Donnerstag, 19. September 2019

[KINO] Rambo: Last Blood (2019)

https://www.imdb.com/title/tt1206885/

John Rambo (Sylvester Stallone) erfährt, dass Gabriella, die Tochter seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza), von einem Menschenhändlerring entführt wurde, der Teil eines mexikanischen Kartells ist und junge Frauen zur Prostitution zwingt. Rambo, der sich eigentlich nach langen Jahren fern der Heimat, nach all dem Leid, dem Totschlag und den geliebten verstorbenen Menschen, einfach nur in den USA auf einer Ranch zur Ruhe setzen wollte, schließt sich mit der Ex-Soldatin und Journalistin Carmen Delgado (Paz Vega) zusammen, deren Schwester ebenfalls von dem Kartell entführt wurde, und nimmt den Kampf gegen die Gangster mit allerlei explosiven Techniken und seinen Kampffähigkieten auf. Seiner Vergangenheit kann der Profi einfach nicht entkommen. Rambo wird keine Gnade zeigen, denn er war es nicht, der das erste Blut vergossen und ihn herausgefordert hat, aber er wird der jenige sein, der das letzte Blut vergießt...

"Rambo: Last Blood" ist ein Desaster, quasi ein "96 Hours" / "Taken" in billig, ohne jedes Gefühl für Pacing und Timing, zudem auch noch schlecht inszeniert und in Teilen sogar der titelgebenden Figur schädigend. Da hilft auch Sylvester Stallones wunderbar grimmige Miene und das Anspielen des bekannten "Rambo"-Themas nicht. Aus dem müden, bemitleidenswerten Vietnam-Veteran mit traurigem Background, der seiner Kriegsneurose nicht entfliehen kann, ist ein grimmiger Massenmörder geworden, der in der Art seiner Tötungspraxis sogar zum Albtraum der schlimmsten Horrorfiguren werden könnte. Das Drehbuch von "Rambo: Last Blood" ist geradezu eine Katastrophe, die Umsetzung kaum besser.

Und nein, von einem Film, der "Rambo" heißt erwartet man keine raffinierte, sondern eine gerne simple, aber konsequente Story, in der die ikonische Rambo-Figur noch einmal glänzen darf. Man kann nun geteilter Meinung darüber sein, ob man den alternden John Rambo am Tisch mit seiner Haushälterin oder als fürsorglichen Onkel für deren Tochter sehen will, aber das ist okay, irgendwie kann man das akzeptieren. Es ist sogar konsequent, wenn Rambo sich endlich ein halbwegs normales Leben aufbauen durfte. Dass er ständig seine Pillen schlucken muss und in seiner Paranoia wie ein Maulwurf die ganze Ranch unterbuddelt hat, ist auch in Ordnung, wobei es schon grenzwertig wird, wenn er die Freunde seiner Ziehtochter in seinen Tunneln Party machen lässt, obwohl da bislang nicht mal seine Haushälterin einen Fuß reinsetzen durfte und sämtliche Räume mit zahllosen Waffen verziert sind. Man ahnt hier bereits, dieses ohnehin billige Setting wird einfach zweimal verwurstet und muss am Ende für den Showdown herhalten. Dass durch solche kleinen Widersprüche die Figur Risse kriegt, ist schade, da hat Stallone bei seinem Rocky zuletzt immer sehr genau drauf geachtet, auch "John Rambo" war hier eine wunderbar konsequente Fortführung der alten Figur. Aber selbst solche Unstimmigkeiten sind nicht das eigentliche Problem.

Das Problem ist vielmehr, dass all diese Szenen unfassbar belanglos und unnötig unemotional sind und die Figur, sowie die Handlung in keiner Weise weiterbringen. So wird es zur harten Geduldsprobe, bis der eigentliche Plot nach gefühlt 40 Minuten überhaupt erst mal Fahrt aufnimmt. Der Strang mit der Tochter der Haushälterin, die ihren leiblichen Vater aufsucht, ist so uninteressant und langatmig erzählt und zudem auch noch so billig inszeniert, dass man das Gefühl hat, man hat es hier mit einem direkt für den Heimkinomarkt produzierten Sequel à la "Escape Plan 2" zu tun. Wenn dann Onkel Rambo endlich mal in einer fiesen kleinen Szene loslegt, denkt man einen Moment lang, der Film könnte sich doch noch fangen. Aber nein, danach wird erneut auf die (Voll-)Bremse getreten und nochmal eine völlig sinnlose und uninteressante Frauenfigur eingeführt. So zieht sich auch die zweite Hälfte bis zum kurzen Finale, das jegliche inszenatorische Raffinesse vermissen lässt und letztendlich aus einer Collage aus Tötungssequenzen besteht.

Ja, da splattert es dann etwa zehn Minuten lang ordentlich (und die FSK dürfte für die Heimkinoauswertung nicht gerade gnädig sein angesichts solch Menschenverachtender Szenen), aber es wirkt in etwa so, als würde man in einem Horrorfilm alle Morde erst am Ende und dann am Stück servieren. In "John Rambo" waren solche derben Szenen kurze "Highlights" innerhalb rasanter Actionsequenzen, die einen auch emotional hochgepeitscht haben, hier ist es nur eine stumpfe Aneinanderreihung - als hätten die Macher nicht die geringste Ahnung, was die "Rambo"-Filme bisher ausgemacht hat. Selbst die Martinez-Brüder, die als Haupt-Aantagonisten dienen, werden durch Buch und Regie zu ständig streitenden und teilweise selten dämlichen Witzfiguren degradiert.

Damit ist "Rambo: Last Blood" mit weitem Abstand der schlechteste Teil der ganzen Reihe. Dass es nur wenig Action und die auch fast nur am Schluss gibt, ist auch nicht so schlimm. Dass aber der Weg dorthin jeglichen Unterhaltungswert vermissen lässt und das ganze Werk derart billig wirkt und den Zuschauer emotional nicht packt, hat dieses Franchise nicht verdient. Die "5" ist für Stallone offenbar keine gute Zahl, da hatte auch "Rocky" seinen größten Ausfall. Bleibt letztlich nur zu hoffen, dass man diesen (vorerst) letzten Teil schnell vergessen kann, damit er einem nicht das gesamte Franchise kaputt macht.

5,5/10

Der Film ist von LEONINE auch im limitierten Mediabook erhältlich: 


Quellen
Inhaltsangabe: Universum Film/Leonine

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