man sich schon stärker an das Ausgangsmaterial, auch wenn man die Geschichte um ein paar Jahrzehnte in die Zukunft verlegte, aus dem männlichen Protagonisten ein Mädchen machte, sowie eine Liebesgeschichte und eine weitere Rahmenhandlung hinzufügte, welche die eigentliche Story als Rückblende präsentiert. Der Handlungsverlauf mitsamt dem Twist am Ende ist jetzt auch nicht wirklich originell, zudem stört die Naivität der Protagonisten. Mit David Warner als geheimnisvollen Professor, der eine wirklich außergewöhnliche Methode entwickelt hat, sein Leben zu verlängern, hat man hier aber ebenfalls einen sehr überzeugenden Darsteller dabei und die Sequenz, in der sich ein menschlicher Körper schleichend zersetzt, ist verdammt gut gemacht und bietet richtig widerliche Ekeleffekte. Insgesamt kommt auch diese Episode wesentlich atmosphärischer daher.

Die letzte Geschichte, wieder von Yuzna, ist dann so richtig fies. "The Whispers" verwendet Elemente von Lovecrafts Story "The Whisperer In Darkness" (die mittlerweile übrigens ebenfalls als eigener Spielfilm adaptiert wurde) erzählt aber eine komplett eigene Geschichte, die in Tunneln unterhalb New Yorks spielt. Hier hat man schon durch den Handlungsort von Anfang an eine ziemlich düstere Atmosphäre. Signy Coleman als unerschrockene Polizistin, die nach einem Serienkiller, genannt "Der Schlächter", welcher ihren Partner und Vater ihres Kindes entführt hat, jagt, kann in der Hauptrolle dazu wirklich überzeugen. Und wenn dann enthüllt wird, wobei es sich bei dem "Schlächter" wirklich handelt, bekommt man natürlich wieder eine ganze Menge kranker Einfälle und derber Splatter-Effekte geboten, für die Yuzna ja bekannt ist. Das Ende hält dann eine besonders bösartige, richtig erschütternde Überraschung bereit. Diese Episode ist spannend, eklig und verdammt böse. Yuzna weiß eben selbst am besten, wie man so etwas angeht. Eindeutig die beste Geschichte.

"Necronomicon" ist ein gut umgesetzter Episodenhorror mit interessanter Auswahl bei den einzelnen Stoffen und Regisseuren, jedoch schwankender Qualität bei den einzelnen Geschichten. Insgesamt sind die Darsteller allerdings überzeugend, die Musik ist durchaus atmosphärisch und bleibt im Gedächtnis und dazu bietet der Film wirklich überzeugende, handgemachte Splatter- und Ekeleffekte (an denen übrigens mal wieder Screaming Mad George mitwirkte). Insgesamt also ein nett gemachter Horrorfilm mit Atmosphäre und ordentlichen Effekten. Entfernt sich zwar teilweise sehr von Lovecrafts Stoffen (schon allein dadurch, dass hier das meiste recht explizit ausfällt, wogegen das Grauen in seinen Geschichten meist nur angedeutet wird), kann aber durchaus das richtige Feeling transportieren. Sehenswert!

7,5/10

Von WICKED VISION erschien der Film im limitierten Mediabook, welches den Film auf BD und DVD beinhaltet und dazu mit jeder Menge informativen Bonusmaterial ausgestattet ist.

Sonntag, 24. November 2019

Road Trip: Beer Pong (Unrated) (2009)

https://www.imdb.com/title/tt1319733/

Eigentlich wollte Collegboy Andy ja bloß mal ein letztes mal seine heiße Ex besuchen, bevor er sich danach für alle Zeiten der aktuellen und außerordentlich besitzergreifenden Flamme widmet. Dann aber gerät die Ausflugsfahrt mit den besten Kumpels zu einer abenteuerlichen Odyssee der Pannen, Peinlichkeiten und Missverständnisse, in deren Verlauf sich das Quartett zahllose Feinde macht, an deren Ende aber immerhin die prestigeträchtige Teilnahme an der internationalen Meisterschaft im neuen Trendsport "Beer-Pong" wartet...

"Road Trip: Bier Pong" ist selbst als Direct-To-Video-Produktion ein komplett sinnfreier Film. Der erste "Road Trip"-Film ist neben den "American Pie"-Streifen eine der besten Teenager/ College-Filme des letzten Jahrzehnts und ist nicht grundlos oftmals kopiert worden. Nach all den Abklatschen und Kopien lag hiermit nun 9 Jahre nach dem Erstling eine offizielle Fortsetzung - und sie reiht sich brav ein in eben jene Serie von Kopien und Nachahmern. Es ist eine echte Schande: würde der Film nicht „Road Trip“ heißen gäbe es nahezu keinen Bezug zu Folge 1, mit einer Ausnahme. Da wo im ersten Film Tom Green den Erzähler gab ist nun DJ Qualls zu sehen – einer der Chaoten von damals der hier seine alte Rolle noch einmal aufgreift. Was aus den anderen Mitfahrern von einst wurde bleibt allerdings unbeantwortet, es ist ansonsten eine gänzlich neue Story, aber eben eine Standardgeschichte, die dieses mal in das Korsett von Bier Pong gequetscht wurde, um lediglich eine Aneinanderreihung von Gags, die größtenteils nicht mal so wirklich zünden wollen, auf die Leinwand zu bringen. Und unzählige nackte Brüste. Leider sind die Charaktere alle ziemlich irrelevant und unsympathisch und schaffen es kaum, dass man auch nur einen aus der Truppe (egal ob Männlein oder Weiblein) mögen könnte. Jedoch muss man dem Film eines gutschreiben: Obwohl er keine zündenden Gags hat und die Charaktere Null Relevanz, schafft der Film es zumindest eine durchgängig gute Laune zu verbreiten und kurzweilig zu sein. Das rettet den Film noch vor einer miserablen Bewertung, aber empfehlen kann ich ihn trotzdem wirklich keinem. "Road Trip: Beer Pong" ist eine sehr flache Alberei, dank Etikettenschwindel und einer Nebenrolle an den ersten Film angekoppelt.

3,5/10

The Gruffalo - Der Grüffelo: Kleine Maus auf großer Mission (2009)

https://www.imdb.com/title/tt1461418/

Der große Wald ist voller Gefahren. Da ist es gut, wenn man einen starken Freund hat. Und wenn man keinen hat, muss man einen erfinden. Die kleine Maus droht jedem, der sie fressen will, mit dem schrecklichen Grüffelo. Dabei gibt`s Grüffelos doch gar nicht...oder?

"Ein Grüffelo - sag, was ist das für ein Tier?" – "Den kennst du nicht? Dann beschreib ich ihn dir!" "Der Grüffelo" ist eine sehr schöne Adaption des langzeitigen Lieblings-Kinderbuchs vermutlich jeden zweiten Kindes. Nach mehrmaligen (unzähligen) Lesen freut man sich bei diesem mit 27 Minuten passend kurzen Streifen sehr über die gelungene Umsetzung. Die Story wurde an den richtigen Stellen verfeinert und sogar etwas in die Länge gezogen und dank der gelungenen, zu den Illustrationen im Buch passenden Animationen wird die Stimmung des Buches (und ja, es ist "bloß" ein Kinderbuch) sehr gut eingefangen. "Der Grüffelo" als Film ist genauso bezaubernd wie das Buch, lehrreich, moralisch wertvoll und pädagogisch empfehlenswert. Alle, die dieses Buch kennen und lieben (oder es irgendjemandem x-mal vorgelesen haben) sollten sich dieses filmische Kleinod nicht entgehen lassen, der Rest wird hiermit wahrscheinlich eher weniger anfangen können. Eine kindgerecht gereimte, liebevolle Kurzgeschichte, die durchaus unterhält.

