Donnerstag, 4. April 2019

Fantastic Beasts: The Crimes Of Grindelwald - Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (2018)

https://www.imdb.com/title/tt4123430/

Gellert Grindelwald (Johnny Depp), für dessen Verhaftung Newt Scamander (Eddie Redmayne) gesorgt hat, ist die Flucht gelungen. Und nicht nur das: Der Schurke hat zwischenzeitlich eine noch größere Anhängerschaft aus Zauberern um sich geschart, um seinen düsteren Plan umzusetzen, der die Vorherrschaft der reinblütigen Magier über die Muggel vorsieht. Einzig Grindelwalds ehemaliger Liebhaber Albus Dumbledore (Jude Law) wäre in der Lage, ihn zu stoppen, kann aber nicht selbst gegen Grindelwald vorgehen. Darum benötigt er die Hilfe seines früheren Schülers Scamander, der so in sein nächstes Abenteuer stürzt – und dieses Mal verschlägt es ihn nach Europa, genauer gesagt nach Paris. Denn dort ist der mysteriöse Credence (Ezra Miller) untergetaucht, den Grindelwald für sich gewinnen will. Newts Freundin Tina (Katherine Waterston) ist in Paris bereits auf der Suche nach dem Obscurial und als auch ihre Schwester Queenie (Alison Sudol) dorthin reist, brechen schließlich Newt und sein Freund, der Muggel Jacob Kowalski (Dan Fogler), ebenfalls Richtung Frankreich auf...

Im zweiten Teil der "Phantastische Tierwesen"-Reihe rückt Schwerverbrecher Gellert Grindelwald (Johnny Depp) in den Vordergrund und degradiert Newt Scamander (Eddie Redmayne) und seine Begleiter zu weniger interessanten Nebenfiguren. "Phantastische Tiewesen: Grindelwalds Verbrechen" ist damit leider der typische zweite Teil einer geplanten mehrteiligen Filmreihe. Eine überlange Einleitung für ein großes Finale (das irgendwann später ansteht), die keinen richtigen Anfang und kein richtiges Ende hat. Es ist schon ziemlich zäh, was hier von David Yates und J.K. Rowling geboten wird. "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" ist zwar deutlich düsterer als sein Vorgänger, weiß seine vielen Handlungsstränge und Figuren jedoch nicht immer ins Gleichgewicht zu bringen und verliert sich stattdessen in der Erforschung von Stammbäumen. Die namensgebenden Tierwesen spielen eine untergeordnete Rolle, dürfen vielleicht mal einen Kampf entscheiden, müssen sich ansonsten aber der Story rund um Grindelwald unterordnen, was auch der Dynamik nicht gut tut.


Die interessanteste Frage nach Ende des ersten Teils dürfte gewesen sein, wie es J.K. Rowling gelingen wird, die höchst spannende Beziehung zwischen Grindelwald und Albus Dumbledore (Jude Law) in das Tierwesen-Universum rund um Newt und seine Freunde zu integrieren. Das Zwischenergebnis fällt dafür nach dem zweiten Teil eher dürftig aus, denn "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" gelingt es bis auf wenige Spitzen kaum, diese beiden Pole miteinander zu verbinden. Während Grindelwald und Dumbledore die Handlung vorantreiben, sind Newt und seine Freunde kaum mehr als Sidekicks - zuständig für visuelle Spielereien und seltsam unausgegorene Lovestories. So pocht Queenie (Alison Sudol), die sich am Ende des Vorgängers noch in der Annäherungsphase mit Jacob (Dan Fogler) befand, hier gleich zu Beginn auf eine Heirat. Unterdessen befindet sich Newt in einem holprig erzählten Liebesdreieck mit Tina (Katherine Waterstone) und Leta Lestrange (Zoë Kravitz). Zusätzlich wird auch noch der Frage nach der wahren Herkunft von Credence (Ezra Miller) nachgegangen, bei der jedoch bis zur finalen Auflösung unklar bleibt, warum sie für den Zuschauer überhaupt relevant sein sollte.


"Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ wirkt dadurch zu kaum einem Zeitpunkt in irgendeiner Form magisch. Im Gegenteil, wenn der blass-autistisch wirkende Held durch teure aber matschige Digital-Effekte schleicht, die Story nur hohl und unzusammenhängend wirkt, dann ist dieses Star-Power-Upgrade des Vorgängers ein Beispiel wie jegliche Phantasie verloren gehen kann.

Stärker als alle bisherigen Filme aus Rowlings magischer Welt fühlt sich "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" auch nach einem bloßen Bindeglied zwischen anderen Teilen an und kann dementsprechend nur begrenzt für sich allein stehen. Im Unterschied zu den "Harry Potter"-Filmen zeigt sich zudem, dass mit Erklärungen für bestimmte Vorgänge und Zaubereien gespart wird, der Zuschauer nicht mehr so stark bei der Hand genommen wird. Daher kann es mitunter schwer fallen, nachzuvollziehen, warum eine Figur plötzlich über diese oder jene Fähigkeit verfügt oder welcher Zauber denn nun gerade wieder am Werk ist. So hat Newt etwa in einer Szene zur rechten Zeit Vielsafttrank bei sich, verwandelt sich kurzerhand in seinen Bruder Theseus (Callum Turner) und nach wenigen Sekunden wieder zurück, ohne dass der Schwindel groß auffallen würde. Auch bleibt offen, welche Rolle nun Nagini (Claudia Kim) in diesem Film einnimmt oder weshalb die mit der Gabe des Gedankenlesens gesegnete Queenie auf Grindelwalds Verlockungen herein fällt.


Viel schlimmer ist allerdings die komplett konfus zusammengezimmerte Familiengeschichte um Credence, die eine unglaubwürdige Wendung nach der anderen nimmt und in einer ziemlich peinlichen finalen Wahrheit ohne Belang gipfelt. Die gut begonnene Geschichte aus dem Vorgänger wird nur sehr bescheiden weitergeführt, dazu passt auch, dass Newt Scamanders Rückkehr auf die Bühne wenig einfallsreich und ziemlich künstlich daherkommt. Weshalb Dumbledore - bei dem sich nebenbei die Frage stellt, wie aus dem eleganten und adrett gekleideten Mann später dieser exzentrisch angezogene, langbärtige Kauz werden konnte - ausgerechnet Newt auf die Jagd nach Grindelwald schickt, kann nicht zufriedenstellend erklärt werden. Der durchaus aktuell-politisch interpretierbare Plot über den aufkommenden Reinblut-Faschismus, der jede Form von Nicht-magischen Wesen ausrotten will, wird mit einem nahezu hilflos-polterigen Drehbuch erzählt. Ständig ist der Film damit beschäftigt irgendwelche Schlüsselfiguren vorstellen, die dann den Grundstein für weitere Teile legen sollen.

Gerettet werden viele Passagen nur von Dan Fogler, der als Muggel Jacob wieder einige Highlights für sich beanspruchen darf. Immerhin bietet "Grindelwalds Verbrechen" auch wieder zahlreiche kreative Ideen, einige starke visuelle Effekte und gewinnt mit Dumbledore und Grindelwald zwei komplexe Hauptfiguren hinzu, die von Jude Law und Johnny Depp ausgezeichnet verkörpert werden. Besonders im letzten Drittel nimmt dieser zweite Teil dann auch noch einmal Fahrt auf und führt die zuvor recht wirren Handlungsstränge einigermaßen zufriedenstellend zusammen. Aber der Showdown, der sich letztendlich nur als großer Cliffhanger entpuppt, hinterlässt wenig Eindruck. Gelingt es Rowling in den kommenden Teilen der Beziehung zwischen Grindelwald und Dumbledore weiter Tiefe zu verleihen und noch konsequenter Seitenhiebe auf die aktuelle Weltpolitik einzustreuen, darf auf einen Anstieg der Formkurve in diesem Franchise gehofft werden. Einstweilen markiert "Grindelwalds Verbrechen" aber einen vorläufigen Tiefpunkt und die nächste Fortsetzung, für den dieser Film letztendlich geopfert wurde, muss dem Rechnung tragen.

6,5/10

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Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.

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