Dienstag, 6. August 2019

Don't Look Now - Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973)

https://www.imdb.com/title/tt0069995/

Die Geschwister Johnny (Nicholas Salter) und Christine (Sharon Williams) spielen auf einer Wiese, die nahe des Anwesens ihrer Eltern Laura (Julie Christie) und John Baxter (Donald Sutherland) liegt. Doch dieser glückliche Zustand hält nicht lange. John verlässt aufgrund einer Vorahnung plötzlich das Haus und rennt in panischer Angst zu einem kleinen See. Es geht um das Leben seiner Tochter, die er nicht mehr retten kann. Christine liegt im See, ertrunken. Schreiend, schluchzend, verzweifelt holt John das tote Mädchen aus dem See. Fortan muss die Familie lernen, mit ihrer Trauer umzugehen. Laura und John verschlägt es nach Venedig, wo sie die Schwestern Wendy (Clelia Matania) und Heather (Hilary Mason) treffen. Letztere behauptet, mit der toten Christine Kontakt aufnehmen zu können...

Der Klassiker "Wenn die Gondeln Trauer tragen" ist mehr ein ruhiger, aber durchaus ansprechender Mystery-Thriller, als ein Horrorfilm. Zumindest aus heutiger Sicher heraus. Dennoch kann das Werk punkten. Es ist vor allem diese Andersartigkeit zu den anderen Genre-Vertretern (damals gab es den Begriff "Mystery" zwar noch nicht, trotzdem passt dieser Film aber durchaus gut da hinein), der ruhige, je beinahe vorsichtige Handlungsaufbau, die vermeintlichen Banalitäten und das Fehlen von Blut und sonstigen Effekten, die den Streifen zu etwas Besonderem machen. Die Optik ist sicherlich nicht jedermanns Sache, die etwas angegrindelte Siebziger-Jahre-Optik passte jedoch gut zur venezianischen Kulisse, die den Glanz vergangener und die Tristesse heutiger Tage gut in den Befindlichkeiten des Ehepaares spiegelte. Auch dieses verlor das Familienglück mit dem tragischen Unfalltod der jüngsten Tochter und trauert wie die Stadt besseren Zeiten hinterher. Der Versuch einer Verbesserung gelingt da wie dort nur kurzfristig, das tragische Ende ist für das Ehepaar im Film zu sehen, für Venedig zumindest vorhersehbar.

Inszeniert wurde bedächtig und irgendwie auch unspektakulär, trotzdem hält der Streifen auch nach mehreren Sichtungen immer noch ganz gut bei Laune. Wer auf zähnefletschende Monster, Zombie-Action oder satanische Rituale wartet, der wartet vergebens. Dagegen stand eine sehr gute Atmosphäre und inmitten dem abblätternden Glanz Venedigs schleppten Donald Sutherland und Julie Christie ihre Filmehe durch die wohl bereits im Erscheinungsjahr eher fadenscheinigen Schauwerte. So auch die Sexszene: Selten sah man eine so unerotische und zugleich liebevollere Darstellung; und auch der Zwerg in dem roten Plastik-Regenmantel: selten zog eine kleine und auf den ersten Blick unscheinbare Gestalt mehr Aufmerksamkeit auf sich. Dieser "Gruselzwerg" ist überhaupt ein kinematografisches Unikum, von der Darstellerin hat man weder vor, noch nach diesem Film je etwas gehört. Dabei kam sie hier wirklich gut an, verbreitete Spannung ohne auch nur ein einziges Wort zu verlieren. Das geht sogar so weit, dass um diese Figur und ihre Darstellerin eine wahre Legendenbildung erfolgte, die ihren Weg sogar in die ernsthafte Presse fand.

"Wenn die Gondeln Trauer tragen" ist unterm Strich ein recht guter und atmosphärisch dichter Film. Trotzdem sicherlich nicht jedermanns Sache, eine Empfehlung kann man daher nur mit Vorbehalt aussprechen - auch ich muss dafür in der richtigen Stimmung sein. Dann jedoch entfaltet der Streifen seinen ganz speziellen Verve, der auch nach mehrfacher Sichtung noch Wirkung zeigt. Toll.

7,5/10

Von ARTHAUS/STUDIOCANAL erschien der Film in 4K im limitierten Steelbook:


Quellen:
Inhaltsangabe
: Studiocanal / ARTHAUS

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