8/10

Donnerstag, 21. November 2019

Child's Play (2019)

https://www.imdb.com/title/tt8663516/

Mutter Karen (Aubrey Plaza) schenkt ihrem Sohn Andy (Gabriel Bateman) aufgrund des ungeliebten Umzugs in eine neue Stadt eine „Buddi doll“ zum Geburtstag. Diese Puppe ist ein Hightech-Spielzeug der Firma Kaslan Corp, die von Henry Kaslan (Tim Matheson) entwickelt wurde und Andy eigentlich viel Spaß bereiten soll. Doch weder Karen noch Andy sind sich der unheimlichen Natur Chuckys (im Original gesprochen von Mark Hamill) bewusst. Bei einer Sabotageaktion hat ein frustrierter Sweat-Shop-Arbeiter im Werk in Vietnam nämlich die Sicherheitsprotokolle der Puppe deaktiviert. Andy wird also schon bald erfahren, wie weit sein Spielkamerad geht, um ihm seine Wünsche zu erfüllen. Unterdessen versucht sein Nachbar Detective Mike Norris (Brian Tyree Henry), eine Reihe mysteriöser Morde aufklären...

Die Mörderpuppe Chucky treibt nun auch schon seit über drei Jahrzehnten ihr Unwesen in der Filmlandschaft. Als bekannt wurde, dass Don Mancini mit dem Reboot der Reihe nichts zu tun haben würde, waren Die Fans verärgert. Er hatte bei den letzten drei Teilen Regie geführt und war immer am Drehbuch beteiligt, weshalb Mancini die treibende Kraft hinter "Chucky" war. Plötzlich missachtet man ihn, was enorm schade ist. Aber "Child's Play" hat sowieso nichts mehr mit dem einstigen "Chucky" zu tun. Das muss nicht unbedingt negativ sein, wird für Fans aber garantiert etwas schwerer wiegen. Schlecht ist das Resultat auf keinen Fall geworden, doch der Zuschauer, der alle Teile kennt, erwartet schlichtweg etwas anderes. Es ist das Reboot der Horror-Reihe um die im Original von einem Serienkiller besessene Puppe Chucky.

Der neue Chucky ist eine High-Tech-Puppe namens Buddi, die mit einer KI ausgestattet ist und somit von alleine lernen kann. Andy, der mit seiner Mutter Karen alleine lebt und eher ein Außenseiter-Dasein führt, hat das Glück, dass seine Mutter ihm eine solche Puppe besorgt hat. Doch mit Buddi, der sich einfach mal selbst frech Chucky tauft, stimmt etwas nicht. Das fällt Andy sofort auf, aber er findet diesen Umstand eigentlich sogar ziemlich gut. Zu spät erst bemerkt Andy, dass Chucky sich zu etwas sehr Bösem entwickelt, welches Lust auf's Morden bekommt.


Die Story ist wirklich kaum noch vergleichbar mit der vom ersten "Chucky"-Film, weshalb man auch eher von einem Reboot, als von einem Remake sprechen kann. "Child's Play" geht mit der Zeit und so muss aus der Seele eines Serienkillers eben eine KI werden. Der Ansatz ist erfrischend und funktioniert gut – Nur ist das eben nicht "Chucky". Das Drehbuch besitzt witzige Ideen, ist manchmal auch kreativ, wurde aber dennoch etwas holprig geschrieben. Nach einer gelungenen Einleitung geht dann nämlich alles viel zu schnell und dann gibt es auch seltsame Logikfehler, die sich schlecht erklären lassen. Nur mal so: Mir war es bisher jedenfalls nicht bewusst, dass Augäpfel und Zähne mit zur Gesichtshaut gehören...

Der nächste Punkt, an dem besonders Fans schwer zu kauen haben werden, ist das Aussehen der Puppe. Da fehlt gänzlich der Charme von früher. Die Tricktechnik ist natürlich besser geworden und Chucky sieht an sich gut aus, aber diesbezüglich kann man nur erneut deststellen – das ist nicht Chucky! Besonders seine Mimik ist absolut nicht so stark, wie die vom Original. Von Brad Dourif muss man sich als seine Originalstimme ebenfalls verabschieden, wobei es mit Mark Hamill nicht weniger prominenten Ersatz gibt. Leider darf Chucky aber kaum noch zynische Sprüche von sich geben. Hier fehlt einfach gänzlich der Kult-Charakter. Die Darsteller sind dafür aber durchaus brauchbar. Gabriel Bateman macht seine Sache überzeugend und Aubrey Plaza ist als seine Film-Mutter ebenfalls sympathisch. Die vielen, kleinen Nebenfiguren wirken sehr klischeehaft und auch übertrieben, doch das passt eigentlich ganz gut zum Film und stört nicht weiter, zumal auch alles solide gespielt wird.

Der Anfang fällt recht harmlos, aber doch ziemlich amüsant aus. Wie Chucky zu seinem Namen kommt, hat man witzig gestaltet und dann wirkt das Ganze erst mal wie ein netter Kinderfilm. Dass dies nicht lange so bleiben wird, ist klar und sobald Chucky dann den Spaß am Morden entdeckt hat, wird es auch schnell brutaler. Die wenigen Mordszenen wurden kreativ und äußerst blutig gestaltet. Hier dürfte jedes Splatterherz höher schlagen, selbst wenn es wirklich nur wenige Momente sind und man die Freigabe (ab 16) duchaus in Frage stellen darf. Die Effekte sehen hier auch sehr gut aus. Allgemein ist in der zweiten Hälfte viel mehr los und das Tempo könnte höher kaum sein. Plötzlich sind da auch noch andere Puppen und ja, es wirkt alles sogar etwas zu übertrieben. Der Umschwung kommt zu schnell. Der Vorteil daran ist, dass es so niemals langweilig werden kann.


Insgesamt ist "Child's Play" ein kurzweiliger, böser Spaß, der zudem handwerklich völlig souverän gestaltet wurde. Nur kommt das Treiben niemals über Horror-Fast-Food hinaus und wird nicht nachhaltig in Erinnerung bleiben können. Wer Chucky erwartet, wird von "Child's Play" zwangsläufig enttäuscht sein. Man muss sich auf die gänzlich neue Story einlassen können, man muss die neue (schlechtere) Optik der Puppe hinnehmen und den völlig anderen Charakter dieser ebenfalls. Es wäre besser gewesen, wenn man den Film unter anderem Titel, nicht als Reboot, herausgebracht hätte, denn mit "Chucky" hat das alles einfach herzlich wenig zu tun. Vielleicht wäre die Bewertung dann sogar höher ausgefallen. So bekommt man eine interessante Neu-Interpretation, die auf der Höhe der Zeit ist, handwerklich gut umgesetzt wurde, ein paar herrlich böse Splatter-Szenen besitzt und von den Darstellern solide gespielt wird. Charme und Kultfaktor der Mörderpuppe sind jedoch verschwunden und eine weitere Fortsetzung unter Leitung von Don Mancini hätte mir ehrlich gesagt besser gemundet. Trotzdem kein schlechter Versuch!

