Sonntag, 17. Februar 2019

Elizabeth Harvest (2018)

https://www.imdb.com/title/tt6852872/

Die frisch vermählte Elizabeth (Abbey Lee) bestaunt das prachtvolle Anwesen ihres Ehemannes Henry (Ciarán Hinds), der ein brillanter Wissenschaftler ist. Mit allerlei Speisen und romantischen Ideen verzückt er sie – und auch die Hausangestellten Claire (Carla Gugino) und Oliver (Matthew Beard) begegnen ihr mit größtem Respekt. Doch von Anfang an hat Elizabeth das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Henry verwischt solche Zweifel jedoch stets. All der Reichtum gehöre nun auch ihr, sie dürfe alles benutzen und tun, was sie wolle – mit einer einzigen Ausnahme: Es gibt einen Raum, dessen Zutritt Elizabeth unter allen Umständen verboten ist. Aber genau damit ist natürlich Elizabeths Neugierde geweckt. Als Henry geschäftlich verreist, nutzt sie ihre Chance und betritt den verbotenen Raum. Was sie mal besser nicht getan hätte...

"Elizabeth Harvest" ist etwas schwer einzuordnen. Er ist ein absolutes Chaos. Was allerdings nicht auf eine beachtenswerte Vielschichtigkeit, kühnen Story-Haken und einem Hang zur erdrückender Symbolhaftigkeit zurückzuführen ist. Das Gegenteil ist der Fall. Und auch wieder nicht. Denn so flach oder überraschungsarm ist der neueste Streich von Sebastian Gutierrez gar nicht. Aus einer modernen Nacherzählung vom Blaubart-Märchen ein gotisches Science-Fiction-Melodrama zu machen, ist im Prinzip interessant. Das Resultat wirkt allerdings dennoch wie eine Seifenoper in Komplementärfarben.

In steril verschwenderischer Umgebungen schauen wir einen Instagram-Porno über missbräuchliche Beziehungen, Identität und Hybris an. Schafft Autor und Regisseur Gutierrez im ersten Akt es noch den Zuschauer im gleichen Zustand der Verwirrung wie die Protagonistin zu versetzten, verschwurbelt er im weiteren Verlauf sein ganzes Potential durch unnötige Plot-Wendungen und verwirrender Chronologie. Kopfzerbrechen bereitet einem dagegen die Frage, ob hier ein wahrhaft schockierender Blick auf die Ausgeburt eines kranken Geistes ist, der wissenschaftlich brilliert und doch auch blutrünstig, bar aller Moral, wüten kann. Oder aber, ob "Elizabeth Harvest" trotz aller Anstrengungen doch nur der kleine Bruder und Nachzügler von "Ex Machina" bleiben wird.

Da es letztlich auch nicht primär darum geht, ein großes Mysterium zu erforschen. Sondern den ganzen Horror, der erst dazu geführt hat. So gesehen ist "Elizabeth Harvest" ein halbwegs brauchbarer Genre-Hybrid geworden. Bei dem am Ende aber vielleicht weniger die gute Formführung, eine der besseren Split-Screen-Verfolgungsjagden und leider auch die allesamt guten schauspielerischen Leistungen, in Erinnerung bleiben. Es ist vielleicht wirklich mehr die Darstellung oder das Beleuchten von Handlungen, die wirklich nur von jemanden begangen werden können, der auf Vernunft und Gesetzte pfeift. Auch wenn Gutierrez einige sehr schöne Wege gefunden hat, die uns zu dieser Ansicht führen. Irgendwie wird nicht klar, worauf der Film hinaus will. Will er eine feministische Befreiung sein, weiblichen Mythen dekonstruieren, oder doch nur im Argento-Modus halbnackte Frauen durch eine hermetisch verschlossene High-Tech-Villa jagen. Als intellektuelles Rätsel ist der Genre-Film zu leer, die (philosophische) Tiefe von "Ex Machina" hat er nie. Aber hübsch sieht er aus.

6/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:

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