Freitag, 21. Dezember 2018

[KINO] Aquaman (2018)

https://www.imdb.com/title/tt1477834/

Aquaman (Jason Momoa), der mit bürgerlichem Namen Arthur Curry heißt, ist als Sohn seines menschlichen Vaters Tom Curry (Temuera Morrison) und seiner atlantischen Mutter Atlanna (Nicole Kidman) berechtigt, den Thron von Atlantis zu besteigen. Doch aktuell regiert sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) das Unterwasserkönigreich und dieser möchte auch die anderen sechs Königreiche der Meere um sich scharen, um gemeinsam einen Krieg gegen die Menschen an der Erdoberfläche zu führen, die seit vielen Jahren die Ozeane verschmutzen. Gemeinsam mit Mera (Amber Heard) macht sich Aquaman auf die Suche nach dem Dreizack des ersten Königs von Atlantis, der seinen Anspruch auf den Thron untermauern würde. Doch das kann Orm nicht zulassen und so hetzt er den beiden den Piraten David Kane alias Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) auf den Hals, der mit Aquaman noch eine Rechnung zu begleichen hat...

"Aquaman" - der Hawkeye des DC-Universums, zumindest wird er mit diesem oft scherzhaft so verglichen. Ein gehasster und geliebter Superheld. Gleichermaßen. Und irgendwie eine Randerscheinung - so gemein das auch klingen mag. Und nun sein erster Solo-Film. Nachdem im letzten Jahr die "Justice League" den Aquaman recht schnell, überhastet und kaum logisch als Teil der Gerechtigkeitsliga einführte, war es ja nur eine Frage der Zeit, bis die Origin-Story nachgeschoben wurde. Doch genau hier liegt wieder einmal der Hase im Pfeffer. Origin-Stories sollte niemals nachgeschoben werden. Und das hat auch einen Grund: die meisten Zuschauer gehen nämlich mit einer gewissen Erwartungshaltung und einem Vorwissen aus dem Mash-up in diesen Streifen. Damit verbaut man sich Möglichkeiten der Entfaltung, weil irgendwo alles schon vordefiniert sein muss. Natürlich ist irgendwo klar, dass der Held (nahezu) immer als Sieger hervorgeht, hier ist der Weg das Ziel. Trotzdem ist die Vorgehensweise von DC/Warner nicht gerade sehr geschickt - um das mal vorsichtig auszudrücken.

Mit James Wan fand man immerhin einen erfahrenen Regisseur, der zwar ursprünglich aus dem Segment Horror-/Gruselfilm kommt, aber mit "Fast & Furious 7" bewiese, dass er auch Action kann.Und wie. Man stelle sich vor, jemand würde die größten Action-Sequenzen der letzten Jahrzehnte Hollywoods zusammenschneiden, was zu einem Brei aus "Tron: Legacy", "Avatar", "Clash Of The Titans", "Superman", "Jurassic Park" und "Gladiator" führte. Man stelle sich einen Film vor, in dem ein Oktopus ein Schlagzeugsolo bekommt und dies eben nicht zu den verrücktesten Momenten zählt. Willkommen bei "Aquaman", wo man anfangs schon keine Ahnung hat, was hier los ist, aber auch aus unerfindlichen Gründen nicht wegschauen kann. Und eigentlich ist "Aquaman" auch keine Origin-Story, sondern knüpft an "Justice League" an, um, gespickt mit vielen kleinen Rückblenden, zu erzählen, wie aus Arthur Curry der König von Atlantis wird.

Der Held ist der titelgebende Aquaman , bzw. sein Alter Ego Arthur Curry, ein reines Porträt eines Superhelden, der anfänglich noch mit seinem Vater in einer Bar herumhängt, über und über tätowiert, immer einen locker-flockigen Spruch auf den Lippen und irgendwie auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. Zumindest sorgen seine Aussagen im Film teilweise für ungläubiges Kopfschütteln. Doch Schwamm drüber, denn das Mitglied der "Justice League" (was im Film glücklicherweise kaum erwähnt wird) muss ja erst einmal über sich hinauswachsen, die Welt retten und über wie unter Wasser kräftig aufräumen, damit Frieden herrscht. Jason Momoas Version des Arthur Curry wirkt, als wäre er gerade aufgestanden, zum Strand gefahren, auf dem Surfbrett über ein paar Wellen geritten und dann direkt zum Set gefahren - und komischerweise passt das wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Dabei ist Momoa kein wirklich guter Schauspieler. Er wirkt durch Präsenz, Physis und Aussehen. Dass er - ohne Frage - ein sympathischer Typ ist, spiegelt sich zwar in seinem Charakter wieder, und das hilft auch dem Film ungemein weiter. Trotzdem holpert er wieder etwas. Und das liegt auch am Aufbau. Denn gerade wenn der Film Hunger auf mehr macht, gibt es einen harten Cut und man befindet sich in einem ermüdenden und schier endlosen politischen Entscheidungsfindungsprozess in Atlantis.