6,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:


Quellen:
Inhaltsangabe
: Capelight / MGM

Dienstag, 19. November 2019

The Furies (Unrated) (2019)

https://www.imdb.com/title/tt8228172/

Jeder braucht ein Hobby. Und in "The Furies" ist eben die blutige Jagd auf Frauen im Stile von "Das grausamste Spiel" der Zeitvertreib einer Gruppe maskierter Serienkiller. Kayla (Airlie Dodds) und Maddie (Ebony Vagulans) sind dabei nur zwei einer Handvoll Damen, die entführt und zu diesem menschenverachtenden Überlebenskampf mitten im Nirgendwo gezwungen werden. Bald schon müssen die Gejagten lernen, sich zu wehren und es gibt Opfer auf beiden Seiten. Es bleibt abzuwarten, welche Gruppe am Ende lebend und mit allen Gliedmaßen aus dem Spiel herauskommt. Wenn denn überhaupt jemand lebend herauskommt. Und wer sagt überhaupt, dass sich die Frauen gegenseitig vertrauen können? 

Regisseur Tony D'Aquino liefert mit "The Furies" sein Spielfilmdebüt. Und "The Furies"ist schon ein mieses kleines Stück Film. Beginnt er doch wie ein handelsüblicher B-Movie-Slasher, der alle Prämissen für eine emotionslose und vor allem grundlose Menschenjagd liefert und man schon meinen könnte, dies alles so oder so ähnlich schon einmal gesehen zu haben, so entpuppt sich der Streifen im Laufe der Zeit sogar noch als etwas mehr als die bloße Hatz von Killern auf hübsche Beauties im australischen Hinterland. "The Furies" ist dabei prinzipiell ein Slasher und die fast immer recht brachialen, derben, fiesen, famos getricksten und vor allem blutigen Kills lassen das Herz eines jeden Gorehounds sicher vor Freude hüpfen. Man könnte meinen, dass die Macher hier direkt von Tom Savini, dem Meister des effektivollen Splatters, unterstützt worden sind. Doch darüber hinaus bietet "The Furies" sogar noch eine etwas andere Story, was nicht bei allen Slashern üblich ist. So müssen die "Beauties" erst einmal herausfinden, dass die "Beasts" nur sekundär darauf aus sind, sie möglichst effektvoll um die Ecke zu bringen. Und auch dem Zuschauer wird bald klar, dass es hier um etwas mehr geht.

Bis dahin bleibt "The Furies" aber in der Spur und bewegt sich auf üblichen Wegen des Genres. Da wird stolpernd vor dem maskierten Killer durch den Wald (Novum: es ist Taghell!) geflohen, sich alsbald bewaffnet und irgendwann auch zurückgeschlagen. Was dabei wirklich gemein ist, sind die Maskierungen der Killer, vor allem von "SkinCrow", einem Killer, der sich kurzerhand mit einem ganzen Menschen maskiert hat, bzw mit dem, was übrig bleibt, wenn man sämtliche Innereien und Knochen entfernt. Das allein reicht sicher, um die Marschrichtung von "The Furies" aufzuzeigen und auch das Setting des Films könnte grauer, staubiger und eintöniger nicht sein. Das nach ein paar kleineren Wendungen endlich klar wird, worum es hier wirklich geht, lässt einen doch noch zufrieden nickend zurück, lediglich ein paar Logiklöcher (leider üblich in diesem Genre) und ein derbes schwarzes Loch in der Endszene lassen einen etwas faden Beigeschmack zurück. Spannend ist "The Furies" leider fast ausschließlich in den Jagdszenen, auch wenn man neugierig ist, wie das denn hier ausgehen wird. Erschwerend kommt hinzu, dass die zusammengewürfelten Frauen stetig zwischen einem unbekannt, dumm, unsympathisch, egal und egoistisch variieren. Das ist etwas schade, denn gerade auf dieser Ebene hätte man mehr aus dem Stoff herausholen können. Was unterm Strich bleibt, ist dennoch ein erfreulich unterhaltsamer und gleichzeitig ultrabrutaler Killerfilm, der zwar nicht das Zeug zum Kultklassiker, aber dennoch eine wohlwollende Erwähnung im Horrorgenre verdient hat.

6,5/10

Von NAMELESS Media kommt der Film in HD im auf 555 Stück limitierten Mediabook:

Montag, 18. November 2019

Trauma - Trauma: Das Böse verlangt Loyalität (2017)

https://www.imdb.com/title/tt6705640/

Vier Frauen wollen einige Tage in einem abgeschiedenen Ferienhaus in der Landschaft Lateinamerikas verbringen. Doch werden sie direkt am ersten Abend von zwei Männern angegriffen und brutal misshandelt. Die Frauen, die die Attacke überlebt haben, versuchen am nächsten Tag zu fliehen. Doch scheint es kein entkommen zu geben, denn ihre Peiniger leiden selbst unter einem schrecklichen Trauma und haben jegliche Skrupel verloren...

Oft werden Filme mit der Superlative "Der brutalste Film aller Zeiten" beworben und mittlerweile wird mit dieser Phrase so beliebig um sich geworfen, dass man am Ende nur enttäuscht sein kann. Bei "Trauma" hieß es, dass dies die Antwort auf "A Serbian Film" aus Chile sein soll. Die Überraschung kam doppelt. Nicht nur, dass "Trauma" wirklich ein sehr fieses Werk ist; er ist zeitgleich auch noch echt gut gemacht, was ihn im Endeffekt nur noch derber erscheinen lässt. Im Grunde genommen bekommt man storytechnisch einen weiteren Rape'n'Revenge-Streifen geboten. Vier Freundinnen begeben sich in Chile auf die Reise in einen abgelegenen Ort und werden Opfer einer derben Vergewaltigung. Bis hierhin ist der Plot wirklich ganz "normal", aber "Trauma" sollte man trotzdem nicht unbedingt als reinen Schund abtun. Wenn man sich nämlich bewusst macht, dass er aus Chile stammt und wenn man sich ein wenig über die lang herrschende Militärdiktatur informiert, bekommt das Szenario in diesem Film eine weitere Ebene, die sich politisch auffassen lässt. Die Grausamkeit, die in "Trauma" geschieht, besitzt einen Hintergrund – der Filmtitel verrät darüber auch schon einiges. Die Story lässt sich also ganz leicht als weiteren, menschenverachtenden Dreck ansehen oder aber man schaut genauer hin und erkennt hier eine Substanz, die solche Werke sicherlich nicht oft haben. Dies soll jeder für sich selbst entscheiden, doch man könnte dem Drehbuch tatsächlich einen Hauch von Anspruch attestieren.

Aber warum ist der Film dermaßen derb? Schwer zu erklären ist das nicht. Schon in der Anfangsszene (die es bei der deutschen Veröffentlichung gar nicht zu sehen gibt) werden keine Gefangenen gemacht. Dort paart man Torture-Porn mit Inzest; eine wirklich abartige Szene, die allerdings nur die Marschrichtung vorgibt und noch nicht das Ende der Fahnenstange bedeutet. Es ergibt übrigens gar keinen Sinn diese Szene zu entfernen, denn sie besitzt doch eine enorme Wichtigkeit, um die Grausamkeiten, die noch folgen werden, zu erklären. Sicherlich kann man behaupten, dass Regisseur Lucio A. Rojas das alles so krass bebildert, um den reinen Selbstzweck zu bedienen. Richtig kranke, brutale Stoffe lassen sich eben auch gut vermarkten. Teilweise ist es sicherlich auch der Selbstzweck des Tabubruches wegen, doch diese Gedanken kann man getrost beiseite schieben. Danach ist es vor allen Dingen gut gelungen, dass es eine längere Einleitung gibt. Die vier Mädels werden recht sympathisch vorgestellt und sind nicht zu belanglos. Das macht den Rest dann nur noch schwerer erträglich. In der zweiten Hälfte ereignen sich dann alle abscheulichen Grausamkeiten. Viel menschenverachtender könnte es nicht zur Sache gehen. Und Rojas ist sich dem wohl bewusst, baut immer wieder erotische Momente als Kontrast ein, so dass man sich seiner eigenen Gefühlsregungen nur noch unsicherer sein kann. Dass man "Trauma" nicht nur auf die ekelhaften Szenen reduzieren kann, liegt an seiner handwerklich wirklich guten Umsetzung. Der Film wirkt überhaupt nicht billig, besitzt gute Kulissen, die so richtig schön heruntergekommen aussehen und sich bestens anbieten. Die Inszenierung ist effektiv, die Darsteller sind ziemlich gut und dazu gibt es auch noch einen gelungenen Score, der das bestens ergänzt. Die Stimmung, die "Trauma" entstehen lässt, ist eiskalt, dreckig und unsagbar böse; Humor braucht hier niemand zu suchen. Und dann wären da eben noch die guten Effekte. Weil der Splatter so gut getrickst wurde, wirkt die Gewalt zu jedem Zeitpunkt ziemlich echt und es ist am ehesten diese Kombination, die das Ganze so heftig macht. Es wird gar nicht andauernd gesplattert; diese Szenen kommen seltener vor, besitzen im Zusammenspiel mit den kranken Ideen aber eine ungeheure Wucht. Mit seinen 107 Minuten besitzt "Trauma" im Endeffekt zwar ein paar Längen und flacht zum Ende hin auch ab, trotzdem bietet er eine gewisse Spannung und eben weil er so derb ist, kann er den Zuschauer relativ stark fesseln.

