Sonntag, 14. April 2019

[KINO FFFnights] Nightmare Cinema (2018)

https://www.imdb.com/title/tt7349910/

"You’ll be with me forever!" verspricht Mickey Rourke als teuflisch grinsender Filmvorführer seinen Gästen, denen er in einer ganz persönlichen Vorführung ihre wenig verheißungsvolle Zukunft auf der großen Leinwand präsentiert. Ein Horrorfilm in fünf Geschichten, inszeniert von fünf Großmeistern (Joe Dante, Mick Garris, Ryûhei Kitamura, David Slade und Alejandro Brugués) ihres Fachs: fünf Fremde gehen nach und nach in ein verlassenes Kino, stilvoll passend für die Rahmenhandlung dieser Episoden-Sammlung im historischen Rialto Kino in Pasadena, Kalifornien, wo ein Vorführer (Mickey Rourke) darüber entscheidet, was es zu sehen gibt. In den Filmen, die auf der Leinwand zu sehen sind, wird jeder der Zuschauer mit seinen ureigensten Ängsten und Geheimnissen konfrontiert...

Horror-Anthologien. Immer eine Mischung aus Hochs und Tiefs, extrem selten nur Hochs. Zuletzt kam "México Bárbaro", aber auch Vertreter wie "The ABCs Of Death" oder sogar "Katzenauge" kennen sicher viele interessierte Zuschauer. Solche Filme ermöglichen es den Machern, ihre Kunst etwas freier auszuüben. Ohne den großen Druck des Budgets oder die Herausforderung, mindestens 90 Minuten füllen zu müssen. Dadurch können sie ausprobieren was geht, etwas komischer, verrückter oder auch grausamer werden. Aber weil ein einzelner Filmemacher den Film nicht trägt, ist es noch schwieriger, den Ton und die Struktur genau zu bestimmen - etwas, das nur wenige Anthologien, selbst die guten, erreichen. Die neueste große Anthologie, "Nightmare Cinema" unterscheidet sich da leider auch nicht. Produzent Mick Garris vereint eine Runde von fünf Horrorfilm-Regisseuren für eine Handvoll stilvolle, starke Shorts, die nur knapp aufgrund einiger struktureller Probleme und eines Interstitiums, das nicht genug Sinn ergibt um die schwächeren Beiträge wirklich zu tragen, eine wirklich gute Wertung verfehlt.

Im berühmten Rialto-Kino in Pasadena, Kalifornien trifft eine junge Frau ein, offensichtlich wütend auf ihren Ex, sieht verwundert auf die Anzeigetafel, nimmt eine Karte, trott ein und nimmt im Kino Platz. "The Projectionist" (ein viel zu wenig genutzter Mickey Rourke), ist die Rahmenhandlung, die für jeden neuen Gast ein neues Albtraum-Szenario bereitstellt.

"Nightmare Cinema" beginnt mit einem seiner Höhepunkte, "The Thing In The Woods", ein herrlicher und teilweise ultrabrutaler Slasher mit SciFi-Überraschung von "Juan Of The Dead"-Regisseur Alejandro Brugués. Auf die Drehungen und Wendungen einzugehen würde den Spaß verderben, aber es genügt hier zu sagen, dass es als witziger Slasher beginnt, sich zu einem zeigefreudigem, brutalen Massaker steigert und in etwas viel lustigerem, lebendigerem und bei weitem interessanterem mündet. Es ist mit Abstand das stärkste Segment im Film und setzt leider einen Standard, dem die übrigen Shorts auf dieser Ebene nicht das Wasser reichen können.

Aber das soll nicht heißen, dass der Rest keine eigenen, verworrenen Köstlichkeiten hat. Als nächstes zeigt Horrorlegende Joe Dante eine klassische Huldigung an die "Twilight Zone", die im psychologischen Terror verwurzelt ist, und "Mirari" heißt. Eine schöne Frau mit einer bedeutenden, aber subtilen Gesichtsnarbe auf der Wange wird von ihrem Verlobten zu einer plastischen Operation überredet. Verwunderlich ist da nur, dass der junge Mann gar nicht aufhören kann, darüber zu reden, wie gut seine liebe Mutter nach ihrer Operation aussieht. Schon nach kurzer Zeit ist sie auf dem Stuhl des Arztes sediert und Dante liefert eine freche, chirurgisches Schreckensvision. Das vorhersehbare Ende enttäuscht ein wenig, aber Dante baut Spannung und Unbehagen auf. Er erfindet das Rad hier nicht neu, aber es ist ein Spaß, der aus den Seiten des klassischen Playbooks gerissen wurde.


Im nächsten Film wird es ein bisschen seltsamer,denn es folgt mit "Mashit" ein finsterer Dämonen-Horror von "The Midnight Meat Train"-Schaffer Ryûhei Kitamura. Das Segment entfesselt bald einen Wirbelwind aus Blut und Körperteilen, während eine satanische Kraft mit einem wilden Funken Humor durch eine katholische Kirche (und ihre Kinder) wirbelt. Die kühnen Elemente der Komödie passen nicht zu einigen von "Mashits" ernsthaften und düsteren Themen, aber im wilden Finale spielt Kitamuras kinetischer Angriff gut auf und sorgt für ein unterhaltsames, übertriebenes Ergebnis mit ein paar guten Pointen.

Als nächstes geht "Nightmare Cinema" mit David Slades ruhigem Schwarz-Weiß-Segment "This Way To Egress" weit nach unten. Ein surrealer Ausrutscher durch ein Kaninchenloch in die Hölle; in einen Albtraum des Wahnsinns. Elizabeth Reaser gibt die beste Performance des Films als Helen, eine Frau, die in einem halluzinatorischen Albtraum steckt, in dem die Welt um sie herum zu verrotten scheint. Verzweifelt sucht sie nach Antworten bei einem Psychologen, aber jeder neue Schritt auf dem Weg zur Wahrheit vertieft nur ihre Qual. Slade liefert einen grandiosen Beitrag ab, der eine einzigartige, aufregende Atmosphäre erzeugt, nach dem sich der Zuschauer eine Dusche und eine liebevolle Umarmung wünscht.

Das letzte Segment ist "Dead", einer emotionalen, eher zurückhaltenden Geistergeschichte von Mick Garris, die der Energie und Intensität der anderen Shorts nicht im Ansatz gerecht wird. Hier gibt es eine Grundidee, die zum Mitfiebern anregt, sich aber letztendlich irgendwie zu lang und zu kurz anfühlt, ohne den Humor oder das stilistische Flair der besten Momente des "Nightmare Cinema". Garris leitete auch den Wrap-Around, das etwas zu vage ist, um den Film so zusammenzuhalten, wie er sollte. Was ist das Kino? Wer ist der Projektionist? Warum diese Leute? Hm. Das Rialto mag ein Tor zur Hölle oder ein Geisterhaus des Schreckens sein, aber es ist schwer zu sagen, warum dann diese Geschichte drumherum sein musste. Es ist auch eine seltsame Entscheidung, den Ton des Films mit jedem neuen Segment zu verringern, eine unglückliche Entscheidung, die von einem hohen auf einen niedrigen Pegel bringt. Ein wenig Umstrukturierung würde dem Film einen großen Gefallen tun.

"Nightmare Cinema" ist jedoch letztlich immer noch eine überdurchschnittlich gute Anthologie mit einigen guten bis großartigen Materialien, die es sich lohnt zu sehen, insbesondere "The Thing In The Woods" und "This Way To Egress", die beide das zeug zu echten Klassikern haben.

6,5/10

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