Und auch one Gegenspieler geht es nicht. Und "Aquaman" hat gleich zwei davon. Patrick Wilsons' König Orm, Arthurs Halbbruder, schwebt mit seinem an einen Plesiosaurus erinnernden Kreatur (warum auch nicht?) durch die Tiefsee und will einen Krieg mit der Menschheit entfesseln. Er führt also einen U-Boot-Angriff auf Atlantis unter falscher Flagge durch - just in dem Moment, an dem sich die anderen Herrscher der Unterwasservölker gerade einig waren, dass ein krieg gegen die Menschen Unsinn wäre. Gutes Timing. Allein dies könnte einen anderen Helden auf eine filmlange Suche führen, um die Unschuld der Menschheit zu beweisen, aber hier wird es kaum noch erwähnt. Es ist einfach wie es ist und Arthur Curry muss diesem Möchtegern-König das Handwerk legen - und dann schwimmen ja noch größere, *hüstel*, Fische im Teich.

Also befinden wir uns auf zwei parallelen, aber gleichermaßen knackigen Quests. Orm muss sein Königreich Atlantis mit den Armeen aus Dolph Lundgrens Seepferdchen, Djimon Hounsous Meermännern und Brian Blessed's Krabbenviechern zu vereinen. In der Zwischenzeit muss Arthur in feinster "Tomb Raider"-Manier dem mystischen Geheimnis hinterher jagen, um den verborgenen Dreizack von Atlantis zu finden, um sich damit den Thron als rechtmäßiger Erbe zu verdienen und den Krieg zu beenden. Seine vorwiegend menschliche Erziehung bedeutet auch, dass er nach dem Verschwinden seiner Mutter Atlanna (Nicole Kidman) erst einmal wieder mit dem Wasser und seiner wahren Natur auseinandersetzen muss. Um diesen Quests noch ein wenig Orientierung, Witz und Sinn zu verleihen, verlässt sich Arthur ausschließlich auf seinen Sidekick Mera, gespielt von Amber Heard, die wie der Cosplayer der kleinen Meerjungfrau Arielle aussieht und seinen Dreh- und Angelpunkt darstellt.


Die Handlung ist damit und ehrlich gesagt ein reines Chaos, dazu übertrieben kompliziert und trotzdem vorhersehbar. Was den Film passiv unterhaltsam macht, ist, dass Regisseur James Wan erstaunlich viel Action und unglaublich geile Szenen auf die Leinwand wirft und vieles davon bleibt als "Wow, cool!" tatsächlich im Gedächtnis haften. Es ist diese Art an Unterhaltung, die hervortritt, wenn man etwas so unverschämt Übertriebenes sieht, wie ein Milchlastwagen, der unter Wasser explodiert. Gerade wenn man glaubt, man hätte alles gesehen, setzt Wan noch einen drauf und etwas noch bizzareres passiert. Allein der Angriff der Trench ist so fetzig und voller wuchtiger Bildgewalt, dass man glaubt es geht nicht mehr, nur um dann zu sehen, wie ein riesiges Monster, dass aus einem der "Godzilla"-Film entsprungen sein könnte, in der finalen Schlacht unter allen Parteien aufräumt oder eine Schlacht auf dem Meeresboden, die mehr an "Star Wars" erinnert, als an irgendetwas anderes. Fernab davon haben es die Amerikaner mit Geografie offenbar nicht so, denn an welchen Orten einzelne Szenen stattfinden (und vor allem innerhalb welchen Zeitraums), kann einfach nicht stimmen. Aber auch hier: Schwamm drüber.


Denn das ist alles so quietschbunt und atemlos, dass es erstaunlicherweise von vorn bis hinten Spaß macht. Trotz völliger Überlagerung der Szenerie, des Chaos und dem CGI-Overkill, schafft Wan es, den Zuschauer über die zweieinhalb Stunden Laufzeit bestens zu unterhalten. Der Soundtrack von Harry Gregson-Williams ist ungewohnt elektrolastig (auch für einen Superheldenfilm) und erinnert über kleine Strecken immer mal wieder an die Klänge von Daft Punk aus "Tron: Legacy". Dafür ist das von Pitbull gecoverte "Africa" (Original von Toto) wohl nur im Film, um diese grausame Verstümmelung von Liedgut zu promoten. Es passt sogar irgendwie rein, will aber nicht fetzen.

Natürlich nimmt Momoa jeden Zentimeter Raum ein, den ihm der Film gibt, und legt nochmal eine ganze Schippe auf seinen sowieso schon schelmischen Charme. Es ist wie es ist: Wan ist ein ausreichend begabter Action-Regisseur, der nicht nur mit der Erwartungshaltung der Zuschauer spielt, sondern auch weiß, wie man diesen regelmäßig überraschen kann. Letztlich ist zwar alles zu viel und wer nach diesem Film eine Ruhepause mit Ambientmusik in einem dunklen Zimmer braucht, dem sei gesagt: er ist nicht allein, aber "Aquaman" ist nach "Wonder Woman" endlich mal wieder eine fetzige Comic-Verfilmung. Und die Post-Credit-Sequenz legt den Grundstein für eine weitere Verfilmung mit dem Aquaman. Und warum auch nicht? Wenn es läuft...

8/10

Von WARNER BROS. Home Entertainment kommt der Film auch als "Limited 2-Disc-Edition" mit Ultra HD Blu-ray und Blu-ray im Steelbook.


Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

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