"Trauma" ist unterm Strich ein böser und kranker Film, der es aber nicht verdient hat, nur auf seine tabubrechenden Szenen reduziert zu werden. Dafür ist das alles zu hochwertig gemacht und besonders die Kulissen sind echt stark. Außerdem kann man in die Handlung eine Substanz hinein interpretieren, was bei solchen Werken nicht oft der Fall ist. Am Ende ist das hier absolut nichts für schwache Nerven und man kann jeden verstehen, der das für kranken Mist hält.Wer sich darauf einlassen kann, den zieht die eiskalte Atmosphäre in ihren Bann. In Deutschland erschien "Trauma" mal wieder nur gekürzt, und zwar um über 10 Minuten, dabei ist der Film tatsächlich und vor allem wegen der einleitenden Szene nur uncut empfehlenswert, denn die Brutalität ist hier wichtig für das Endergebnis.

6,5/10

Von Illusions, Unltd. kam der Film in einem Mediabook, welches den Film in HD, natürlich ungeschnitten enthält. 

Sonntag, 17. November 2019

Trautmann (2018)

https://www.imdb.com/title/tt4642192/
Mit gerade einmal 17 Jahren wird Bernd Trautmann (David Kross) in die Wehrmacht eingezogen und gerät als Soldat gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Kriegsgefangenschaft in der Nähe von Manchester. Die deutschen Soldaten veranstalten während ihrer Gefangenschaft Fußballspiele und bei einem dieser Spiele ist auch Jack Friar (John Henshaw), Trainer des kleinen Vereins St. Helens, anwesend, der sofort Trautmanns großes Talent als Torwart erkennt. Friar engagiert den deutschen Soldaten als Torhüter für St. Helens, doch dort bleibt er nicht lange, auch wenn er sich in Margaret (Freya Mavor), die Tochter seines neuen Trainers, verliebt hat: Schon bald verpflichtet der äußerst erfolgreiche Club Manchester City Trautmann als Keeper, was von den Fans allerdings mit Entrüstung aufgenommen wird, schließlich gehört Trautmann zu den ehemaligen Feinden. Erst während des legendären FA-Cup-Finales von 1956 gelingt es dem deutschen Torwart, die Herzen der Fans zu erobern…

Der neue Film von Regisseur Marcus H. Rosenmüller erzählt die Geschichte von Bernhard Carl Trautmann. "Bert" nannten ihn die Briten schon in der Zeit seiner Kriegsgefangenschaft, da es ihnen schwerfiel, Bernd, die Kurzform seines Vornamens, korrekt auszusprechen. Trautmann (* 22. Oktober 1923 in Bremen-Walle; † 19. Juli 2013 in La Llosa, Valencianische Gemeinschaft, Spanien) war ein deutscher Fußballspieler, der in seiner aktiven Zeit als einer der besten Torhüter der Welt galt. In England unvergessen ist das Finale des FA Cups 1956 im Londoner Wembley-Stadion, in dem Manchester City gegen Birmingham City antrat und 3:1 gewann. In der 75. Spielminute warf sich Trautmann in eine flache Hereingabe vor den Fünfmeterraum und wurde dabei von Birminghams Stürmer Peter Murphy mit dem Knie im Nacken getroffen. Da zu dieser Zeit noch keine Auswechslungen erlaubt waren, spielte Trautmann auch die restliche Viertelstunde und avancierte zum Spieler des Tages, weil er trotz Verletzung sein Tor verbissen gegen das anstürmende Birmingham sauber hielt. Eine Röntgenuntersuchung drei Tage nach dem Spiel ergab, dass Trautmann sich bei dem Zusammenprall mit Murphy einen Genickbruch zugezogen hatte und fünf weitere Halswirbel ausgerenkt waren. Diese Verletzung hätte unter unglücklichen Umständen tödlich enden können. Er war gezwungen, fünf Monate von Kopf bis zu den Hüften in Gips eingehüllt zu verbringen und musste danach mit einer Schutzkappe spielen.
(Quelle: Wikipedia)

Bei "Trautmann" entschloß sich der Regisseur zu der Mammutaufgabe, fast das gesamte Leben von Bernhard Carl Trautmann nachzuerzählen. Und obwohl der Film mit seinen 120 Minuten bereits eine stattliche Länge aufweist, musste Marcus H. Rosenmüller an der ein oder anderen Stelle zwangsläufig Kürzungen vornehmen. Das merkt man besonders im letzten Viertel des Films. Denn dort wirkt das Geschehen leider arg gestaucht und den einzelnen Entwicklungen im Leben Trautmanns wird nicht genug Zeit eingeräumt. Deswegen wirkt die Nacherzählung von durchaus prägenden Ereignissen in der zweiten Hälfte seines Lebens wie die stoische Abarbeitung einer Checkliste. Doch bis dahin lässt sich der Film angenehm viel Zeit und gewährt sowohl Charakteren als auch Story ausreichend Luft zum Atmen. In der deutschen Fernsehlandschaft wäre der Film vermutlich direkt als Zwei- oder sogar Dreiteiler angelegt worden.

Ein großes Thema im Leben von "Bert" Trautmann war der Umgang mit seiner Zeit in der deutschen Luftwaffe. Verbunden mit seinem Engagement bei Manchester City sorgte dies im Nachkriegs-Britannien dementsprechend für viel Sprengkraft und diverse Anfeindungen. Dieses Spannungsfeld überträgt der Film sehr gut und in jeder Szene nachvollziehbar auf den Zuschauer. In seinen besten Szene kann man die Spannung zwischen den Charakteren förmlich spüren und wartet nur auf eine Eskalation zwischen den Parteien, die sich nur Jahre zuvor im Zweiten Weltkrieg gegenseitig bekämpft hatten. Brisant ist diese Thematik gerade wieder. Obwohl der Film eine Geschichte erzählt, die vor über einem halben Jahrhundert stattgefunden hat, liefert er genug Denkanstöße und Ansatzpunkte für eine Einordnung in den Kontext der heutigen Gesellschaft.

