Samstag, 6. Juli 2019

[KINO] Spider-Man: Far From Home (2019)

https://www.imdb.com/title/tt6320628/

Peter Parker (Tom Holland) a. k. a. Spider-Man geht zusammen mit seinen besten Freunden Ned (Jacob Batalon) und MJ (Zendaya), dem nervigen Flash (Tony Revolori) und dem Rest der Bande auf Klassenfahrt nach Europa. Peters Plan, den Superhelden für ein paar Wochen hinter sich zu lassen, wird jedoch schnell wieder verworfen, als der Trip von Nick Fury (Samuel L. Jackson) und seinen Agenten unterwandert und gekapert wird. Spider-Man soll ihnen dabei helfen, die mysteriösen Angriffe gefährlicher, aus Elementen bestehender Monster aufzuklären. Fury und seine rechte Hand Maria Hill (Cobie Smulders) haben für den Kampf bereits außerirdische Verstärkung im Gepäck: Mysterio (Jake Gyllenhaal), der seinem Namen alle Ehre macht, hat seine Heimat an die Kreaturen verloren und schwört Rache. Außerdem nimmt er den nach den Ereignissen aus "Avengers: Endgame" noch immer aufgewühlten und führungslosen Peter Parker unter seine Fittiche. Gemeinsam verfolgen sie die Angreifer quer durch Europa und landen dabei unter anderem in Venedig, Prag, London und Berlin...

Zweieinhalb Monate ist es jetzt her, dass mit "Avengers: Endgame" wohl das Kinoereignis des Jahres die Leinwand stürmte und zahlreiche Kassenrekorde aufstellte. Schließlich war der Film als großes Finale für das mehr als 20 Filme umfassende Marvel Cinematic Universe (MCU) konzipiert, mit jeder Menge Verweise auf die eigene Filmgeschichte. Der Plan ging auf, zumindest kommerziell. So manch einer wird sich jedoch gefragt haben: Und wie soll das nun weitergehen? "Spider-Man: Far From Home" kommt diese gleichwohl dankbare wie undankbare Aufgabe zu, die erste Geschichte nach diesem Mega-Event zu sein. Und dies steigert zwar die Chancen auf einen weiteren kommerziellen Erfolg, wirkt aber auch schnell wie ein Anhängsel, das irgendwie noch nachgeschoben wird, um Phase 3 noch schnell abzuschließen.


Die Drehbuchautoren Chris McKenna und Erik Sommers, die schon am Vorgänger "Spider-Man: Homecoming" beteiligt waren, sind sich dieser Sonderposition auch sehr bewusst. Immer wieder gibt es Verweise auf "Avengers: Endgame", vor allem auf Tony Stark natürlich, den früheren Mentor und Ersatzvater von Peter Parker. Dabei ist die Besessenheit mit dem Vergangenen nicht so ausgeprägt wie beim Gipfeltreffen oder wie der Einstieg vermuten lässt. Tatsächlich ist es sogar angenehm, wie wenig "Spider-Man: Far From Home" auf die vielen anderen Teile des MCU angewiesen ist. Es gibt die üblichen kleinen Verweise und natürlich Nick Fury, der wie schon in "Captain Marvel" dieses Jahr wieder eine größere Rolle hat. Das meiste funktioniert aber völlig losgelöst von dem etablierten Universum.

Der Reiz von "Spider-Man: Far From Home" liegt dann auch wie schon beim direkten Vorgänger darin, dass hier jemand ein Held sein muss, der eigentlich noch gar keiner sein kann. Peter Parker ist ein Teenager, der einerseits coole Dinge tun will und Gefallen an seiner Aufgabe hat, aber doch von vielen Selbstzweifeln geplagt wird. Vor allem ist er verliebt. Und wenn Jugendliche verliebt sind, muss das mit der Rettung der Welt ein bisschen warten. Oder auch nicht. Immer wieder kollidiert beides, muss die Erde vor gigantischen Gefahren beschützt werden, während gleichzeitig ein unsicherer Junge sehnsüchtig zu seinem Mädel hinüberschielt.


Dieser Kontrast wird wieder von jeder Menge Humor begleitet. Das ist nicht ungewöhnlich, One-Liner gehören fest zum Erfolgskonzept des gesamten MCUs. Aber nur wenige Teile schaffen es, dies mit einer solchen Natürlichkeit umzusetzen. Hier entsteht Humor aus der Situation, nicht weil es ein Drehbuchkonsortium so festgelegt hat. Gleichzeitig ist aber auch der emotionale Aspekt so stark wie in kaum einem anderen MARVEL-Film. Gerade weil Peter Parker nicht die Heldengestalt der Kollegen ist, sondern ein ganz normaler Junge, der rein zufällig Superkräfte hat, fällt es hier leicht, sich in ihn hineinzuversetzen. Spider-Man versteht sich nicht zu Unrecht als "freundliche Spinne aus der Nachbarschaft" und weckt auch dann das Gefühl, einer von uns "Normalos" zu sein, wenn er gerade durch schwindelerregende Höhen turnt, Saltos schlägt oder Glockentürme eigenhändig vor dem Zusammenbruch bewahrt.


Zum Ende hin ufert "Spider-Man: Far From Home" ein bisschen aus. Das bombastische Finale will so stark auftrumpfen, dass man gar nicht mehr weiß, was hier eigentlich geschieht. Das ist teils so gewollt, der Film will das Publikum dazu bringen, den eigenen Augen nicht mehr zu trauen. Dennoch ist es offensichtlich, dass das Spektakel der Selbstzweck ist, Regisseur Jon Watts zwar sehr ungewöhnliche Einblicke gewährt, ihm das jedoch etwas entgleitet. Sonderlich viel Sinn ergeben diese CGI-Feuerwerke ohnehin nicht, Spaß macht es aber trotzdem. Im direkten Vergleich war das erste Teil des Reboots noch einen ganze Menge stärker, ein vergleichbares Nervenduell wie mit Michael Keaton bleibt aber dieses Mal aus. Ohnehin hat der Gegenspieler keine vergleichbare Präsenz oder auch ein vergleichbares emotionales Fundament, die Motivation ist nicht annähernd so stark. Aber trotz dieser kleinen Schwächen gehört auch "Spider-Man: Far From Home" zu den besten Titel des Marvel-Universums, nicht zuletzt weil Tom Holland die an und für sich altbekannte Figur mit so viel Leben, Charme und ansteckender Freude erfüllt, dass man sich selbst wie auf einer Klassenfahrt fühlt.

8/10

Bei zavvi UK gab es den Film in 4K von WALT DISNEY Studios Home Entertainment in einer auf 2.000 Stück limitierten Collector's Edition mit Light-up-Feature, Sammel-Pins, Location Postcards und einem ebenso limitierten Steelbook.


Quellen
Inhaltsangabe: Sony Pictures / Marvel

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