Das schöne ist: "Trautmann" sieht definitiv nach Kino aus. Dass man das bei deutschen Filmen anmerken muss, ist zwar traurig, durch viele deutschen Kinofilme aus den letzten Jahren, die eher nach TV-Produktionen aussahen, aber unumgänglich. Der Film wirkt über die kompletten 120 Minuten sehr wertig und ist durchweg gut inszeniert. Auch die Fußballszenen, besonders diejenigen im altehrwürdigen Maine Road Stadium von Manchester City, überzeugen auf ganzer Linie trotz relativ vieler Schnitte. Störend fällt allerdings die Synchronisation auf. Im Original auf Englisch vertont, wurde "Trautmann" für den deutschen Markt komplett synchronisiert. Das führt zu einigen seltsam anmutenden Szenen, in denen die Darsteller spielen, dass sie ihr Gegenüber nicht verstehen, alle Charaktere aber perfektes Deutsch sprechen. Da wäre ein wenig mehr Mut und etwas mehr Glaube an ein mündiges Publikum wünschenswert gewesen.

Aber fernab von solchen Patzern erzählt "Trautmann" eine gute, wahre Geschichte, übernimmt sich lediglich etwas mit der Idee, ein ganzes Leben in einen Kinofilm von 120 Minuten zu zwängen, was im etwas antiklimaktisch wirkenden letzten Viertel störend auffällt. Bis dahin bekommt man ein tadellos inszeniertes und packendes deutsches Drama serviert, welches beim Zuschauer in den emotionalen Szenen die richtigen Knöpfe zu drücken vermag. Verbunden mit kleinen Schlenkern im Drehbuch, die auch für Leute, die über das Leben von Bert Trautmann Bescheid wissen, Spannung und Aha-Effekte in das Geschehen bringen, überzeugt "Trautmann" im Gesamtbild auf fast ganzer Linie. Unter dem Strich bleibt eine klare Schauempfehlung, auch für ausgemachte Fußballmuffel.

8/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:

Samstag, 16. November 2019

The Way Of The Gun - Way Of The Gun (2000)

https://www.imdb.com/title/tt0202677/

Die Kleinkriminellen Mr. Parker (Ryan Phillippe) und Mr. Longbaugh (Benicio Del Toro) haben nicht viel Geld. Samen- und Blutspenden halten sie über Wasser. Ihre Chance auf den großen Reichtum sehen sie greifbar, als sie von der schwangeren Leihmutter (Juliette Lewis) einer reichen Familie hören, Robin (Juliette Lewis). Kurzerhand entführen sie die junge Frau und verlangen 15 Millionen Dollar Lösegeld für sie. Mr. Chidduck (Scott Wilson), Robins reicher Chef, will die Entführung ohne Geldzahlung beenden - und auch ohne Polizei, weil er selbst in illegale Geschäfte verwickelt ist. Währendessen spitzt sich die Lage im Auto der Entführer zu: Robins Kind kann jeden Moment zur Welt kommen, und die Verfolger lassen nicht locker...

"The Way Of The Gun" hat auf jeden Fall seine Schwächen. Zum einen ist die Geschichte um zwei Kleinganoven, die das große Geld wittern, nicht wirklich ausgegoren. Mal bewegt sich der Film hin zum schnörkellosen Actiontrhiller, dann schlägt es um Richtung Drama um dann wieder komödiantische Merkmale aufzuweisen. Das Problem des Films ist, das er sich nicht entscheiden kann. Auf der einen Seite will er eine Gangsterballade ala Tarantino oder Guy Ritchie sein, auf der anderen ein glaubhaftes Actiondrama dass durchaus Emotionen zulässt. Das ist ein Ritt auf einem schmalen Grat, so entwickeln sich viele sprunghafte Szenen, die dem Werk nicht gut tun und so kann man auch nachvollziehen, wenn andere Kritiker hier mehr Punkte abziehen.

Auf der anderen Seite jedoch punktet der Film auf jeden Fall mit seiner Action, die realistischer ist, als in 90 Prozent aller Actionfilme. Hier wird nicht sinnlos drauflos geballert. Es wird taktisch vorgegangen, die beteiligten Personen bleiben zumeist ruhig und alle stellen sich auch nicht dumm an. Vor allem die letzten zwanzig Minuten sind wirklich spannend und lassen so den Leerlauf, der sich hin und wieder im Mittelteil einstellte, vergessen. Der Wendungen sind es tatsächlich zu viele, als das ein menschliches Hirn sie alle logisch nachvollziehen kann. Doch das ist gerade der Sinn der ganzen Sache. Jeder hier dreht sein eigenes Ding - und keiner ist ein Superheld, nicht mal ein Held, eher ein Haufen von Antihelden. Es sind kleine Ganoven, die, wenn sie intelligenter wären, nicht Ganoven geworden wären. Und so handeln sie auch nicht so genial wie die gottähnlichen Superhelden aus den gängigen Actionthriller - dafür haben sie emotional umso mehr zu bieten.

Die Schauspieler sind allesamt in Ordnung, auch wenn Ryan Phillipe einfach nur grottig synchronisiert wurde. Generell ist die Synchro zum Vergessen. Trotz dessen ist "The Way Of The Gun" spannend und in seiner Ausführung konsequent. Der Film hätte mehr sein können, ist aber so, wie er jetzt ist trotzdem unterbewertet und zu Unrecht so unbekannt. Alles in allem, ein Actionthriller mit viel Situationskomik, menschlicher Ironie und sympathischen Losertypen, der mal ganz anders funktioniert als die gängigen Actionthriller und daher eher als feinfühlige Actiontragödie zu bezeichnen ist: für feinfühlige Actionthrillerliebhaber sehenswert. Ein kleiner, aber überzeugender Ganovenfilm, mit dem ein oder anderen markigen Spruch und einer zu deutlichen Anlehnung an ältere Genreklassiker.

7,5/10

Von KOCH Films erschien der Film im limitierten Mediabook. Dieses beinhaltet den ungeschnittenen Film auf Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial.

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films

Freitag, 15. November 2019

Frailty - Dämonisch (2001)

https://www.imdb.com/title/tt0264616/

Ein junger, ungepflegter Mann namens Fenton Meiks (Matthew McConaughey) behauptet, die Identität des seit 1979 gesuchten "God's Hand"-Serienkillers lüften zu können. Dem FBI-Agenten Doyle (Powers Boothe) wird der Mann immer verdächtiger. Fenton behauptet steif und fest, den seit Jahrzehnten gesuchten Mörder zu kennen und sogar sein Bruder zu sein. Der Bericht des jungen Mannes führt zurück ins beschauliche Texas der 70er Jahre und eröffnet eine bedrückende Reise in den Wahnsinn. Doyle hört, dass Fentons Vater angeblich von religiösen Wahnvorstellungen getrieben ist und dass Fenton glaubt, dessen Familie sei von Gott dazu auserkoren, Dämonen in Gestalt von normalen Menschen zu vernichten...

Der Psychothriller aus dem Jahr 2001 punktet vor allem mit seiner ruhigen Erzählweise, die dennoch eine intensive, düstere und fesselnde Atmosphäre ausstrahlt. Langsam und stetig wird der Spannungsbogen aufgebaut, der bis zum Schluss Spannung pur bietet. Und immer schwingt etwas Beklemmendes und Mysteriöses in der Handlung, die gekonnt permanente Neugier erzeugt. Langweilig wird es nie. Überzeugend wird der Vater-Sohn-Konflikt dargestellt, der in dieser morbiden Serien-Mörder-Story eingebettet ist. Über weite Strecken speist sich das Grauen in "Dämonisch" daraus, dass der Vater seinen Söhnen seine Vision aufnötigt und sie zwingt, an seinem grausigen Tun teilzuhaben. Das steht und fällt mit den schauspielerischen Leistungen des Trios – es steht, die drei harmonieren vorzüglich miteinander. Die Szenen, in denen Papa Meiks – sein Vorname wird nicht genannt – vor den Augen seiner Söhne die Axt gegen seine gefesselten Opfer hebt, prägen sich nachhaltig ein. Wenn sich der junge Fenton mehr und mehr verstört zeigt und überlegt, wie er seinem Vater Einhalt gebieten kann, überträgt sich seine Verängstigung gelungen auf die Zuschauer.

Bill Paxton ist ein großartiger Schauspieler. Leider verstarb er 2017 während einer Operation. Das er als Regisseur etwas taugt, zeigt sein Werk eindrucksvoll. Aber auch seine beiden Söhne, gespielt von Matt O'Leary und Jeremy Sumpter machen einen hervorragenden Job. Gelungene Twists und eine wahrlich überraschende Wendung am Filmende verleihen dem Film zusätzlich eine schmackhafte Würze und pushen ihn qualitativ nach oben. Die Gewalt ist zwar jederzeit präsent, wird aber nicht drastisch gezeigt – sobald die Axt schwingt, folgt der Schnitt. Splatterfans mögen das missbilligen, es nimmt "Dämonisch" aber nicht ein bisschen von der Intensität, die den Horrorthriller auszeichnet. "Frailty" (englisch für Zerbrechlichkeit, Schwächlichkeit) lautet der Originaltitel, das war dem deutschen Verleih vielleicht fürs hiesige Publikum zu vage, weshalb man sich für das etwas deutlichere "Dämonisch" entschied – kann man machen. Eine Wendung zum Finale setzt dem hoch spannenden Geschehen dann noch die Krone auf. "Dämonisch" ist ein großartiger Thriller, der fesselt und mitnimmt.

8,5/10

Von KOCH Films erschien der Film im limitierten Mediabook. Dieses beinhaltet den ungeschnittenen Film auf Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial.

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films

Donnerstag, 14. November 2019

En las Afueras De La Ciudad - Hidden In The Woods (Unrated) (2012)

https://www.imdb.com/title/tt1920956/

Ana (Siboney Lo) und Anny (Carolina Escobar) sind Schwestern, die von Kindesbeinen an den schweren Misshandlungen ihres drogendealenden Vaters (Daniel Antivilo) ausgesetzt waren und in kompletter Isolation aufgewachsen sind. Als die Polizei Jahre später Wind von der Sache bekommt und sich der verwahrlosten jungen Erwachsenen annehmen möchte, bringt der Vater zwei der Polizisten auf grausame Weise mit einer Kettensäge um. Zwar wird der Peiniger der Mädchen zur Rechenschaft gezogen und kommt ins Gefängnis, aber die Schwestern fliehen zusammen mit ihrem Bruder zu einer Hütte im Wald, wo sie vom Regen in die Traufe geraten. Der psychotische Drogenbaron Castello (François Soto), bei dem es sich um den Onkel der Geschwister handelt, erscheint und will um jeden Preis seine Ware wiederhaben. Dafür würde er auch über Leichen gehen.

Bei "Hidden In The Woods" handelt es sich um einen der Skandalfilme des Jahres 2012. Düster, dreckig, hart und für eine deutsche Veröffentlichung musste er zudem ordentlich Federn lassen. In der vorliegenden ungeschnittenen Fassung kann man den Ruf jedoch nicht ganz nachvollziehen. Es ist zwar ein expliziter und gleichzeitig harter Film, jedoch nichts, was man an anderer Stelle, bzw. in anderem Kontext so nicht schon einmal gesehen hätte.

"Hidden In The Woods" ist damit zwar auch kein totaler Reinfall aber weitaus hinter seinen Möglichkeiten. Dabei sollte man natürlich den Low-Budget-Charakter nicht aus den Augen verlieren. Immerhin ist die Atmosphäre wirklich solide und dank der erdig-gelben Farbgebung stimmig. Die Story ist auch recht gut und weiß zu überzeugen. Ein klassischer Rape&Revenge-Streifen (wie angekündigt) ist er jedoch nicht. Richtig schlimm ist die deutsche Synchronisation. Viel zu oft wirkt die Betonung aufgesetzt und unnatürlich. Damit einhergehend ist die Kamera bzw die Schnittführung unübersichtlich und zieht das Treiben oft ins Lächerliche. Hier sieht man dem Film den Low-Budget-Charakter an. Insbesondere bei den Gewaltakten wirken die Umschnitte unprofessionell und erinnern an deutsche Gore-Amateurwerke. Und apropos Gewalt... sicher ist der Film nicht ohne, doch die Darstellung der Exzesse verfehlt oft aufgrund der stümperhaften Schnitte ihre Wirkung. Ob wirklich so viele Schnitte notwendig waren um den Film nicht doch ungekürzt durch die FSK zu bringen ist fraglich. Negativ fallen auch so manche Handlungsweisen der Darsteller ins Auge, die einfach selten dumm, klischeehaft und vorhersehbar handeln, sodass manche Situationen eher unlogisch gehandhabt werden.

"Hidden In The Woods" könnte man als gut gemeinten Versuch ansehen. Die Story kann verhältnismäßig adäquat unterhalten uns gibt einiges her. Längen sind auch nicht weiter zu verzeichnen, das Treiben präsentiert sich recht flott. Am meisten ärgert die Synchronisation und die stümperhafte Inszenierung, die leider viel Potenzial verschenken. So ist "Hidden In The Woods" noch okay, aber kein Must-See.

5/10

Von 8Films kam der Film in einem Mediabook, welches den Film in HD, natürlich ungeschnitten enthält. 

Dienstag, 12. November 2019

Robin Hood: Men In Tights - Robin Hood: Helden in Strumpfhosen (1993)

https://www.imdb.com/title/tt0107977/

Robin von Loxley (Cary Elwes) wird bei den Kreuzzügen unter König Richards (Patrick Stewart) Fahne gefangen genommen und ins Verlies gesperrt. Mit Hilfe eines arabischen Mitgefangenen namens El Niesreiz (Isaac Hayes) gelingt ihm die Flucht. Beim Abschied verspricht er ihm, sich um dessen Sohn Hatschi (David Chappelle) zu kümmern, der sich zur als Austauschstudent in England aufhält. Während König Richard auf den Kreuzzügen war, hat sich dessen Bruder, der kaltherzige Prinz John (Richard Lewis) selber zum Alleinherrscher über England ernannt. Mit Unterstützung des skrupellosen Sheriffs von Nuttingham (Roger Rees) unterdrückt er das arme Volk und beutet es nach Strich und Faden aus. Als Robin zu seinem Schloss zurück kehrt, erfährt von Blinzler (Mark Blankfield), dass seine Eltern gestorben sind. Gemeinsam mit Little John (Eric Allan Kramer) und Will (Matthew Porretta) stellt er sich den reichen Emporkömmlingen.

Leider etwas zu spät: Mel Brooks hatte seine große Zeit in den siebziger und achtziger Jahren und war damals wohl der absolute Hit - diese "Robin Hood"-Verlade wäre damals wahrscheinlich auch ein großer Brüller gewesen. Zu der Zeit als sie kam und auch heute kann man sie leider nur noch als eine Blödelei nehmen, nicht besonders ernst zu nehmen und von Grund auf nicht versaut oder eklig sondern durch und durch harmlos. Brooks selber beschränkt sich auf eine kleine Nebenrolle und überläßt dem gar nicht mal so schlechten Cary Elwes das Feld - der kann aber auch nur das machen was das dünne Drehbuch ihm vorgibt.

Sieht man davon einmal ab, bleibt ein Klamauk, der sich stark an "König der Diebe" bzw. den Roman von Howard Pyle orientiert, was für eine Parodie ja durchaus verständlich ist. Ernst nehmen braucht man in diesem Film jedenfalls nichts. Dave Chapelle als Hatschi, ein tuntiger Prinz John, ein notgeiler, oftmals sprachbehinderter Sheriff, ein doch recht witziger blinder Helfer Robins mit dem treffenden Namen "Blinzler", Little John, der doch ziemlich groß ist oder Patrick Steward als König Richard - die oft benutzte Phrase "Hirn ausschalten" darf man bzw. muss man hier ruhig ernst nehmen. So wird ja zum Beispiel auch Robin Hoods elterliche Burg abgeschleppt, weil keine Steuern bezahlt wurden - übrig bleibt Blinzler, der in der Zeit auf dem Klo sitzt und eine hochgeprägte Variante des Playboy für Blinde "fühlt". Da darf dann auch mal gelacht werden, das sollte man nicht hinterfragen: dumpf, albern, aber erträglich. "Robin Hood: Helden in Strumpfhosen" ist unterm Strich eine harmlose Kasperei mit vereinzelt brauchbaren Pointen, ganz nett aber leider auch völlig belanglos.

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Columbia TriStar

Montag, 11. November 2019

Cujo (1983)

https://www.imdb.com/title/tt0085382/

Nachdem der Bernhardiner Cujo auf der Jagd nach einem Kaninchen von einer Fledermaus gebissen wird, infiziert er sich mit Tollwut. Cujos Herrchen Joe Camber (Ed Lauter) erhält von seiner Frau Charity (Kaiulani Lee), die soeben in der Lotterie gewonnen hat, eine eigene Werkstatt geschenkt, während Cujo zunehmend seiner Krankheit verfällt. Vic Trenton (Daniel Hugh-Kelly) auf der anderen Seite muss erfahren, dass seine Frau Donna (Dee Wallace) fremdgeht. Während er auf einer Dienstreise ist, bleibt sie mit ihrem gemeinsamen Sohn Tad (Danny Pintauro) mit ihrem Wagen liegen und die beiden machen sich auf den Weg zu Joes Werkstatt. Doch sie finden nur die Leiche Joes, der von seinem eigenen Hund getötet wurde. Als der tollwütige Cujo die beiden angreift, fliehen Donna und Tad zurück in ihren defekten Wagen und müssen auf Hilfe warten...

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Regisseur Lewis Teague, zuvor eher berüchtigt als berühmt für den trashigen Tierhorror "Der Horror-Alligator" mit "Cujo" einen frühen Klassiker der King-Verfilmungen landen konnte? Rein handwerklich beeindruckt der Hunde-Horror noch heute mit tollen Tiertricks, überzeugenden Schauspielerleistungen und einer (für damalige Verhältnisse) entfesselte Kameraarbeit (Jan de Bond, der knappe zehn Jahre später mit "Speed" einen Klassiker des Actiongenres schuf). Inhaltlich verpassen es Teague und seine Drehbuchautoren Don Carlos Dunaway und Lauren Currier allerdings die Romanvorlage sinnvoll einzukürzen, wodurch sich in der ersten Hälfte kleinere Längen ergeben.

Das nimmt der Geschichte um einen wild gewordenen Bernhardiner zwar ein wenig Gravitas, trotzdem ist "Cujo" ein verdammt gelungenes Stück Terrorkino. Das liegt zum einen an der Tragik des titelgebenden Antagonisten. Dessen Verfall vom grundguten Familienhund hin zur reißenden Bestie wider Willen ist auch ohne die Buchkapitel aus der Egoperspektive des Hundes herzzerreißend. Dazu reicht ein Blick in tieftraurigen Augen des Hundes. Auf der anderen Seite liefern Dee Wallace als Ehebrecherin Donna Trenton auf Kreuzgang und vor allem Danny Pintauro, als traumatisierter Sohn Tad, eine extrem überzeugende Performance als Terroropfer. Doch am besten bleibt - wie so oft bei King-Verfilmungen - die Grundidee der Handlung. Einen Familienhund als Metapher für das Auseinanderbrechen einer Familie unfreiwillig Amok laufen zu lassen ist einer dieser berühmten Ideen, bei denen man sich fragt, warum da vorher noch nie jemand draufgekommen ist. "Cujo" verkörpert die Schuld, die Donna Trenton auf sich geladen hat. Der Virus, der Cujo befallen hat, steht symbolisch für das Gift, das der Ehebruch in ihre Familie gebracht hat. Diese Grundkonstellation ist so stark, dass es die zweite Familie rund um den herrischen Hundebesitzer Joe Camber, dessen Ehefrau und Sohn im Laufe der Handlung förmlich vor ihm fliehen, im Grunde gar nicht gebraucht – im Gegenteil, die Geschichte wäre um einiges stärker, wenn Cujo einfach der Hund der Trentons wäre, der sich gegen sein eigenes Rudel wendet. "Cujo" spielt definitiv im oberen Drittel aller King-Verfilmungen und erwies sich trotz mäßiger Kritiken immerhin als so gelungen, dass jener eher berüchtigte als berühmte Lewis Taegue direkt im Anschluss mit einer weiteren Stephen-King-Verfilmung betraut wurde. Da braucht man nicht lange zu überlegen, warum und wer in "Katzenauge" einen Cameo-Auftritt hat.

7,5/10

Samstag, 9. November 2019

Dracula: Dead And Loving It - Dracula: Tot aber glücklich (1995)

https://www.imdb.com/title/tt0112896/

Nachdem Graf Dracula in dem Engländer Renfield einen neuen Assistenten gefunden hat, verlässt er im Jahre 1893 Transsylvanien und reist nach London. Während Renfield kurz darauf in der Nervenklinik von Dr. Seward landet, versucht Dracula, seinen Durst bei Sewards Tochter Mina und deren Freundin Lucy zu stillen. Doch der Blutsauger hat nicht mit der Hartnäckigkeit des ausgewiesenen Vampirjägers Van Helsing gerechnet. Der gewiefte Professor versteht es, Dracula einen äußerst fatalen Stolperstein zu stellen...

Mel Brooks' Parodie zum Vampirfilm-Genre fällt überraschend verhalten aus und verbeißt sich schnell in den zwei Gegenspielern Dracula (Leslie Nielsen) und Van Helsing (Mel Brooks), die den kompletten Film tragen und neben denen die anderen Charaktere ziemlich blass aussehen. (Mit Ausnahme von Peter MacNichol als Draculas Assistenten Renfield, der ihn einfach überragend dämlich spielt.). Leider schafft es Leslie Nielsen nicht, der als vertrottelter Sauger stets zur falschen Zeit am falschen Ort stolpert, ausrutscht oder sich den Kopf anschlägt, dem Film den nötigen Biss zu geben. Mel Brooks hält zudem die Gagfrequenz für seine Verhältnisse sehr niedrig und das Ganze wirkt recht blutleer. Dabei hat gerade die beste Szene Jonathan Harker (gespielt von Steven Weber), der bei der Pfählung seiner Geliebten so viel Blut verspritzt - und vor allem nicht wusste, dass ihm dabei so viel Blut ins Gesicht spritzen würde - dass er diese Szene herrlich fassungslos aber souverän spielt. Und zumindest die altbekannte Handlung und die angestaubten Requisiten wie das Spuckschloß oder die Gruft lassen etwas Dracula-Feeling aufkommen und verleihen dem Film, trotz einiger Längen, einen gewissen nostalgischen Charme und Altmeister Brooks schafft es immerhin vereinzelt ein paar köstliche Lacher gekonnt zu platzieren. Dafür veralbert Mel Brooks "Dracula: Tot aber glücklich" aber sehr schön und mit viel Liebe zum Detail den übersexualisierten und pathetischen Draculafilm von Francis Ford Coppola

6/10

Freitag, 8. November 2019

It Comes At Night (2017)

https://www.imdb.com/title/tt4695012/

Die Welt von Paul (Joel Edgerton), seiner schüchternen Frau Sarah (Carmen Ejogo) und ihres jugendlichen Sohns Travis (Kelvin Harrison Jr.) wird von einer bösartigen, pestähnlichen Krankheit bedroht, die beinahe das gesamte Leben auf der Erde ausgelöscht hat. Um Schutz vor den lebensgefährlichen Umständen zu finden, haben sie sich in ein abgelegenes Haus im tiefsten Wald zurückgezogen. Doch die Ruhe wird gestört, als eines Tages das junge Pärchen Will (Christopher Abbott) und Kim (Riley Keough) vor der Tür des Unterschlupfs steht und dort gemeinsam mit ihrem jungen Sohn Andrew (Griffin Robert Faulkner) Schutz sucht. Widerstrebend nehmen Paul und seine Familie die verzweifelten Flüchtlinge bei sich auf. Doch bald bricht Paranoia zwischen den neuen und alten Bewohnern aus, die von den Schrecken ihrer zerstörten Umgebung gleichermaßen traumatisiert sind...

"It Comes At Night" ist wieder einer dieser Filme, den viele Zuschauer hassen werden und man kann guten Gewissens zugeben, dass das Marketing ziemlich ungeschickt war, denn die Trailer suggerieren etwas völlig falsches. "It Comes At Night" hat im Grunde genau den Stil, der den nicht minder genialen "A Quiet Place" in noch höhere Sphären gehoben hätte. Hier wird nicht gezeigt und erklärt, was da draußen lauert, sondern die Tatsache an sich, dass dort etwas lauert stellt die Gefahr dar. Der Film verzichtet auf alle Mainstream Horror-Elemente und ist eine atemberaubende Charakterstudie im Kammerspiel-Stil. Hier steht das Thema Paranoia und Panik im Vordergrund und der Film zeigt sehr eindrucksvoll, was solch eine Extremsituation mit Menschen macht und wie paranoid unsere Charaktere werden. "It Comes At Night" ist insgesamt ein eher ruhiger Survival-Horror, mit ab und zu aufblitzenden Gruselelementen, die aber nicht vorrangig im Vordergrund stehen. Diese werden meist in Traumsequenzen gezeigt. Dabei ist "It Comes At Night" ein schönes kleines und vor allem böses Filmchen. Atmosphärisch sehr packend aber sicherlich nicht für jeden geeignet, denn er lässt dem Zuschauer sehr viel Spielraum für Interpretation. Um was es beim sogenannten "It" aus dem Titel überhaupt handelt, kann jeder für sich entscheiden. Wenn man mit solchen Freiheiten umgehen kann, ist der Film extrem spannend und einige wenige aber dafür perfekt inszenierte Szenen lassen einem die Haare zu Berge stehen.

Joel Edgerton ist einfach ein grandioser Schauspieler. Zwar sind alle Charaktere in diesem Film brillant und glaubwürdig, aber es ist vor allem Edgerton, der hier einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Seine Angst und seine Paranoia kommen extrem echt herüber und man kann ihn, trotz heftiger Entscheidungen, immer voll und ganz verstehen. Carmen Ejogo als Sarah weiß ebenso gut zu gefallen und hat eine brillante Chemie mit Edgerton. Auch Kelvin Harrison Jr. als Travis beeindruckt und besonders seine Visionen und Halluzinationen sind mit einem meisterhaften Score untermalt. Christopher Abbott als Will spielt eine sehr tragische Figur, genau wie seine Frau und sein Sohn. Auch ihn kann man voll und ganz verstehen, allerdings misstraut man ihm als Zuschauer genauso sehr wie Paul. Alle Charaktere interagieren brillant miteinander und jeder einzelne Dialog ist perfekt. Das Hauptaugenmerk des Films liegt auf der Bindung der einzelnen Familienmitglieder, und deren Angst vor dem Ungewissen. Der Drama Anteil überwiegt hier zwar, doch wirkt zu keiner Zeit gezwungen oder unpassend. Das ganze erzeugt eine sehr dichte bedrückende Atmosphäre, die zum Schluss unfassbare Ausmaße annimmt. Man wird hier von Anfang bis Ende konstant bei der Stange gehalten, und das auf hohem Niveau. 

"It Comes At Night" ist unterm Strich brillant geschrieben, meisterhaft inszeniert und erstklassig gespielt. Ein Film, der nachhallt, der Interpretationsspielraum bietet und über den man reden kann, ja, muss. Gerade beim dritten Akt stockt dem Zuschauer der Atem. Aber Vorsicht: Zu diesem Film muss man Zugang finden und einige werden diesen Film, dank der fehlgeleiteten Trailer, verteufeln und sich vor allem langweilen. Es ist ein Kammerspiel und eine tiefgründige Studie über Paranoia. Das wird nicht jeder mögen.

7/10

Donnerstag, 7. November 2019

Don't Say A Word - Sag' kein Wort (2001)

https://www.imdb.com/title/tt0260866/
Das Familienglück des New Yorker Psychiaters Dr. Nathan Conrad (Michael Douglas) und seiner Frau Aggie (Famke Janssen) wird jäh überschattet, als Gangster unter Führung von Patrick (Sean Bean) ihre Tochter Jessie (Skye McCole Bartusiak) entführen. Die Verbrecher haben es auf die Beute eines lange zurückliegenden Raubzuges abgesehen. Doch nur eine nervlich labile Patientin von Dr. Conrad weiß um den Verbleib der Beute: Elisabeth (Brittany Murphy), die kein Wort spricht. Sie ist der Schlüssel zum Leben von Conrads Tochter. Von den Kidnappern mit hochmodernem Equipment überwacht, muss Dr. Conrad auf eigene Faust versuchen, das Leben seiner Tochter zu retten. Versagt der Psychiater, wird sie getötet. Er hat nur sieben Stunden Zeit...

Der Film verdankt seinen Erfolg wohl insbesondere dem guten Timing: er startete im Kino nur wenige Wochen nach dem 11. September 2001 und da war das Publikum in Stimmung einen Mann zu sehen der auf eigene Faust und mit hammerharten Methoden seine in Gefahr geratene Familie rettet. Abgesehen davon ist der Film letztlich gehobene Massenware mit guten Komponenten. Ob die stark gezeichneten Charaktere, die stetige Spannungssteigerung oder das ungeheuer atmosphärische Finale, der Film hat wohl alles, was ein gelungener Thriller haben sollte.

Michael Douglas agiert als sympathischer Held, Sean Bean kopiert seine Bond-Fieslingsrolle aus "Goldeneye", während Brittany Murphy als psychopathisches Wrack eine eindrucksvolle Visitenkarte vorlegt die sie für ernsthaftere Rollen qualifiziert. Zwar spielt auch Douglas gewohnt überzeugend, doch kommt er nicht an die Paraderolle einer Brittany Murphy heran, der die psychisch Kranke oder wirre Persönlichkeit wie auf den Leib geschneidert ist.

Die Story enthält zwar an einigen Stellen Logikfehler, Hänger und Unglaubwürdigkeiten (Brittany Murphy wurde im Film 10 Jahre lang von über 20 Psychiatern untersucht und Douglas ist nach einem Blick in ihre Akte weiter als sie) aber letztlich geht’s hier darum rasante Spannung zu erzeugen was auch voll gelingt. Nicht mehr oder weniger. "Sag' kein Wort" ist ein vom Anfang bis zum Ende durchweg spannender und durchdachter Thriller, der von der schnellen Erzählweise lebt, bis in die Nebenrollen ganz stark gespielt ist, aber letztlich doch nur ein Psychothriller von der Stange.

6,5/10